Beiträge von Salome

    Zitat

    Original von SueTown


    Ein bisschen ärgert es mich im Nachhinein, dass der Autor in manchen Sachverhalten nicht näher auf seine Motive eingegangen ist. Vielleicht auch, weil er sie sich selbst nie erklären konnte. Aber auch das hätte gereicht. Jetzt grübele ich immernoch darüber nach...


    Siehst Du, eben deshalb habe ich dem Buch auch nur 4 von 5 Sternchen verpasst. Es gibt einige Dinge, die (zu) offen im Raum stehen bleiben. Gerade die Passagen in denen seine Brutalität beschreiben wird hätten ein wenig mehr Erklärung und/oder tiefere Einblicke vertragen.
    Aber nichtdestotrotz hat das Buch schon einen umfassendes Bild über einen Menschen vermittelt, dessen Schicksal für uns unvorstellbar ist.

    Ich habe auch gerade dieses Buch zu Ende gelesen und hier meine Meinung:


    Astrid Lindgren, die wohl bekannteste Kinderbuchautorin der Welt erzählt über ihre eigene Kindheit. "Das entschwundene Land", das einzige Buch das die schwedische Autorin je für Erwachsene geschrieben hat, ist ein Zeitzeugnis über Schweden zur Jahrhundertwende und eine sehr persönliche Bilanz ihrer Kindheit.Astrid Lindgren muss, ihren Schilderungen zufolge, eine wirklich einzigartig wundervolle Kindheit gehabt haben und die sei ihr auch vergönnt. Allerdings wie das eben mit den Kindheitserinnerungen eben oft so ist, sind auch die ihren sehr stark verklärt und idealisiert. Diese Einseitigkeit einer perfekten Kindheit hat mich ein wenig gestört. Mir fehlte ein wenig die andere Seite der Medaille.
    Das Buch hätte eindeutig weitere, tiefer gehende Schilderungen benötigt um wirklich interessant zu sein. Erstaunlich war es natürlich zu lesen, wie die Ideen für ihre Bücher entstanden. Doch sind es leider nur Fragmente von Erinnerungen, Lebensweisheiten und gute Ratschläge zur Kindererziehung (wobei diese mir sehr gut gefallen haben, da ihr Aufruf an die Eltern mit den Kindern mehr zu lesen mir auch sehr am Herzen liegt), aber kein Roman der mich in das Innenleben der, von mir sehr verehrten, Autorin geführt hätte. Das hat mich doch enttäuscht.

    Man nehme eine Prise Krimi, ein wenig Krieg, vermengt mit gnadenloser
    Gesellschaftskritik, ein Quäntchen Fiktion, einige skurrile, verschrobene, aber liebenswerte Charaktere und eine Portion feinsinnigen, subtilen Humor; und lasse all diese Zutaten von einem sehr begabten, belgischen Nachwuchsautoren zu einer ausgeklügelten, komischen, aufwühlenden Satire zubereiten.
    Et voilà: Man erhält Thomas Gunzigs Roman "Tod eines Zweisprachigen"


    In einem Krankenhaus erwacht ein schwer verletzter, gelähnter und stummer Mann, ein Söldner, der sein Gedächtnis verloren hat.
    Nach und nach beginnt er sich an sein Leben zu erinnern.


    Im Jahre 1978 herrscht in einem europäischen, nicht näher benanntem Land Krieg. Man erfährt nur, es ist ein Krieg gegen Terroristen. Der arbeitslose und perspektivlose Mann, der auch vor Gefälligkeitsmorden nicht zurückschreckt, um seinen leeren Bauch zu füllen, beginnt ein fatales Verhältnis mit Minitrip, der Frau des skrupellosen, zwielichtigen Friedens-Liebesschnulzen-Sängers Jim-Jim Slater. Nicht zufällig ähnelt Jim-Jim Slater allerdings eher einem Mafiaboss, als einem Sänger.
    Das Verhängnis des Erzähler beginnt mit einem bösen Streit zwischen ihm und seiner Geliebten, bei der er in Rage ihr die Zähne einschlägt. Diese kehrt postwendend und reumütig zu dem Sänger zurück. Es dauert naturgemäß nicht lange bis der Erzähler von Jim-Jim Slaters Männern in dessen Wohnung gebracht wird. Der Sänger bietet ihm an, ihn am Leben zu lassen, wenn er einen Auftragsmord für ihn ausführt. Er soll die ungeliebte Konkurrentin Friedenstäubchen Caroline Lemonseed umbringen, denn diese verdrängt den immer erfolgloseren Sänger vom Markt. Aus Mangel an Alternativen nimmt der Erzähler an. Er wird in die Elitetruppe eingeschleust, die sich während einer Fronttournee der Lemonseed um deren Sicherheit kümmern soll.


