Beiträge von Josefa

    Zitat

    Original von Johanna
    Ok, wär eher ein Argument für heutige Zeiten. Damals wurd ja erst mal gehandelt und dann gefragt - sozusagen Kopp ab - war was?


    Ich weiß, dass der Satz vermutlich nicht ganz ernst gemeint ist, aber ich wollte trotzdem sagen, wie wenig ich solche Pauschalisierungen mag. "Das war damals halt so." In der Grundschule hat man uns die (oft unbeholfen wirkende) mittelalterliche Buchmalerei auch erklärt mit "Die konnten das damals nicht besser." Eine glatte Unverschämtheit. Als wären die Leute früher irgendwie dümmer oder ungeschickter oder durch die Bank Grobiane gewesen.


    Gerlaines Reaktion fand ich auch sehr untypisch für eine Frau ihrer Zeit (wobei man natürlich immer berücksichtigen muss, dass jeder von uns unwillkürlich seine persönliche Vorstellung von der Epoche mitbringt, die sehr wohl irrig sein kann, geprägt von dem, was man in der Schule gelernt, als Erwachsener gelesen und in unsäglichen TV-Dokus vorgesetzt bekommen hat). Aber zu Gerlaines Charakter passte sie eigentlich sehr gut. Sie ist ja auch alles andere als eine "typische" Vertreterin ihres Geschlechts, und sie hat lange genug gebraucht, um Gilbert überhaupt genug zu vertrauen. Und kaum lässt sie ihn in ihr Bett ...

    Zitat

    Original von beowulf
    Niemand geht bei uns in einen Buchladen und bestellt nachher bei Amazon, weil es da billiger ist.


    Nein, nicht wegen des Preises. Aber wegen der Bequemlichkeit. Vielleicht auch wegen der (scheinbaren) Anonymität.
    Ich kenne das Problem aus der Praxis wirklich, beowulf. Sogar bei uns in einer kleinen juristischen Fachbuchhandlung. Sobald es ein Problem gibt, sobald der Kunde einen Titel braucht, den ihm die "Großen" nicht problemlos besorgen können (oder wollen), weil da der Zeitaufwand in keinem Verhältnis zur Einnahme steht, geht der Kunde zum kleinen Händler vor Ort. Der darf dann recherchieren, telefonieren, vielleicht noch Titellisten erstellen und dieses eine Buch, bei dem er faktisch draufzahlt, womöglich sogar für den Kunden besorgen. Die eigentlichen Brottitel, von denen man als Händler leben könnte, kauft der Kunde woanders. Den gebundenen Schönfelder hat ja auch Amazon ...


    Das fängt damit an, daß die Kunden die (halbwegs lukrativen) Zeitschriften-Abonnements beim Verlag laufen haben, die Einbanddecken (die miserabel rabattiert sind, Mords-Aufwand bedeuten und von den Verlagen extrem stiefmütterlich behandelt werden) aber bei uns bestellen. Das einzige Mittel für die "Kleinen", um zu bestehen, ist mMn tatsächlich, qualitativ besser zu sein. Bei den Großen geht es nach dem Motto "Wo gehobelt wird, fallen Späne". Ein gewisses Pensum an täglichen Fehlern ist da normal. Wenn ich aber statt 3000 Exemplare einer Zeitschrift nur 30 Exemplare ausliefere, kann ich sorgfältig arbeiten. Reklamieren, wenn die Stückzahl nicht stimmt. Ersatzexemplare anfordern, wenn beschädigte Hefte ankommen. Jedem Abo, das falsch notiert ist, tatsächlich sofort hinterher telefonieren. Dem Kunden einen Brief beilegen, wenn eine Ausgabe fehlt, und ihm versichern, daß nachgeliefert wird. - Das klingt selbstverständlich, ist es aber, nach allem, was wir von Kunden hören, leider bei den "Großen" nicht. Und darin liegt unsere Chance. Es ist allerdings eine, die ein gewisses Maß an Selbstausplünderung erfordert, gar keine Frage.

    Zitat

    Original von *Scylla*
    Angeblich stehen Männer heute immer noch auf dralle "Weiber". Wahrscheinlich trauen sich die Männer von heute sich nur nicht mehr gegen das Idealbild einer Frau, das die Frauen sich selber auferlegt haben, anzustänkern...


    Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, den Link zu finden, aber: Tada! Sieht leider (für uns dunkelhaarige, fülligere Damen ;-)) so aus, als sei das offizielle Schönheitsideal des Mittelalters dem heutigen in einigen Punkten nicht unähnlich gewesen.


    Gott sei Dank haben die Männer wahrscheinlich auch damals schon verschiedene Geschmäcker gehabt. :grin (Und ich bin sowieso rein altersmäßig außen vor. Ich nähere mich schon eher dem Punkt, an dem ich mir eine verfallene Hütte im Wald suchen sollte, um dort den Rest meines Lebens mit Kräuterschnippeln und Wahrsagen zu verbringen :lache.)

    Zitat

    Original von beowulf
    Aber wir sind gerade in der Zeit, in der der Zölibat endgültig durchgesetzt wird, die Friedelehe war schon hundert Jahre verboten.


    Wobei das bei Nicht-Klerikern (und vermutlich nicht mal bei Klerikern) nicht automatisch zu zölibatären Verhältnissen geführt haben dürfte ;-). Ich mußte gerade an Henry I. von England denken, halbes Jahrhundert später, auch Normanne (jüngster Sohn von Wilhelm dem Eroberer). Der ist meines Wissens immer noch Rekordhalter bei den englischen Royals, was die Zahl der namentlich bekannten außerehelichen Kinder angeht. Und diese Kinder wurden nicht etwa schamhaft versteckt, sondern gelangten, obwohl sie von der eigentlichen Thronfolge ausgeschlossen waren, zu hohen Ämtern. Nach einer Anekdote hat man Robert of Gloucester sogar einmal die Krone angeboten. Auch Wilhelm der Eroberer selbst war ja wohl illegitim und hat sich wenig darum geschert. - Das könnte man alles als ein Indiz dafür deuten, daß sich die Einehe (und damit verbunden das Ideal sexueller Treue beim Mann) eben noch nicht in allen Gegenden und Kulturen durchgesetzt hatte.


    Allerdings greift da wieder Uwes Argument, daß es sich eben um Hochadel handelt und wir über die Vorstellungen der einfachen Leute kaum etwas wissen. Zu Gerlaines resolutem Wesen paßt es jedenfalls, ihren Geliebten erst einmal auf Abstand zu halten. Und zu Gilberts etwas unbeholfener, gutmütiger Art vor allem in der ersten Hälfte des Romans auch.

    Ach, von diesem komischen Maschinchen haben sie doch vor Jahren schon geredet! Das dürfte, unabhängig von Serienreife und Anschaffungskosten, in erster Linie schon mal an den Druckrechten scheitern - wenn die Verlage nicht mitmachen, gibt's damit einfach nichts zu drucken.


    Die Großverlage beweisen mMn seit Jahren, wie wenig Interesse - oder Mumm? - sie haben, sich gegen Amazon zu behaupten. Lieber gewährt man Amazon jede noch so unverschämte Sonderforderung.


    Das einzige, was deutsche Buchhandlungen den amerikanischen wirklich voraus haben, ist die Preisbindung. Vielleicht auch noch ein höheres Umweltbewußtsein bei den Kunden (sich sämtliche Ware schicken zu lassen, erzeugt Unmengen an Verpackungsmüll). Ansonsten: besser sein, freundlicher sein, Serviceleistungen anbieten ... was halt so geredet wird.


    Bei E-Books bin ich ratlos, wie kleine Läden partizipieren können.

    Zitat

    Original von Ulf Schiewe


    So, jetzt habe ich euch in die geheimen Gedankengänge des Autors eingeweiht. Ob es passt, müsst ihr entscheiden. :-)


    Also, da es deine Figuren und deine Geschichten sind, ist es ja selbstverständlich, dass es passt. :-)


    Ich hätte mir nur vorstellen können, dass eine Frau zur damaligen Zeit vielleicht grundsätzlich gar nicht so böse war, wenn der Herr Gemahl sich sein (strikt körperliches) Vergnügen ab und zu anderswo suchte. Hart ausgedrückt: Jede vermiedene Schwangerschaft erhöhte ihre Chance, noch ein paar Jahre zu leben.


