Beiträge von Josefa

    Zitat

    Original von beowulf


    Nein, ich habe damals als es um "Supersize me" so einen Medienhype gab einen Bericht in einem der Fernsehmagazine gesehen


    Geht es evtl. um das hier? Woman says McDonald's diet ...


    Daß es grundsätzlich möglich ist, täglich bei McDonald's zu essen und dabei abzunehmen, wenn man eben nur Salate ißt (und die zuckerhaltigen Dressings wegläßt), glaube ich gern. Aber wer - und vor allem welches Kind - geht wegen eines Salats zu McDonald's? ;-)


    Grundsätzlich finde ich es auch keine schlechte Idee. Ob es als Imagekampagne der große Renner für McDonald's ist, wage ich eher zu bezweifeln.

    Von mir aus gerne, Christine. Ist dann wohl auch weniger Aufwand.


    @ Vivian: Ich wollte dich mit meiner Bemerkung aber nicht vergraulen :-(. Das Buch muß deswegen nicht schlecht sein, nur (das weiß ich schon) reagiere ich zunächst immer unwirsch, wenn ich einen historischen Roman erwarte und Fantasy-Elemente vorgesetzt kriege. Aber beim zweiten Mal will es tatsächlich als Fantasy-Roman lesen. Ich hoffe, das geht dann besser ^_^.

    Handlung:


    Einige Jahre nach den Ereignissen von "Stolz und Vorurteil" leben Darcy und Elizabeth glücklich und zufrieden auf Pemberley. Sie haben zwei Söhne, führen eine harmonische Ehe und werden von einer Heerschar an Dienerschaft umsorgt, die ihren ganzen Stolz daraus zieht, zu Pemberley zu gehören. Diese Idylle wird jäh gestört durch Lizzys Schwester Lydia, die jetzige Mrs. Wickham, die in einer stürmischen Nacht uneingeladen vorfährt und hysterisch um Hilfe fleht - ihr Mann, George Wickham, sei ermordet worden. Bei der nachfolgenden Suche im Forst von Pemberley findet man Wickham freilich noch sehr lebendig, aber blutüberströmt über die Leiche seines Freundes und ehemaligen Kriegskameraden Denny gebeugt. Ist das, was der betrunkene Wickham von sich gibt, nämlich daß er seinen Freund umgebracht habe, ein Mordgeständnis?


    Persönliche Meinung:


    Gleich am Anfang legt P.D.James Jane Austen einen Satz in den Mund, den diese vielleicht angesichts dieses Krimis geäußert haben würde: "Wäre es wirklich mein Wunsch gewesen, bei derart verabscheuungswürdigen Themen zu verweilen, so hätte ich die Geschichte selbst geschrieben, und zwar besser."
    Dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen.


    Ich war also, unschwer zu erkennen, nach der Lektüre enttäuscht. Wobei das vielleicht eine ganz übliche Reaktion auf Fanfiction ist, die mit einem kaum erreichbaren Original wetteifert. Zum Teil mag es an falschen Erwartungen meinerseits, zum Teil auch an meinen Englischkenntnissen liegen (oder vielmehr dem Mangel daran), daß ich mit diesem Buch nicht recht warm werden konnte.


    Aber nicht ausschließlich.


    Natürlich verstehe ich, daß der Stil eines Krimis anders sein muß als der eines Liebesromans (falls man "Pride and Prejudice" so nennen will). Aber gerade die Leichtigkeit des Stils, der Witz und die eingestreuten Bissigkeiten sind es, die für mich den Reiz an Jane Austens Romanen ausmachen. Soweit ich mich an eine kurze Begegnung mit P.D.James' "Dagliesh"-Reihe erinnere, ist solche Leichtigkeit nicht wirklich typisch für diese Autorin. Daß grundsätzlich auch ein Krimi humorvoll und spritzig daherkommen kann, sieht man aber an Dorothy Sayers oder Martha Grimes' frühen Inspector-Jury-Krimis. In diesem Buch hätte ich mir viel mehr davon gewünscht. Es gab kleinere Ansätze, aber der Großteil des Buchs verharrt in einer schwermütig-dumpfen Stimmung, die vielleicht dem Sujet des Romans angemessen ist, aber nicht dem Vorbild. Da die Autorin nun einmal das "Jane Austen"-Etikett auf diese Geschichte geklebt hat, muß sie auch mit den Erwartungen rechnen, die dadurch beim Leser geweckt werden.


