Beiträge von Josefa

    @ Sapperlot: Man kann die Preisbindung im Buchbereich sehen, wie man will. Tatsache ist, daß du gerade selbst auf einen negativen Effekt gestoßen bist.


    Amazon hat dich schlicht und ergreifend belogen (bzw. die freundliche und sicher fachfremde Dame im Call Center wußte es nicht besser und hat das nachgeplappert, was man ihr vorgeplappert hatte). Da es für die Schweiz keine Preisbindung gibt, können die Verlage auch keine Preise festsetzen. Allenfalls können sie Preisempfehlungen aussprechen. Und die scheinen, wenn man sich die E-Books anderer Anbieter anschaut, ja wohl deutlich niedriger zu liegen.


    Es muß also Amazon sein, das hier seine Marktmacht eben einmal zu deinen Ungunsten ausnutzt. Ist halt auch ein Effekt.


    Meines Wissens (aber das weißt du vielleicht genauer? Ich habe nur noch einen älteren Bericht aus dem Börsenblatt im Hinterkopf) war derselbe Effekt auch in der französischsprachigen Schweiz zu beobachten, als dort die Preise freigegeben wurden. Die Preise für die "Stapelware", also die gängigen Bestseller, sank. Im Durchschnitt stiegen die Preise allerdings deutlich.


    Edit: Sorry, sapperlot, ich hatte deine Bitte um ein Ende der Diskussion übersehen. Betrachte das Obige bitte als nicht geschrieben.

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    Original von Frettchen
    Vorher eine Liste anlegen mit Büchern, die passen, fänd ich komisch.


    Ich denke, das wäre sinnvoll, falls das Raster sehr engmaschig werden soll. Wenn ich maikäfer richtig verstanden habe, sollen ja möglichst wenig "weiße Flecken" bleiben - Idealfall wäre also, jedes einzelne Jahr mit einem Buch abzudecken. Was sicher utopisch ist.


    Ich hab mal für mich versucht, eine Liste zu erstellen ab der Zeitenwende (also "Punkt 0") bis Karl der Große, mit je einem Buch pro Jahrhundert. Gerade für die Spätantike und beginnende Völkerwanderungszeit fällt es mir schon schwer. Oft sind die Buchbeschreibungen so schwammig, daß man kaum weiß, wann die Handlung spielt; vieles ist nur noch gebraucht zu kriegen. Und dann soll's ja auch was sein, was einem gefällt. Da wäre ich dann für Tipps von beleseneren Eulen sehr dankbar.


    Wenn tatsächlich die gesamte Menschheitsgeschichte mit "nur" zwanzig Büchern abgedeckt werden soll, und davon vermutlich drei Viertel ab Mittelalter, dann denke ich, ist eine Vorschlagsliste nicht nötig. Da findet wirklich jeder selbst was. Kommt meines Erachtens also sehr darauf an, wie diese Lesereise am Ende genau aussehen soll.


    Eine Vorschlagsliste hätte eventuell auch den Vorteil, daß sich Eulen zu spontanen Leserunden zusammentun könnten.

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    Original von Paradise Lost
    Und nachdem ich jetzt mittlerweile gut 3/4 der Werke durchhaben müsste, habe ich den Eindruck: Das ist nicht Absicht, die ist einfach so.


    Ich habe gestern "Der Verräter" - naja, sowas Ähnliches wie "gelesen". Davor dachte ich wirklich, hinter diesen Texten müsse irgendein Spaßvogel stecken. Jetzt schließe ich mich deiner Meinung an.


    Und ich weiß, ich bin ein Seelchen, aber: sie tut mir leid. Die Frau hat sich so in ihren Trotz verrannt, daß sie gar nicht mehr merkt, wie sehr sie sich lächerlich macht.

