Ich wollte eigentlich etwas langsamer lesen, um auf diejenigen zu warten, deren Bücher noch nicht angekommen sind, aber es fällt mir schwer ...
Was mir sehr gut gefallen hat, war die Beschreibung der Eheschließung. Vor allem, weil man gesehen hat, wie völlig nebensächlich die Braut dabei war :lache. Erst wird von den beiden Herren der Ehevertrag unterzeichnet, und erst dann, bei der "Eigentumsübergabe" taucht die holde Gemahlin überhaupt auf. Die Geistlichkeit dürfte im wesentlichen dabei sein, weil ja irgendjemand für die Herren Analphabeten das Schriftstück ausformulieren muß, hat aber sonst mit diesem zivilen Rechtsgeschäft kaum etwas zu tun.
Mit Gerlaine hatte ich immer noch Schwierigkeiten in diesem Abschnitt, aber zum Schluß wurde es etwas besser. Sie kam mir zunächst einfach wie die "Quotenfrau" vor (à la "mindestens eine Frau in Hosen muß in jedem Mittelalterroman auftreten") - damit man sich als Leserin mit einer Figur besser identifizieren kann? Ich fand sie zu Beginn viel zu zickig, launisch, eigensüchtig, weil ich der festen Überzeugung war, sie nutze Gilbert nur aus. Jetzt scheint sich abzuzeichnen, daß ihr doch ehrlich etwas an Gilbert liegt, was mich mit ihr versöhnt. Zumal sie ja wirklich das schlechte Gewissen der Bande zu verkörpern scheint.
Der Streit mit Drogo war abzusehen. Wenn einer wie Robert kommt mit der Absicht, möglichst schnell möglichst viel Ärger zu machen, und trifft dann auf jemanden, der die Verhältnisse gerade konsolidieren möchte, muß das Streit geben.
Am besten gefallen mir eigentlich die Frozzeleien innerhalb von Roberts Räuberbande. Die diversen Macken, die dauernden Versuche, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Zum Glück (vor allem für Gerlaine) scheinen alle Herren im Grunde ihres Herzens und bei aller Brutalität im Kampf gutmütige Kerle zu sein.
Zitat
Original von nicigirl85
Traurig machte mich die Schilderung als unsere Jungs das Kloster Monte Cassino überfallen.
Das war nicht Montecassino, wenn ich das richtig verstanden habe, sondern ein viel kleineres Kloster. Ich glaube nicht, daß Robert mit seiner Handvoll Leute so ein großes Kloster hätte einnehmen können. Und er hätte damit wahrscheinlich die halbe zivilisierte Welt gegen sich aufgebracht. Montecassino ist, glaube ich, eine Art Mutterkloster der Benediktiner. Sozusagen die Mutter aller Mönchskloster ;-).
Bei der Schilderung der Überfälle gefiel mir gut, wie fast völlig den Männern das Unrechtsbewußtsein abgeht. Sicher haben sie Verständnis dafür, daß die bisherigen Eigentümer ihre Schätze ungern hergeben wollen - ein Schwein will sich ja auch ungern schlachten lassen, und Hühner freuen sich auch nicht, wenn man ihnen die Eier aus dem Nest nimmt. Aber soll man darauf verzichten, einen See leerzufischen, nur weil das den Karpfen nicht gefällt? Das Zeug ist da, und es zu erbeuten, ist erst mal kein Unrecht, sondern allenfalls eine intellektuele Herausforderung.
Und für die Links zu den Bildern wollte ich mich auch ganz herzlich bedanken!