    Der Krieg in Thomas Gunzigs Roman ist ein reines Medienspektakel geworden, er wird live im Fernsehen übertragen. Teilweise sind mehr Kameraleute und Techniker am Werke, als Soldaten im Einsatz. Auf den Uniformen prangt ein Logo des Sponsors "Kellogs" und "Snikers", die Soldaten werden kameragerecht geschminkt und die Einsätze teils in Szene gesetzte Gaukeleien, teils von den Medien einschaltquotenträchtig uminterpretiert und ausgeschlachtet.


    Gunzigs Roman überrascht, ja er überwältigt förmlich. Teils ist die Geschichte schon sehr schockierend und dennoch, oder gerade deshalb, eine grandiose Satire und für mich ein weiteres Highlight in diesem Jahr! Toll!

    Schön, dass Euch das Buch auch so gut gefallen hat ! :-)


    Ich kann Eurer Begeisterung nur zustimmen:
    Viola Alvarez hat mit "Das Herz des Königs" einen großartigen historischen Roman verfasst, der mich wirklich fasziniert und unterhalten hat und letztlich auch zu dicken Krokodilstränen gerührt hat.
    Das Buch ist rundum gelungen, stimmig und die Charaktere sehr gefühlvoll gezeichnet, psychologisch durchdacht und glaubwürdig.
    Von ersten bis zum letzten Wort spannend und fesselnd. Ein Buch das den Leser förmlich absorbiert. König Marke schildert die andere Seite von "Tristan und Isolde" so eindringlich und man gewinnt ihn so lieb, dass beim Ende der Lektüre plötzlich eine schreckliche Leere entsteht.
    Ich kann nur begeistert von diesem Buch berichten, dass es einer der besten historischen Romane für mich ist.
    Lesen!!!!

    Lili und ihr über alles geliebter Bruder Loïc leben bei ihren Eltern, in der Normalität einer bürgerlichen Kleinstadt bei Paris. Lili macht ihr Fachabitur für Buchhaltung, alles scheint seinen Gang zu gehen.
    Eines Tages jedoch, als sie nach den Ferien bei der Großmutter zurückkehrt, ist Loïc verschwunden, abgehauen nach einem banalen Streit mit den Eltern, wie es scheint.
    Lili und auch ihre Eltern sind am Boden zerstört, fassungslos trauern sie gemeinsam.
    Die Trauer der Schwester jedoch will nicht abebben, scheint gar mit der Zeit lebensbedrohlich zu werden, denn Lili verweigert die Nahrung und magert immer mehr ab. Die Eltern sind voller Sorge um ihre Tochter.
    Erst als Lili Post von Loïc erhält, in der er ihr mitteilt, dass er durch ganz Frankreich reist, um sich selbst zu finden, und dass sie sich keine Sorgen um ihn machen soll, vermag sie ein einigermaßen normales, obschon orientierungsloses, trauriges Leben zu führen. Sie zieht nach Paris und jobbt fortan in einem Supermarkt, lebt von Tag zu Tag in ihrer täglichen, leeren Routine.
    Stets fühlt sie die Abwesenheit ihres Bruders, den sie als Teil von sich betrachtet. Innerlich ist sie dadurch wie zerrissen.
    Ihre Freundschaften sind oberflächlich und unter den Studenten, die sich mit ihrem Wissen und ihrer glänzenden Zukunft brüsten verliert Lili immer mehr von ihrem Selbstwertgefühl; die Männer die sie kennenlernt nutzen sie aus.


    An ihren freien Tagen kehrt Lili oft zu ihren Eltern zurück, wo meist bereits ein weiterer Brief von Loïc auf sie wartet.
    Doch diesmal, als sie ihren Urlaub bei ihren Eltern verbringt, beschließt sie ihren Bruder zu suchen. Die letzen Karten hatten einen Stempel aus Portbail, dort reist sie nun mit ihrem Mietwagen hin. Ab diesem Punkt nimmt Lilis Leben eine ungeahnte Wendung.


