Beiträge von Josefa

    Mich schrecken dicke Bände tatsächlich eher ab . Ich habe nur sehr wenige Bücher über tausend Seiten und normalerweise auch kein Verlangen, besonders dicke Schmöker zu lesen. Dafür verliere ich mein Herz dann gerne an Reihen.


    Ein paar dickere Bände, die ich mein eigen nenne, wurden schon genannt: Follets "Die Säulen der Erde" und Gablés "Rad der Fortuna". Außerdem habe ich noch eine englischsprachige Ausgabe der Sherlock Holmes-Kurzgeschichten mit 1122 Seiten. Und vermutlich würde auch Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeiten" dazu zählen, aber das hat Insel/Suhrkamp dankenswerterweise auf zwei Bände (im Schuber) aufgeteilt. :-)

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    Original von beowulf
    Die die Arbeiten würden hätten aber fast das doppelte ihres bisherigen Gehaltes, wenn sie die Beitragslast des Arbeitgebers und ihre eigenen Beiträge erhalten würden und der Staat die ersparten Steuern an die Bürger zurückgeben würde.


    Und du glaubst, daß du dir gegebenenfalls davon eine (Jahre dauernde) Krebsbehandlung leisten kannst? Ich weiß nicht, was du verdienst, aber ich bin nur ein kleiner Buchhändler. Für mich wäre Einschläfern da vermutlich die einzig angemessene Lösung. Soll ja aber auch legalisiert werden, wie ich gelesen habe.


    Was machen wir übrigens mit den Hunderttausenden, die, wie du gesagt hast, durch das neue System arbeitslos würden?

    Damit's nicht heißt, niemand wäre auf den Thread eingegangen, hier ein paar Antworten auf einzelne Vorschläge. Daß ein Land mit solchen Regeln keines wäre, in dem ich leben wollte, versteht sich wohl von selbst.



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    - Änderung Steuersätze für Lohnsteuer und Einkommenssteuer: bis 100.000 Euro Einkommen 20 % Steuern, bis 500.000 Einkommen 15 % Steuern, ab 1.000.000 Einkommen 10 % Steuern


    Also, je mehr jemand verdient (je mehr Geld er damit dem Wirtschaftskreislauf zunächst einmal entzieht) und je mehr er, ohne selbst Mangel zu leiden, der Gemeinschaft abgeben könnte, desto weniger soll er dazu verpflichtet sein? Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Warum diese Ungleichbehandlung?


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    - Abschaffung Kirchensteuer, Kirchen sollen selbst ihre Einnahmen organisieren


    Naja. Wer sich an der Kirchensteuer stört, der kann ja aus der Kirche austreten. Das ist doch das geringste Problem und völlig in Eigenverantwortung zu lösen.


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    - Keine Zwangsmitgliedschaft in einer Krankenkasse, wer will kann sich freiwillig versichern, sofern ein Kind bis 18 Jahre zum Haushalt gehört, muß eine Krankenkasse nach freier Auswahl gewählt werden
    - Abschaffung der Arbeitsämter, freiwillige Eigenversicherung für den Fall der Arbeitslosigkeit
    […]
    - Abschaffung der Rentenversicherung, freiwillige Eigenversicherung, die bisher erworbenen Anwartschaften und die aktuellen Rentenzahlung werden über den Solidaritätszuschlag finanziert


    Es gibt ja meines Wissens jetzt schon eine Reihe Berufe, die sich nicht versichern müssen. Unbestätigten Gerüchten zufolge arbeiten erstaunlich viele Angehörige dieser Berufe buchstäblich, bis sie ins Grab fallen. Ob da wirklich immer grenzenlose Arbeitswut der Hintergrund ist? Und wer kommt denn letztlich auf, wenn der Herr Doktor übersehen hat, für sein Alter vorzusorgen? Der Staat, klar. Im Klartext also ich, mit meinen 20% Einkommensteuer.


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    - Abschaffung von Tarifverträgen, jeder Arbeitnehmer soll seinen eigenen Vertrag aushandeln
    - Erleichterung von betrieblichen Kündigungen, die ersten zwei Jahre zweiwöchige Kündigungsfrist, bis 5 Jahren 1 Monate, bis 10 Jahre 2 Monate, mehr als 10 Jahre 3 Monate
    - Zeitarbeitsverträge können unbeschränkt eingesetzt werden
    - Freier Einsatz von Leiharbeitern ohne Beschränkungen, Auflagen und Befristungen


    Ich höre gerade die CEOS der deutschen Großkonzerne im Chor »Hosianna« singen. - Stellen wir mal für drei Wochen ein paar Leute ein, Auftrag abgearbeitet, schmeißen wir sie wieder raus. Nächster Auftrag, stellen wir sie wieder ein. In vierzehn Tagen bist du wieder draußen, Kumpel. - Mal abgesehen davon, daß ein Arbeitgeber wohl tatsächlich so etwas wie eine Fürsorgepflicht für seine Angestellten hat (immerhin ist man als Arbeitnehmer auf Gedeih und Verderb von den Entscheidungen seines Chefs abhängig) – glaubst du, das wirkt sich positiv auf die Arbeitsleistung aus? Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich möchte, wenn ich arbeite, gute Arbeit machen. Und das kann ich unter solchen Umständen wohl kaum.


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    - Verkürzung von Genehmigungsverfahren, Bauvorhaben mit einem Wert von unter 100.000 Euro müssen nicht genehmigt werden


    Ich denke, ein Blick auf die Gebäudesicherheit in China oder Bangladesch, wo faktisch solche traumhaften Verhältnisse in der Bauindustrie bereits herrschen, würde hier weiterhelfen.


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    - Im Sportunterricht wird Selbstverteidigung in den Lehrplan aufgenommen, insbesondere Mädchen sollen jedes Jahr mindestens 10 Unterrichtsstunden bekommen


    Wenn ich mir überlege, was für soziale Auswirkungen einige der oben genannten Vorschläge haben könnten, halte ich zehn Stunden für viel zu wenig. Ich wäre für Einführung eines kompletten Ausgangsverbots für Frauen zwischen 19.30 Uhr und sieben Uhr früh, tagsüber ist Ganzkörperverschleierung Pflicht. Nur, um niemanden in Versuchung zu führen.


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    - Das Geld was durch die Abschaffung der BW frei wird, wird in die Erhöhung der Zahl der Polizisten und deren bessere Ausstattung investiert, Stärkung des Gewaltmonopols der Polizei


    Was Letzteres angeht, dürfte Bayern traditionell Vorreiter sein. Ein Polizeibeamter in München mußte kürzlich erst einer an eine Pritsche gefesselten, von fünf Polizisten gehaltenen Frau in Notwehr die Nase brechen.


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    - Verstärkte Ausbau der Verkehrswege durch Privatisierung


    und die damit als logische Folge verbundene Benutzungsgebühr/Maut. Oder denkst du, jemand stellt dir aus Spaß und Freude eine Autobahn hin?


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    - Stärkung der Geheimdienste, insbesondere mehr Rechte für den Verfassungsschutz, dieser wird zum zentralen Inlandsgeheimdienst


    Nur, um ganz sicherzugehen: der Verfassungsschutz, das sind die Jungs, die sich in der NSU-Affäre dermaßen von Kopf bis Fuß mit Ruhm bekleckert haben, daß ganz Deutschland heute noch darüber rätselt, ob sie nun derart korrupt waren oder derart sträflich dumm? Diesem Antrag stimme ich zu. Gebt jedem von ihnen einen Lolli, das sollte erst mal Stärkung genug sein.


