Beiträge von Josefa

    [Advocatus diaboli Modus]

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    Original von Groupie
    Na, ich glaube nicht, dass man das Leistungsprüfung nennen kann.


    Ich weiß nicht. Es werden Punkte/Noten vergeben und die Geschichten in besser/schlechter unterteilt. Entspricht das nicht einer Leistungsprüfung?


    Zitat

    Original von Groupie
    Worum es geht? Ich dachte bisher eigentlich, dass Menschen [...] Geschichten aufschreiben, weil es ihnen Spaß macht.


    Dann macht es ihnen vielleicht keinen Spaß? Oder es macht ihnen nur ein bestimmter Aspekt an der Sache Spaß?


    Zitat

    Original von Groupie
    Die Geschichten zu bewerten und zu kommentieren, kommt aber doch einer Rezi gleich, oder? ;-) Das sollten die Eulen doch können und ganz gern machen. :wave


    Nur, wenn mich ein Buch interessiert. Sind diese Geschichten für irgend jemanden außer den Teilnehmern am Wettbewerb denn interessant?
    [/Advocatus diaboli Modus]

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    Original von Groupie
    Ich habe das Gefühl, dass hier im Forum längst nicht alle Notiz davon genommen haben, worum es beim Schreibwettbewerb geht.


    Frage einer Unbeteiligten: Worum geht es denn? Mal ernsthaft. Was sind denn Sinn und Zweck dieser Leistungsprüfung?


    Im Autorenforum wird bei passender Gelegenheit ja gerne (und berechtigterweise) betont, dass es ein Forum für Leser und nicht für Schreibende ist. Insofern sind vielleicht einfach anteilig wenig Interessierte hier?


    Den Eindruck, es sei eine Insider-Veranstaltung, hatte ich zwar manchmal auch, bei den wenigen Blicken, die ich in die ensprechenden (und verwirrend vielen) Threads getan habe. aber ob das der ausschlaggebende Grund ist, wage ich nicht zu beurteilen.


    Edit: Falls jemand wissen möchte, weshalb ich nicht mitmache: ich schaffe ja noch nicht mal, alle Buchstaben der Wörter zu tippen, die ich schreiben möchte.

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    Original von *Scylla*
    Deshalb fällt es mir schwer mir vorzustellen das Gerlaine so unbeschadet mit der raubeinigen (Asterixbande - wer hat das geschrieben? Find ich absolut treffend) Meute durch Italien zieht (Runen hin oder her).


    Ehrlich gesagt gefällt mir, je länger ich darüber nachdenke, gerade das sogar gut. In vielen Mittelalter-Romanen hat man ja den Eindruck, Vergewaltigungen seien tägliche Normalität gewesen und eine Frau hätte nicht ohne Regenschirm über die Straße gehen können, weil von sämtlichen Hausdächern haarige, sich auf die Brust trommelnde Männer in der Brunft auf sie gesprungen wären. Als wären sämtliche Männer grundsätzlich potentielle Vergewaltiger (was ist denn das für ein Männerbild, bitte?), oder als sei Vergewaltigung im Mittelalter keine Gewalt- und Straftat gewesen.


    Wie es im elften Jahrhundert aussieht, weiß ich nicht, aber zumindest im achten, zu dem ich ein bißchen was gelesen habe, ist Vergewaltigung selbstverständlich eine Straftat, die vor Gericht mit Wergeld gesühnt wird. Und eigentlich denke ich doch, daß auch damals ein "normaler Mann" in einer normalen Situation zunächst mal ganz normale Hemmungen hatte, einer Frau Gewalt anzutun. Die Männer, die mit Gilbert unterwegs sind, mögen Gilbert, und sie mögen Gerlaine. Wen man mag, den behandelt man normalerweise nicht schlecht.

    Ich wollte eigentlich etwas langsamer lesen, um auf diejenigen zu warten, deren Bücher noch nicht angekommen sind, aber es fällt mir schwer ...