    P.D.James nimmt also die altbekannten Figuren aus P&P und setzt sie in einen ganz typischen Krimi, der auch wie ein ganz typischer Krimi erzählt wird. Mit Ausnahme von zwei Passagen: der Anfang, in dem die Ereignisse aus "Stolz und Vorurteil" und die weiteren Begebenheiten bis zum Einsetzen der eigentlichen Handlung zusammengefaßt werden, und der Epilog, der im wesentlichen aus einem Gespräch zwischen Darcy und Elizabeth über ihre Beziehung und die Fehler der Vergangenheit besteht. - Leider hat der typische Krimi-Aufbau Folgen. Mit der Erzählweise Jane Austens, auch mit zeittypischen sozialen Verhältnissen läßt er sich kaum vereinbaren. Typisch für Austens Romane ist ja z.B. die strikte Trennung von männlicher und weiblicher Lebenswelt. Was die Herren bei Zigarren und Wein besprechen, wenn die Damen sich schon in den Salon zurückgezogen haben, das bleibt für die weiblichen Figuren in Austens Büchern (und für den Leser) immer ein Geheimnis. In diesem Krimi werden, vielleicht notwendigerweise, dagegen Themen in Gegenwart von Damen angesprochen, die man wohl als ausgesprochen unschicklich empfunden hätte in einer Zeit, in der selbst die Zeitungslektüre den Frauen des Haushalts vom Familienvorstand gestattet werden mußte. Auch den häufigen Perspektivwechsel empfand ich als problematisch, zumindest als fremdartig und unpassend. Zum Beispiel wird da ein ganzes Kapitel aus der Sicht eines Dienstboten (!) berichtet.


    Überhaupt, die Dienstboten. Bedienstete tauchen bei Jane Austen fast nur als schemenhafte Gestalten im Hintergrund auf, sind kaum mehr als Hände in weißen Handschuhen, die Suppenteller auf Tischen abstellen; in diesem Krimi nehmen sie und ihre Probleme dagegen breiten Raum ein. (Und wenn ich mir anschaue, was die Haushälterin auf Pemberley zu ihrer Herrin sagt: "I suggest you go to the living room" - ich vermute, für so einen Satz wäre sie damals hochkant rausgeflogen. Von sich aus vorzuschlagen hatte eine Bedienstete ihrer Herrschaft gar nichts.)


    Bei den Hauptfiguren fehlte mir viel von deren typischen Eigenschaften aus P&P. Jane und Bingley waren ganz ihr liebenswürdiges Selbst, aber Elizabeth, meist in eine Nebenrolle verbannt, habe ich kaum wiedererkannt. Kaum etwas geblieben von ihrer fröhlichen Spottlust. Colonel Fitzwilliam, aufgestiegen in der Familienhierarchie, erschien moralisch weit fragwürdiger als bei Jane Austen. Der Großteil des Buchs wurde aus Darcys Sicht geschildert, auch das reichlich ungewohnt. Daß Darcy zu Grüblerei und Selbstzerfleischung neigt, kann man sich aber immerhin vorstellen. Lydia benahm sich gegenüber Elizabeth in einer Art und Weise, die sich jemand, der von den finanziellen Zuwendungen des Betreffenden abhängig ist, kaum erlauben dürfte.


    Dazu kamen dann noch die üblichen Probleme, die ich beim Lesen gerne mal mit historischen Krimis habe, wenn mich das Gefühl beschleicht, hier werden einfach die Arbeitsweisen der heutigen Polizei zurückdatiert und mit den damaligen technischen Möglichkeiten abgeglichen. Soweit ich weiß, spielen Jane Austens Romane in einer Zeit, in der so etwas wie systematische Ermittlungsarbeit überhaupt erst im Entstehen war und es eine Polizei im heutigen Sinn noch nicht gab. Aber gut, ich bin kein Historiker; vielleicht liege ich da falsch. Die Art, wie der Leser z.B. darüber informiert wird, daß es zur damaligen Zeit noch nicht möglich war, Blut genauer zu analysieren, kam mir doch recht - ich glaube, der englische Ausdruck wäre "ham-handed" vor.