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    - Abschaffung der staatlichen Unterstützung des Sports


    Und wer finanziert dann das Doping?

    Das könnte aber wirklich eine regionale Angelegenheit sein. Eigentlich geht das französische "s'il te plait" für "bitte" ("wenn es dir gefällt") genau in dieselbe Richtung.


    Und wenn ich da so an die bei uns in der Gegend üblichen Formulierungen denke ... also, da habe ich ein "Mogst amoi a wengerl auf d'Seitn geh?" doch immer als deutlich höflicher empfunden als ein "Iatz schaug' amoi, daß d' auf d'Seitn kimmst, oide Trutschn!" :grin


    Edit sagt: Das englische "please" geht doch auf eine ähnliche Formulierung zurück, oder?

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    Original von Frettchen
    Bei Fachbüchern gibt's das übrigens schon länger, dass im Buch dann ein Code enthalten ist, wo man sich auf einer Homepage dann kostenlos das E-Book runterladen kann. Oder es ist ne CD dabei, auf der das Buch auch noch mal digital gespeichert ist. Daher sollte das doch grundsätzlich in Deutschland auch möglich sein? :gruebel


    Ich kriege etwas Ähnliches gerade im Bereich Fachzeitschriften mit (in die entsprechende Abteilung bin ich vor einem halben Jahr gewechselt und wundere mich daher noch über vieles ;-)). Zur Zeit führen viele Verlage zu ihren Zeitschriften einen "kostenlosen" Online-Zugang ein. Und erhöhen im Anschluß den Abonnement-Preis gleich mal um ein Drittel. Ganz egal, ob der Kunde den Online-Zugang nutzen kann und will oder nicht.


    Daß Bezieher der Printausgabe das E-Book zum Sonderpreis erhalten können, ist preisbindungsrechtlich meines Erachtens ohne Weiteres möglich (muß halt nur immer und überall derselbe Preis sein). Kombi-Preise (Buch A gekauft -> Buch B billiger) gibt es ja auch jetzt schon.

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    Original von magali


    Und nun zur Beantwortung der wirklich wichtigen Frage (Gruß an Emotio):
    Popcorn ist ein ziemlich altes Gericht. Die erste Erwähnung vom Aufblähen von Maiskörnern in einem Topf habe ich, ein Zufall, in einer deutschsprachigen Zeitung aus Rußland aus den späten 1770er Jahren gefunden. Dort wurde es als armenisches Gericht bezeichnet.


    Und damit hätte ich von dieser Lektüre tatsächlich noch etwas Interessantes mitgenommen. Herzlichen Dank auch! :-)

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    Original von maikaefer
    Sie sind - zugegebenermaßen - sehr pointiert, so dass das eigentliche Buch dahinter fast ein wenig unterging.


    Ja, das erscheint mir jetzt beim zweiten Lesen auch so. Mein Problem mit der Schilderung ist, daß in den einzelnen Abschnitten einfach wenig passiert. In allen Kapiteln lernt Eros erst einmal die neue Welt seines Gastgebers kennen. Seitenlang. Dann wird immer und immer wieder das System der drei Verstände erklärt, jedem Gastgeber neu. Dann zeigt Eros dem Gastgeber den Fehler in seinem Denken - oder, wie im Fall des Regierungspräsidenten und Athinas, versichert ihnen, daß es keinen gibt. Und am Ende lösen alle Probleme sich in Luft auf. Die Handlung findet teilweise wirklich nur in wenigen Zeilen statt; alles dazwischen ist Beschreibung des Denk-Systems (um es mal so zu formulieren).


    Wie dieses gedankliche System sich praktisch umsetzen läßt, was es konkret heißt, "seine Welt anzunehmen" und wie man "echte" von "falschen" Welten unterscheiden kann, das wird nicht gesagt. Es bleibt alles in Bildern und Metaphern. Also, die Szene oben, mit dem Formel-1-Fahrer und dem Goldfisch? Die ist im Buch nicht länger. Ich habe die Sätze fast wörtlich zitiert.


    Wir bleiben beim Thema Religion: Eros geht ins Kloster.


    Ratio: Hoffentlich Trappisten. Irgendwas mit strengem Schweigegelübde.


    Eros findet niemanden, bei dem er seine Wahrheit an den Mann bringen könnte. Ein altersschwacher Mönch erkennt als einziger seine messianische Natur und möchte Antworten.


    Ratio: Woran erkennt er ihn eigentlich?
    Emotio: An den Augen natürlich. Sowas erkennt man immer an den Augen.
    Instinkt: Ich würde gerne nach altrömischen Vorbild eine Eingeweidebeschau vorschlagen.


    Eros soll Beweise dafür bringen, daß er im Besitz der Wahrheit ist. Sieben solcher Beweise hatte ihm Waldi alias das LEBEN ja versprochen. Fünf dieser Beweise sind ihm, wie Eros und der Leser gleichermaßen überrascht feststellen, im Laufe dieses Buches schon zuteil geworden. Es sind dies:


    - eine Zahlen- und Buchstabenspielerei rund um ein Musikstück von Bach, mit dem Eros in Episode 3 seinen Schwimm- und Tauchkumpel Herakles verblüfft hat
    - eine »Erklärung« der Zeit als vierter Dimension, die er in der Stadtbibliothek abgegeben hat
    - die behauptete und unbewiesene Existenz der drei »Verstände«
    - eine Theorie, die die Kontinentaldrift in Zusammenhang mit dem Mond und der Schrägstellung der Erdachse oder so ähnlich bringt, ebenfalls aus der Stadtbibliothek
    - und die Entdeckung der Trennkost


    Ratio: Huh? Äh … Aga?
    Emotio und Instinkt (besorgt): Ich glaube, das war jetzt ein bißchen viel für die Ärmste.


    Was das a) miteinander und b) mit irgendeiner übergeordneten Wahrheit zu tun haben soll, entzieht sich allen meinen drei Verständen leider völlig. Für die Mönche ist aber der Taschenspielertrick rund um Bachs Passacaglia ausreichend.


    Jetzt wird’s wieder ganz wissenschaftlich. Der altersschwache Mönch stirbt und meldet sich (in weiß auf schwarz) aus dem Jenseits. Er ist jetzt Teil des LEBENs und versteht alles und jeden.


    Instinkt: Na, so ein ZUFALL aber auch.


    Der Rest des Kapitels besteht aus einem langen Dialog zwischen dem LEBEN (bzw. Bruder Athanasius selig) und Eros. Jede Menge Lehrsätze, die inhaltlich zwischen banal und blankem Zynismus schwanken.


    Ratio und Emotio (helfen Instinkt, den Flammenwerfer wieder in Stellung zu bringen)


    Athanasius wird zum Schluß des Kapitels wiedergeboren. Und sieben Bienen fliegen gen Himmel, als die Seiten wieder weiß sind. Irgendwann im Verlauf des Dialogs muß der sechste »Beweis« gegeben worden sein. Ich hab's verpaßt und meine Verstände auch. Jetzt steht nur noch der siebte Beweis aus, der sich in Form eines Rätsels präsentieren wird, das aber nur jemand im Besitz der wahren Wahrheit lösen kann.


    Ratio: Ich wäre vermutlich die einzige, die's interessiert. Aber wenn dieser »Beweis« so ähnlich ist wie die bisherigen, erkläre ich mich für nicht zuständig.