    (Ich denke, bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich mich sonst eher mit dem FrüMi beschäftige, wo Zweitfrauen und uneheliche Sprösslinge wirklich keine Seltenheit sind.)

    Eine Truppe Normannen auf Raubzug entführt einen kleinen Jungen. Weil der ursprüngliche Plan einer Lösegeldforderung fehlschlägt, müssen sie ihn behalten. Der Junge, jetzt Gilbert genannt, wächst als Ziehbruder im turbulenten Haushalt der Hautevilles auf. Und gehört, ehe er es wirklich bemerkt, zur Familie.


    Dieser Anfang sagt schon viel aus über die Figuren, die diesen Roman bevölkern. Raubeinige Kerle, die ohne jede Hemmung oder Unrechtsbewusstsein plündern und, falls nötig, töten. Aber auch ohne jeden Sadismus. Einfach gestrickte Typen, die mit einem guten Essen, ordentlich Wein und Bier und hin und wieder einer Frau mehr als zufrieden sind. Blutrünstige Krieger sind sie eigentlich nur im Nebenjob. Hätte einer der Herren von einem Raubzug einen kranken Hundewelpen mit nach Hause gebracht, um ihn gesund zu pflegen, ich hätte mich nicht gewundert.


    Mit einer solchen Truppe bricht Gilbert unter Leitung des bewunderten Robert Guiscard und in Begleitung seiner Freundin Gerlaine auf in den Mezzogiorno, wo verschiedene Normannengruppen dabei sind, sich zwischen den widerstreitenden Interessen lokaler Machthaber sowie des Papstes, des Kaisers und der Byzantiner ein eigenes Reich zu erkämpfen. Es hat mir großen Spaß gemacht, mitzuerleben, wie die Intention der Normannen sich allmählich ändert vom reinen »Holt euch, was zu holen ist« hin zu der Erkenntnis, dass man auf diese Weise kein Land beherrschen kann, wie sie anfangen müssen, sich mit den Gegebenheiten und Problemen vor Ort auseinander zu setzen, und wie sie sich am Ende, und sei es nur aus taktischen Gründen, selbst als Lösung für diese Probleme anbieten. Meine Lieblingsfigur war dabei die gleichermaßen zwielichtige wie verzweifelte Gaitelgrima, die von ihrem Bruder als politisches Unterpfand an den jeweiligen Normannenführer verschachert wird und sich nun allein in einem Haufen blutrünstiger Wilder wiederfindet.


    Die Sprache ist, einem »Abenteuerbuch« angemessen, knapp, schnörkellos und trotz mittelalterlichem Thema eher modern. Einige grammatikalische Schnitzer sind mir allerdings sauer aufgestoßen. Ich war versucht, deswegen einen Punkt weniger zu geben, hab's aber gelassen, weil es das Buch in Relation zu schlecht erscheinen lassen würde. Dafür hat es mich zu gut unterhalten.


    »Das Schwert des Normannen« ist der erste Teil einer Serie, und ich freue mich schon auf den nächsten. Ich vergebe acht Punkte.

    Ich verstehe deine Frage nicht ganz? Aus dem Artikel, den du verlinkt hast, ergibt sich doch, dass die Antwort "Ja" lauten muss? Oder habe ich dich wirklich komplett missverstanden?


    Übrigens: Falls du bei Facebook bist: es gibt dort etliche Self Publisher-Gruppen; dort könnte man deine Fragen zu KDP und CS sicher besser beantworten. Fragen kommen schon allein deswegen immer wieder auf, weil die Internetseiten zu Create Space offenbar nur auf englisch verfügbar sind.


    Was dir bei einer Selbstveröffentlichung nirgendwo abgenommen wird, ist ein halbwegs verantwortlicher Umgang mit deinem Text. Ich kann mir auch kein Lektorat und kein professionelles Cover leisten (bzw. will es nicht aus simplen Kosten- und Aufwandsgründen; bei vielleicht zwanzig verkauften Büchern lohnt das echt nicht :grin). Aber falls du hoffst, im größeren Stil zu verkaufen (ich schließe das jetzt mal daraus, wie lange und intensiv du über den "richtigen" Veröffentlichungsweg nachdenkst und daß dir Amazons konkurrenzfähige Preise wichtig zu sein scheinen), dann wäre es eine nachdenkenswerte Option.