    Was mir sehr gut gefallen hat, war die Beschreibung der Eheschließung. Vor allem, weil man gesehen hat, wie völlig nebensächlich die Braut dabei war :lache. Erst wird von den beiden Herren der Ehevertrag unterzeichnet, und erst dann, bei der "Eigentumsübergabe" taucht die holde Gemahlin überhaupt auf. Die Geistlichkeit dürfte im wesentlichen dabei sein, weil ja irgendjemand für die Herren Analphabeten das Schriftstück ausformulieren muß, hat aber sonst mit diesem zivilen Rechtsgeschäft kaum etwas zu tun.


    Mit Gerlaine hatte ich immer noch Schwierigkeiten in diesem Abschnitt, aber zum Schluß wurde es etwas besser. Sie kam mir zunächst einfach wie die "Quotenfrau" vor (à la "mindestens eine Frau in Hosen muß in jedem Mittelalterroman auftreten") - damit man sich als Leserin mit einer Figur besser identifizieren kann? Ich fand sie zu Beginn viel zu zickig, launisch, eigensüchtig, weil ich der festen Überzeugung war, sie nutze Gilbert nur aus. Jetzt scheint sich abzuzeichnen, daß ihr doch ehrlich etwas an Gilbert liegt, was mich mit ihr versöhnt. Zumal sie ja wirklich das schlechte Gewissen der Bande zu verkörpern scheint.


    Der Streit mit Drogo war abzusehen. Wenn einer wie Robert kommt mit der Absicht, möglichst schnell möglichst viel Ärger zu machen, und trifft dann auf jemanden, der die Verhältnisse gerade konsolidieren möchte, muß das Streit geben.


    Am besten gefallen mir eigentlich die Frozzeleien innerhalb von Roberts Räuberbande. :grin Die diversen Macken, die dauernden Versuche, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Zum Glück (vor allem für Gerlaine) scheinen alle Herren im Grunde ihres Herzens und bei aller Brutalität im Kampf gutmütige Kerle zu sein.


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    Original von nicigirl85
    Traurig machte mich die Schilderung als unsere Jungs das Kloster Monte Cassino überfallen.


    Das war nicht Montecassino, wenn ich das richtig verstanden habe, sondern ein viel kleineres Kloster. Ich glaube nicht, daß Robert mit seiner Handvoll Leute so ein großes Kloster hätte einnehmen können. Und er hätte damit wahrscheinlich die halbe zivilisierte Welt gegen sich aufgebracht. Montecassino ist, glaube ich, eine Art Mutterkloster der Benediktiner. Sozusagen die Mutter aller Mönchskloster ;-).


    Bei der Schilderung der Überfälle gefiel mir gut, wie fast völlig den Männern das Unrechtsbewußtsein abgeht. Sicher haben sie Verständnis dafür, daß die bisherigen Eigentümer ihre Schätze ungern hergeben wollen - ein Schwein will sich ja auch ungern schlachten lassen, und Hühner freuen sich auch nicht, wenn man ihnen die Eier aus dem Nest nimmt. Aber soll man darauf verzichten, einen See leerzufischen, nur weil das den Karpfen nicht gefällt? Das Zeug ist da, und es zu erbeuten, ist erst mal kein Unrecht, sondern allenfalls eine intellektuele Herausforderung.


    Und für die Links zu den Bildern wollte ich mich auch ganz herzlich bedanken!

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    Original von Uhtred
    Das Thorshammer-Amulett ist mir als Fruchtbarkeitssymbol gar nicht bekannt. In den Saxxon-Stories (9. Jahrhundert) tragen viele Nordmänner Thors Hammer um den Hals. Ich habe es aber als ein Symbol des Kriegers verstanden.