    Episode 8


    Eros quartiert sich auf dem heruntergekommenen Hof eines suizidgefährdeten Bauern ein, der Krebs im Endstadium hat, rettet seinen Gastgeber vor der Verzweiflung über den Verlust der Ehefrau, führt ihn aus der Engstirnigkeit seiner Vorurteile, vereint ihn mit seinem verstoßenen Sohn (der sich als der gastgebende Pygmäe aus Episode 6 entpuppt und in dieser Folge Trainer der Fußballnationalmannschaft ist) und macht ihn dadurch so eins mit dem LEBEN, daß sich der Krebs in Luft auflöst. Und alles nur, indem er ihm drei lapidare Gesetze gibt.


    Ratio: Kommentieren wir das noch?
    Instinkt: Nö.
    Emotio: Aber wartet noch mit dem Abfackeln. Daß die Figuren aus den anderen Kapiteln wieder auftauchen, das gefällt mir jetzt.


    Episode 9


    Eros macht aus dem unzufriedenen, diebischen und intriganten Fabrikarbeiter Malek erst einen Arbeitslosen, dann einen Kanalarbeiter und zum Schluß einen Formel 1-Piloten. Ja, natürlich ausschließlich, indem er ihm zeigt, was das LEBEN von ihm will. Das wirklich Faszinierende: Eros geht auf, daß er in allen Kapiteln immer auch den »Verständen« seiner Gastgeber begegnet ist.


    Ratio: Und das merkt der erst jetzt?
    Emotio: Enttäuschend.


    Eros nimmt also den Goldfisch, der in diesem Fall den Instinkt repräsentiert, aus dem Aquarium und redet mit ihm, aber nicht in einer Wortsprache. Er nimmt die Ängste seines Gastgebers und wandelt sie in Vertrauen um. Woraufhin der Goldfisch sich in Eros verliebt und Malek eine sensationelle Rundenzeit in einem Formel 1-Boliden hinlegt.
    Alles klar soweit?


    Es kommt, wie's kommen muß: Malek macht eine sensationelle Karriere, kann den Ruhm nicht verkraften, betrügt die Gattin, die Tochter nimmt Drogen, der Opa stirbt – und Eros setzt den Goldfisch zurück ins Gurkenglas. Maleks Formel-1-Karriere ist im Eimer, sein Gspusi ist schwanger und kassiert ab, und Malek sitzt wieder mittellos in der Gosse, hat aber nach seinen eigenen Worten etwas sehr Wichtiges aus der Sache gelernt.


    Emotio: Wahrscheinlich, daß er den Goldfisch demnächst im Klo runterspülen will.
    Ratio: Leute – wir sind schon auf Seite 531. Es kann so schlimm gar nicht mehr kommen.


    Episode 10


    Eros kehrt zurück in Maleks Fabrik und rettet diesmal die Unternehmensleiterin Athina vor wirtschaftlichem Ruin und aus familiären Schwierigkeiten. Die Firma stellt Dosensuppen her, die auf ein Rezept von Athinas Großmutter zurückgehen. Leider schmecken die Suppen inzwischen scheußlich. Eros weiß natürlich, woran es liegt: Die Großmutter wußte noch um das Geheimnis der Liebe und hat mit Liebe gekocht. In Athinas Liebes- und Familienleben hakt es dagegen gewaltig; der Göttergatte kommt mit Athinas Vorrangstellung nicht klar und ist spielsüchtig. Über einem Teller Suppe hält Eros eine Rede auf das wahre Wesen der Liebe, die auf den Satz hinaus läuft: »Die vollkommene Liebe ist eine vollkommene Vereinigung von fremden Welten … ihr habt die Wahrheit des LEBENs, die Wahrheit über die Liebe gehört!«


    Emotio (schnarcht)
    Ratio und Instinkt (mit Blick auf Josefa): Ich glaube, wir können zum ersten Mal froh sein, von dem Thema nichts zu verstehen. Sonst müßten wir uns bestimmt wieder aufregen.


    Die gesamte Firma ist nun von Eros begeistert und bestürmt ihn mit Fragen über die Liebe. Ein Mädchen, das ihn zum Rendezvous bittet, bezeichnet ihn sogar als ihren Gott. Eros beantwortet alle Fragen mit einem Pauschal-Rundumschlag: Die Leute sollten nur den Zufällen vertrauen und herausfinden, was sie in ihrem Leben noch zu lernen hätten. Denn merke: …


    Emotio, Ratio und Instinkt (im Chor): Hinter jedem Zufall steckt ein Plan, und hinter jedem Plan ein Zufall.


    Eros' Rendezvous ist ein Fiasko, weil die Dame nur über sich selbst redet. Sogar meine drei Verstände sehen ein, daß ein gutes Date wohl anders verlaufen sollte. Athina bewirkt, daß ihr Gatte Hausverbot in allen Kasinos bekommt, Eros hält das für einen Fehler und bereitet eine Werbekampagne für die neue Suppe vor, die seine Chefin nicht zu sehen bekommen darf. Der Göttergatte geht fremd, und Eros tröstet Athina allen Ernstes mit den Worten: »Weine nicht, Athina, auf deine Tränen folgt der Sonnenschein.« Heile, heile, Gänschen. Meine drei Verstände wissen nicht, wer von ihnen sich über den Satz am meisten ärgern soll. - Eros rät Athina, zu warten, bis der Herr Gemahl zu ihr zurückkehrt, und stellt seine Werbekampagne vor, die so gewaltig und so anders ist, daß zunächst niemand weiß, was man von ihr halten soll.


    Mehr wird auch schon nicht darüber gesagt. Sie ist »anders«. Aber sie schlägt so gewaltig ein, daß die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung sich offenbar quasi über Nacht auf Dosensuppe umstellt. Zu Eros' wenigen im Wortlaut überlieferten ökonomischen Lehrsätzen gehört dabei Folgendes: »Ein Unternehmer, der sich an das Geschäft mit der Berechnung des Gewinns und nicht mit dem Herzen macht, ist zum Ruin verurteilt.«


    Der Göttergatte kehrt reumütig zu Athina zurück, gibt aber seinen Seitensprung nicht zu und wird von ihr verstoßen. Ihr schon längst in sie verliebter Betriebsleiter wittert seine Chance. Eros wird mal wieder von Ares aufgespürt und flüchtet auf dem Fahrrad. Zum Schluß belohnt das LEBEN die vielen richtigen Entscheidungen Athinas damit, daß das Gesundheitsamt in allen Dosensuppen außer der ihren eine erhöhte Menge an Schadstoffen feststellt.


    Emotio: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann löffeln sie diese Suppe noch heute.


    Episode 11


    Eros überholt mit dem Rad den Herrn Regierungspräsidenten, der sich - ebenfalls auf dem Fahrrad – mit einem Großteil seines Kabinetts auf Wahlkampftour befindet, und latscht ihm kurzerhand ins Regierungsgebäude hinterher. Bis zum Mittagessen löst er das Problem der überlasteten Justiz (Schuld der Rechtsanwälte), privatisiert das Gesundheitswesen (für das offenbar der Präsident der Staatsakademie für Wissenschaften und Künste zuständig ist …) und definiert die durch Gewerkschaften vertretene Arbeiterschaft als faul und habgierig. Die Gewerkschaftsvertreter können sich den durch die Ratio geprägten Argumenten des Regierungspräsidenten nur deshalb nicht anschließen, weil sie dem Instinkt gehorchen – so einfach ist das.