    Olivier Adams erster und in Frankreich überaus erfolgreicher Roman brilliert mit seiner berührenden, lebendigen Sprache ebenso, wie mit seiner melancholischen Tiefe und seinen bezaubernden Szenerien.
    Ein Werk in dem sich große Gefühle im kleinen Alltag der Protagonisten offenbaren. Adam zeichnet seine Figuren mit viel Fingerspitzengefühl und sehr authentisch, Lilis Schicksal fesselt bis zum letzten Wort. Man schwebt zwischen Bezauberung, Hoffnung und
    grausamer Menschlichkeit in dieser von Adam erschaffenen Romanwelt.
    Ein einzigartiges unvergessliches Werk!


    Am 22. März startet auch die Verfilmung von "Keine Sorge mir geht`s gut" im Kino. In der Hauptrolle Melanie Laurent, die für ihre schauspielerische Leistung bereits mit dem Prix Romy Schneider ausgezeichnet wurde. Man darf gespannt sein...

    Originaltitel: In the Country of Men
    Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
    Gebundenes Buch, 256 Seiten
    ISBN: 978-3-630-87244-5

    Wie muss ein gutes Buch geschrieben sein, um dem Leser eine erschütternde Thematik nahe bringen zu können ?
    Als erstes sollte es sicher authentisch sein, zudem unsentimental, einprägsam und in einer einfachen, doch kunstvollen Sprache verfasst. Es sollte den Leser berühren, letztlich sollte er das Gefühl haben bereichert worden zu sein.
    Wenn man mit vorgenannten Ansprüchen konform geht, mag man sich getrost der Lektüre von Hisham Matars " Im Land der Männer" widmen, ohne enttäuscht zu werden.


    Hisham Matars Romandebüt führt uns in das Libyen der späten Siebziger Jahre, in die Welt des neunjährigen Jungen Suleiman.
    Libyen ist zu dieser Zeit ein Land, in dem seit dem Sturz des Monarchen Idris die Revolution des Muammar al-Gaddafi bereits seit 10 Jahren mit Gewalt und Schrecken das Leben bestimmt.
    In diesem "Land der Männer" ist kein Platz für die großen Wünsche und Träume von Frauen und Kindern, doch Hisham Matar erzählt uns genau von diesen.
    Suleiman und seine Mutter Najwa sind einander sehr verbunden, dennoch ist ihre Beziehung schwierig. Der von Suleiman bewunderte, aber auch sehr gefühlskalte Vater ist die meiste Zeit auf Geschäftsreisen. Mutter und Sohn sind meist auf sich gestellt. In diesen einsamen Tagen ist Najwa oft "krank", denn trotz strengem Alkoholverbot trinkt sie. Dann erzählt sie dem Jungen ihre Geschichte. Wie sie, als Mädchen von vierzehn Jahren, einen älteren Mann auf Beschluss des "Hohen Rates" der Familie heiraten musste, ein schwarzer Tag in ihrem Leben. Kurz nach der Hochzeit wird sie schwanger und Suleiman wird geboren. Mit seiner Geburt sterben ihre Hoffnungen und Träume.
    Suleiman träumt davon seine Mutter zu retten. Er möchte, dass es ihr gut geht und obwohl es kaum in seiner Macht liegt, beschützt und hilft er seiner Mutter wo er nur kann. Es wird allerdings im Lauf der Geschichte immer schwieriger für ihn sie zu erreichen.


    Eines Tages sieht Suleiman seinen Vater, der sich auf einer vermeintlichen Auslandsreise befindet, auf dem Märtyrerplatz in Tripolis. Das Kind kann dies noch nicht verstehen, doch sein Vater ist ein Aktivist der Widerstandsbewegung. Bald beginnt man auf ihn aufmerksam zu werden, und schließlich wird sogar ein Nachbar und Freund der Familie als Verräter verhaftet und verschwindet.
    In panischer Angst um ihrer aller Leben verbrennt Najwa die verräterischen Bücher ihres Mannes. Suleimans Welt gerät immer mehr aus den Fugen, er hat keinen Halt mehr, ist verwirrt und verängstigt. Denunziation und Gefahr beherrschen sein junges Leben.
    Wohin wird sein Weg ihn führen?