    Schlimmer fand ich die Ungereimtheiten in der Handlung. Nicht nur, daß man als Leser schon sehr früh auf die richtige Fährte gesetzt wird, einfach nur durch das, was geschildert wird. Da wird auch mehrmals etwas wiederholt, was schon an anderer Stelle gesagt worden ist. Sowas ärgert mich immer, weil es mir vorkommt, als ob mir der Autor nicht zutraut, mir etwas über hundert Seiten weg zu merken. Ob das - ebenfalls mehrfach ausgebreitete - Familienhistörchen um Großvater und Hund im Wald unbedingt nötig gewesen wäre, weiß ich auch nicht. Als Hintergrund für Darcys Charakter, falls es das sein sollte, war es mir zuviel Küchenpsychologie.


    Und dann gibt es noch die unlogischen Dinge.


    Wobei ich, gerade bei den unlogischen Elementen, gerne glauben will, daß ich einfach nur Dinge überlesen oder mißverstanden habe. Wie gesagt, mein Englisch ist nicht so besonders. Nachdem man sich im Zweifel für den Angeklagten entscheiden soll, kriegt das Buch einen Punkt mehr, als ich ihm nach meinem ersten Eindruck zugestanden hätte. Das wären dann sieben. Damit befindet P.D.James sich in guter Gesellschaft: Joan Aikens "Jane Fairfax" fand ich auch schon nicht besonders.

    @ DraperDoyle:


    Ich denke, ich kann ein bißchen nachvollziehen, was du meinst. Mir geht es manchmal ähnlich bei meinem bevorzugten Genre, historischen Krimis. Inzwischen bin ich fast versucht, nur noch Geschichten zu Epochen zu lesen, über die ich noch nie etwas gehört habe. Je detaillierter das Bild, das man sich selbst schon von einer Zeit, einer Gegend oder einem Thema gemacht hat, desto größer die Chance, daß es nicht mit dem Bild übereinstimmt, das der Roman vermittelt.
    Aber das hat, vermute ich, weniger mit der Herkunft oder dem Kenntnisstand des Autors zu tun als mit einer (vielleicht auch nur postulierten?) Lesererwartung, die man mit einem Genre bedienen zu müssen glaubt. Bretagne = Idylle, kauzig bis wildromantisch. Mittelalter = Schwertkampf, macht- und auch sonst geile Kleriker, Aberglauben. - Ob dem wirklich so ist, ist nicht weiter wichtig, so lange es sich so verkauft.

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    Original von Salonlöwin
    Werden die Blätter für ihre Meinungen inzwischen von den Verlagen bezahlt [...]?


    Indirekt. Der Verlag schaltet Anzeigen in der Zeitung. Ohne Anzeige keine Rezension. Zumindest laut diesem Interview.


    Auf diese Art und Weise bleiben manchmal auch gute, durchaus rezensionswürdige Bücher vom Feuilleton völlig unbeachtet. Dazu gab's kürzlich eine Art verspätete Abbitte an den "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg ..." im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.


    Was mich fasziniert, DraperDoyle, ist ja, daß du ganz von allein den Verdacht hattest, da müsse etwas faul sein. Kam zwar zu spät, um den Kauf zu verhindern, aber trotzdem: Alle Achtung, Adlerauge! ;-) Und danke für die Warnung, ich hatte mit dem Buch schon geliebäugelt. Obwohl ich Regionalkrimis auch mäßiger Qualität durchaus lese, wenn mir danach ist, und ich womöglich, da mir die Bretagne völlig unbekannt ist, mit den Klischees gar kein Problem hätte. Zuminest rutscht das Buch erst mal wieder weiter nach hinten auf der Wunschliste.