    Beim Mittagessen erklärt Eros dem Regierungspräsidenten die Sache mit den drei unterschiedlichen Denkweisen der drei »Verstände« und führt aus, wie sich das in unterschiedlichen Charaktertypen (vergleichbar mit den Sternzeichen) und unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen niederschlägt: Kapitalismus ist typisch für die Ratio, Diktatur für den Instinkt und Feudalismus für die Emotio. Historisch schlägt sich das in verschiedenen Epochen nieder. Die Emotio z.B. läßt sich gerne kultisch verehren, ist patriarchalisch strukturiert und begründet sich auf Begriffen wie Heldenmut, Schönheit, Künste etc. - Ägypten vor den Ptolemäern war z.B. auch durch die Emotio geprägt, was sich unter anderem darin äußerte, daß der Städtebau völlig planlos und improvisiert stattfand.


    Ratio: … Ich glaube, dazu hätte ich gerne die Meinung eines Ägyptologen gehört.


    Dieser Abschnitt ist insofern der interessanteste, als hier die Kernelemente der einzelnen »Verstände« und der daraus resultierenden Charaktertypen für mich am deutlichsten erklärt und auch mal ansatzweise (sehr ansatzweise!) mit denen aus anderen Systemen verglichen wurden. Keine Ahnung, weshalb der Autor damit bis Seite 640 warten mußte. Einige Bemerkungen zum Schulsystem gibt’s außerdem noch.


    Dann kehren Eros und der Regierungspräsident zu politischer Arbeit und Wahlkampf zurück. Die Opposition hat eine Prostituierte umbringen lassen und den Namen des Präsidenten damit in Verbindung gebracht. Oder so. Oh ja, und man stellt überraschend fest, daß die gesamte Weltwirtschaft vor dem Zusammenbruch steht. Überall gärt es, weil unzufriedene Emotio- und Instinkt-Menschen sich gegen die Herrschaft der Ratio-Clique auflehnen. Der Regierungspräsident läßt in aller Eile (es sind nur noch ein paar Wochen bis zur Wahl) die gesamte Regierungsarbeit auf die »erotischen« (das wollte ich so gern mal schreiben!) drei Verstände umstellen, die er soeben kennengelernt hat. Pünktlich zur Wahl bricht über Nacht eine globale Revolution aus, samt weltumspannender Wirtschaftskrise, Ende der Stromversorgung, Hungersnöten und Kannibalismus, die nur das kleine Land des Regierungspräsidenten unangetastet läßt. Der Präsident verliert zwar die Wahl, rettet aber sein Land.


    Emotio (schnieft gerührt in ihr Taschentuch)
    Instinkt: Das … ist sogar mir zu viel.
    Ratio: Ich vermute, man muß das alles einfach sehr, sehr symbolisch verstehen.


    Episode 12


    Ratio: Wenn ich richtig mitgezählt habe (und ich bin schließlich für Zahlen zuständig, haben wir gelernt), ist das der letzte Abschnitt!
    Instinkt: Freu dich nicht zu früh. Gibt bestimmt 'nen Epilog.
    Emotio: Ich hab' den Champagner schon kaltgestellt.


    Awww! Eros verliebt sich. Erst wird er von einer Honigbiene angehimmelt, die er aber, wie durchaus begreiflich ist, übersieht. Seine Auserwählte heißt Lana (oder, wenn sie ihn nervt, auch Gudrun). Erst sind beide schrecklich verliebt, dann beginnen sie, sich zu streiten. Streit, Versöhnung, viel Gegrübel und Gelaber über die Vereinbarkeit verschiedener Welten ... Am Ende stellt Eros fest, daß er sich, was Lana angeht, selbst belogen und somit die wahre Liebe, um die sich diese ganzen 777 Seiten ja offenbar drehen, wieder nicht gefunden hat.


    Epilog


    Instinkt: Und jetzt geht’s los. Wußte ich's doch.


    Lana hat die Brücke, die aus Eros' in ihre Welt führen sollte, abgerissen.


    Emotio: Typisch. Geht's 'nem Kerl schlecht, ist immer die Frau schuld.


    Eros ist von Trauer gebrochen und … hm. Stirbt fast oder so. Zerfleischt sich selbst? Wird von irgendwas zerfleischt? Sehr metaphernreicher, symbolträchtiger Stil in dieser Passage.


    Ratio: So kann man's auch nennen.


    Am Ende liegt er jedenfalls am Boden, sein Herz macht noch »ta-taa, ta-taa«, und er glaubt ans LEBEN. Dann hört er Bachs Passacaglia und schläft ein. Für die nächsten dreizehn Monate.


    Brüderlein Ares weckt ihn auf und nervt ihn mit der Schule des LEBENs (zur Abwechslung ist tatsächlich mal Eros genervt).
    Eros: »Es gibt keine Liebe … Das Glück ist eine einfache Täuschung!«
    Ares: »Es hat lange gedauert, daß du zu dieser Erkenntnis gelangt bist.«


    Instinkt und Ratio (nicken heftig)
    Emotio: Also, hört mal!


    Ares erklärt Eros, er sei der »Dreizehnte«. Eros denkt nochmal über alles nach (Waldi, die Verstände, die zwölf Charaktere) und kommt zu dem Schluß, daß er der »Dreizehnte« sein muß. Der dreizehnte Charaktertyp, derjenige nämlich, bei dem alle drei Verstände in perfekter Eintracht und perfekter Harmonie nebeneinander stehen und exakt gleich gewichtet sind.


    Instinkt: Komisch.
    Ratio: Genau das …
    Emotio: … haben wir beim Lesen über uns selbst auch gedacht.


    Die zwölf Figuren aus den letzten Kapiteln traben an und stellen sich neben Eros auf, und (Zitat) »Das Wort des LEBENs breitete sich bald im Lande aus, von Mund zu Mund, und das Geheimnis berührte die Menschen und ihre Herzen. »
    In der letzten Passage wird Eros Vater. Wer die Mutter ist, wird leider nicht gesagt.


    Instinkt: Ich tippe auf die Biene aus Episode 12. Die hat immerhin einen Schweißtropfen von ihm gesoffen.


    Und als er in die Augen seiner Tochter blickt, findet Eros die wahre Liebe doch noch.


    Emotio: Awww!
    Ratio: Na, wenigstens eine hier ist glücklich.
    Instinkt: Das war's. Wo steht der Alkohol?


    Und hier jetzt das, was mir beim Lesen durch den Kopf ging. Zusammenhanglos, zum Teil überschneidet es sich mit Postings, die ich weiter oben schon gemacht habe. Und lang, sehr lang.


    Gedanken beim Auspacken und Öffnen


    Die äußere Aufmachung ist ausgesprochen luxuriös: Stabiler Schuber in Silber, Silberschnitt, stylisch schwarz-weiß geteilter Einband. Setzt Maßstäbe für den Inhalt.
    Erster Grund zum Ärger: Eine Anleitung, wie das Buch zu lesen ist und wann man zwischen den Kapiteln sein Mittagsschläfchen zu halten hat. Ich hab noch nicht mal angefangen zu lesen und fühle mich jetzt schon bevormundet.
    Zweites Ärgernis. Das Buch beginnt mit einem Vorwort des Autors in Silberschrift auf schwarzem Grund. Unangenehm zu lesen.


    Zum Inhalt (ab hier wird gespoilert).