    Das Leben des jungen Suleiman hat Hisham Matar in diesem Buch konsequent aus dessen kindlicher Perspektive geschrieben. Die Authentizität und Intensität hierbei ist nicht verwunderlich. Betrachtet man Hisham Matars eigene Kindheit entdeckt man viele Parallelen zu seinem Protagonisten. Auch Matar wuchs im Tripolis der Siebziger Jahre auf, sein Vater verschwand in libyscher Haft und sein Schicksal ist bis heute ungeklärt. Er emigrierte nach Kairo und lebt heute in London.
    "Im Land der Männer" ist auch sein eigener Rückblick, eine Liebeserklärung an seine Heimat und auch eine Abrechnung mit der bis heute andauernden Gewaltherrschaft Gaddafis. Authentischer kann man einen Roman kaum schreiben, man ist hautnah dabei, lebt und fühlt mit dem jungen Protagonisten, spürt die brennende Sonne in Tripolis.
    Suleimans Gedanken und Gefühle, voller Unschuld, kindlicher Naivität und Fragilität, beschreibt er ohne Pathos, aber sehr anrührend.
    Die Geschehnisse verfolgt man gespannt, geschockt und ergriffen. Die schmuckvolle Einfachheit seiner Sprache überzeugt und bewegt.
    Besonders wichtig ist, wie ich finde, dass Matar Interesse für die Thematik der lybischen Politik weckt, die ja bis heute in ihren Grundzügen unverändert besteht, auch wenn sie sich wirtschaftlich dem Westen öffnet.
    Ein bewegender Roman über eine Kindheit unter einem Gewaltregime, ein tolles Debüt, das noch Großes von Hisham Matar erhoffen lässt.

    @ Leonardo : Schön, dass Du dieses tolle Buch vorgestellt hast! :knuddel1
    Noch kurz zu meiner Meinung:


    "Die kleine Kartäuserin" ist ein sehr vielschichtiges Buch.
    Zum einen eine Liebeserklärung an die Literatur, die gleichzeitig auch eine Warnung vor dem Missbrauch derselben, zur Realitätsflucht, ist.
    Zum anderen ein teils skuriller Roman, der seine Protagonisten, in ihrem tiefsten Inneren und in vielen ungewöhnlichen Perspektiven darstellt.
    Es ist ein trauriges Buch, die Schicksale der Figuren sind alle in sich tragisch. Das führt sie auch irgendwie zusammen.
    Da ist zum einen der Buchhändler Vollard, der massige, rothaarige Hüne, mit seiner schrecklichen Kindheit, der sein Leben lang vor sich selbst nur noch in die Welt der Bücher flüchten kann und sich in diesem Zustand eingerichtet hat. Durch den Unfall mit der "kleinen Kartäuserin" wird im seine Lage jedoch bewusst. Seine innerer Schmerz und seine unterdrückten Gefühle kommen in ihm hoch. Er versucht davor zu fliehen, doch er hat diesen Weg beschritten und es gibt kein zurück mehr. Immer wieder zieht es ihn zu der kleinen Eva und somit zu seiner Auseinandersetzung mit sich selbst hin.
    Dann ist da das kleine verlorene Mädchen Eva und seine psychisch kranke Mutter, die ebenfalls ständig auf der Flucht vor sich ist. Diese Flucht äußert sich bei ihr jedoch räumlich, sie kann nicht lange an einem Ort sein, nur in der Bewegung,wird sie "unsichtbar" und kann sich verlieren. Eva ist ihr Anker in einem geregelten Leben, doch sie schafft es mehr schlecht als recht ihrer Rolle als Mutter gerecht zu werden, all das ist unwirklich für sie. Nach Evas Unfall spitzt sich die Lage zu.


    Péju lässt viel von seinem eigenen Leben in diese Geschichte fließen, er selbst stammt ja aus einer Buchhändlerfamilie und dieses "Insiderwissen" kann man auch in jeder Zeile spüren.
    Auch die Studentenunruhen, die im Buch der Erzähler erlebt, hat er selbst erfahren und eingearbeitet.
    Sein Stil ist ausgefeilt und zudem doch sehr emotional.
    "Die kleine Kartäuserin" ist insgesamt ein sehr gelungenes Werk. :anbet

    "Kann man Bosheit kurieren?"
    Das ist die zentrale Frage dieses monumentalen Werks von Rafael Yglesias "Dr. Nerudas Therapie gegen das Böse". Es ist sein achter Roman.