    Und vielleicht verwechsle ich dich jetzt auch, aber warst du nicht zu Beginn sehr entschieden gegen die Möglichkeit, selbst zu veröffentlichen? Ich meine mich an einen anderen Thread zu erinnern, in dem es auch um BoD ging. Wenn ich fragen darf: Warum hast du dich umentschieden? Würde mich interessieren, weil ich ja selbst schon einige tapsige Schritte in dieser Richtung gemacht habe und es nach wie vor nur für sehr eingeschränkt empfehlenswert halte.

    Wenn du noch bis nächste Woche warten kannst, maikäfer, könnten wir drüber reden :grin - meine Eltern haben das Ding in einer Zwei-bis-drei-Kilo-Hardcover-Ausgabe, die ich mir von ihnen ausleihen würde. Ich glaube, ich war fünfzehn, als ich das gelesen habe.


    (Irgendetwas sagt mir allerdings, ich werde vermutlich bei jedem dritten Satz protestieren ...)


    Edit: Bei mir hat das Buch übrigens das Bedürfnis ausgelöst, am PC "Mount & Blade" zu spielen. Kennt das zufällig jemand?

    Zitat

    Original von nicigirl85


    Mich hat verwundert, dass unsere Freunde ihre toten Feinde beerdigen. War das früher so? Ich dachte man beerdigte nur seine eigenen Toten und hat die des Feindes auf dem Schlachtfeld liegen gelassen...


    Ob es üblich war, weiß ich nicht. Aber sinnvoll ist es in jedem Fall, vor allem, wenn du vorhast, in der Gegend zu bleiben. Offen vor sich hin faulende Leichen - das würde doch mit Sicherheit Krankheiten auslösen.
    Und da ja so viele Normannen (und vielleicht auch Italiener) sehr abergläubisch sind - vielleicht spielt da auch die Angst vor Wiedergängern eine Rolle?


    Die Behandlung der Geiseln hat mich auch verblüfft. Sollten die Normannen (wovon ich ausgegangen wäre) Gegengeiseln gestellt haben, möchte ich nicht in deren Haut stecken ...


    Ich hab' sehr nah am Wasser gebaut. Gaitelgrimas Schwangerschaft und die Art, wie sie sich allmählich mit ihrem Los abzufinden scheint und beschließt, das Beste draus zu machen, hätten mir fast ein Tränchen abgerungen. ;-)


    Eigentlich gefällt mir das (momentane) Ende zwischen Gilbert und Gerlaine ganz gut. Es paßt zu Gerlaines Zickigkeit resolutem Charakter. Und wenn man will, kann man sogar mehr hineinlesen: Gilbert verdient sich seine Sporen als Krieger, verliert aber dabei seine Unschuld und entfremdet sich seiner großen Liebe.


    Zu den flüchtenden Lombarden und dem Sieg der Normannen: vielleicht spielt dabei auch das eine Rolle, was in dem Geschehen um Pandulf angedeutet wird. Dass man normalerweise im Kampf gar nicht unbedingt darauf aus war, den Gegner zu töten, sondern ihn gefangenzunehmen und Lösegeld für ihn zu kassieren. (Nur eine Vermutung; ich weiß nicht, ob das zu damaligen Zeit so war.) Pandulf rechnet ja gar nicht damit, dass irgendjemand ihn töten wollen könnte. - Möglicherweise waren die Lombarden so entsetzt darüber, wie ernst die Gegner es meinen, daß sie lieber den Rückzug antreten (ich habe so eine ähnliche Anekdote in Erinnerung von der Schlacht von Lincoln hundert Jahre später in England).


    Die Geschichte endet mit der nominellen Unterwerfung der Normannen unter den Papst (was einer Ohrfeige für Byzanz gleichkommt, nehme ich an), der Anerkennung ihres Reichs und einigen persönlichen Neu-Orientierungen. Ich bin gespannt, ob wir Fulko noch einmal begegnen. Bei Gerlaine bin ich mir sehr sicher. Vermissen werde ich Reynard, der eine meiner Lieblingsfiguren war.