    Wenn man die Liste noch weiter differenzieren möchte, könnte man ja versuchen, für größere Epochen verschiedene Gegenden oder Kulturen abzudecken. Zum Beispiel für die Bronzezeit:
    - eine der mesopotamischen Hochkultuen (Uruk, Sumer, Akkad, Babylonien, Assur)
    - kretisch-minoische Kultur
    - europäische Bronzezeit


    Die Antike könnte man sicher auch noch weiter unterteilen (Ägypten / Griechenland / römische Republik / römische Kaiserzeit / Spätantike)


    Fürs frühe Mittelalter wäre es sicher sehr ambitioniert, etwas nach Jahrhunderten zusammenstellen zu wollen. Aber spannend wäre es auch, ist meine Lieblingsepoche. ;-)


    Womit ich dann auch grundsätzliches Interesse an dieser Idee anmelden möchte. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wann ich mit einer solchen Liste fertig würde.

    Ganz im Gegenteil! Ein E-Book sollte in jedem Fall ebenso sorgfältig lektoriert sein wie eine Prinausgabe (ich rede jetzt von "richtigen", im Verlag erschienenen Büchern). Der Grund liegt bei mir: der Platz in meinem Regal ist ziemlich begrenzt, der auf einem Reader wäre nahezu endlos. Normalerweise kaufe ich Bücher, um sie zu behalten; ich verkaufe sie nicht weiter. Im Moment muß ich sehr stark auswählen, welche Titel ich wirklich anschaffen will. Bei E-Books wäre ich sehr viel eher versucht, mir Bücher zu kaufen, bei denen ich im vorhinein schon ahne: naja, vielleicht ganz nett, aber sicher nichts Besonderes.


    Zum Beispiel juckt es mich gerade in allen Fingern, "Die Päpstin" zu lesen, weil die Diskussionen im Rezi-Thread so witzig waren. Und das, obwohl (oder sogar weil?) ich weiß, daß ich mich wahrscheinlich auf jeder zweiten Seite ärgern würde.
    Aber ich hätte den Schinken danach als Staubfänger herumstehen, und das will ich nicht. Also lasse ich's. Und die Stimme der Vernunft, die bei mir so selten zu Wort kommt, sagt, das wäre eine sehr gute Entscheidung. ;-)

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    Original von magali
    [...]
    mit der stark gesunkenen Lebenserwartung der Bücher hast Du recht, aber nicht damit, daß es an den Leserinnen liegt.


    Letzteres war auch nicht ganz ernst gemeint ;-) . Andererseits widerstrebt es mir, die Leserschaft so ganz aus der Verantwortung zu entlassen. Wenn mehr Leute anfangen würden, sich über mangelnde Qualität zu beschweren, so wie Groupie das ja anscheinend schon versucht hat, und die lieblos produzierte Billigware (wie auch immer die im Einzelfall aussieht) weniger Käufer fände, würde höheren Orts ja vielleicht doch mal jemand ins Nachdenken kommen ... na schön, ich bin ein Träumer. :rolleyes


    (Mich hält unter anderem dieser Punkt, ehrlich gesagt, immer noch von der Anschaffung eines Readers ab. Ich weiß genau, ich wäre versucht, mir alles Mögliche als E-Book zu kaufen, das ich mir als Printausgabe nie ins Regal stellen würde.)

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    Original von Tupolew154
    Da vergeht mir gleich die Lust hier.


    Das fände ich nun aber wirklich schade. Genauso schade, wie wenn ich mich über Bücher nicht mehr öffentlich ärgern oder lustig machen dürfte. Wohlgemerkt: über Bücher. Nicht über deren Leser. Das steht mir überhaupt nicht zu, und ich möchte nichts weniger, als jemandem den Spaß an einem Buch verderben. - Wie sollte ich auch? Man kann auch an ... literarisch nicht so sehr anspruchsvollen Texten Spaß haben. Habe ich regelmäßig; ich bin eifriger Leser einiger Fantasy-Romane, deren sprachliches Niveau ich jetzt wirklich nicht für nobelpreisverdächtig halte. So what? Ich mag sie, und ich lese sie, und wenn sie noch so grottig sind.


    Trotzdem bin ich sehr dankbar, wenn auf inhaltliche oder sprachliche Mängel in Rezensionen hingewiesen wird. Ist doch besser, schon vorher zu wissen, was man sich antut. Und was für einen Sinn hätte denn das ganze Forum, wenn man sich in Diskussionen über die Qualität der Bücher nicht in aller Freundschaft an die Gurgel gehen dürfte? :grin


    (Und ich weiß auch nicht, was NTs sind.)

