Beiträge von Josefa

    @ Bina: Rentiert fürs Schreiben oder anderweitig? Falls Ersteres: das habe ich schon von verschiedenen Seiten gehört. Viele bekanntere und unbekanntere Autoren scheinen FB erfolgreich zu nutzen. Voraussetzung ist natürlich auch dort zielgerichtetes, konsequentes Arbeiten. Oder vereinfacht gesagt, Facebook oder nicht Facebook, erst mal muß man schreiben können. Und das ist bei mir nicht der Fall. Ich blödel nur rum ;).


    @ Aly53: Bei Facebook findest du die Büchereule hier.

    Zitat

    Original von Salonlöwin
    Wenn ich Brot kaufe und nicht sofort verbrauche, dann ist es mir doch auch zuzumuten, drei Tage altes Brot zu essen.
    Warum kann das nicht für Bedürftige gelten?


    Ich glaube nicht, daß es DraperDoyle darum ging. Das Problem - aus meiner Sicht - ist, daß es sich bei den Tafeln um privat organisierte "Mildtätigkeit" handelt. "Charity", würden die Amerikaner sagen. Und davon scheinen inzwischen viele Menschen in Deutschland abhängig zu sein. - Warum, und wie konnte es so weit kommen? Ich bin aufgewachsen in der Überzeugung, daß niemand in Deutschland betteln gehen muß (nichts anderes ist letztlich Inanspruchnahme der Tafeln), weil wir einen Sozialstaat haben, der die Fürsorge übernimmt. Dafür zahle ich Steuern.

    Autor: Marcel Jullian
    Titel: Das Leben Karls des Großen

    (französischer Originaltitel: Charlemagne. Erschienen 1993 bei Flammarion, Paris. Ins Deutsche übersetzt von Gabriele Herbst)
    249 Seiten, Fischer Taschenbuch Verlag 1996


    Klappentext


    Der Lebensroman des großen fränkischen Königs und Kaisers, der als erster Europa geeint und 46 Jahre lang regiert hat.
    Dieses Buch schildert nicht nur die historischen Taten, sondern zeigt den Menschen im Umfeld seiner Jagd- und Waffengefährten, seiner Frauen und Kinder, seiner Ratgeber und Gegner.


    Zum Autor


    (Buchinnenseite): Nach zwanzig Jahren Tätigkeit als Journalist und Verlagslektor wurde Marcel Jullian der erste Intendant des Fernsehsenders »Antenne 2«. Als Drehbuchautor, Bearbeiter, Dialogautor sowohl für den Film als auch für das Fernsehen veröffentlichte er vor allem »Je suis Francois Villon« und »Le Maitre de Hongrie«.


    Weitere Informationen über das Leben des inzwischen verstorbenen Autors bei Wikipedia.


    Eigene Einschätzung


    Ich glaube, ich suche die eierlegende Wollmilchsau.


    Dieses Buch ist, mit ganz wenigen Minuspunkten, toll. Wunderbar geschrieben, starke Figuren, bildreiche Sprache, konzentriert aufs Wesentliche, herrlich knapp und präzise. Aber wenn man aus der Erzählung auch etwas über die konkrete Historie der damaligen Zeit lernen will, kann man's nur in die Tonne treten.


    Der Autor ist aber so ehrlich, seinen Leser darauf hinzuweisen; sein Erzähler bleibt erfreulich präsent, denkt laut über die Hauptfigur nach, zitiert aus Werken anderer Autoren und zieht Parallelen zu aktuellen Ereignissen. Der Karl, der hier geschildert wird, ist ein hochintelligenter und ansonsten sehr einfach gestrickter Typ. Er mag gutes Essen, Frauen, Jagd und Pferde und hängt mit fast schmerzender Ehrlichkeit an seinen Jugendfreunden. Er ist seiner Umgebung in jeder Hinsicht überlegen und leidet und ergötzt sich gleichermaßen daran. Sein Glaube ist tief und prägt seine Überzeugung, Europa in der Christenheit vereinen zu müssen.