    Jedenfalls freue ich mich schon auf den zweiten Teil und möchte mich bei Ulf auch noch einmal ganz herzlich für die freundliche Begleitung der Leserunde und für die Geduld mit meinen vielen Fragen bedanken! (Rezension folgt noch, keine Bange!)


    Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Bilder anderer Art (zeitlich passend, aber andere Gegend): Reenactment "Das franco-flämische Kontingent"

    Ich atme mal erleichtert auf :-). Mir gefällt die Geschichte nämlich wirklich sehr gut - andernfalls hätten mich die Fehler wahrscheinlich nicht so geärgert. Ich möchte dein Buch auf keinen Fall schlecht reden.


    Ich denke, es ist unheimlich schwierig, bei historischen Romanen auch noch inhaltlich alle Details zu prüfen. Davor habe ich wahnsinnigen Respekt. Die heutige Tier- und Pflanzenwelt unterscheidet sich von der damaligen sicher sehr. Viele Kenntnisse sind wohl auch im Fluß - was gestern noch als sicher galt, wird morgen angezweifelt. Mittelalterliche Archäologie gibt es meines Wissens noch gar nicht so lange, da sind vielleicht noch etliche interessante Beobachtungen zu machen. - Und an ein gewisses Maß von ... historischen Fragwürdigkeiten gewöhnt man sich beim Lesen ;-). Ich hatte zum Beispiel Probleme, mir bei der mittelalterlichen Frauenkleidung, wie sie mir bekannt ist, nackte Schultern und tiefe Dekolletees vorzustellen, wie sie die Mägde in Melfi zur Schau stellen. In anderen Büchern gibt's dafür knallbunte Kleidung aus Leinen, oder Truthahnbraten, oder alte Kräuterweiblein, die auf geheimnisvolle Weise ganz allein im Wald überleben.
    Solange nicht wieder Karl der Große über Dschingis Khan schwadroniert, bin ich happy ;).


    Um aufs Buch zurückzukommen: Nach Drogos Ermordung hatte Onfroi es vergeichsweise leicht, die normannischen Räuberhäuptlinge Barone zu einigen. Hinterher ist man immer schlauer. Hoffentlich hält diese Einigkeit auch an. Ein Feind von außen schweißt zusammen.


    Gibt es eigentlich einen tieferen Grund dafür, daß die Hautevilles oder Altavillas so stillschweigend als Anführer akzeptiert werden? Drogo war nicht sehr beliebt; es hätte ja durchaus einer der anderen Barone versuchen können, sich selbst zu seinem Nachfolger wählen zu lassen anstatt Onfroi?


    Den (mindestens) Doppelagenten Arichis finde ich übrigens auch eine interessante Figur.

    Für mich auch, bin auch gar kein Freund von blutigen Geschichten. Aber ich denke, das ist der Weg, den Gilbert gehen wird. Inwieweit seine Liebe zu Gerlaine das aushält, und noch mehr die ihre zu ihm ...


    Vielleicht haben Frauen zu anderen Zeiten anders empfunden. Aber ich weiß nicht, ob ich nachts gerne neben jemandem liegen würde, der in der Lage ist, bei Bedarf kaltblütig und ohne schlechtes Gewissen jemanden umzubringen. Ich hatte angenommen, Gerlaine schätze Gilbert vielleicht gerade wegen seiner Unbedarftheit und Gutartigkeit - wie viele Männer wären wohl so gutmütig, sich von einer Frau derart herumkommandieren zu lassen? Wenn Gilbert anfängt, diese jugendliche Unschuld zu verlieren und sich ans Töten zu gewöhnen, wie wird Gerlaine das aufnehmen?


    Was mir ansonsten seht gut gefallen hat in diesem Abschnitt - ich glaube, am besten im ganzen Buch bisher -, war das Gespräch zwischen Gaitelgrima und Gilbert, während nebenan Onfroi und Guaimar verhandeln. Unheimlich starke Szene, in der klargestellt wird, wie völlig unbedeutend und irrelevant Gaitelgrimas Hoffnungen oder Wünsche sind. Wie sie nie Herrin ihres eigenen Lebens wird sein können. Ich finde diese Frauenfigur sogar weit interessanter als Alberada und Gerlaine.


