Kein Vorwort? Oh, wie schade. Jetzt dachte ich, wir könnten rund um das Vorwort eine neue Diskussionsrunde rund um die Kritik an der Literaturkritik starten :grin.
Es geschieht relativ wenig in dieser "Vorgeschichte". Vier Leute sitzen abwechselnd zusammen, reden und essen Erdbeeren (mit Sahne): Anna, Molly, Richard und Tommy. Dann geht Anna nach Hause. Das Ganze dauert sechzig Seiten.
Worüber geredet wird: über mehr, als ich auf die Schnelle erfassen oder wiedergeben könnte. Da ist, wie Rumpelstilzchen schon gesagt hat, einmal Richards Verhältnis zu seiner viel betrogenen und betrunkenen Ehefrau. Da ist die gegenseitige Verständnislosigkeit, die zwischen den zwei "Welten" herrscht, aus der die Gesprächspartner kommen; zumindest Molly hat wirklich keine Ahnung, dass ihr Ex-Mann eine bedeutende Rolle in der Finanzwelt spielt - und Anna, die es zumindest ansatzweise begriffen hat, bedeutet es nichts, weil Richards Leistungen in ihrem Denken einfach keine sind. Da ist Tommy, der nach dem Willen des Vaters aufhören soll zu "grübeln", der nicht weiß, was er mit sich anfangen soll, der aber sicher ist, dass er die Welt und das Wertesystem seines Vaters ablehnt. Da ist der Gedanke der "Verantwortlichkeit", den Tommy ins Spielbringt und den ich nicht wirklich begriffen habe. Verantwortlichkeit des Künstlers gegenüber der Gesellschaft? (Hat die Gesellschaft da eigentlich ein Mitspracherecht?)
Da ist auch die Verständnislosigkeit zwischen den beiden Frauen, die so unterschiedlich in ihrem Wesen sind, Mollys Enttäuschung darüber, dass Anna keinen zweiten Roman "produziert" - dasWort steht da tatsächlich. Anna könnte doch produzieren, während Molly dazu die Voraussetzungen (Talent? Energie? Tiefe? Festigkeit?) fehlen. Aber Anna tut es nicht, sondern schreibt für die Schublade.
Es ist in erster Linie das Denken, dessentwegen mir diese Leute fremd sind. Tut mir leid, solche Leute kenne ich nicht. Die Leute, die ich kenne, reden über Fußball, Gartenarbeit, den letzten Nachbarschaftsklatsch.
Mir kommen sie alle erst einmal vor wie Reißbrettfiguren, deren Geschichte durch eingeschobene Hintergrundabschnitte und deren Äußeres mit zahlreichen Adjektiven erhellt wird. Erfunden, um etwas Bestimmtes zu verkörpern. Ich bin gespannt, ob das anhält.
Was mir bis jetzt am besten gefallen hat, waren die Erdbeeren ...