Für mich auch, bin auch gar kein Freund von blutigen Geschichten. Aber ich denke, das ist der Weg, den Gilbert gehen wird. Inwieweit seine Liebe zu Gerlaine das aushält, und noch mehr die ihre zu ihm ...
Vielleicht haben Frauen zu anderen Zeiten anders empfunden. Aber ich weiß nicht, ob ich nachts gerne neben jemandem liegen würde, der in der Lage ist, bei Bedarf kaltblütig und ohne schlechtes Gewissen jemanden umzubringen. Ich hatte angenommen, Gerlaine schätze Gilbert vielleicht gerade wegen seiner Unbedarftheit und Gutartigkeit - wie viele Männer wären wohl so gutmütig, sich von einer Frau derart herumkommandieren zu lassen? Wenn Gilbert anfängt, diese jugendliche Unschuld zu verlieren und sich ans Töten zu gewöhnen, wie wird Gerlaine das aufnehmen?
Was mir ansonsten seht gut gefallen hat in diesem Abschnitt - ich glaube, am besten im ganzen Buch bisher -, war das Gespräch zwischen Gaitelgrima und Gilbert, während nebenan Onfroi und Guaimar verhandeln. Unheimlich starke Szene, in der klargestellt wird, wie völlig unbedeutend und irrelevant Gaitelgrimas Hoffnungen oder Wünsche sind. Wie sie nie Herrin ihres eigenen Lebens wird sein können. Ich finde diese Frauenfigur sogar weit interessanter als Alberada und Gerlaine.
*nervses Räuspern* Und dann würde ich, wenn's erlaubt und nicht gar zu unhöflich ist, auch gerne mal zaghafte Kritik äußern - auch wenn ich annehme, daß der Autor nichts dafür kann und die völlig falsche Ansprechstation ist. Ein Beispiel:
Zitat
Du bist jetzt kein Jüngling mehr, dem man erlaubt, ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Als Herrscher von Aversa erwarten wir Vernunft und Einsicht [...]
von Seite 293 unten
Das ist, wenn mich mein Sprachgefühl jetzt nicht völlig im Stich lässt, einfach falsch. "Als Herrscher von Aversa erwarten wir" bedeutet anders formuliert "Wir, die wir Herrscher von Aversa sind, erwarten...". Dem Sinnzusammenhang nach ist gemeint "Von einem Herrscher von Aversa erwarten wir" oder "Als Herrscher von Aversa wirst du dich anders benehmen müssen." - Solche Unsauberkeiten, als hätte man zwei Sätze kombiniert und die Grammatik nicht bereinigt, sind mir jetzt schon mehrmals im Buch aufgefallen, und sie tun der schönen Geschichte unrecht. Dass man das als Autor selbst irgendwann nicht mehr sieht, kann ich mir vorstellen. Dafür gibt es ja auch jemanden im Verlag. Ob derjenige jetzt zum Korrektorat oder zum Lektorat gehört, weiß ich nicht, da kenne ich mich zu wenig aus. Aber an Ulfs Stelle würde ich versuchen, beim Zuständigen als Wiedergutmachung vielleicht ein Abendessen oder eine schöne Flasche Wein herauszuhandeln.
Ich bitte ausdrücklich um Entschuldigung, falls ich mit der Bemerkung gegen irgendwelche ungeschriebenen Regeln für Leserunden verstoßen habe. Aber ich möchte auch nicht, daß bei den Buchmachern der Eindruck entsteht, dem Leser seien solche Dinge egal ("die lesen da eh' drüber weg"). Zumindest mir sind sie nicht egal.