    *nervses Räuspern* Und dann würde ich, wenn's erlaubt und nicht gar zu unhöflich ist, auch gerne mal zaghafte Kritik äußern - auch wenn ich annehme, daß der Autor nichts dafür kann und die völlig falsche Ansprechstation ist. Ein Beispiel:


    Zitat

    Du bist jetzt kein Jüngling mehr, dem man erlaubt, ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Als Herrscher von Aversa erwarten wir Vernunft und Einsicht [...]
    von Seite 293 unten


    Das ist, wenn mich mein Sprachgefühl jetzt nicht völlig im Stich lässt, einfach falsch. "Als Herrscher von Aversa erwarten wir" bedeutet anders formuliert "Wir, die wir Herrscher von Aversa sind, erwarten...". Dem Sinnzusammenhang nach ist gemeint "Von einem Herrscher von Aversa erwarten wir" oder "Als Herrscher von Aversa wirst du dich anders benehmen müssen." - Solche Unsauberkeiten, als hätte man zwei Sätze kombiniert und die Grammatik nicht bereinigt, sind mir jetzt schon mehrmals im Buch aufgefallen, und sie tun der schönen Geschichte unrecht. Dass man das als Autor selbst irgendwann nicht mehr sieht, kann ich mir vorstellen. Dafür gibt es ja auch jemanden im Verlag. Ob derjenige jetzt zum Korrektorat oder zum Lektorat gehört, weiß ich nicht, da kenne ich mich zu wenig aus. Aber an Ulfs Stelle würde ich versuchen, beim Zuständigen als Wiedergutmachung vielleicht ein Abendessen oder eine schöne Flasche Wein herauszuhandeln. ;-)


    Ich bitte ausdrücklich um Entschuldigung, falls ich mit der Bemerkung gegen irgendwelche ungeschriebenen Regeln für Leserunden verstoßen habe. Aber ich möchte auch nicht, daß bei den Buchmachern der Eindruck entsteht, dem Leser seien solche Dinge egal ("die lesen da eh' drüber weg"). Zumindest mir sind sie nicht egal.

    Zitat

    Original von Ulf Schiewe


    Ja, dieses Wappen ist eben genau das Wappen der Familie Hauteville in Italien. Oder Altavilla, wie sie sich später auf Italienisch nannten. Das Wappen wird auch noch später im Buch erwähnt, als Robert seinem Gilbert erlaubt, es auf dem Schild zu tragen.


    Auf dem ersten Coverentwurf hatte der Grafiker ein Wappen gesetzt. Ich fand das gut, es war aber ein falsches. Ich habe dann recherchiert und das richtige gefunden. Das wird nun jeden Band der Serie zieren. :-)


    *staun* Stammt das Wappen denn tatsächlich schon aus so früher Zeit? Ich dachte immer, Wappen als Erkennungszeichen hätten sich erst im Laufe des nächsten Jahrhunderts entwickelt? (Bei den kleinen Gruppen, mit denen die Normannen in Italien herumzuziehen scheinen, wären solche Zeichen wahrscheinlich auch nicht nötig gewesen - die kannten sich ja alle noch an der Nasenspitze ;-).)

    Zitat

    Original von nicigirl85


    Drogos Frau Gaitelgrima (was für ein krasser, unaussprechlicher Name) [...]


    Ich finde den Namen auch unaussprechlich - aber auch herrlich lautmalerisch. Da hat man irgendwie sofort ein Gesicht vor Augen - bißchen verkniffen, grimmig, eitel. Fräulein Alberada hat nach ihrem treuherzig-doofen Ausspruch von Seite 190 "Warum hat er ihn eingekerkert? Er hat doch niemandem etwas getan" dafür bei mir den Stempel "Blondchen" abbekommen :grin. Nee, klar. Gar nichts hat Robert gemacht - nur einmal plündernd quer durch Unteritalien gegondelt, sich mit dem Feind seines Bruders eingelassen, mal rasch ein Heiligtum geschändet und dadurch Drogos sämtliche Pläne zu einer Konsolidierung der Normannenherrschaft untergraben ... dieses Unschuldslamm! :rofl


