Beiträge von Josefa

    Meinst du, beowulf? Eigentlich habe ich das beim Lesen gar nicht so empfunden. Ich klaue ziemlich selten Geldkoffer, treibe mich hoffentlich nie in Gesellschaft (historischen oder aktuellen) zwielichtigen Gesindels herum und befehle relativ selten Elefanten, sich auf irgendwelche Leute zu setzen ;-). Und ich heiße solche Taten auch - mal ernsthaft betrachtet - nicht gut.


    Identifikation allenfalls insofern, als die Hauptfigur im Buch all das tun darf, was man vielleicht heimlich selbst gerne tun würde, wäre man dafür nicht zu feige oder zu wohlerzogen. (Und weil sie damit durchkommt!)


    Wo ich rundum zustimme: Damit mich ein Buch "einfängt", muß es irgendeine Figur geben, mit der ich mich zumindest teilweise identifizieren kann, beziehungsweise, die eine Eigenschaft hat, die ich bewundere oder die mich fasziniert. Unter solchen Umständen verzeihe ich (fast) alles, sogar schlechte Schreibe und platte Aussage.

    Zitat

    Original von Sayyida
    Ich denke, es hat mit Emotionen zu tun. Alle Bücher, die erfolgreich wurden, weckten bei den Lesern gewisse, starke Gefühle, sei es Lust, Glück, Traurigkeit. Etwas, dass unser Herz berührt. Einzig tief empfundene Gefühle verleiten uns zu handeln. Wir wollen fühlen.


    Würde ich jetzt auch nicht unwidersprochen so stehen lassen wollen. Einer der Überraschungserfolge der letzten Jahre war der "Hundertjährige". Welche "starken Gefühle" haben denn da die Herzen berührt?

    Zitat

    Original von Frettchen


    Bei manchen Büchern weiß man ja auf den ersten Blick, dass man sie nicht lesen möchte. Und dazu wär mir mein Geld zu schade, so was dann zu kaufen. Und es dann auch noch zu lesen, dazu wär mir meine Zeit zu schade.


    Ich überlege gerade ... vielleicht ließe sich das System, nach dem das Buch ausgewählt werden muß, ja auch auf einen Bücherflohmarkt oder Medimops.de anwenden? Dann bräuchte man zumindest keine Unsummen einsetzen in dieses Eulen-Roulette ;-). So nach dem Motto: von der Startseite Bücher dreizehn Seiten nach vorne blättern, fünfter Titel von oben?


    Was meine Zeit angeht: Lesen ist aus meiner Sicht per se "vertane" (= nicht produktive, für mich und mein Vergnügen reservierte) Zeit. Die kann ich vertrödeln, wie ich gern mag, und muß niemandem Revchenschaft darüber ablegen. Nicht mal mir selbst.

    Zitat

    Original von Jaune
    Ich lass eine Runde :knuddel da...
    Jaune


    Ich schließe mich an.


    Mein Vater (immerhin auch schon fast 72) hatte heute eine Knie-OP. Ich habe gerade mit ihm telefoniert; im Knie hat er keine Schmerzen, dafür links an den Rippen. Die müssen es irgendwie geschafft haben, ihm beim Umbetten eine Rippe anzuknacksen. Er konnte vor Schmerzen kaum sprechen ... :-(

    Zitat

    Original von beowulf
    Ich stelle mir gerade vor einVerlag nimmt eine halbe Million Euro in die Hand und macht Werbung für Frau Kaplan. Jeder Erguß erhaltbar für 9,99€. Das zeigt mir, Werbung ist nicht alles.


    Ein Mal, also, für ein Buch, ginge es vielleicht sogar. Bis sich die Sache herumgesprochen hat. :grin


    Andererseits ist gerade Simone Kaplan auch ein Beispiel dafür, daß du nicht qualitativ gut sein mußt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Qualitativ schlecht erreicht denselben Effekt.


    Edit: Buchstaben nachgetragen. Schreckliche Tastatur an diesem PC.

    Hättest du damit nicht ein paar Stunden früher ankommen können? :fetch :lache Jetzt habe ich gerade einen gnzen Stapel Bücher bestellt (für ein eigenes Mini-"Projekt"). Nette Idee, um mal an ungewöhnliche Lektüre zu kommen, auch wenn ich mir vorstellen könnte, daß man nach dem zweiten oder dritten Fehlgriff wahrscheinlich entnervt aussteigt. Wenn ich meinen Stapel abgearbeitet habe, denke ich drüber nach.