    Um den Hintergrund meiner Frage zu erklären: Ich habe mich eine Weile in einem vor allem von "Reenactors" und "Living History"-Darstellern frequentierten Forum herumgetrieben, also von Leuten, die z.T. auf MA-Märkten und z.T. auch in Museen in historischer Verkleidung auftreten. Von denen "machen" gefühlte neunzig Prozent Wikinger ;-). Und unter denen war es ein beliebter Witz, wenn ein Neuling in der Szene sich zur Betonung der eigenen Männlichkeit ein Amulett umhängte, das womöglich besagen sollte: Lass mich oft und sicher gebären ... :grin Mich hätte einfach interessiert, was es damit auf sich hat. (Wie ich gerade sehe, bringt auch der Wikipedia-Artikel den Hinweis, es handle sich vermutlich um ein Fruchtbarkeitssymbol, das "mehrheitlich in Gräbern weiblicher Personen" gefunden wurde.)


    Nicht, dass das der Geschichte irgendeinen Abbruch tut. :-)


    Zitat

    Original von Uhtred
    Die Normandie dürfte Mitte des 11. Jahrhunderts weitestgehend christianiseirt gewesen sein. Da die Normannen allertdings eingewanderte Nordmänner gewesen sind, so dürfte sich deren Glauben noch einige Zeit parallel gehalten haben. Dies bringt Ulf mit seinem Roman aber auch so rüber finde ich...


    Wobei die Eroberung der Normandie durch die "Nordmänner" zu diesem Zeitpunkt ja auch schon wieder etwa vier Generationen zurückliegt, wenn ich richtig rechne. Schon der erste Anführer Rollo hatte sich taufen lassen, sagt Wikipedia. Und gerade die Mächtigen waren doch üblicherweise gern bereit, auf die verwaltungstechnischen Einrichtungen der Kirche zurückzugreifen.

    Ich habe den ersten Abschnitt auch durch und kann mich den Zwischenresümees anschließen: gefällt mir gut bisher.


    Dabei war ich bei den ersten Sätzen schon sehr am Zweifeln: bitte nicht schon wieder eine Anfangsszene, in der ein Kind die Vergewaltigung und/oder Ermordung der eigenen Mutter miterlebt. Gott sei Dank fiel die Geschichte dann sehr schnell in einen erfreulich unaufgeregten Tonfall. Die Beschreibung des Familienlebens in Hauteville gefiel mir ausnehmend gut. Und die Stimmung auf den Eilmärschen nach Kampanien schwankte irgendwie zwischen Räuberlager und Klassenfahrt. :chen


    Wie ich zum Erzähler Gilbert stehe, weiß ich noch nicht wirklich. Was aber gut paßt; er scheint auch oft nicht zu wissen, was und wohin er will. Mit Gerlaine werde ich überhaupt nicht warm; keine Ahnung, wieso. Robert Guiscard dürfte die eigentliche Hauptperson werden; ihn durch die Augen eines Gefährten zu zeigen, ist ein Kunstgriff, den ich in Romanen sehr mag. Mich stört auch der Ich-Erzähler überraschend wenig; ist sonst nicht meine Lieblings-Perspektive.


    In jedem Fall fühle ich mich bisher gut unterhalten und freue mich schon auf die nächsten Abschnitte.


    Und damit der Bajuware in mir was zu granteln hat: bei folgenden Dingen bin ich stutzig geworden.


    - Reynards Thorshammer-Amulett (S.42): ich kannte diese Amulette eigentlich nur deutlich früher aus Skandinavien. Und ich dachte immer, das wäre ein Fruchtbarkeitssymbol, das vor allem in Frauengräbern gefunden wurde? Ist es vielleicht eine Erinnerung an Reynards Familie?
    - Ivains Francisca. Meines Wissens war diese Waffe schon zur Zeit Karls des Großen ein Jahrhundert lang außer Gebrauch. Bis 1047 vergehen nochmal zweihundert Jahre. Mit Verlaub, aber Ivains Vorfahren müssen sehr langlebig gewesen sein, wenn er diese Waffen noch von seinem Urgroßvater geerbt haben will. ;-)


    Es gab auch ein paar sprachliche Seltsamkeiten, die aber auch etwas mit regionalen Unterschieden (oder meinem mangelnden Sprachgefühl) zu tun haben könnten. Zum Beispiel auf Seite 54. "Auch mit Wunden verstand er sich." Meinem Gefühl nach müßte es heißen: "Auf Wunden (besser: Wundbehandlung) verstand er sich." Oder "Mit Wunden kannte er sich aus."