    Eigentlich bin ich kein Freund dieses "Authentizitäts-Wahns". Mir ist es völlig schnuppe, ob der Inhalt des Romans einen persönlichen Bezug zum Leben des Autors hat. Es ist Fiktion. Eine gute, glaubwürdige Geschichte über die Bretagne zu erzählen, sollte einem Deutschen ebenso möglich sein wie einem Franzosen oder Südafrikaner.
    Allerdings scheint es in diesem Fall ja gerade die Qualität das Problem zu sein.

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    Original von Enora
    Auf jeden Fall habe ich mir deinen Rat notiert, Personifizierungen nicht mehr so zu verwenden.


    Ich wollte dazu nur anmerken, daß meinem Empfinden nach nicht die "Personifizierung" das Problem ist, sondern der Satzbau. Zwei verschiedene Subjekte, während der Nebensatz gleichzeitiges Geschehen suggeriert.
    "Julia stand am Gartenzaun. Ihre Stiefelspitze bohrte ein Loch in den Rasen."
    Das würde für mein Empfinden passen.


    (Nebenbei bemerkt, habe ich gerade in einem Heyne-Taschenbuch den schönen Satz gelesen: "Sie trug einen geräumigen Bauch vor sich her." Mit viel leerer Stellfläche und herrlichen Optionen bei der Inneneinrichtung :lache. Nimm's also nicht so schwer, Enora. Auch Lektoraten rutscht immer noch so etliches durch. Ist keine Entschuldigung für eigene Fehler, aber vielleicht fühlst du dich trotzdem ein bißchen besser.)

    Ich bin leider schon sehr lange aus dem allgemeinen Sortiment weg. Als ich in der Ausbildung war, haben wir uns die Begriffe "Taschenbuch" und "Paperback" für die Praxis noch folgendermaßen auseinanderdividiert:
    - Taschenbuch: die Billigausgabe eines zuvor als Hardcover erschienenen Werks und/oder Bestandteil einer Taschenbuch-Reihe (mit Reihennummer)
    - Paperback: Bücher, die schon in der Erstauflage mit Soft-Cover erscheinen, aber nicht Bestandteil einer Taschenbuchreihe sind


    Allerdings war es damals auch noch üblich, daß ein Buch, von dem der Verlag überzeugt war, zunächst als Hardcover rauskam. Dem ist heute ja nicht mehr so.


    Was die Notwendigkeit dieser Bestsellerlisten angeht: Für den Buchhandel und noch mehr die Verlage ist die Existenz dieser zusätzlichen Liste sicher enorm wichtig. Bestseller-Listen sind eine große Verkaufshilfe. Nur hat darauf leider eine begrenzte Zahl von Titeln Platz, und die Verlage werfen in immer kürzerer Zeit immer mehr Ware auf den Markt. Die dritte Liste öffnet ein drittes Schaufenster.


    Persönlich schließe ich mich auch beowulf an, was die Sinnhaftigkeit solcher Listen angeht. So ganz habe ich nie verstanden, weshalb ich dasselbe lesen wollen sollte, was auch alle anderen Leute lesen ... Ich bin wirklich niemand, der sich durch besonders geistvolle eigene Meinungen auszeichnet :rolleyes. Aber zumindest mein Lesefutter möchte ich doch lieber nach meinem eigenen Geschmack aussuchen ;-). Und es passiert äußerst selten, daß auf der Spiegel-Liste etwas steht, das mich auch nur thematisch anspräche.

    Hallo, Fianna! :wave Das ist ja nett, dich hier zu treffen! Du treibst dich auch überall herum, hm? :knuddel


    @ Lesebiene, da Fianna noch nicht wieder reingeschaut hat: Ich weiß, daß es von ihr das Buch "Shirin" auch auf Papier gab. Ich hab's selbst nicht gelesen, weil Historie plus Fantasy für mich ein absolutes No-Go ist. Das packe ich nicht; merke ich gerade bei einem anderen Buch, das ich mir dummerweise angeschafft habe. Aber es gibt hier schon Rezensionen zu "Shirin". Und wenn ich das richtig sehe, ist auch ein Wanderbuch unterwegs.