    Das Thema war unter den "Self Publishern" schon vor Monaten ein großer Aufreger. Bisher hat, glaube ich, noch niemand durchschaut, nach welchen Kriterien die Amazon-Bots die Rezensionen auswerten. Es ist aber mit Sicherheit im Normalfall kein Mensch, der das liest und dafür zuständig ist. Soweit man das von außen sagen kann.

    Zitat

    Original von Sibel
    Wenn man jemanden kritisiert muss man ihm ja nicht das Herz aus dem Leib reißen.


    Oh, das will der Kritiker bestimmt auch nicht. Er tut es nur trotzdem. Diese Reaktion des Scheibenden ist nicht rational. Sie ist mimosenhaft und dämlich. Und trotzdem ist sie (in vielen Fällen) da. - Mal abgesehen davon, daß ich (jetzt als Leser) einen richtig bissigen Verriß viel schöner zu lesen finde als eine weichgespülte 0815-Rezi à la "fand ich persönlich jetzt nicht so gut". Insofern würde ich es sehr bedauern, würde es die scharfen Kritiken plötzlich nicht mehr geben.


    Zitat

    Original von Sibel
    Vorallem wenn das tatsächlich so ist, daß man einfach nur niemanden weh tun möchte, warum sind dann Leserkommentare unproblematisch, selbst wenn sie Verrisse sind? Warum tun nur Autoren einem weh? Wird also doch die Lesermeinung als zweitklassig angesehen?


    Hab ich das denn irgendwo gesagt? In diesem Fall möchte ich nämlich ganz schnell zurückrudern :grin. Also fürs Protokoll: Jeder Verriß tut weh. In meinem Fall: jede winzige Kritik tut weh und wird als ungerechtfertigter Angriff betrachtet, gegen den ich mich mit aller Kraft und allen unfairen Mitteln verteidigen muß. Mit ein bißchen Suchen wirst du genügend Amazon-Kritiken finden, unter denen sich auch zwischen Autoren und ganz normalen Lesern wütende, durch und durch lächerliche Diskussionen ergeben haben. Falls das als Indiz dafür gelten darf, daß dem Autor die Lesermeinung genau so viel wert ist wie die Autorenmeinung. ;-)


    Was ich oben zu schildern versucht habe, war die Sicht eines Autors, der ein fremdes Buch liest. Und der Grund, warum er für sich zu der Entscheidung kommen kann, über seine Lektüre lieber nichts zu sagen, wenn er sie nicht guten Gewissens rundum loben kann. Und ja, das hat sicher etwas mit "Mit-Leid" zu tun. Mitleid im Sinne von: ich kann mir vorstellen, wie's ist, am Platz des Anderen zu stehen.


    Zitat

    Original von Sibel
    So ist das Leben nun mal. Man kann nicht jedem gefallen. Mein Ideal als Autor wäre mir selbst treu zu bleiben.


    Ich hoffe, ich darf dich zitieren, wenn's mal wieder heißt, BoD-Autoren wären grundsätzlich lern- und kritikresistent. - Bin ich nicht. Ich bleibe lediglich "mir selbst treu". (Und meiner schlechten Schreibe. :grin)
    Was ich damit sagen möchte: gefährliches Argument. Wird gerne für zwielichtige Zwecke benutzt ;-).


    Zitat

    Original von SibelStell Dir vor jemand ist nur nett zu Dir, nur weil er Mitleid mit Dir hat.


    Willkommen in meinem Leben. :rolleyes :chen


    Zitat

    Original von Sibel
    Ich mein gut, wenn das genau Euer gemeinsamer Nenner ist, bleibt mir nichts anderes das zur Kenntnis zu nehmen.


    Oh, du hast in dieser Diskussion einen gemeinsamen Nenner entdeckt? Wo? :lache


    Es handelt sich nun mal um eine Frage, die - wie auch schon mehrmals festgestellt - eigentlich jeder Autor mit sich selbst ausmachen muß. Und ja, ich kann durchaus begreifen, daß es nach Kuhhandel und Heuchelei riecht, wenn ein Autor für sich zu der Entscheidung kommt, lieber stumm zu bleiben. Gleichzeitig kann ich aber eben auch die Situation dieses Autors gut nachvollziehen, der einem anderen Schreibenden nicht wehtun möchte.