    Das Buch beginnt unspektakulär: Eros' Geburt, Eifersüchtelei des Bruders Ares, Anschaffung eines Familienhunds. Eros verliebt sich unglücklich, läßt die Angebetete laufen, rasiert sich den Kopf kahl und rennt sieben Tage ziellos davon, unterwegs wirft er Stück für Stück seine Kleidung weg. Mütterlein schickt den großen Bruder Ares hoch zu Roß hinterher. Vielleicht kann er ja wenigstens die Klamotten wieder einsammeln …


    Eros ist im Wald eingeschlafen, es regnet. Ein streunender Hund weckt ihn, indem er ihm das Gesicht ableckt. - Iih. Bäh. Regennasser, stinkender, sabbernder Hund! Kusch, weg, Körbchen! - Nein, das steht da leider nicht. Das war meine Reaktion. Das Buch ist bisher weitgehend humorfrei.


    Der Hund stellt sich als Sinnbild des LEBENs vor und ernennt Eros zum Retter der Menschheit, der ihr die eine, umfassende Wahrheit bringen soll. (Letztere kannten wir doch schon – 42 war's, oder? Aber gut.) Der Hund erklärt Eros, daß jedes Ego ein Teil des LEBENs ist und seinerseits in seiner eigenen Welt(anschauung) und seinem eigenen Haus (Überzeugungen, Grundsätze) wohnt, das wiederum auf einem Fundament aus drei »Verständen« ruht: Instinkt, Emotio und Ratio, die als einzige in der Lage sind, die Welten anderer Menschen wahrzunehmen und sie, jeder auf seine Weise, für das Ego interpretieren.


    Diese drei Freunde dürfen sich jeder mal kurz vorstellen. Mir ist daraus in erster Linie in Erinnerung geblieben, daß die Emotio gleichermaßen für Sport wie für Dichtkunst zuständig ist. Woraus man logischerweise folgern kann, daß ein großer Dichter auch eine Sportskanone sein muß und jegliche schriftstellerischen Ambitionen meinerseits von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.


    Der Hund verspricht Eros noch sieben Geheimnisse und sendet ihn in die Welt(en), um dort die Liebe zu verbreiten, die als einzige in der Lage sein wird, die Menschen wieder mit dem LEBEN zu versöhnen. Zu diesem Zeitpunkt hat, um im Jargon des Buchs zu bleiben, mein Instinkt bereits seinen Ganzkörper-Schutzanzug angelegt und hält sicherheitshalber den Flammenwerfer parat. Meine Emotio findet das alles doof und quengelt, daß sie »Die Sims« spielen möchte, und meine Ratio mußte ich im Sessel festschnallen, weil sie sonst nach jeder zweiten Zeile aufspringen würde, um mir zu erklären, es handle sich um einen zusammengerührten Brei von Banalitäten und es sei doch wohl leicht unlogisch, jegliche Gottesvorstellung für obsolet zu erklären, nur um mit dem LEBEN dasselbe sofort wieder einzuführen, und überhaupt fühle sie sich beleidigt, sich mit so etwas auseinandersetzen zu müssen.


    Der Hund pinkelt an einen Baum (Humor!) und verschwindet. Die Sonne geht auf, Eros erblickt sein eigenes Spiegelbild in einer Pfütze und findet sich so unwahrscheinlich schön und erregend, daß er sich einen runterholt. Sieben Mal. - Meine drei »Verstände« sind sich einig: Wir sind erst auf Seite 48. Das kann ja noch heiter werden.


    Eros auf Weltenrettung, Episode 1


    Eros rettet einen selbstverliebten Narziss, indem er die Spiegel, mit denen dieser sein Haus vollgepflastert hat, umdreht oder abbaut und den Bewohner damit zur wahren Liebe befähigt. Und schon stolpert das erste wahrhaft-geliebt-werden-wollende Frauenzimmer über die Schwelle. Na bitte. So klappt's auch mit dem Nachbarn. Nota bene: Eine Erklärung, was diese Metapher in der Praxis bedeutet, erfolgt nicht. Darauf möchte meine Ratio ausdrücklich hingewiesen haben, sagt sie.


    Episode 2


    Eros rettet Frau … Pardon: Fräulein (darauf besteht sie) Oberaufseherin aus dem selbsterrichteten Gefängnis ihrer Vorurteile gegenüber dem anderen Geschlecht. Indem er sie besoffen macht. Anschließend schießt er seinem Bruder, der ihn aufgespürt hat, einen Betäubungspfeil in den Hals. Ich schätze mal, Weltenretter dürfen sowas.


    Instinkt (zögernd): Wenn's da echt bloß drum geht, wie Männlein zu Weiblein kommt, dann brauche ich den Flammenwerfer gar nicht, oder? Dann tut's doch auch eine Dose Insektenspray?
    Emotio (kaut Popcorn): Ich find's lustig.
    Ratio (tappt mit den Fingern auf der Tischplatte): Und ich fühle mich intellektuell unterfordert. Vorsichtig formuliert.


    Episode 3


    Eros campiert vor der Festung eines gewissen Herakles, der sich weigert, ihn einzulassen, sich aber trotzdem mit ihm anfreundet und ihn füttert. Herakles bringt Eros Aikido bei und Eros Herakles das Langstrecken-Unterwasser-Schwimmen. Wobei Herakles es dabei nie zu einer wirklichen Meisterschaft bringt, weil, wie Eros leider vergißt ihm mitzuteilen, seine schwere Eisenrüstung für diese Tätigkeit eher mäßig geeignet ist. Als Herakles der Haustürschlüssel von der Burgmauer und Eros vor die Füße fällt, darf Letzterer doch eintreten und sieht … einen Haufen leere Seiten mit Satzzeichen. Im Anschluß kommt Bruder Ares, um sich per Aikido-Trick ausknocken und zu Pferd nach Hause schicken zu lassen .


    Ratio (begeistert): Hey, also das mit den Satzzeichen, das war jetzt aber cool! Wo ist der fehlende Text? Davor gab's so ein Rätsel mit 'nem Schlüssel, oder? Das muß man jetzt bestimmt im Buch suchen …
    Emotio und Instinkt (tauschen einen Blick): Die Tussi hatte immer schon 'nen Hau weg.


    Episode 4


    spielt in der Stadtbibliothek, in der unter anderem Nelson Mandela, Diogenes, Marie Curie und Isaac Newton sich ein Stelldichein geben – ohne erkennbaren Grund. Ich habe auch nicht alle auftauchenden Figuren gegoogelt. Eros bringt einem Psychiater mal kurz bei, wie man mit Klaustrophobie-Patienten und Erektionsstörungen umgeht, entdeckt ein Buchregal mit verbotenen Schriften und sülzt die Bibliothekarin mit pseudo-religiösem Gequatsche über das LEBEN voll. Bißchen Wiedergeburt, bißchen Karma, bißchen christliche Ethik, bißchen Pantheismus. Und, o ja: Ausgesprochen zynische Kernaussage: an allem Unheil, das dem Menschen widerfährt, ist dieser in irgendeiner Form selbst schuld. Gutes wird vom LEBEN belohnt, Schlechtes bestraft. Leute, denen es gut geht, sind also brav gewesen und Leute, denen es schlecht geht, böse.


    Emotio, Instinkt und Ratio (fauchen gemeinsam das Buch an und fletschen die Zähne)


    Ein Herr namens Podolski (!!!1!1!) erklärt die Geschichte mit den Pionen - irgendwelchen Winzteilchen, die immer einen Gegenpart haben und sich in eine bestimmte Richtung drehen, und zwar immer anders rum als ihr Gegenüber. Ich erinnere mich: Sowas stand mal auf der Seite »Wissen« in der Süddeutschen. Bloß besser erklärt. - Mensch, ich hätte nicht gedacht, daß ich die geistigen Kapazitäten unserer Fußballer schon seit Jahren derart unterschätze! Wer hätte das ahnen können, bei den Interviews, die die immer geben?