    Formal gliedert sich das Buch, das im Stil einer in "Laiensprache" verfassten psychologischen Studie gehalten ist, in drei Teile.
    Dr. Neruda ist der Überzeugung, dass es für das Verständnis der folgenden Sachverhalte wichtig ist auch die Psyche des Therapeuten eingehend zu kennen.
    Der erste Teil befasst sich daher eingehend mit der Seelengeschichte des Therapeuten Rafael Neruda.
    Er entstammt einer riesigen halb jüdischen, halb spanischstämmigen Familie, einer explosiven Mischung. Er selbst sieht sich als "Freak". Auf beiden Seiten der Familie bekommt er zu spüren, dass er als "Halbblut" kein vollwertiges Mitglied der Familie ist.
    Schon sehr früh wird der hochintelligente Junge für die Abgründe der menschlichen Seele sensibilisiert. Viele schreckliche Dinge hat der Junge Rafe in seinem Leben zu erleiden, innerlich wird er traumatisiert, bis er schließlich eine Therapie beginnen muss.
    Während der Therapie bemerkt er sein eigenes Interesse an Psychologie, welche er anschließend auch studiert und selbst zu einem erfolgreichen Psychotherapeuten wird, sein Fachgebiet sind misshandelte Kinder.


    Der zweite Teil handelt größtenteils von der Fallgeschichte des Patienten Gene Kenny. Eine eingehende Beschreibung dessen psychotherapeutischer Behandlung. Der fünfzehnjährige Gene leidet an Leistungsabfall in der Schule. Ein Bagatellfall ?
    Nebenbei lernt der Leser in diesem Teil weiter Dr. Neruda intensiv kennen. Sein Leben als Erwachsener wird weiter verfolgt, seine Gedanken, seine Gefühle werden weiter vertieft.


    In dritten Teil beginnt Dr. Neruda nach einem einschneidenden Erlebnis
    mit der Erforschung des "Bösen". Bosheit - Diagnose und Therapie werden fortan sein Handeln und Streben bestimmen.
    Er selbst begibt sich auf einen gefährlichen Boden, droht selbst der "Bosheit" zu nahe zu kommen...


    Der Autor Rafael Yglesias ist kein Psychologe oder Psychiater, während des Lesens fragt man sich daher immer wieder, wie hat es dieser Mann geschafft hat sich derart in die psychologische Materie einzuarbeiten.
    Es erscheint praktisch unmöglich, dass dieses 900 Seiten starke Buch nicht von einem Doktor der Psychologie verfasst wurde. Alleine vor diese Arbeit muss man respektvoll den imaginären Hut ziehen.
    Doch hier beginnt erst die Beschreibung der Kunstfertigkeit dieses Werks. Auch der Spannungsaufbau dieses Roman ist bemerkenswert. Während des ersten Teiles liest man zunächst eine relativ "normale", wenn auch zugegeben tragische, Geschichte eines sechsjährigen Jungen. Und doch kann man einfach nicht aufhören zu lesen, weil man unterschwellig einfach ahnt wie wichtig dieses Wissen für den Verlauf der Geschichte sein wird und man zudem stets mit kleinen Dosen Spannung versorgt wird, die sich im Verlauf zusehends steigern.
    Rafael wird durch seine eingehende Beschreibung sehr plastisch, so dass man ihn wie einen Bruder kennen und lieben lernt.
    Der zweite Teil füttert den Leser mit einem recht fundierten Wissen über psychotherapeutische Behandlungen, erklärt diverse Termini der Materie, und vermittelt auch einige Gedanken zu den Ideologien des letztem Jahrhunderts. Radikal wird hier die Psychoanalyse an sich in Zweifel gezogen.
    Auch durch diesen Teil gleitet man förmlich hindurch, getragen von brennender Neugier und zunehmender Spannung der Handlung.
    Beim dritten Teil spätestens ist es dann vollends um den Leser geschehen, man kann sich dem Sog der Geschichte einfach nicht entziehen.
    Insgesamt ist "Dr. Nerudas Therapie gegen das Böse " ein brillianter Roman, wie man ihn kaum besser schreiben kann. In sich stimmig, rundherum gelungen. Ein großartiges Werk!
    Leider ist dieser Roman seit kurzem nicht mehr regulär im Handel. Bei Abebooks ist es allerdings noch zu beziehen.
    Ich kann einfach nur nachhaltig die Lektüre dieses Buches empfehlen.
    Auch wenn man bei 900 Seiten Umfang natürlich etwas zeit investieren muss.
    Ein großartiges Werk!