    Ich sehe da keine "gute" Lösung. Egal, wie man sich entscheidet, auf irgendeiner Ebene verletzt man immer das eigene Gefühl für Anstand und/oder die Erwartungen anderer.


    Zitat

    Original von harimau


    So isses, und irgendjemand findet am Ende auch das schielende Baby entzückend. Zur Not der analphabetische Schwipschwager des Autors.


    Amen.

    Sibel, der aktive Versuch, Peinlichkeiten zu vermeiden und sich "kollegial" zu verhalten, das mag durchaus eine Rolle spielen. Aber nur darauf würde ich es nicht reduzieren. Das würde der Sache nicht gerecht. Ich denke, der eigentliche Grund liegt tiefer; Tereza hat ja schon versucht, das zu erklären.


    Die Autorensicht wurde weiter oben ja detailliert geschildert: Sehr vielen Menschen, die schreiben, fällt es schwer, sich emotional völlig von ihrem Text zu lösen. Das mag irrational und vielleicht sogar dämlich sein, aber es ist so. Ich kann das jedenfalls gut nachvollziehen. Irgendjemand wagt es, in vorsichtigstem Ton, den zarten Hauch einer Kritik zu äußern, "weißt du, ganz toll, was du da geschrieben hast, hat mir wirklich super gefallen, ABER ...", und mir versetzt es einen Stich in der Magengegend, ich stelle sofort sämtlich Stacheln zur Abwehr auf und merke, wie mir Krallen und Fangzähne wachsen. :monster - Reflex. Dagegen kann ich überhaupt nichts machen, außer mich auf meine Hände setzen, warten, bis der Puls sich wieder beruhigt hat, und dann - so ungefähr drei Wochen später - die Kritik nochmal in Ruhe lesen.


    Nun bin ich kein professioneller Autor. Tom oder Tereza können damit sicher ganz anders umgehen. Aber nur wenige werden diesen ersten Stich überhaupt nicht empfinden. Warum das so ist, warum man diesen fehlgeleiteten Mutterinstinkt hat, jedem an die Kehle zu gehen, der es wagt, die eigene Schreibe zu kritisieren, das weiß ich nicht, und ich bin auch nicht sicher, ob ich's wissen will. ;-)


    Wenn ich also so gut nachvollziehen kann, wie weh es tut, wenn das eigene "Baby" angegriffen wird, dann ist es zunächst mal nur logisch, daß ich diesen Schmerz einem anderen Menschen gern ersparen möchte. Ich glaube, darauf wollte Tereza auch eigentlich hinaus.


    Aber.


    Da gibt es ja auch noch die Lesersicht. Und als Leser interessiert mich der Autor nicht. - Nein, falsch. Den Autor gibt es während des Lesens für mich nicht. Es gibt nur das Buch, und sollte ich beim Lesen durch irgendetwas daran erinnert werden, daß dieses Buch überhaupt von jemandem geschrieben worden ist, wäre das aus meiner Sicht schon ein dicker Kritikpunkt. Dieses Buch geht, sobald ich es lese, nicht mehr an der Hand seiner geistigen Mama spazieren. Es ist ein großes, erwachsenes Buch und muß alleine laufen. Würde ich das nicht von ihm erwarten, dann würde ich dem Buch Unrecht tun und es nicht für voll nehmen. (Im Unterscheid dazu sehe ich etwa die Art selbstproduzierter Bücher, deren Reiz genau darin liegt, daß es die Tante oder der Onkel oder der Nachbar verfaßt hat. Diese Bücher gehen immer an der Hand des Autors.)


    Das heißt, ich will beim Lesen und beim Bücherbesprechen eigentlich wirklich nicht daran denken müssen, daß gleichzeitig vielleicht irgendwo in seinem stillen Kämmerlein ein Autor vorm PC sitzt, der entweder vor Wut Stückchen aus seiner Tastatur beißt oder kummervolle Tränen im Taschentuch zerdrückt. Ich mag es, mich über Bücher zu ärgern und aufzuregen (und die tiefere Motivation dafür will ich auch nicht wissen, danke ;-)), und ich lese auch bissige Kritiken ausgesprochen gerne.