    Es war ganz spannend, mal das Werk eines französischen Romanautors zu lesen. Von den reichen Erzähltraditionen, die wie selbstverständlich ins Buch mit eingeflossen sind, den Chansons de geste, den vielen französischen Legenden und Volksmärchen, hatte ich bis dato kaum gehört. Hier sind sie alle versammelt: Roland, Ganelon und Bertrada mit den großen Füßen, gleichberechtigt neben dem »historischen« Personal: Desiderius, Pippin der Bucklige, Widukind. Der Autor zeichnet sie alle mit ganz wenigen Strichen und verleiht ihnen trotzdem Leben und Charakter. Man merkt, daß er vom Film kommt. Die Kulissen, die er baut, die Schnitte, die er setzt, und die Szenen, die er beschreibt, sind großartig. Wenn Widukind und Karl über einen Fluß hinweg verhandeln, auf dem, zum Zeichen des Blutbads von Verden, mehr und mehr grüne Zweige vorbei treiben, jeder Zweig Symbol für einen ermordeten Sachsen, dann ist das ein unglaublich starkes Bild.


    Was macht es da schon, daß er an vielen Stellen die historischen Verhältnisse vereinfacht und Personen oder Ereignisse früher oder später ansetzt als sie tatsächlich gelebt beziehungsweise stattgefunden haben, daß das, was er beschreibt, mit der Realität des frühen Mittelalters nichts zu tun hat? - Vergessen wir die Karolingerzeit, das Buch ist toll. Einziger Minuspunkt war für mich die streckenweise extreme Heroisierung Karls. Ein tragischer Heros, ganz in klassisch-griechischer Tradition vermutlich, ein Heros mit vielen dunklen Flecken auf der Weste, aber eben doch mehr als ein Normalsterblicher. Andererseits macht gerade das zum Teil auch die Faszination des Buches aus. Man ist so etwas gar nicht mehr gewohnt ... ein Held, der Held sein darf.


    Ich vergebe neun Punkte.

    Ich entscheide das für mich sehr salomonisch: Jeff Bezos kann und wird meine Meinung über seine Person ohnehin gleichgültig sein. Aber ob er nun ein ökonomisches Genie oder ein charakterliches A... ist oder beides - niemand kann mich zwingen, bei ihm einzukaufen, wenn ich nicht will.


    Und zur Zeit will ich meistens nicht :).


    Zum Thema Forenkosten: ich habe schon gesehen, daß auf Webseiten zu Beginn eines Jahres ein Spendenmarathon gestartet wurde, um die Serverkosten abzudecken. Wie das technisch gehandhabt wird, weiß ich allerdings nicht.

    Es gäbe noch zwei Möglichkeiten: die Leser, die über das Ausbleiben des Heidelbeerquarks in Teil 2 enttäuscht sind, haben in Teil 1 einfach nicht wirklich mitbekommen, wie traumatisch das Erlebnis für die Figur war, und verstehen deshalb die Konsequenz nicht. Oder: den Lesern war gar nicht wichtig, daß die Hauptfigur den Heidelbeerquark löffelt, sondern ihnen gefiel einfach nur, daß überhaupt Heidelbeerquark im Buch vorkam. Weswegen sie jetzt enttäuscht sind, wenn das nicht mehr der Fall ist.


    Allen Lesern recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann ;-).

    Ich habe die Büchereulen-Seite jetzt auch schon gefunden - yay me! :lache Und habe bei der Gelegenheit noch ein paar andere Eulenseiten geliked.
    Auf Facebook bin ich immer nur temporär aktiv - bis ich mich wieder ausreichend geärgert habe und der Sache eine Weile den Rücken kehre. Angemeldet habe ich mich da nur wegen meiner Schreiberei, und entsprechend eingeschränkt ist auch die Thematik. Spieleanfragen sind jedenfalls zwecklos, das frißt mir zu viel Zeit weg.


    Falls irgendwer sich trotzdem mit mir vernetzen möchte, ich bin hier zu finden.

    Zu Beginn war ich vom Verlauf der Geschichte extrem irritiert. Dann habe ich glücklicherweise vorgeblättert bis zum Nachwort und verstanden, daß die gesamte erste Hälfte des Buchs bis zur offiziellen Eheschließung nicht auf historischen Ereignissen, sondern auf einer hochmittelalterlichen Legende bzw. noch späteren Volksmärchen beruht. Martina Kempff hat versucht, möglichst viele verschiedene Elemente dieser Sagen in ihren Roman einzubauen; daß dabei ein reichlich konstruierter Handlungsverlauf herauskommen muß, ist wahrscheinlich logisch.