    Was mich sehr interessieren würde: wie weit war die Normandie denn zu dieser Zeit christianisiert? Die Hautevilles scheinen ja kaum eine Kirche von innen gesehen zu haben (außer zum Plündern). Gab es damals in dieser Region keine funktionierenden Bistümer und Kirchensprengel mehr?

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    Original von LeSeebär
    Ähnlich sieht es beim Thema Historisches aus. Man könnte verzweifeln, wenn man in der entsprechenden Ecke im Buchladen steht und einem lauter Damen von den Covern entgegenblicken.


    Och, ich bin da immer ganz froh drum. Schon wieder ein Buch, dem ich am Cover ablesen kann, daß der Inhalt mich wahrscheinlich ärgern wird. :grin


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    Original von Leseschildkröte
    Wenn du mal genauer hinsehen würdest, müsstest du erkennen, dass viele Selfpublisher ihre eigene Story erzählen. [...] Manche wollen sich eigene Erlebnisse vom Herzen schreiben [...]


    Das ist ein Aspekt, bei dem mir, ehrlich gesagt, immer ein bißchen mulmig wird. Wenn Menschen, womöglich noch auf äußerst unbeholfene Weise, einen literarischen Seelenstriptease hinlegen. Ich bin da immer versucht zu fragen, ob das mit dem Therapeuten abgesprochen ist. Ich kann's natürlich irgendwo verstehen: jemand hat (subjektiv) das Gefühl, das Schicksal habe ihn ungerecht behandelt. Und der Jemand hat womöglich auch noch recht. Er schreibt vielleicht, weil er Zuspruch und Bestätigung möchte. Und erhält bissige Kommentare und Ein-Stern-Wertungen auf Amazon, weil er mit Orthographie und Grammatik auf Kriegsfuß steht.


    Wenn man Autor und Buch nicht sauber voneinander trennen kann (und das ist bei uns Hobby-Autoren gern und häufig der Fall), ist das gegenüber dem Leser nicht fair. Wenn ein Leser ein Buch schlecht findet, sollte er sich für diese Meinung nicht auch noch schlecht fühlen müssen, weil er das Gefühl hat, jemanden zu treten, der ohnehin schon am Boden liegt.


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    Original von magali
    Ich glaube nicht, daß etwas, das SelbstverlegerInnen bieten, Trend werden kann noch, daß das Selbstverlegen überhaupt die Zukunft ist.


    Selbstverlegen ist - hoffentlich! - der Trend für viele Autoren, die, wie oben irgendwo gesagt "ein Herzensprojekt" verwirklichen wollen. Für sich selbst, in zweiter Linie für ein paar Freunde, und am Rande vielleicht auch für ein paar Leute, die darauf stoßen und die es zufällig interessiert. Hoffentlich insofern, als es den DKZVs ein wenig das Wasser abgräbt. Ein Buch im DIY-Verfahren zu basteln ist letzlich auch nichts anderes als einen Tischläufer zu häkeln oder Topflappen zu stricken: Es ruiniert die Nerven und macht Spaß. Und man zeigt es hinterher vor in einer erstaunlichen Gefühlsmelange von Scham und Stolz.