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    Original von Charlie
    "Die Glocken von Vineta" sind out of print, sie haben sich einfach nicht mehr verkauft.


    Tut mir leid, das zu hören. Vor allem, wenn man bedenkt, was in diesem Genre so alles lieferbar bleibt. Und ich bin froh, daß ich es noch rechtzeitig gekriegt hab. ^_^

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    Original von Prombär
    Das Vorwort war gut, denn dort wurde das Rechtssystem und die Stellung der Frau im damaligen Irland kurz angerissen (ich sag nur: wow) [...]


    Wobei ich nur - ganz vorsichtig :grin - anmerken möchte, daß mir (als einem kompletten Laien) gerade etliche der historischen Thesen, die der Autor in dieser Reihe aufstellt, von Anfang an recht merkwürdig vorkamen. Auch und gerade, was die Stellung der Frau und das irische Rechtssystem sowie die damalige Gesellschaftsstruktur angeht. Peter Tremayne hat für meinen Geschmack Mythos zu oft unbesehen für Wahrheit genommen und Verhältnisse aus dem Hoch- und Spätmittelalter auf das FrüMi übertragen. Da scheint es doch eine ganze Menge Historiker zu geben, die die Dinge weit weniger überschwenglich und durch die irisch-grüne Brille sehen. ;-)


    Allerdings habe ich diesen Band der Reihe, meine ich, nicht gelesen und kann deshalb nichts dazu sagen.

    Ich finde den Artikel nicht mehr, aber wenn ich es richtig im Kopf habe, war zuletzt die Rede von 2% Marktanteil der e-Books am Gesamtumsatz im Buchhandel. (Wenn man bedenkt, wieviel Wirbel nun Jahr für Jahr für Jahr um das Thema gemacht und mit welcher Vehemenz das e-Book herbeigeredet wird, finde ich das immer noch nicht besonders viel.)


    Übrigens gibt es durchaus auch Bibeln und sonstige religiöse Schriften als e-Book ;-). Das letzte Börsenblatt, das ich in der Hand hatte, war voll davon.

    @ Macsca und newmoon: Ich kann nur zu den wenigen Seiten etwas sagen, die ich gelesen habe. Wie oben geschildert, habe ich das Buch nach der besagten Unterhaltung zwischen Edward und Bella, in der Edward ankündigt, die Gedanken von Bellas "Freundin" zu lesen, abgebrochen. Abbrechen müssen, unter anderem eben, weil mich die Charaktere der beiden Hauptfiguren, wie sie aus ihren Handlungen deutlich wurden, unheimlich wütend gemacht haben.


    Falls Edward sich tatsächlich im weiteren Verlauf des Buches als hilfsbereit (im Sinne von "rücksichtsvoll und anteilnehmend an seiner Umgebung") erweist, muß er sich im Vergleich mit den ersten Seiten noch sehr geändert haben. Aus seinem Benehmen gegenüber seinen Mitschülern wurde diese Eigenschaft, bis zu dem Punkt, an dem ich abgebrochen habe, überhaupt nicht deutlich. Im Gegenteil, ich hätte ihn sogar als ausgesprochen rücksichtslos bezeichnet (Beispiele siehe oben). Auch gegenüber Bella übrigens.


    Die Art, wie er über die Gefühle und moralischen Rechte von Menschen weggeht, spricht zudem für tiefsitzende Arroganz - da teile ich den Eindruck, den seine Mitschüler von Edward haben. Arroganz deutet, meiner Erfahrung nach, aber selten auf besondere Gedankentiefe hin. Wobei man da jetzt schon sehr viel hinein interpretiert.


    Natürlich muß mein Leseeindruck nicht richtig sein. Wahrscheinlich bin ich wirklich einfach schon zu alt für dieses Buch und habe nicht mehr dieselben Wertvorstellungen wie die Zielgruppe, für die dieses Buch gedacht ist.