    Sobald ich die Geschichte mit diesem Vorwissen betrachtet habe, fiel mir das Lesen auf jeden Fall leichter. Allerdings ist es schon auffällig, wie sehr die Art des Erzählens sich ändert, sobald der "historische" Teil beginnt. Sobald die belegten Fakten ins Spiel kommen, wird der Ton nüchtern und fast berichtend; große Zeiträume werden zusammengefaßt oder übersprungen. Gegen Ende hatte ich tatsächlich das Gefühl, die Autorin wollte möglichst rasch zu Ende kommen. Ich hätte gern mehr erfahren über das Heranwachsen der Brüder Karl und Karlmann und die gewaltige (und von Anfang an gewalttätige) Rivalität zwischen beiden, auch die beiden langobardischen Schwiegertöchter, eigentlich zwei sehr tragische Figuren, bleiben nicht mehr als Namen.


    Ungut in Erinnerung geblieben sind mir einige typische Klischees, die ich einfach nicht mag: Hexenprophezeiung (arbeiten die drei Damen aus "MacBeth" eventuell in Teilzeit im Mittelalter-Roman-Segment des Buchhandels?), alte Frau, die allein im Wald lebt (wovon bloß, frage ich mich immer), Kleidertausch mit der Dienerin, und


    Einiges davon ist sicher der eingangs erwähnten Sage geschuldet, aber davon wird's auch nicht schöner zu lesen.


    Mit Sicherheit bin ich nicht die richtige Zielgruppe für diese Art Geschichten :grin. Ich vergebe sehr subjektive sieben Punkte, würde aber eine klare Leseempfehlung aussprechen für Freunde romantischer Mittelalter-Geschichten.

    Zitat

    Original von piper1981
    Hm, also ich krieg ca 2xWoche ne Mail mit Leserunden und Gewinnspielen....


    Die kriege ich auch. Lösche ich inzwischen ungelesen oder nach einem flüchtigen Blick. Gewinnspiele mag ich nicht, und bei den Neuvorstellungen war bisher nicht ein einziges Mal ein Buch dabei, für das ich mich ernsthaft interessiert hätte. Offenbar gehöre ich nicht in die richtige Zielgruppe :(. Ich war auch ewig nicht mehr auf der Seite. Mit der ich ohnehin nie klargekommen bin. Bin wohl nicht Web 2.0-kompatibel.


    Zitat

    Original von Lumos
    Mit den Eulen fühle ich mich vollkommen ausgelastet :-]


    :write

    Autor: Thomas R. P. Mielke
    Titel: Karl der Große. Der Roman seines Lebens

    744 Seiten. Ursprünglich erschienen bei Schneekluth, 1992. Mir liegt vor eine Weltbild-Lizenzausgabe aus dem Jahr 2002


    Klappentext:


    Vom Ebro bis zur Elbe und von der Nordsee bis nach Süditalien erstreckte sich das Reich Karls des Großen. Er galt als das Idealbild eines Herrschers: König der Franken und erster römisch-deutscher Kaiser, Weichensteller der Geschichte und Wegbereiter für Europa.


    Thomas R. P. Mielkes spannende und präzise Romanbiographie zeigt die vielschichtige Persönlichkeit Karls des Großen und zeichnet ein lebendiges Bild seiner Epoche


    Über den Autor:


    Thomas R. P. Mielke, 1940 als Sohn eines Pastors in Brasilien geboren und in Quedlinburg und Rostock aufgewachsen, zählt heute zu den erfolgreichsten Autoren historischer Romane (»Gilgamesch, König von Uruk«, »Orlando furioso«). Für seine Romanbiographie über Karl den Großen hat Mielke nicht nur die Quellen und die Literatur studiert, sondern auch zahlreich Reisen auf den Spuren des großen Herrschers in Europa und Kleinasien unternommen. Der Autor hat vier erwachsene Kinder und lebt in Berlin.



    Eigene Meinung:


    Es gibt Bücher, deren Lektüre vor allem deshalb Vergnügen bereitet, weil man sich beim Lesen schon darauf freut, dazu bei den Büchereulen etwas schreiben zu dürfen. Für mich begann diese Vorfreude auf Seite 130 mit der denkwürdigen Aussage von Pippins Halbbruder Bernhard:

    Zitat

    »Die Moslemkrieger sind die besten Reiterkämpfer seit den Hunnen unter dem Dschingis-Khan und Attila-Etzel.«


    Das steht da wirklich. Und ich gebe zu, ich habe nachgeschlagen. Weil ich einfach nicht fassen konnte, daß mir so etwas in einer, laut Klappentext, »präzisen Romanbiographie« ernsthaft präsentiert wird.
    Es wird. Und der Rest ist leider Gottes nicht besser.