    Was ich nicht wirklich sehe, ist das große Problem für die Leserschaft. Ob's nun zehntausend oder hunderttausend Titel sind, die Amazon mir anbietet - zuviel ist es in jedem Fall. Zuviel Mist, zuviel Eintöniges, zuviel Abgekupfertes, selbst wenn ich nur die Verlagsbücher sondiere. Dieses Problem haben die Selbstverleger nicht verursacht, sondern nur verstärkt. Es wäre auch nicht fair, vom Buch eines Indie-Autoren zu erwarten, es müsse grundsätzlich besser sein als das, was Verlage an massentauglichem Schrott auf den Markt werfen. Ich würde mir wünschen, es wäre besser. Aber wenn sich die "Indies" in vorauseilendem Gehorsam verbiegen *** und denselben Gesetzen "des Marktes" folgen, die angeblich die Verlage ihren Autoren diktieren, dann kann ich ihnen das kaum zum Vorwurf machen.


    Ich vermute, auf die allermeisten Selbstverleger wird man doch sowieso nur stoßen, wenn man gezielt danach sucht? (Und ich muß zugeben: zumindest ich suche eher selten nach Dinosaurier-Pornos :lache.)


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    *** "verbiegen": äußerst beliebte Vokabel in Self Publisher-Kreisen, vor allem im Zusammenhang mit Verlagslektoraten und der Wendung "sich nicht verbiegen lassen"

    Zitat

    Original von magali
    :rofl :rofl


    Danke, Josefa.
    :anbet


    Von einer, die historische Unterhaltungsromane schrecklich findet, aber so was von!


    Gern geschehen, magali!


    (von einer, die historische Geschichten schreibt und liest :brief :grin)


    Edit, @ Alice: Da stimmt natürlich. Vermutlich gibt's da noch etliche Klischees mehr - Hexenverbrennung? Inquisitor? Bißchen Schwertgefuchtel schadet auch nicht.

    Epigonen. Doch, ich stimme dir zu, zumindest bis zu einem gewissen Grad (und nehme mich selbst ausdrücklich nicht aus; ich bin mir sogar bewußt, wen ich kopiert habe ;) ). Die meisten von uns Hobby-Schreibern ahmen nach. Das ist eigentlich auch ein Aspekt von dem, was ich im "Schreiben als Hobby"-Thread gesagt habe: "Ich schreibe mir selbst die Geschichte, die ich selbst gerne lesen würde." - Ich bin nur leider auch nicht besser als die meisten anderen Leser, die in den Buchladen gehen und "Nochmal sowas wie ..." verlangen. :rolleyes


    Wobei ich dasselbe Problem auch bei Verlagsprodukten sehe. Was der Originalität mit Sicherheit keinen guten Dienst erweist, ist die aktuelle Schnelllebigkeit. Früher hat man einem Autor doch auch zwei, drei Jahre Zeit gelassen, um seine nächste Geschichte zu erzählen? Heute muß nach einem halben Jahr der zweite Band draußen sein. Und dann ist es eben oft eine Geschichte aus "Fertigbauteilen".


    Ich weiß, ich bin naiv, aber wenn jeder Aspekt des Literaturbetriebs einzig nach dem Kommerz ausgerichtet wird ... es tut mir in der Seele weh, das zu sehen.


    Wobei ich fast sicher bin, daß Klagen über die Kommerzialisierung der Literatur auch schon zu Goethes Zeiten die Runde gemacht haben. Und die Literatur hat trotzdem überlebt. ;-) Die kriegen auch E-Book, Self Publishing und Shades of Grey nicht klein.