    Zitat

    Original von SweetMouse
    Josefa : In deiner Aufzählung hast du vergessen das Edward in der Sonne glitzert. Vielleicht war das der ausschlaggebende Punkt warum Bella unbedingt denn wollte ??


    Zumindest so weit, wie ich das Buch gelesen habe, hat die arme Bella diese sensationelle Enthüllung gar nicht mehr machen dürfen ;-). Das kann ich also nicht mehr beurteilen. (Aber wäre sie dann nicht besser dran gewesen, sie hätte sich einen halbwegs vernünftigen Kerl gesucht, ihn mit Alleskleber bestrichen und einmal in Pailletten oder Straßsteinen gewälzt?)


    Was diese eigenartig fehler- und schwächelosen Vampire angeht (davon weiß ich allerdings wirklich nur aus zweiter Hand), das hätte ich spontan in dieselbe Ecke gestellt wie den Unwillen der Autorin, die "arme" Bella tatsächlich an ihrer neuen Umgebung leiden zu lassen. Aus meiner Sicht werden die Figuren durch diesen Mangel an Mängeln sehr uninteressant - perfekte Leute haben mit mir nicht viel zu tun. Warum sollte ich von ihnen lesen wollen?
    Aber ganz offensichtlich denken da sehr viele Leser anders, insofern kann man Frau Meyers kaum vorwerfen, sie habe etwas falsch gemacht.

    Zitat

    Original von newmoon
    [...] obwohl ich mit Meyers Ansichten nicht konform gehe, fand ich es wohltuend, mal einen Roman zu lesen, der eher unterschwellig sexualisiert war.


    Unterschwellig sexualisiert ja. Aber leider Gottes auch nicht mehr als das. Edwards im Artikel beschworene "moralische Schönheit" reduziert sich darauf, daß er prüde ist und keinen umbringt. Was aus meiner Sicht nicht wirklich genügt, aus einem Typen ein anbetungswürdiges Wesen zu machen. Der Begriff "Moral" reduziert sich auf die Sexualmoral; sonstige ethische Normen scheint Jung-Edward (so weit ich das Buch gelesen habe) nicht zu praktizieren.


    Was fasziniert die beiden Hauptfiguren eigentlich aneinander? Mein Eindruck (wie gesagt, nach den ersten 200 Seiten) war: Edward an Bella die Tatsache, daß er sie nicht auf dieselbe Weise kontrollieren (ihre Gedanken lesen) kann wie alle anderen Menschen. Also ein reines Machtspiel. - Bella an Edward? Gute Frage. Reine Äußerlichkeiten, vermute ich. Er ist "geheimnisvoll" und schaut gut aus. Oder gab es da noch irgendwelche anderen Dinge, die sie an ihm anziehend fand?
    Allein schon diese Motivationslage verrät mir mehr über die Hauptfiguren, als ich je wissen wollte. Brrr.

    Ich vermute, Leute wie ich sind als Käufer höchst unangenehm. Wenn ich nämlich mal ein aus meiner Sicht "perfektes" Buch gefunden habe, dann werde ich vom selben Autor aller Wahrscheinlichkeit nach erstmal kein weiteres mehr anfassen. Einfach im Wissen, daß ich jedes andere Werk unweigerlich mit dem ersten vergleichen und dann enttäuscht sein würde. Was gegenüber dem zweiten Buch nicht fair wäre.


    Jetzt hätte ich so einen Fall. "Glencoe" war ein Buch, dem ich zehn Punkte geben würde. Und das tue ich nicht allzu oft. Ein lesbares Buch kriegt fünf oder sechs Punkte, eines, das okay ist, kriegt sieben, ein wirklich gutes Buch acht. Neun Punkte bedeutet schon "ganz hervorragend".


    Und nun eben "Die Glocken von Vineta". Viel mehr als den Namen kannte ich von der Sage vor der Lektüre nicht, und das Meer und große Handelsstädte sind mir Landratte vom Bauerndorf als Themen immer etwas fremd geblieben. Möglicherweise hängt es auch damit zusammen, daß mir dieses Buch nicht im selben Maß ans Herz wachsen konnte. Außerdem mußte ich die Lektüre etwa in der Mitte unterbrechen, um für eine Leserunde Jane Austens "Mansfield Park" dazwischen zu schieben. Danach hatte ich ungeheure Schwierigkeiten, mich selber wieder dazu zu bringen, weiterzulesen.