    Ach ja. Und Charles Darwin wird mal kurz etwas untergeschoben: er erklärt die Entwicklung der drei »Verstände« (Himmel Herrgott! Das Wort klingt jedes Mal, wenn ich's hinschreibe, noch ein bißchen dämlicher!) innerhalb seiner Evolutionstheorie. Auf einem Niveau für Lieschen Müller-Hauptschulabbrecherin.
    Am Ende geht die gesamte Bibliothek, nachdem man sie mühsam in die Ordnung der drei »Verstände« gepreßt hat, unter Albert Einsteins fröhlichem Gelächter als überflüssig in Flammen auf.
    Was wir von Leuten zu halten haben, die Bücher verbrennen, sollten wir wohl wissen.


    Was mich wirklich anKOTZT (man merkt, das Buch färbt auf mich ab): wie hier historische Persönlichkeiten und ihre Leistungen für etwas vereinnahmt werden, das mit ihnen nicht das Geringste zu tun hat. Und ja, das riecht verdächtig nach einer gewissen Organisation.


    Episode 5


    beschäftigt sich offenbar mit … also, äh …


    Ratio: Das glaub' ich jetzt nicht!
    Emotio (kugelt sich vor Lachen auf dem Teppichboden)
    Instinkt: Ich hol' doch das Mückenspray.


    … der zukünftigen Körbchengröße einer pubertierenden Dreizehnjährigen. Es folgt jede Menge Blabla zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen, alles so schwammig und unkonkret, daß sich jeder Erziehungsstil von Laissez-faire bis autoritär darin wiederfinden kann. Hat schon was von Horoskopen. Kurzzusammenfassung: »Nur wer seine eigene Welt annimmt, kann wahrhaft glücklich werden.« Ach nee.


    Episode 6


    Ah, jetzt kommen wir endlich zu den edlen Wilden. Ich hatte sie schon vermißt. Die gute alte Zeit, in der alles besser war.


    Emotio (mault): Stimmt ja auch.
    Ratio: Müssen wir die Sache echt nochmal durchkauen, E?
    Instinkt: Nachtigall, ick hör' dir trapsen.


    Neben dem LEBEN (als übergeordnete Verwaltungsbehörde) wird jetzt ein zweiter Begriff in Großbuchstaben eingeführt, der ZUFALL. Sozusagen die Exekutive des LEBENs. Merke: Hinter jedem Plan steckt ein Zufall, und hinter jedem Zufall ein Plan. Der Satz kommt in x Varianten im Buch vor. Nicht, daß er davon sinniger würde.


    Es geht mal wieder um das eine Thema: die Liebe (die bisher übrigens auf die Wahl des Lebenspartners reduziert wird; das, was im christlichen Bereich unter »Caritas« läuft, kommt bisher nicht vor). Wenn man diesen Begriff jetzt auch noch in Großbuchstaben drucken würde, hätten wir die Heilige Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Geist versammelt.
    Es gibt ein paar Klischees über die unverfälscht-natürliche Lebensweise, edle Könige, wahre Liebe, pädophile und verlogene Priester, ...


    Instinkt: Hallo, Nachtigall!


    … , die Bedeutung des Zufalls (sowie von Wölfen, Bären und Igeln) bei der Wahl von Regierungsoberhäuptern, Banalitäten über die Selbstlosigkeit der Liebe und den Unterschied zwischen Liebe und Sex und im Hintergrund einige … ausgesprochen eigentümliche Ansichten, die wohl am ehesten dem Bereich Gender-Forschung zuzuschlagen sind: In dem Stamm steinzeitlicher Pygmäen, bei dem Eros sich in dieser Folge durchfüttern läßt, gibt es einerseits Männer und Frauen sowie andererseits Mannweiber, die ebenso wie die Männer auf Jagd gehen, und Männer, die wie und mit den Frauen leben und mit letzteren um die Gunst der Männer buhlen. Während die Mannweiber gegenüber allem Männlichen extremes Mißtrauen bekunden.
    Jaja. So ist das.


    Emotio: Wartet mal 'nen Moment mit Weiterlesen. Ich muß frisches Popcorn machen.


    Eine Gerichtsverhandlung. Auch interessant. Der Anführer der Jäger wollte Eros' augenblicklichen Gastfreund zum Beischlaf zwingen (das ist anscheinend unter den Männern so üblich, wenn sie auf Jagdzug unterwegs sind). Als letzterer sich weigert, versucht der Anführer ihn zu erschießen. Der König bestraft beide, aber der beinahe Ermordete verzichtet auf jede Bestrafung, edelmütig, wie er nun mal ist.
    Interessant ist das Ganze wegen solcher Sätze: »Aber meine Strafe ist gerecht, denn sie wurde vom König verhängt.« Oder: »Wer eigenwillig Dinge treibt, die unsere Gesellschaft nicht annehmbar findet, der wird aus dem Lager vertrieben.«


    Instinkt: Bin ich jetzt der einzige, den hier das kalte Gruseln überläuft?
    Ratio: Nö, bist du nicht. Warten wir einfach auf Emo und das Popcorn.


    Inzwischen wissen wir auch, was von Fußballinteressierten zu halten ist; die gehören offenbar auch zu dieser Steinzeit-Fuzzi-Clique. Jedenfalls mutiert eine Wildschweinjagd für einige Sätze zu einem Fußballspiel.


    Eingestreut in Dialogform: Predigtpassagen. Anders kann ich das nicht nennen. Der ZUFALL will dies, der ZUFALL tut das. Vertraue dem ZUFALL. Nimm an, was der ZUFALL dir bestimmt hat. Zitat gefällig? »Wer unglücklich ist, lehnt in Wirklichkeit nur die Macht des ZUFALLs ab.«


    Emotio: Seht ihr? Wir sind selbst schuld.
    Instinkt: Wieso? Sind wir seit neuestem unglücklich?
    Emotio: Aus Eros' Sicht? Bestimmt.
    Ratio: Gebt mir das Popcorn.


    Der Medizinmann des Stammes, der Eros mißtraut und sich auf die Macht eines geheimnisvollen Mondsteins beruft, ist ungeheuer fett. (Vermutlich reagiert er auf Eros ähnlich wie meine drei »Verstände« und ich. Ob Popcorn schon erfunden war, wird allerdings nicht gesagt.) Eros entwickelt deswegen kurzerhand die Trennkost, mit einer sensationellen Begründung: Früher haben die Leute ja nur das essen können, was die Natur ihnen zur jeweiligen Jahreszeit bot. Heute gehorchen wir diesem natürlichen Rhythmus nicht mehr, unsere Körper haben sich aber darauf noch nicht eingestellt. Und wenn wir dem Körper Fleisch und »Herbstfrüchte« anbieten, glaubt er, der Winter kommt, und möchte Winterspeck ansetzen.


    Instinkt: Komisch. Wir nehmen immer ab, indem wir einfach weniger essen und Schokolade und Chips weglassen.
    Emotio: (guckt traurig auf ihr Popcorn): Ist das auch eine Herbstfrucht?
    Ratio (beginnt eine Liste): Unter was würdet ihr Bananen einsortieren? Und ich warne euch schon mal vor, wenn wir uns wie in alten Zeiten im Winter wochenlang nur von Sauerkraut ernähren sollen, kommen wir vom Klo nicht mehr runter.