    Also, wenn ich mal böse sein darf:


    Historischer (Mittelalter-)Roman für Frauen:


    1.) jugendliche Heldin, die aus beiläufig (oder gar nicht) zu erwähnenden Gründen außerordentlich emanzipiert und selbstbewußt auftritt (gerne geschult in Schwertkampf oder Bogenschießen)
    2.) böser Erzfeind (der natürlich eigentlich unheimlich scharf auf Nr. 1 ist)
    3.) strategisch platzierter edler Recke, mit dem's am Ende zur Verlobung kommt
    4.) mindestens ein lüsterner Kleriker (kann, muß aber nicht mit Nr. 2 identisch sein)
    5.) mindestens eine Hebamme, Kräuterkundige oder sonstige "weise Frau", die es schafft, einen ganzen Roman lang mutterseelenallein in einem verfallenen Haus mitten im Wald zu überleben (und zwar von jeder Obrigkeit unbehelligt), ohne je etwas anderes zu tun als Kräuter zu schnippeln und Pilze zu sammeln. Gerne auch mit einem Schuß "germanischer" Götterglaube oder einem Tiergefährten, wie man das halt aus Rollenspielen so kennt.
    6.) ein oder zwei zeitgenössische VIPs, damit der Leser auf Wikipedia was zum Nachschauen hat, und
    7.) ein längerer Dialog über ein Thema, das dem Leser hoffentlich im Zusammenhang mit dem Setting des Romans aus dem Geschichtsunterricht noch bekannt vorkommt

    Zitat

    Original von Leseschildkröte
    Ich glaube, Selfpublishing wird seine wachsende Bedeutung in Zukunft weiter ausbauen, weil es die Möglichkeit bietet, Herzensprojekte fern ab von Trends und Verlagen zu veröffentlichen.


    Zitat

    Original von magali
    Inhaltlich waren die 'Renner' das übliche. Chick.lit., Krimi, Erotik.


    Sorry, wenn ich das nochmals aufgreife, aber das ist etwas, das schon lange an mir nagt. Ich habe mir früher in aller Naivität diese Selbstveröffentlicher-Welle als eine Chance vorgestellt, die Buchwelt noch ein bißchen bunter und verrückter zu machen. Anders als Verlage und Berufsschriftsteller sind Hobby-Autoren zunächst mal nicht darauf angewiesen, zu verkaufen. Sie bestreiten nicht ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben. Wenn es in ganz Deutschland nur fünf Leute gibt, die sich für ihr Thema und ihre Art zu erzählen begeistern können (und die dafür vielleicht auch über manche handwerklichen Mängel hinwegsehen), dann ist das völlig okay. Tut ja niemandem weh (außer der Eitelkeit des Autors.) Für einen Verlag wäre das eine Katastrophe.


    Stattdessen produziert ein großer Teil der Self Publisher dieselbe Sorte Bücher, die ohnehin schon stapelweise auf den Auslagen von Thalia und Hugendubel liegen. Es ist verständlich, einerseits. Das ist offenbar, was "die Käufer" suchen: klare Schubladen, professionelle Aufmachung (mithilfe derselben Cover-Designer und Lektoren, die auch die Verlage nutzen). Trotzdem finde ich es schade, wie auf diese Weise schon wieder die Gleichförmigkeit einzieht.


    Mir kam das Ganze früher irgendwie spielerischer vor.

    Zitat

    Original von beowulf


    So etwas ungehöriges macht man vielleicht, aber das macht man nicht öffentlich. :cry


    Und dabei habe ich die Sache mit dem Kollegenrabatt ohnehin schon weggelassen ... Und wie Woelfchen schon schreibt - ganz ungefährlich ist es nicht, wenn der Stoff so einfach verfügbar ist. Bei mir aber immerhin noch etwas leichter zu ertragen, weil wir als Fachbuchhandlung keine belletristische Abteilung haben - und Palandt & Co. reizen mich literarisch irgendwie so gar nicht. ;-)

    Meine eigenen Erfahrungen sind rudimentär (Amazon KDP - Kindle Direct Publishing), und ich habe mich nie ernsthaft mit dem Thema beschäftigt. Oft erwähnt und gelobt wird diese Seite von Matthias Manning. Das könnte dir vielleicht einen ersten Überblick verschaffen.


    Auf diesem Forum werden vermutlich nicht viele Leute etwas zu deiner Frage sagen können, weil die meisten Leser eben lesen, nicht veröffentlichen, und die meisten Autoren Verlage haben, die sich um die Veröffentlichung kümmern.