    Aber der Reihe nach. Das Buch beginnt mit der Begegnung zwischen dem zwölfjährigen Karl und Papst Stephan in den Alpen. Warum Karl im Buch sechs Jahre älter ist als gemeinhin angenommen, wurde mir nicht ganz klar, kann aber vom Autor tatsächlich beabsichtigt sein, um das Vater-Sohn-Verhältnis zu verkomplizieren oder um Karl mit Tassilo gleichaltrig zu machen. Letzterer bildet im Buch so eine Art Running Gag, dessen Pointe sich mir leider ebenso wenig erschlossen hat wie so vieles andere.


    Karls Verhältnis zur Mutter Bertrada ist eng, zum Vater Pippin, der das Verhältnis zu Bertrada erst spät legalisierte, gespannt, zu seinem Bruder Karlmann von Anfang an miserabel. Karl interessiert sich für alles, und im ersten Viertel des Romans klingt es stellenweise so, als hätte er eine großartige Ausbildung erhalten, inklusive Unterricht in Griechisch (!). Im weiteren Verlauf des Buchs vergißt er das aber offenbar komplett und kann an manchen Stellen kaum lesen und nicht schreiben – während sich ein paar Seiten weiter ganze Lexikonartikel aus seinem Mund ergießen. Karl kennt offenbar jede »Irminsul« in ganz Europa und kann aus dem Stegreif einen Typen namens Kosmas Indikopleustes zitieren, hat aber vier Jahre nach Regierungsantritt noch immer keine Ahnung, was eigentlich sein eigenes Unterschriftszeichen bedeutet. Und so weiter. Logische Zusammenhänge – oder überhaupt Zusammenhänge - sind nicht die Stärke des Autors.


    Obwohl das Buch zu einem großen Teil aus Karls Perspektive geschrieben ist, bleibt die Motivation für seine Handlungen häufig völlig unklar. Er bewundert die Sachsen für ihren Freiheitsdrang, liebt die alte Sagenwelt der heidnischen Germanen, zeigt sich selten als besonders gläubig und mißtraut im Grunde den Kirchenfürsten einschließlich dem Papst. Trotzdem sagt er »Ich will den Gottesstaat« und hält gegen den Willen seiner Gefolgsleute bedingungslos zum Papst. - Wieso? Wen juckt's.


    Als Bertrada die Ehe zwischen den Töchtern des Desiderius und den Pippin-Söhnen einfädelt, ist Karl von Anfang an dagegen. Trotzdem läßt er seine Mutter gewähren und spielt mit. -Wieso? Wen juckt's.


    Auf seinen ersten Sachsenfeldzug schleppt Karl den altersschwachen Abt Sturmi mit. Niemand kann sich erklären wieso, und es wird auch nicht erklärt. Mitten im Wald fängt der Alte dann plötzlich an, von irgendwelchen Runen zu schwafeln, auf die Karl achten müsse. Und zwar über eine Seite lang. Wieso? Was bedeutet es? Warum wird darauf im gesamten Roman nicht mehr eingegangen? - Wen juckt's.


    Das ganze Buch hindurch schaukelt sich eine Rivalität auf zwischen Karl und Tassilo von Baiern, bei der Tassilo regelmäßig Grund zu Hohngelächter am Karlshof gibt. Habe ich nicht so ganz verstanden, denn streckenweise ist Tassilo mit seinen Vorhaben erfolgreicher als Karl; selbst der Papst schwärmt von ihm. Trotzdem bildet Tassilo im Buch so eine Art Pausenclown, dessen bloße Erwähnung schon Anlaß zur Heiterkeit gibt und den niemand für voll nehmen kann. Bis Karl ihn dann abgesetzt hat. Da fängt er plötzlich an zu heulen und erklärt, Tassilo hätte einer der größten Herrscher Europas werden können. - Äh. WTF?