    Zum Ende kriegt Eros' Gastgeber natürlich die Häuptlingstochter, und Eros verabschiedet sich von ihm mit den Worten, diese seine Welt sei (Zitat) »die Grundlage aller Welten, und wer sie in seiner eigenen Welt verneint, der verneint auch seine eigene Welt.«


    Emotio: Heißt das, wir sollen mehr Fußball gucken?

    Okay, Leute. Ich bin durch. Wenn's okay ist, würde ich meine Rezi gerne hier einstellen und diesem ... Dingens nicht noch einen Thread mehr gönnen. Falls der Autor sich tatsächlich noch einmal dazu melden möchte, soll er das lieber hier tun.


    Und ich würde neben der eigentlich Rezi gerne noch meine Leseeindrücke samt ausführlicher Inhaltszusammenfassung hier einstellen. Für alle, die's interessiert, und das sind ja offenbar doch einige. Das ist allerdings sehr viel Text. Ich versuche, ihn komplett als Spoiler zu posten, um niemandem zu viel zu verraten, der das Buch noch unvoreingenommen lesen möchte.


    Buchbesprechung


    Autor: Eros
    Titel: Psi
    Verlag: Selbstverlag
    ISBN: 978-961-276-356-5


    Inhalt


    Das Buch »Psi« stellt in erzählender Form eine neue Typologisierung menschlicher Charaktere vor. Diese zwölf Charaktertypen basieren auf drei postulierten, unterschiedlichen menschlichen Denkweisen, im Buch »Verstände« genannt. Sie werden vorgestellt durch die Hauptfigur Eros, die, ausgeschickt von einer metaphysischen, unpersönlichen Macht namens LEBEN, sich aufmacht, die Liebe zu den Menschen zurückzubringen.


    Persönliche Meinung


    Ein außerordentlich schwer zu lesendes Buch – nicht, weil es eine derartige intellektuelle Herausforderung bilden würde, sondern weil es mich permanent zu heftigem Widerspruch gereizt oder ärgerlich gemacht hat. Inwieweit die Einteilung in die drei Denkweisen »Instinkt« (Angst, Inspiration, Mitleid, Pessimismus, Beharrlichkeit), »Emotio« (Bildhafte Vorstellung, Schöpfungskraft, Optimismus, Ästhetisches Empfinden, Kontaktfreudigkeit, Wetteifer, Faulheit) und »Ratio« (analytisches Denken, Berechnung, sprachliche und mathematische Vorstellungskraft) innerhalb der Psychologie schlüssig ist, kann ich als Laie nicht beurteilen. Die in Erzählform beigebrachten, wohl als Argumente für die Theorie gedachten Passagen konnten mich jedenfalls nicht überzeugen; dazu waren sie zu klischeehaft.


    Die Schlußfolgerungen, die im Buch aus den psychologischen Theorien in bezug auf Politik, Gesellschaft und Privatleben gezogen wurden, empfand ich als überzogen und realitätsfern, häufig sogar als ausgesprochen zynisch. Der Einschätzung des Autors, es handle sich um ein wissenschaftliches Buch, möchte ich explizit widersprechen. Das Buch beginnt mit einem regelrechten Damaskus-Erlebnis der Hauptfigur, verspricht eine allumfassende »Wahrheit« und endet mit dem Ausblick auf eine weltumspannende Erlösung von allem Leid. Wie gesagt, ich bin kein Wissenschaftler. Aber ich meine beurteilen zu können: Wissenschaft sieht anders aus.


    Darüber hinaus finde ich einige Details (unabhängig von der starken Werbetätigkeit des Autors) an diesem Buch ausgesprochen irritierend.
    Es hat kein ordentliches Impressum.
    Es hat keine deutsche, sondern eine slowenische ISBN; der Verlag scheint unter der Adresse der slowenischen Botschaft zu residieren?
    Die Aufmachung ist sehr teuer. Dahinter steht mit Sicherheit jede Menge Geld.
    Der Titel. In den USA werden unter anderem wohl »Psi-Seminare« angeboten. Stehen diese mit diesem Buch in irgendeinem Zusammenhang?


    Ich würde gerne sagen, daß ich das Buch für harmlos halte (und ich bin mit der festen Absicht daran gegangen, etwas »Harmloses« vorzufinden). Guten Gewissens kann ich das nun nicht. Das Buch richtet sich meines Erachtens ganz gezielt an Menschen in schwierigen Lebenssituationen (vor allem an einsame Menschen) und versucht sie zu »missionieren«. Normalerweise möchte man meinen, jemand mit auch nur ein bißchen Lebenserfahrung (wirklich nur ein bißchen – meine besteht daraus, 42 Jahre lang geatmet und sonst nichts erlebt zu haben) könne sich unmöglich von diesen zusammenhanglos aneinander gereihten Plattitüden einfangen lassen. Aber Menschen auf der Suche greifen nach Strohhalmen. Und dieser kommt mir besonders faul vor.

    Bisher (Seite 554) bin ich in diesem Buch noch auf nichts gestoßen, das mir tatsächlich neu gewesen wäre. Im Gegenteil, es weden jede Menge Versatzstücke (Karma, Wiedergeburt, Pantheismus, Erlösungsgedanke, "Logos") unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen zu einer Art Heilsmythos verknüpft und mit Allgemeinplätzen aus dem täglichen Leben untermauert. Ich bin gerade bei einer Stelle, an der der bahnbrechende Gedanke in den Raum gestellt wird, es könnte etwas mit Unsicherheit und Gruppendruck zu tun haben, wenn Jugendliche anfangen zu rauchen ... :yikes


    Letztlich läuft es immer darauf hinaus: wenn es dir nicht gut geht, hast du etwas falsch gemacht. Hättest du es richtig gemacht, hätte das Leben dich ja belohnt.

    Zitat

    Original von Cathrine
    Aber wenn man davon ausgeht, dass Gott alles mit einem Grund erschaffen hat und jede Handlung seine (logische) Konsequenz, dann kann man an sich zu keinem anderen Schluss wie Eros kommen.


    Ich muß zugeben, ich fände es von einem bloßen Sterblichen anmaßend, Mutmaßungen darüber anzustellen, was Gott mit einer Schöpfung, deren Zusammenhänge wir nicht mal ansatzweise überblicken, im Einzelfall bewirken wollte - vor allem, wenn es mit einem Werturteil über Schuld und Unschuld unserer Mitmenschen verknüpft ist.


    Aber man muß den Gedanken aus Psi wohl auch im Zusammenhang sehen: Der Mensch hat laut dieser Lehre jegliches Unheil, das ihm widerfährt, immer selbst ausgelöst. Per Definition. Wenn nicht in diesem Leben, dann eben im vorherigen. Das Kind, das sich schon bei der Geburt mit Aids infiziert, hat also in seinem früheren Leben sicherlich das Leben eines Wüstlings geführt. Braucht uns somit nicht leid zu tun. Das LEBEN erteilt ihm lediglich eine Lektion. Im nächsten Reinkarnationszyklus kann es ja mal schauen, ob es was gelernt hat.


    Das ist, was ich als ausgesprochen zynisch empfinde.


    (Ich mache jetzt Lesepause. :-) Bin dann mal im Vorabendgottesdienst.)