    Häufig gebraucht übers Internet, weil ich oft ältere Sachen lese, die's neu schon nicht mehr gibt. Und weil ich die alte Rechtschreibung gegenüber der neuen bevorzuge :grin.


    Bei neuen Büchern habe ich den großen Vorteil, in einer Buchhandlung zu arbeiten; da brauche ich nur einen Zettel für die Kollegen in der Buchbestellung zu schreiben.

    @ Richie: Ich hätte ja auf dich gewartet ... ;-) Aber es stimmt, den zweiten Teil habe ich gestern in einem Rutsch gelesen.


    @ Tereza: Ich habe die alte Leserunde immer wieder angeschaut und mich sehr geärgert, dass ich damals noch nicht bei den "Eulen" war. In einigen Details bin ich deiner Kazi nicht unähnlich, fürchte ich. Mit Romantik kann ich auf jeden Fall wenig anfangen ;-). Das Problem Machtausübung und die Rollen von Mann und Frau dagegen fand ich unheimlich interessant.


    Ich bedanke mich auf jeden Fall für viele unterhaltsame Bahnfahrten und einen durchlesenen Samstag!

    Witzigerweise ging es mir beim Lesen genau entgegengesetzt wie Caia: ich kam mit dem zweiten Teil besser zurecht als mit dem ersten. Und das, obwohl auch ich ihn als unangenehmer zu lesen empfand und obwohl ich in einigen Punkten inhaltlich alles andere als einverstanden war.


    Der zweite Teil kam mir dafür sehr viel realistischer vor als der erste, in dem mir viele Figuren zu idealistisch handeln und zu sehr das Matriarchat, bei allen Fehlern, als Gesellschaftsform und heile Welt gepriesen wird. Im zweiten Teil wird klar, wie wenig Libussa eigentlich erreicht hat. Durch die Kraft ihrer Persönlichkeit legt sie für eine Weile ein Deckmäntelchen über die vielen Risse und Spalten, die in ihrem Staatsgefüge klaffen. Aber kitten kann sie sie nicht. Das "Böse" kommt eben nicht von außen, sondern von innen, Radegund und die christlichen Missionare sind höchstens die Katalysatoren. Eine unsichere, oberflächliche Fränkin und einen intriganten Mönch, mehr braucht es nicht, um die ganze schöne heile Welt zum Einsturz zu bringen. Wie morsch muß sie zuvor gewesen sein?


    Und da fragt man sich natürlich: was ist an diesem neuen Zeitalter eigentlich neu? Aufmüpfige Männer dürfte es in den Jahrhunderten vor Libussa auch schon gegeben haben. Patriarchalisch denkende Nachbarn auch (kaum jemand mehr als die Awaren, unter deren Vorherrschaft die Slawen über lange Zeit standen). Womöglich sogar Missionierungsversuche, mit Sicherheit immer wieder Impulse, die an den bestehenden Sitten und Verhältnissen rüttelten. Warum konnten die Slawen dem so lange widerstehen, und jetzt plötzlich nicht mehr?


    Am Ende läuft es auf ein ganz simples Problem hinaus: die richtige Identifikationsfigur fehlt. Libussa konnte eine Weile noch die Leute um sich scharen. Inwieweit eine Nachfolgerin dieselbe Akzeptanz finden wird, ist fraglich.


    Es war nicht meine Art Buch, weil ich für solche Geschichten ein zu skeptischer Mensch bin, fürchte ich. Ich glaube nicht daran, daß alles gut wird, wenn die richtigen Leute am richtigen Platz sind und das Richtige wollen. Eher an Macht und Machtkontrolle. Aber ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und fand es eine sehr schöne "Ver-Historisierung" einer alten Sage.


    Subjektive sieben Punkte, bei klarer Lesempfehlung für Leute, die romantische Historie mit Fantasy-Anteilen mögen.