    Und trotzdem kann ich mich so gut in den armen Autoren hineinversetzen. So, was mache ich jetzt? Dilemma.

    Zitat

    Original von DraperDoyle
    Es wäre mal spannend, wenn Autoren hier ihre Bücher wie eine Doktorarbeit verteidigen würden und nicht schmollend die Klappe halten, wenn eine Besprechung mal nicht so gut ausfällt.


    Nur als Anmerkung: Wobei es auch da mit Sicherheit Leute gäbe, die sich darüber schrecklich aufregen würden. Nach dem Motto: "Jetzt noch etwas erklären zu wollen, hilft auch nichts mehr. Wenn ich als Leser nicht verstanden habe, was du, Autor, sagen wolltest, dann hättest du es wohl besser schreiben müssen."


    Da ist man, denke ich, als Autor wirklich in einer miserablen Situation. Ich kann verstehen, wenn man als Autor sich von solchen Diskussionen lieber fernhält.


    Das Buch "verteidigen" zu wollen kratzt aus meiner Sicht auch ein bißchen am Verhältnis Autor - Leser. In dem Moment, in dem ein Schriftsteller seinen Text in die Welt entläßt, gibt er eigentlich die Deutungshoheit darüber auf. Der Text gehört jetzt dem Leser, und der liest nun einmal nie genau das, was der Autor geschrieben hat.

    Ist das dasselbe, wie wenn zu Erwachsenen der Psychiater kommt? - Jetzt bin ich auch neugierig geworden.
    Ich spiele zwar nur immer phasenweise Sims 2, aber dann meistens recht ausdauernd.

    Was meine Eltern angeht, bin ich in einer ähnlichen Lage wie du, Sibel. Meine Mutter seufzt auch immer wieder, wie schade es doch sei, daß ich keine Kinder hätte. Und da ich jetzt bald 42 werde, wird sich da auch nichts mehr tun. Allerdings setzt das Problem bei mir ein bißchen früher an: Für mich hat sich die Frage nach Kindern nie gestellt, weil sich die Frage nach einer (wie auch immer gearteten) Beziehung nie gestellt hat. Insofern habe ich meine Eltern in gewisser Weise wohl doppelt enttäuscht.


    Andererseits ist genau das ein Punkt, in dem ich mir das Recht auf Selbstbestimmung nicht absprechen lasse, bitte danke. :-)


    Ich weiß nicht, ob du Geschwister hast, aber falls ja: werd' Tante ;-). Ist sehr viel empfehlenswerter. Du bist begehrt, umschwärmt, kannst dich mit dem Kleingemüse abgeben, solange du willst – und sobald du nicht mehr willst, händigst du es den Erziehungsberechtigten wieder aus. (Das ist übrigens meiner Meinung nach auch der wahre Grund, warum Leute Großeltern werden wollen.)

    Ich würde ab und zu einmal das Passwort wechseln. Und immer ein möglichst sicheres wählen, aus Buchstaben und Zahlen. Am besten helfen bei mir Eselsbrücken: Ich liebe diese alte Filmklamotte "40 Wagen westwärts". -> IldaF40Ww. Knackt hoffentlich so schnell keiner ohne Software.

    (Darf man als Hobby-Schreiberling darauf überhaupt antworten? Irgendwie rechne ich immer mit einem kräftigen Tritt in den Hintern, wenn ich mich in den Autoren-Bereich verirre. :grin )


    Umberto Eco beeindruckt mich mit seinem gewaltigen Wissen und durch die Art, wie er philosophische Fragen behandelt. Dorothy Sayers und Jane Austen (jede auf ihre Weise) durch ihren bissigen Humor und ihren amüsierten Blick aufs "ewig Menschliche". Walter Moers durch seine unbändige Fabulierfreude.


    Konkrete Vorbilder für meine Mittelalter-Schreibereien wären Ellis Peters und Robert Gordian.


    Von Charlotte Link hab ich', muß ich zu meiner Schande gestehen, bisher noch nie etwas gelesen.

    Daß ich ein Buch abbreche, kommt sehr selten vor. Wenn es irgendwie geht, quäle ich mich durch. Warum, weiß ich eigentlich selbst nicht. Vermutlich eine Mischung aus Trotz und Masochismus. Und vielleicht auch der latente Verdacht, daß es womöglich nicht am Buch, sondern an mir liegen könnte. :grin