    Sorry, wenn ich mich schon wieder melde, aber ein paar Sachen muß ich einfach loswerden, sonst zerreißt es mich. Nur mal als Beispiel für den totalen Zynismus dieses Machwerks ein Zitat von Seite 383. Ein Dialog zwischen dem LEBEN und Eros. Es geht darum, daß die Wahrheit sogar Krankheiten heilen kann.


    Zitat

    »[...] Wenn du über die Krankheiten gut nachdenkst, wirst du bei jeder von ihnen begreifen, warum ich sie geschaffen habe.«
    »Du wolltest also Untreue bekämpfen und schufst deswegen geschlechtlich übertragbare Krankheiten? Und wer unschuldigerweise infiziert wird, der wird bestraft, weil er deinen Zufällen nicht folgte?! [...]«


    Das steht da. Wörtlich.

    Zitat

    Original von Cathrine


    Klingt also ganz nach dem was einige hier vermutet haben, ohne das Buch auch nur in der Nähe gehabt zu haben. :lesend


    Ja. Und das hatte ich, ganz ehrlich, vorher nicht vermutet. Ich hatte im schlimmsten Fall mit harmlosem Schwachsinn gerechnet.
    Ich lese sicher weiter und möchte am Ende auch meine Meinung zu dem Buch abgeben. :grin Ich hab mich schon durch ganz anderes Zeug gekämpft. Allerdings wird's echt noch dauern. Das ist nur in kleinen Abschnitten zu packen. Ich habe gerade einen Abschnitt über Mondphasen und Monatsblutungen hinter mir ... bin derzeit auf Seite 330.


    (Emotio, Ratio und Instinkt spannen schon mal ihre Regenschirme auf. Gegen eventuelle Gehirnwäsche.)

    Gut. Ich hatte schon etwas Skrupel, diesen Thread nochmal zu reaktivieren.


    (Und ganz ehrlich, ich schaffe die Lektüre nur, indem ich meine Leseerfahrung dokumentiere. Seit dem Auspacken schreibe ich mit :grin. Das erleichtert ungemein. Ich hab' schon drei Seiten voll und bin nicht mal bei der Hälfte des Schinkens.)

    Ich weiß nicht, ob hier noch jemand mitliest, aber im Wanderbuch-Thread hatte jemand vor einer Weile noch nach einer Buchbesprechung gefragt. Ich bin derzeit erst auf Seite 211, möchte mich aber bereits jetzt allen warnenden Stimmen anschließen: es handelt sich natürlich um reine Esoterik; abgesehen davon, daß ständig irgendein wissenschaftlicher Hintergrund behauptet wird, habe ich noch keine wissenschaftliche Argumentationsform entdecken können. Die Hauptfigur erhält ihr Wissen, das eine allumfassende, allgemeingültige Wahrheit darstellt, durch eine Offenbarung (von Waldi, dem sabbernden LEBEN), wird in die Welt geschickt und löst dort seitdem sämtliche Probleme. Heilsmystik und messianischer Sendungsgedanke - ich kann da beim besten Willen nichts Wissenschaftliches entdecken.


    Abgesehen davon riecht diese ganze Schreibe nach Rattenfängerei. Es findet eine gezielte Umdeutung sprachlicher Begriffe statt, und Versatzstücke verschiedenster wissenschaftlicher Fachgebiete werden aus dem Zusammenhang gerissen und mit in den gedanklichen Eintopf gerührt. Das klingt sehr nach den Arbeitsweisen verschiedener Sekten. Vor allem einer bestimmten Oganisation.


    Um im Jargon des Buches zu bleiben: mein Instinkt steht seit circa Seite 45 im Ganzkörper-Schutzanzug hinter mir und hält einen Flammenwerfer parat, meine Emotio kringelt und krümmt sich im Sessel, und meine Ratio stürmt beleidigt durchs Zimmer, wutschnaubend, weil ich ihr so 'nen gequirlten Mist vorsetze. :grin


    Das Buch ist übrigens im Selbstverlag erschienen. Es enthält auch im Impressum keinen Verlagsnamen und keine Adresse außer ein paar Abkürzungen; ich bin nicht mal sicher, ob das der deutschen Impressumspflicht genügt. Wenn man bedenkt, daß bei Amazon jeder Kindle-Indie-Schreiberling seinen kompletten Klarnamen samt Anschrift ins Netz stellen muß ... Bei der teuren Aufmachung des Buchs kann man im wesentlichen eines sagen: dahinter steht GELD. Würde mich schon sehr interessieren, woher das kommt.


    Mehr nach Abschluß dieser hochinteressanten Lektüre.

    Zitat

    Original von Frettchen
    Die Frage verstehe ich nicht. Einen Rekord im Bücher-gleichzeitig-lesen mag ich eh nicht aufstellen, da ich da ganz konservativ immer eins nach dem anderen lese. Gleichzeitig lese ich höchstens mal Sachbuch und Roman.


    Und auch so, keine Ahnung. Ich melde mich hier zwar manchmal an, merke aber, dass es mir keinen Spaß macht, Listen zu führen. Ich weiß nicht, in welchem Jahr ich die meisten Bücher gelesen habe. Ich lese einfach. Und mag daraus keinen Kampfsport machen, wo ich dann der Sieger bin am Ende des Jahres mit x Büchern. Darum mag ich die Listen wohl auch nicht. Ich lese einfach. Und finde irgendwie beknackt, zu vergleichen: wer liest mehr?


    Ist mir aus der Seele gesprochen :-).
    Ich bin ohnehin ein Wenig- und Langsamleser. Ich lese meist in der Bahn, morgens die Zeitung und abends mein aktuelles Buch. Da kann's schon sein, daß ich zwei oder sogar vier Wochen für ein Buch brauche.

    Zitat

    Original von Sibel
    Ich kann einfach nicht nachvollziehen warum man ein Buch dessen Inhalt und vorallem Ausgang man kennt nochmal liest oder gar mehrmals liest.


    Wenn ich Bücher nur deswegen lesen würde, weil ich wissen will, was drin steht und wie sie ausgehen, dann würde ich dir recht geben :-). Aber so lese ich nicht.


    Ich lese bei fast allen neuen Büchern das Ende vorab. (Obwohl mir jedes Mal Erich Kästner einfällt, der mich in "Pünktchen und Anton" ermahnt hat, daß man sowas nicht tut.) - Damit nimmt man sich ja selbst die Spannung? - Genau. Die zitternde Erwartung (Überlebt meine Lieblingsfigur? Kriegt er sie am Ende? Wer war der Mörder?) ist weg. Ich muß dann nicht durch das Buch hetzen vor Neugierde, damit ich nur ja ans Ende komme und erfahre, wie's ausgeht. Ich kann mich in aller Gemütsruhe im Sessel einkuscheln und mich darauf konzentrieren, wie das Buch mich an dieses Ende heranführt.


    Heißt natürlich, daß ich mit manchen Büchern, bei denen es wirklich nur darum geht, die Spannung bis zum Finale zu steigern, wenig anfangen kann. Von solchen Büchern bin ich häufig enttäuscht (ging mir vor Jahr und Tag mit Nele Neuhaus so).


    Für mich ist ein Buch ein Kurzurlaub: wenn ich lese, bin ich "im Buch". Ich bin dort, beobachte und erlebe mit und mache mir meine eigenen Gedanken. Und ich bin bieder und spießbürgerlich genug, einen Urlaubsort, an dem es mir gefallen hat, gerne noch ein zweites und drittes Mal aufzusuchen :grin. Man entdeckt immer wieder etwas Neues.