    Zum Thema »schlampiges Lektorat« eine Frage aus Buchhändler-Sicht: Kann die mangelnde Sorgfalt in der Aus- und Überarbeitung im Verlag, die ich ebenfalls festzustellen glaube, auch einfach mit der gesunkenen »Lebenserwartung« von Büchern zusammenhängen? So nach dem Motto: »Lohnt eh' nicht, ist in drei Jahren sowieso vergriffen, dann kräht kein Hahn mehr nach den Fehlern?« - Vor zwanzig Jahren konnte einem Buch noch ein langes Leben in der Backlist des Verlages beschert sein. Heute wird ein Titel, nach allem, was man hört, oft nach dem ersten halben Jahr schon für tot erklärt. Es landet, meinem Gefühl nach (ich arbeite nicht mehr im Ladengeschäft und sehe es also auch nur von außen), unheimlich viel Ware auf den Büchertischen, die nicht mal genug Zeit kriegt, um Staub anzusetzen.


    Blöd gesagt: Lesen die Kunden einfach zu schnell und zu viel? :grin Zu viele »Bücher für den einmaligen Gebrauch«, die sie kein zweites Mal anfassen und oft nicht mal ins Regal stellen?


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    Original von Frettchen
    Ich dachte immer, als Autor geht man davon aus, dass man davon nicht leben kann. Und schreibt aber trotzdem, weil es einem ein Bedürfnis ist. Ich dachte immer, Autor wär mehr Berufung als Beruf.


    Hm. Irgendwie ein bißchen die Quadratur des Kreises, oder? Selbst wenn der Autor sich damit abfindet, nicht von seiner Schreibe leben zu können – der Verlag muß es. Der Lektor, der das abgegebene Manuskript von Selfpublisher- auf Verlagsniveau heben muß, will bezahlt werden, der Cover-Designer, der Drucker und die vielen, vielen Leute im Hintergrund bis runter zum Buchhändler wollen das auch. - Von den CEOs, die in den börsennotierten Muttergesellschaften auf ordentliche Renditen dieser seltsamen Literaturbranche warten, mal ganz abgesehen.


    Oder, nachdem es oben schon angesprochen wurde, du nimmst eben die selbstpublizierten Bücher, bei denen auf eine teure professionelle Überarbeitung von vornherein verzichtet wurde. Dabei handelt es sich nun wirklich zum allergrößten Teil um echte »Herzensprojekte« des Autoren, bei deren Ausführung kein Gedanke an Markttauglichkeit verschwendet wurde (und ich rede da durchaus aus eigener Erfahrung und schließe die eigene Person ein).
    Aber? Tja, hm, nicht wahr? ;-) Man merkt es diesen Büchern nun einmal auch an.


    Und: nur, weil ein Hobby- oder Indie-Autor sich mit dem Schreiben eines bestimmten Buchs einen Herzenswunsch erfüllt, garantiert das nicht automatisch besondere Originalität. Von der war weiter oben ja auch schon die Rede. Ich denke, bei vielen AEKs (auch bei mir) entsteht der »Herzenswunsch« zu schreiben so, daß man ein bestimmtes Buch gelesen oder einen bestimmten Film gesehen hat und nun unbedingt etwas Ähnliches machen will. Da kommt dann aller Wahrscheinlichkeit auch nur »Epigonenliteratur« dabei raus – immer vorausgesetzt, daß das fertige Produkt sich überhaupt bis zur »Literatur« aufschwingt.


    (Ich finde diesen Thread übrigens total interessant, gerade auch wegen der Einblicke ins Autoren-Alltagsgeschäft. Vielen Dank!)

    Oh, das war bestimmt nicht gegen dich gerichtet, Tupolew. Wenn du mal zurück liest - wie gesagt, die Diskussion in diesem Thread, ob das Buch nun sensationell gut oder schlecht ist und eine Päpstin Johanna nun gelebt hat oder nicht, die ist bei meiner Anzeige inzwischen schon auf Seite 16 ;-). Und wird womöglich noch weitergehen.


    Niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen, was er liest. Es hängt sicher davon ab, wieviele Kenntnisse über die behandelte Zeitepoche man mitbringt, ob man sich an manchen Dingen stört oder nicht. Zumindest über die Zeit Karls des Großen habe ich wenigstens ein bißchen was gelesen, und dann machen einen manche Eulen-Kommentare doch stutzig.


    Leider gibt es zu vielen Epochen, und besonders zum Mittelalter, so ein allgemein bekanntes "Hollywood"-Geschichtswissen: weiß man doch, wie das damals so war. Das, was "man" so weiß, entspricht aber oft nicht mehr dem aktuellen Stand der Geschichtsforschung, sondern eher dem vor hundert Jahren. Und manche Romane richten sich eben nach diesen Klischees aus, um die Lesererwartungen zu befriedigen. Macht eigentlich nichts, dafür sind es ja Romane.


    Es ist nur schade, weil die "echte" Geschichte oft so viel detailreicher, komplizierter und spannender wäre.

    Ah, ich beginne das Problem zu verstehen :grin. Ich habe mir jetzt mal den Spaß gemacht und die letzten vierzehn Seiten dieses Threads zurückgeblättert, u.a. bis zum frühmittelalterlichen Mais. Klingt vielleicht doch eher nach einem Buch, das man sich besser ausleiht als kauft.


    Grundsätzlich habe ich gar nicht unbedingt etwas dagegen, wenn Autoren mit historischen Fakten frei umgehen - solange es mit einem Augenzwinkern geschieht (im Moment lese ich gerade mit Begeisterung Ecos "Baudolino"). Aber das scheint hier ja gerade nicht der Fall zu sein.


    Mal schauen, wann ich mich an diesen Roman mache. Jedenfalls danke für die Warnungen und Meinungen zum Buch!

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    Original von Tilia Salix
    Johanna wurde der Hexerei verdächtigt und ich meine, der Wasserprobe unterzogen.


    Ich denke, es ist sehr schwierig, aus der Geschichte um die "Päpstin" überhaupt Erkenntnisse über das frühe Mittelalter herausziehen zu wollen. Soweit ich weiß, stammt die Sage um Johanna aus dem Hochmittelalter (?) und wurde vor allem im Spätmittelalter populär. Da sind mit Sicherheit Vorstellungen der herrschenden Zeit in die Aufzeichnungen mit eingeflossen. Was dann zum Beispiel auch für die Hexerei-Anklage gelten könnte. (Wobei Zauberei als todeswürdiges Verbrechen und die zugehörigen Scheiterhaufen offenbar auch die "Heiden" schon kannten.)


    Wobei ich anmerken muß, daß ich das Buch bisher nicht gelesen habe. Auch eine Lücke, die ich eventuell einmal schließen sollte. Ob Fantasy oder nicht. :-)

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    Original von xania
    Ich kann die Autoren sehr gut verstehen. Nachdem zum x.ten Mal bemängelt wurde, es wären zu viel "chen" im Buch waren sie eben genervt.


    Gut, ist verständlich. Allerdings ist mir in diesem Zusammenhang eine Antwort sehr unangenehm aufgefallen. Es ging um die Koseform "Mirchen" für Miriam.


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    Original von andersenbach
    Auch hier noch einmal: Ich habe es immer sehr gemocht, wenn Philipp mich "Mirchen" genannt hat. Ist halt Geschmackssache, "klein gemacht" habe ich mich nie gefühlt.


    Mirchen ;-)


    Was soll man denn als Leser eines Romans darauf antworten? Was die Autorin (falls es überhaupt einen Bezug zu wirklichen Ereignissen gibt) in der Realität eventuell empfunden hat, hat doch überhaupt nichts damit zu tun, wie dieselben Dinge in einem Buch rüberkommen. Was ist das also für ein Argument? (Oder spricht hier nicht die Autorin, sondern die Romanfigur?)


    Mir wäre als Teilnehmer der Leserunde spätestens an dieser Stelle auch unwohl geworden. (Daß ein Autor auf Kritik generell kratzbürstig reagiert und sich schützend über sein "Baby" werfen will, kann ich mir übrigens sehr gut vorstellen. Aber grundsätzlich sollte er doch in der Lage sein, sich von seinem Werk so weit abzunabeln, daß er zwischen Realität und Fiktion einen klaren Strich zieht?)