    Daß Gerlaine sich aus weiteren Plünderungszügen heraushalten will, war abzusehen. Und es macht mich froh. Wobei ich nicht weiß, wie sehr ihre Liebe zu Gilbert dabei auf die Probe gestellt werden wird. Gilbert wird sich durch die dauernden Kämpfe ja vermutlich auch verändern, härter und kälter werden müssen, als er jetzt noch ist. Für den Moment ist es sicher eine Erleichterung für Gerlaine, das nicht mitansehen zu müssen und zumindest nicht zu wissen, wie viele freundliche, arglose Menschen ihr Geliebter noch töten wird. Aber ob das eine Dauerlösung ist?


    Der bewußte Ausdruck ist mir auch aufgestoßen. Aber die Dialoge sind ja insgesamt recht modern gehalten, insofern paßt es, denke ich, schon in den Rahmen. Das ist, meinem Gefühl nach, in historischen Romanen immer ein Abwägen. Einerseits soll die gewählte Sprache nicht zu modern sein. Andererseits will wohl niemand ein gekünsteltes "Marktsprech" à la "mich deucht" etc. Richtig und falsch gibt es da eigentlich nicht. Wenn man eine Figur im Mittelalter sagen läßt: "mir doch schnuppe", dann klingt das falsch. Aber wenn man sie sagen läßt "mir doch egal", ist das genauso falsch.


    Übrigens finde ich Drogo eine unterschätzte Figur. Er hat nicht das Charisma wie Robert (und vor ihm vermutlich Williame - der kleine Bruder eines großen Helden zu sein ist immer schwer) und nicht die Umgänglichkeit von Onfroi, aber offenbar ganz entschieden Grips im Kopf. Er sieht Gefahren und behält das große Ganze im Blick, wo seine Barone wie die kleinen Kinder nur an sich denken und daran, wie sie anderen und einander gegenseitig die Spielzeuge klauen können. Ich glaube, an Drogos Stelle wäre ich verzweifelt.

    @ arter: Ich sehe Wettbewerbe, inklusive der olympischen Spiele, durchaus als Leistungsprüfung (wenn ich die Athleten nach "gut - besser - am besten" einteilen will, muß ich sie - das heißt, ihre Leistung zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt und nach bestimmten Kriterien, doch prüfen?), was aber damit zusammenhängen mag, daß ich für Wettbewerbe generell nicht viel übrig habe.


    Deinen zweiten Absatz hatte ich (glücklicherweise, darum hatte ich mit meiner Antwort auch gezögert, ich wußte gar nicht, was ich darauf sagen sollte) ähnlich wie harimau völlig falsch verstanden. Nämlich so, als wäre eine wesentliche Motivation der Teilnehmer gewesen, gegen etablierte Autoren anzutreten und da gegen sie zu gewinnen. Das hat sich ja inzwischen geklärt.


    Die Autoren, die gemeint sind und die diesem Wettbewerb feige aus dem Weg gehen, sind also die Hobby-Autoren. Dann darf ich mich ja angesprochen fühlen :-]. Muß ich jetzt erklären, weshalb ich noch nie ernsthaft in der Versuchung war, mitzumachen? - Weil ich diesen Wettbewerb tatsächlich als die Veranstaltung eines eingeschworenen kleinen Zirkels empfunden habe. Weil ich die Geschichten anderer Teilnehmer ja bewerten müßte, was ich wirklich nicht will. Weil ich es für einen hohen Anspruch halte, eine komplette Geschichte in fünfhundert Wörtern erzählen zu wollen, den ich nicht erfüllen zu können glaube. Weil ich auch bei anderen Wettbewerben nur mitmache, wenn mir zum Thema etwas einfällt. Weil mir dieser Wettbewerb mit seinen verwirrend vielen Threads wie eine Dauer-Veranstaltung vorkommt und ich mir jedes Mal gesagt habe: ach was, kannste ja beim nächsten Mal machen.


    Inwieweit euch diese Antworten bei der Suche nach mehr Teilnehmern helfen, weiß ich nicht.