    Sobald ich es mir gestern endlich geschnappt habe, habe ich es fast in einem Rutsch zu Ende gelesen. Das liegt vermutlich an der Sprache, die auf mich eine regelrechte Sogwirkung hat. Einfach, kraftvoll und bildgewaltig. Welle um Welle. War beim Thema "Meer" teilweise schon beängstigend, wie gut das gepaßt hat.


    Die Sache, von der ich befürchtet hatte, daß sie mir die größten Schwierigkeiten machen würde, war dann gar nicht so schlimm: ich mag keine rückwärtsgewandten Utopien. Immer, wenn irgendetwas irgendwo irgendwann als "Insel der Seligen", als "gute alte Zeit"etc. angepriesen wird, stellen sich mir die Haare auf. Aber Vineta, so sehr es auch im Roman den Außenstehenden so erscheint, ist kein Paradies. Sobald man mit Natalia dort anlangt, stellt man das endgültig fest. Es ist selbst in den Augen seiner eigenen Bewohner schon längst zur Legende geworden: Die Welt steht in Flammen, aber wir Vineter bauen uns Buden zum Pogodafest.


    Habt ihr vermutlich nie, liebe Vineter. Vermutlich gab es immer welche wie Warti Sliwosz, die für euch die Kastanien aus dem Feuer holen mußten. Das konntet ihr nur, in all eurer Sorglosigkeit, immer ignorieren. Und vermutlich gab es in diesem angeblichen Schmelztiegel auch immer den Bodensatz derer, die sich nicht einfügten, die ausgeschlossen blieben und denen es auch nicht viel besser ging als den Leibeigenen in den Städten rundum.


    So wie Bole. Das war die Figur, mit der ich mich von Beginn an am besten identifizieren konnte. Bole, der Unbegabte, der Schwächling, der Feigling, der immer im Schatten des überragenden Bruders steht. Dessen Zuneigung so oft zurückgewiesen wird, daß er nicht mehr wagt, sie anzubieten, und zum Schluß nicht einmal mehr, sie zu empfinden. Der zu wenig Humor hat, um über seine Schwächen zu lachen, und zu viel Angst, um die eigenen Stärken zu nutzen. Ein ewiger Außenseiter, ewiger Verlierer. - Von Bole, und noch mehr von Jula, der völlig Verbitterten, hätte ich gern mehr gehört, auch von Warti aus seinen späteren Tagen.
    (Um nochmal auf "Glencoe" zurückzukommen: Dort werden die Außenseiter am Schluß zu Helden. Das ist beim Lesen natürlich viel angenehmer, als die wahrscheinlichere Entwicklung wie hier: daß es für den, der eh' schon unten ist, Stück für Stück immer noch weiter abwärts geht. - Womit meine wahren Probleme beim Lesen wahrscheinlich schon geklärt wären: Tätscheln Sie mir gefälligst den Kopf, Frau Autorin, und wagen Sie es nicht, mich mit der Realität zu konfrontieren. ;-))


    Die beiden Hauptfiguren, Warti und Natalia, haben mir in ihrem fast übermenschlichen Lebenshunger dagegen beinahe Angst gemacht. Ungeheuer beeindruckende Figuren; daß Natalia so gern aß, war sehr passend. Und als Natalia kurz vor Schluß, als draußen schon der Sturm tobt und man weiß, wie es enden wird, ankündigt, in drei Tagen das "Rusalka" wieder zu öffnen, habe ich mich unwillkürlich gefragt, ob sie's wohl gemacht hat. Unten. Zuzutrauen wär's ihr.


    Wie schon in Rezensionen weiter oben angesprochen: die letzten familieninternen Verwicklungen hätte es aus meiner Sicht auch nicht mehr gebraucht. Das war mir zuviel, da schlug die vinetische Freiheit in Maßlosigkeit um. Aber vielleicht ist auch das nicht zufällig gewesen. - Die Klärung von Antons Identität traf mich jedenfalls wie eine Faust in den Magen. Das hatte ich überhaupt nicht kommen sehen.