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    Original von Rosha


    Und die bestätigen sich dann gegenseitig, dass sie großartig schreiben und der Rest der Welt bloß keine Ahnung hat...


    Stimmt grundsätzlich, wenn ich das auch weniger in den Foren erlebt habe als in den diversen Facebook-Gruppen. Da herrsch(t)en zum Teil fast inzestuöse Verhältnisse: lobst du mein Buch, lob ich dein Buch :grin.


    Aber es gab immer und überall auch ein paar vernünftige, die (bei aller gelegentlichen Träumerei) die Angelegenheit weniger ernst nahmen, soweit es die Verkaufszahlen angeht. Und dafür etwas ernster, was das eigentliche Schreiben betrifft. Das waren dann aber meist auch belesene Leute, mit Germanistik-Studium oder einem entsprechenden beruflichen Hintergrund.


    Ich würde mich in jedem Fall hüten, alle über einen Kamm zu scheren.

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    Original von *Scylla*


    Es sind alle 6 Teile als ebook erhältlich. :grin


    Och menno. Das ist das erste echte Argument, das mich zur Anschaffung eines Readers verleiten könnte. Ich habe fünf Bände der "Odo und Lupus"-Reihe als gebundene Ausgaben aus dem Bleicher-Verlag. Der sechste fehlt mir.


    Also danke für den Hinweis! Jetzt muß ich nur noch meine Abneigung überwinden :rolleyes.


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    Original von magali
    Was Gordian hier versucht, ist, eine eigentlich zeitgenössische kriminalistische Ermittlungsgeschichte so ins Mittelalter zu versetzen, daß damalige Vorstellungen und Standards zum Tragen kommen und nicht die heute geltenden. Man wird in eine Welt gestürzt, in der ganz andere Rechtsvorstellungen gelten.


    Das gefiel mir an dieser Reihe tatsächlich unheimlich gut. Die Figuren sind in ihrem Denken und Handeln ganz Kinder ihrer Zeit - und trotzdem schafft der Autor es irgendwie, sie dem Leser nahe sein zu lassen. Wobei vor allem der Humor nicht zu kurz kommt. Genau deshalb kann ich mit vielen historischen Romanen kaum etwas anfangen: die Figuren benehmen sich entweder für meinen Geschmack zu modern, oder das Ganze ist so bierernst, daß ich es beim Lesen nicht mehr aushalte.

    Was ich mir vorstellen könnte: daß ein professioneller Schriftsteller, der tatsächlich vom Schreiben leben und entsprechend viele Romane produzieren muß, zumindest phasenweise die Lust am Lesen verliert (nicht, daß ich es ihm wünsche!). Wenn man in der x-ten Überarbeitung des eigenen Texts feststeckt, liest man vielleicht auch fremde Texte unwillkürlich anders: he, da ist eine Wortwiederholung ... wieso hat der Lektor dem Kollegen diesen verschrobenen Satzbau durchgehen lassen ... hm, ist das in Zeile 17 nicht eigentlich eine gemischte Metapher?


    Wenn das Lesen keine Ablenkung und keine Erholung mehr ist, sondern nur eine Verlängerung der täglichen Arbeit, würde es mir auch keinen Spaß machen.


    Ich gehe aber davon aus, daß die allermeisten Schriftsteller zumindest zu Beginn ihrer Schaffensphase eifrige Leser waren und es vermutlich im Prinzip auch bleiben. Müssen sie sicher auch, vielleicht nicht in allen Genres gleichermaßen, aber die Beschäftigung mit den Werken, Techniken und Ideen anderer Schriftsteller halte ich für ganz wichtig, um an der eigenen Schreibe zu arbeiten und sich zu verbessern.


    Aber um so einen professionellen Autoren ging es im Eingangsbeispiel wohl eher nicht. Und unter den Hobby-Schreibern und Selbstveröffentlichern ist wohl ein recht großer Prozentsatz, der wenig bis gar nicht liest. Zumindest war das mein Eindruck früher auf dem BoD-Forum.