    Historische Unrichtigkeiten gibt es en masse. Der (im Glossar ganz richtig als Geistlicher bezeichnete!) Adalhard ist im Roman Graf, Fergil-Virgilius, in Wahrheit schon seit Pippins Regierungszeit Bischof von Salzburg, hüpft als »Geometer« an Karls Hof herum und mutiert später zu »Vergil«, den längst verstorbenen Bischof Arbeo von Freising muß Karl wieder ausgegraben haben, damit er ihm Regensburg zeigen konnte; einige Seiten später steht plötzlich der korrekte Name Atto. Schon Karls Vater Pippin hat den (hochmittelalterlichen) Reichsapfel bei seinen Insignien, und es gibt gepanzerte Pferde, Helmbuschen und Wappen. Vor allem letztere scheinen es dem Autor angetan zu haben; heraldische Diskussionen entbrennen an den unmöglichsten Stellen: Auf Seite 299 nimmt Karl einen sechzehnjährigen Attentäter gefangen und fragt ihn gleich mal, ob der Bub denn auch ein Wappen habe. Hat er. »Ein kreuzweise gespaltenes Schild, das erste und vierte Feld gülden, mit dem Hirschgeweih meines Vaters im zweiten und dritten roten Feld, und oben ein güldener Halbmond.« - Das sind natürlich die wirklich wichtigen Fragen, die man einem Meuchelmörder stellt. Kein Wunder, daß sich, viele Seiten später, einer der Grafen während einer Diskussion über das diplomatische Verhältnis zu Byzanz beschwert: »Müßt ihr denn immer derart schwierige Probleme wälzen […] Viel schöner ist doch, daß Mönche aus dem Orient die edle Rosenblume bis zu uns gebracht haben ...«
    Tja. Prioritäten.


    Ein Facebook-Freund hat vermutet, es könnte sich um eine Satire handeln. Wäre immerhin eine Erklärung.


    Am besten gefiel mir das Buch eigentlich zum Schluß hin, wenn Karl als verbitterter Greis durch Aachen geistert. Da lassen sich die wirren Gedankensprünge wenigstens mit Altersdemenz erklären.


    Zu allem Überfluß kommen dem Autor gelegentlich seine Handlungsstränge durcheinander. Ein paar Beispiele:


    Auf Seite 432 stirbt Karls Tochter Hildegard. Auf Seite 617 tanzt sie putzmunter am Königshof.


    Auf Seite 178 erklärt Karl mühselig und ausführlich seinem stockbesoffenen Papa Pippin (der gerade Besuch von Harun ar-Rashid hat), Herzog Tassilo von Baiern habe eine Tochter des Langobardenkönigs, eine gewisse Luitberga, geheiratet. Etliche Jahre später, auf Seite 225 (Pippin ist inzwischen tot und Karl selbst König) arrangiert Karls Mama Bertrada dieselbe Ehe noch einmal: "Herzog Tassilo von Baiern soll die älteste Langobardenprinzessin namens Luitberga heiraten." - Ich hoffe, Tassilo war so höflich, Bertrada, wenn sie schon mal da war, zur Feier seines nächsten Hochzeitstages einzuladen.


    Auf Seite 455 will Karl etwas über die Awaren wissen. Er bräuchte nur mal zurückzublättern bis Seite 405, da hat er nämlich schon mal eine Abordnung von ihnen empfangen, deren Anführer bei dieser Gelegenheit die (prophetischen?) Worte spricht: »Mag sein, daß ihr uns immer noch für Hunnen und die Abkömmlinge von Kublai Khan (sic!) und Attila versteht (sic!), aber wir wollen wirklich nichts anderes als Frieden mit dem großen, stolzen Reich in der Mitte von Europa.«


    Der letzte Satz kann auch gleich als Beispiel dienen für den Sprachstil des Romans. Oder das hier: »Karl , der auch sonst immer gern geschwommen hatte [...]« (S.436). Der Text quillt zudem über von Wiederholungen. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft erwähnt wurde, daß Tassilo doch mit Luitberga verheiratet sei, Karl eine »Art Kutte aus zusammengenähten Stoffstreifen« trage und Düdo (der Attentäter von Seite 299, den man allein schon wegen seines dämlichen Namens nicht vergessen würde) das Amt eines »Feuergrafen« innehat. Dazu kommen diverse Rechtschreibfehler, Wortauslassungen, Sätze an falschen Stellen.


    In Summe: das Buch ist mir ein Rätsel. Ein Betriebsunfall? Hat der Verlag aufs Lektorat verzichtet oder versehentlich statt des lektorierten das unlektorierte Manuskript in Druck gegeben? Aber die Lizenzausgabe von Weltbild ist erst 2002 erschienen; da hatte das Buch schon zehn Jahre auf dem Buckel. Konnte bis dahin wirklich niemand wenigstens Kublai und Dschingis Khan aus dem Text nehmen?