    In Summe: Ein tolles Buch. Ein richtig gutes Buch. Aber.
    Ich vergebe acht Punkte. Und ich bin sicher, hätte ich "Glencoe" nicht gelesen, wären es neun.

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    Original von Tannenbernie
    Der Weltuntergang wurde heraufbeschworen und ganz Deutschland hat beteuert, niemals wieder einen Film auf RTL anzusehen....nun schaut wo wir sind


    Soweit es mich betrifft: an dem Punkt, an dem der Fernseher nur noch als Staubfänger im Wohnzimmer steht.


    Aber ich gebe dir schon recht: wenn es nur genügend beworben, beklatscht, bejubelt und herbeigeredet wird, wird es bestimmt auch kommen.

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    Original von newmoon
    Kannst Du das bitte ausführen, denn mit Sookie habe ich auch so meine Schwierigkeiten...


    Das mit Sookie Stackhouse geht jetzt so ein bißchen vom Thema weg. Und ehrlich gesagt, kann ich mich auch nur noch sehr dunkel erinnern. Von dieser Reihe hat mir nur mal eine Kollegin den ersten Band ausgeliehen. Nach allem, was sie vorher erzählt hatte, dachte ich, das könnte wirklich was für mich sein. Allerdings habe ich, wie gesagt, auf die Heldin ähnlich spontan ablehnend reagiert.
    Inwiefern genau, um das zu sagen, müßte ich erst nochmal reinlesen. Ich meine, daß mir die gesamte Figur irgendwie zu weinerlich und süßlich angelegt war. So der Typ "Frauchen", das auf den holden Prinzen wartet, dessen Auftauchen die eigenen Probleme aus der Welt schafft.
    Aber wie gesagt, ich habe das Buch nur kurz angelesen, und das ist schon sehr lange her. Womöglich verwechsle ich das sogar.


    Weshalb ich auf manche Figuren so heftig reagiere, dazu habe ich eine Theorie :grin. Ich vermute, ich erkenne an diesen Figuren Charaktermängel wieder, die ich auch habe. Und die ich an mir selbst absolut nicht ausstehen kann.
    Das würde auch erklären, weshalb viele Leute davon unberührt bleiben. Die kennen das einfach nicht an sich selbst, betrachten es mit größerer Distanz und gehen mit einem Schulterzucken darüber weg, um sich der Romanze zu widmen.
    Ist wahrscheinlich auch die gesündere Art zu lesen, statt sich über alles so viele Gedanken zu machen ;-).


    Und nochmal was angefügt, betreffs Herrn Edward: Nee, den mochte ich wirklich nicht. Er benimmt sich arrogant (das Absondern, nur mit der eigenen Familie zusammen etc.), was ich für eine Form emotionaler Dummheit halte, und er ist rücksichtslos. Ich denke gerade an die Szene, als er Bella (nachdem er sie gerettet hat) im Auto nach Hause fährt: Er fährt zu schnell, sie hat Angst und sagt ihm das. Und er hält ihr dann einen langen Vortrag darüber, daß das für ihn ganz normal ist und ihm gewaltigen Spaß macht und ihm sowieso nichts passieren kann und daß alle in seiner Familie und blablabla. Bevor er sich endlich bequemt, langsamer zu fahren.
    In dieser Situation gibt es nichts zu diskutieren. Es ist mir egal, ob er gerne schnell fährt. Neben ihm sitzt ein Mädchen und hat Angst. Der Typ hat nach zwei Sekunden mit dem Fuß vom Gaspedal zu sein, oder ich verleihe ihm den Titel "Rücksichtsloses A...", der ihm in meinen Augen gebührt.
    Das wäre wieder so eine Szene, wo ich mir gedacht habe, daß Frau Meyer und ich sehr unterschiedliche Prioritäten setzen bei dem, was eine Figur ausmachen sollte. ;-)