    Ich lese solche Bücher grundsätzlich gern. Ist halt "anheimelnd", gelt? Genremäßig sind es ja meist Krimis, wenn's noch dazu historische sind, bin ich begeistert. Leider komme ich aus einer Ecke (Erding), die überhaupt nicht "fashionable" ist und zu der deshalb wahrscheinlich niemals jemand etwas schreiben wird. Ich habe einmal einen im Eigen- oder Kleinstverlag veröffentlichten Krimi gelesen, der in der Freisinger Gegend spielt und sich mit dem Ausbau des Münchner Flughafens im Erdinger Moos beschäftigt, das kam der Sache noch am nächsten. War ganz nett zu lesen, allerdings fand ich die Story gelegentlich schon ein bißchen an den Haaren herbeigezogen.


    Was ich festgestellt habe: Das Wort "Heimat" ist für mich sehr eng gefaßt. Ein München-Krimi interessiert mich schon nicht die Bohne, obwohl ich dort täglich arbeite.


    Ich hab's mal mit einigen "Oberbayern"-Krimis probiert, aber das war ein ziemlicher Fehlschlag. Einige interessante Dinge konnte man da durchaus lernen, aber meistens empfand ich die Charaktere als nervig und die permanente Bezugnahme auf örtliche Gegebenheiten als zu dick aufgetragen und ungeschickt eingebaut. Den Vogel abgeschossen hat aus meiner Sicht dabei ein Augsburg-Krimi, an mich abgetreten von einer wohlmeinenden Kollegin, die in der Gegend zu Hause ist und das Ding auf Seite zwanzig abgebrochen hatte ("Der Perlachmord"). Dieser ... Roman wurde offenbar von der örtlichen Gastronomievereinigung gesponsert, und eine der wesentlichen Aufgaben der Protagonisten ist es, unter detaillierter Beschreibung des Anfahrtswegs eine Kneipe nach der anderen aufzusuchen und sich dort vollaufen zu lassen.


    Das wäre dann wohl die Sorte Regionalkrimis, die in vielen Feuilletons regelmäßig verspottet wird.

    @ Frettchen: Soweit ich weiß, kann man anstößige Bücher bei Amazon doch melden? Wenn dieser Text dich derart anwidert, versuch das doch? Es wird wahrscheinlich nicht viel bringen, aber du hättest es wenigstens probiert.


    Zum "moralischen" Problem: Die Bild-Zeitung und andere Boulevardzeitungen arbeiten doch auf ähnlichem Niveau - inhaltlich zumndest, sprachlich sind sie oft auch nicht weit entfernt. Geschmacklosigkeit ist nicht strafbar. De gustibus non disputandum.


    Außerdem, wenn man das Problem weiter denkt: Ein Buch, das in ordentlichem Deutsch geschrieben ist und die Umstände der Tat ein wenig mehr verfremdet, aber ähnlich auf "Schockeffekte" zielt - wäre das demnach in Ordnung? Riecht das nicht ein bißchen nach Doppelmoral?


    Zum Thema S. Kaplan:


    Ich habe ja - damit das vorab klar gesagt ist, alleine schon der Neid-Argumente wegen ;-) - selbst einmal solche E-Books im Eigenbau verbrochen. Völlig unmöglich, dabei nicht sofort über den Namen Simone Kaplan zu stolpern. Ehrlich gesagt hoffe ich immer noch, daß es sich dabei um irgendein "Rico Beutlich"-ähnliches Langzeitprojekt handelt. Ich will einfach nicht glauben, daß jemand, dessen Muttersprache offenbar Deutsch ist und der ungefähr mein Alter und demnach wohl auch eine ähnliche Schulbildung hat (selbst wenn's nur die Hauptschule wäre), derart schlechte Grammatikkenntnisse mitbringt. Eine Satire auf Amazons "Direct Publishing" vielleicht?


    Falls es Frau Kaplan wirklich ernst damit ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Falls es ihr tatsächlich ums Schreiben, ums Geschichtenerfinden und -erzählen geht, würde mein innerer Gutmensch sich gerne jedes Kommentars enthalten. Es ist nicht schön, wenn etwas verspottet wird, das einem selbst lieb und teuer ist. Und solange mir ein Mensch keinen Grund gibt, ihm wehtun zu wollen - warum sollte ich?


