Ich habe das Buch zu Weihnachten bekommen und in 2 Tagen durchgelesen.
Zum Inhalt wurde schon viel gesagt, daher nur kurz mein persönlicher Eindruck:
Nach der Beschreibung auf der Rückseite hätte ich erwartet, dass die Profilerin/Psychologin Marina ganz klar die Hauptrolle spielt. Doch Marinas Geschichte ist eng mit der des (in meinen Augen "wahren") Protagonisten Phil verflochten, aus dessen Perspektive der Leser wohl am häufigsten die Ermittlungen erlebt. Am Anfang wirft die Autorin nur Details über die gemeinsame Vergangenheit der beiden ein, mit Spannung habe ich die genauere Aufklärung des Hintergrundes erwartet. Ich muss gestehen - mir wars ein klein wenig zu kitschig und zu heldenhaft-romantisch, was da zwischen Marina und Phil lief, aber es tut dem Thriller keinen Abbruch und fügt sich gut ins Gesamtbild.
Ich hatte sehr schnell einen Verdacht, was den Täter betrifft. Trotzdem war ich gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickeln würde, wie und ob das Team es (rechtzeitig?) schafft, den Täter zu schnappen.
Beziehungsweise DIE Täter: Die eingeworfene Vermutung einer multiplen Persönlichkeit schien mir von Anfang an unglaubwürdig. Als würde die Autorin versuchen, unbedingt NOCH ein "überraschendes Highlight" einzubauen - in meinen Augen ist es ihr nicht geglückt.
Sehr interessant waren für mich die kurzen Passagen auch Sicht des Täters. Sowas lese ich immer gern, die beschriebenen Gedanken und Gefühle wirken auf mich sehr autenthisch und auf eine gestörte Art nachvollziehbar.
Das Ende
ist dann ganz klassisch: Mutiger Held rettet im Alleingang die Frau die er liebt und die sein Kind austrägt. Kurzes Drama, als Held von Täter angegriffen wird, hilflose Frau sammelt ihre letzten Kräfte und schlägt Täter nieder. Das hatten wir schon zig-mal, und irgendwann langweilt mich diese Vorhersehbarkeit. Pluspunkt: Das Ende war nicht so langatmig beschrieben wie in anderen Büchern.
Die zum Teil SEHR kurzen Kapitel des Buchs empfand ich anfangs als störend, ein wenig zu viele "Sprünge" - auch gegen Ende wirkt das Perspektiven-Hopping leicht übertrieben.
Die auch hier oft kritisierte "Liebe zum Detail" insbesondere bei blutigen/grausamen Szenen hat mich persönlich überhaupt nicht gestört. Ich mag es, beim Lesen hin und wieder ein flaues Gefühl im Magen zu bekommen. Die Beschreibungen wirken auf mich auch, als sollten sie genau dieses flaue Gefühl verursachen, und nicht wie unnötige, übertriebene Effekthascherei.
Alles in allem: Spannende (wenn auch zum Teil vorhersehbare) Story, eine Liebesgeschichte, die sich überraschend gut ins Gesamtbild fügt, sympathische, zum Teil auch "mysteriöse" Protagonisten.. Nicht der beste Thriller meines Lebens, dennoch ein tolles Buch, das ich nur weiterempfehlen kann.
Wertung: 8,5/10
(Und jetzt verschlinge ich grade den zweiten Teil, ein Glück, dass auch der unterm Baum lag!)