    Ich vergebe vier Punkte, was auf meiner Skala bedeutet: streckenweise nur mit Mühe verständlich. Und möchte ausdrücklich hinzufügen: Würde ein »Self Publisher« es wagen, so etwas abzuliefern, würde man ihn bei Amazon zu recht verbal steinigen.


    Hier handelt es sich allerdings um ein Verlagsprodukt, für das offenbar andere Regeln gelten. Denn wie ich mit Entsetzen festgestellt habe, ist genau dieses Buch bei Emons zum Karlsjahr 2014 neu herausgegeben worden. Ich habe in die Leseprobe geschaut und kann zumindest schon mal sagen, daß man sich bemüht hat, den Text sprachlich aufzuhübschen. Sollten auch alle inhaltlichen Mängel beseitigt worden sein, hätte ich allerdings urheberrechtliche Bedenken, den Roman noch unter dem Namen des Autors laufen zu lassen. Dann müßte der des Lektors mindestens als Co-Autor genannt werden.

    Etwas Off Topic, aber vielleicht kann jemand meiner Neugierde aushelfen: Hier ist immer von BoD-E-Books die Rede, die im Rahmen von Gratisaktionen bei Amazon kostenlos zu haben sind. Sind das wirklich BoD-Titel (also produziert von Books on Demand, Norderstedt), oder geht es um die Amazon-eigenen KDP-Titel?
    (Sorry für die Frage; interessiert mich nur, weil ich ja bei BoD selbst schon etwas habe drucken lassen und das in absehbarer Zukunft ein zweites Mal vorhabe. Damals gingen solche Gratisaktionen meines Wissens nicht.)

    Meine Rede :grin. Aber das ist ein Text, den ich wieder richtig drucken lassen will. Und dann sollte er zumindest nicht komplett kaplanesk aussehen ... So 'nen Minimum-Anspruch an mich selbst habe ich dann doch.


    ______


    Edit 19.12.2013: 'Tschuldigung, wenn ich den alten Thread nochmal entstaube, aber ich habe heute so eine richtig nette Aussage zu meinem Schreiben gehört, die wollte ich wirklich gern teilen.


    Ich habe mein letztes "Projekt" (die 75000-Wörter-Story) einer Kollegin zum Lesen gegeben. In erster Linie, weil diese Kollegin so nett ist und mein nach dem Schreiben üblicherweise am Boden liegendes Selbstbewußtsein immer wieder aufbaut: Wenn nur ein paar bestimmte Nebenfiguren auftauchen, ist sie schon glücklich und lobt mich. - Leider war gerade für diese Figuren in der Story diesmal nur wenig Platz. Dafür stellte meine Kollegin, und zwar im Tonfall ehrlichen Erstaunens, allerdings heute fest: "Also, das war ja fast schon richtig spannend."


    Ich glaube, diese Reaktion sagt sehr viel über meine Schreibe aus. :rofl

    Zum Bergsteigen bin ich auch zu faul, aber das Thema hatten wir ja oben schon :lache.


    Ich bin gerade mitten im Ausbessern. Normalerweise schreibe ich ja, wie man hier unschwer feststellen kann, noch in alter Rechtschreibung und bemühe mich jetzt nachträglich, meine letzte Geschichte auf neue Rechtschreibung zu trimmen. Wird wahrscheinlich ein furchtbarer Mischmasch dabei herauskommen. :-(


    Immerhin konnte ich meine Nichte trösten. Die haßt Rechtschreibung wie die Pest und kämpft sich jeden Tag mehr schlecht als recht durch ihre Deutsch-Hausaufgaben. Wenigstens geht's der Tante auch nicht besser. Nur hat die 75.000 Wörter zu verbessern ...

    Dieses Buch liegt bei mir seit Ewigkeiten unterbrochen im Regal. Ich lasse mich leider unheimlich schnell von der Stimmung eines Buchs mitreißen und finde die Atmosphäre bei diesem Roman unheimlich bedrückend. "Gute alte Zeit". Ha, ha.


    Ich möchte dieses Buch unbedingt noch einmal anpacken. Aber ich werde es wohl "in Scheibchen" lesen müssen.