    Falls es Frau Kaplan ( und das halte ich für die sehr viel wahrscheinlichere Möglichkeit) ausschließlich um die Aufmerksamkeit geht, dann hat sie offenbar alles richtig gemacht. Ich schaue erst seit kurzem wieder öfter hier im Forum vorbei und habe dabei in den letzten Tagen nicht weniger als drei Threads entdeckt, in denen es um Simone Kaplan ging. Welcher andere KDP-Autor könnte von sich behaupten, bei den Büchereulen derartige Beachtung zu finden?

    Hallo,
    so ganz unrecht hat deine Mutter vielleicht nicht. Lies dir den Fun-Vertrag in jedem Fall genau durch. Zu meiner Zeit mußte man diesen Vertrag binnen einer gewissen Frist kündigen, sonst fingen die Datenhaltungskosten an zu laufen. Kann durchaus sein, daß sich das geändert hat, aber ich würde lieber auf Nummer sicher gehen.
    lg
    Josefa


    (Ist mir übrigens richtig peinlich, nach so langer Zeit wieder zu posten - ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Mich hat vierzehn Tage vor Weihnachten das "echte Leben" überrollt, und seitdem komme ich zu gar nichts mehr. Aber als ich das Thema wieder in meinen Benachrichtigungen hatte, wollte ich wenigstens kurz meinen Senf dazu geben.)

    Nur noch ein schneller Nachtrag zum ersten Abschnitt: Ich mußte danach richtig über mich selbst lachen. Da kamen ja gleich zwei als Jungen verkleidete Mädchen drin vor - normalerweise etwas, das ich in historischen Romanen hasse. Aber mit dieser Darstellung konnte ich wirklich leben: Natürlich sind auch die Leute im Mittelalter nicht blind. Klar wissen sie, das das eigentlich ein Mädel ist. Aber es hat kurze Haare und Hosen an. Offiziell ist's ein Junge, und wenn mich einer fragt, kann ich immer noch behaupten, ich hätte nix gemerkt, also bin ich aus dem Schneider.

    Ich hab' mal einen Artikel zur Bierherstellung gelesen, der allerdings das Frühmittelalter betraf. Bierbrauen war wohl so eine Sache :D. Beim Wein ist die Gärung offenbar vergleichsweise einfach sicherzustellen. Hefepilze (die für die Gärung notwendig sind) wachsen auf der Außenhaut von Weintrauben ganz natürlich, und in alten Weingütern, wo Fässer und Bottiche immer wieder genutzt werden, bildet sich dann quasi ein natürlicher Grundstock an tauglicher Hefe. - Beim Bierbrauen mußte man hoffen, daß Hefepilze aus der Luft die Gärung bewirken. An sich kein Problem, schwirren ja genug drin herum. Allerdings sind einige davon wohl giftig.


    Das damalige "Bier" wäre aus heutiger Sicht wahrscheinlich ziemlich gewöhnungsbedürftig, mit verschiedenen Kräutern versetzt (schau mal bei Wikipedia nach "Grutbier"), sehr wenig Alkohol und ziemlich süß. - Ich glaube, heute, wo man sich zu jeder Gelegenheit einen Schokoriegel oder gezuckertes Gebäck reinschiebt, kann man nur noch schwer ermessen, wie toll der Geschmack "süß" damals für die Leute gewesen sein muß.


    Was Vyves und sein Festhalten an diesem Schwur angeht: das habe ich beim Lesen eher als (innerliche) Ausflucht verstanden. Vyves ist, obwohl oder weil er sich genauer erinnert, ebensowenig über sein Trauma hinweg wie Amicia. Solange er sich selbst einredet, nicht wirklich frei zu sein, kann er nicht in die Verlegenheit kommen, Deborah zu heiraten, für sie Verantwortung übernehmen zu müssen und womöglich noch einmal nicht in der Lage zu sein, diejenigen zu beschützen, die er aus seiner Sicht beschützen müßte.


    Bei Matthew scheint mir das Ganze ähnlich, aber mit einer anderen Komponente. Bei dem kommt es mir vor, als wolle er für irgendetwas Buße tun.