    Auf einmal fünfzig Jahre später, spricht eine Schulfreundin, die Erzählerin auf ein Mädchen aus ihrer Schulzeit an, fragt sie, ob sie sich erinnere. Das tut sie, sie hat es immer getan all die ganzen Jahre lang, auch wenn der "Erwachsenenkummer und zudem noch Niederlagen" sie haben abdriften lassen.
    Erzählt werden nun eben diese Erinnerungen, Gedanken, Fragmente ihres Lebens in der Zeit 1943/44 im besetzten Paris.
    Erinnerungen an ihren drögen Alltag im Krieg, an die aufreibende Scheidung ihrer Eltern, das folgende Leben mit der lieblosen Mutter und dem Hoffen auf die Rückkehr des geliebten Vaters, und vor allem an Rosie Bloch, an ihre beste Freundin und deren, anzunehmend jüdische, Familie, eine aus Österreich geflohene Familie, die nun auch in Paris in Gefahr lebt.
    Flucht vor dem Grauen ihres Alltags finden die beiden Mädchen in ihrer Fantasie, insbesondere beflügelt von einem wunderschönen Gemälde Klimts, auf dem Emilie Bloch, die Großmutter, verewigt worden ist. Sie
    träumen von der glamourösen Zeit in Wien 1902, als dieses Bild entstand, einer zeit des Wohlstands und des Glücks, das jedoch nie wiederkehren wird. Rosie und die Familie werden bald deportiert.
    Die Wucht der Wirklichkeit trifft das Mädchen hart.


    In diesem Buch gibt es viele kleine Kapitel, oft scheint die Sprache stakkatohaft, fast zerrissen, doch bewirkt dies keinerlei Verwirrung, eher eine unheimlich intensive Identifikation mit den Gedanken der Erzählerin. Ihre Gedanken und Gefühle erscheinen plastisch und sind ergreifend. Jedes Detail ist stimmig, die Geschichte rund.
    "Abschied vom Glück" ist ein sehr eigenwilliges, ein besonderes Buch.
    Für mich ein kleines Juwel


    Anne Walter, eine wunderbare, einzigartige Autorin die hierzulande, unberechtigterweise, völlig unbekannt ist.
    "Abschied vom Glück" ist ihr neunter Roman, allerdings ihr erster Roman, der in deutscher Übersetzung erschienen ist und wie mir scheint wird er, mangels kommerziellem Erfolg, auch der einzige bleiben. Der Roman ist, wie man dem Klappentext entnehmen kann, ein stark autobiografisch gefärbter Roman. Dieses Wissen lässt die Geschichte um so intensiver wirken.


    Lesen !!!

    Ich bin jetzt ca. bei Seite 200 ( Arn im Kloster ) und ich bin kurz davor aufzugeben, mir fehlt die Geduld, habe schon zwei Bücher zwischengeschoben. Teilweise ist es schon ziemlich langatmig, inbesondere die angesprochenen Thronstreitigkeiten. Nach dieser Rezi überlege ich allerdings doch, ob es sich nicht lohnt am Ball zu bleiben. ?(

    Ziemlich gute Sache dieser Schreibwettbewerb.
    Er hat mir, trotz der Erkenntnis, dass mich mal wieder keiner versteht (damit habe ich allerdings im Lauf meiner Ehe gelernt zu leben) , Spaß gemacht
    Meine schlimmste Befürchtung, nämlich die völlig ignoriert zu werden, hat sich nicht bewahrheitet, stattdessen immerhin 9 Punkte!!! für meine erste Kurzgeschichte seit 100 Jahren. *tusch*
    Danke an die Verrückten, die meine Geschichte mochten. I love you! :lache


    Kurz noch einen Dank an:
    Waldläufer
    Für den hilfreichen Kommentar - 3 Punkte
    churchill
    Für seine witzigen Reimchen - 2 Punkte
    Tom
    weil er ,trotz Unverständnis und Aversion gegen mein Geschreibsel, ein wenig seiner kostbaren Denkzeit für mich geopfert hat - 1 Punkt

    Ich kann Dir das Buch sehr empfehlen.Ich habe es gerade in einer Leserunde mit Autor gelesen.
    Es ist Hemmann gelungen ein so brisantes, wie unfassbares Thema greifbar zu machen,nämlich das der Kinder-Euthanasie im Dritten Reich.
    Er schafft es,so emotional aufzuwühlen,dass sich das Grauen ins Gedächtnis brennt und das ist sicher auch wichtig und richtig so.
    Als Mama von zwei kleinen Jungen,war dieses Buch zwar ein harter Brocken mit viel Tränen,aber es ist auf jeden Fall ein Buch, dass man wirklich gelesen haben sollte!

    Zitat

    Original von Trixi
    Ich finde John Irving furchtbar und unlesbar.


    ... und ich finde niemanden der mit da zustimmt .. :lache


    Doch mich!!!!! :wave
    Ich kann mit Irving überhaupt nichts anfangen... :nono