Beiträge von Thomas Elbel

    Und genau so kommt es aufgrund ihrer aufgesetzten Schnodderigkeit für mich letztendlich 'rüber, auch wenn ich immer noch nicht so ganz bei dir bin, was die Notwendigkeit eines solchen Umgangstons betrifft. Ja, Frau mit Migrationshintergrund in einer Männerdomäne... :gruebel ... Wirklich so schlimm...? :gruebel Da ich aber zum Glück wenig Erfahrung mit Polizeirevieren habe, nehme ich das jetzt einfach mal so hin. :-)

    Lies mal Karen Slaughters "Cop Town". Spielt zwar in den USA in den Siebzigern, aber man kriegt ein Gefühl dafür, was das bedeutet. Ist auch ein Klassebuch.

    Tut sie dann also nur so, als ob ihre Allgemeinbildung etwas dünne wäre?

    (Siehe Beitrag von Alice in einem der anderen Threads: "Es ist leichter für einen Schlauen, sich dumm zu stellen, als umgekehrt" - oder so ähnlich ging doch der Spruch?)

    Ich sehe das so wie Nightflower, einen Eintrag tiefer: Klugheit und Bildung sind für mich zwei distinkte Begriffe, wenn man mal davon absieht, dass eine gewisse Klugheit natürlich Voraussetzung für den Erwerb von Bildung ist.

    Aber den Gedanken, dass sie sich möglicherweise noch ungebildeter macht, als sie eigentlich ist, finde ich einen interessanten Ansatz. Das würde jedenfalls nach meinem Gefühl zu ihr passen. Ken macht das ja auch, wenn auch wahrscheinlich aus anderen Motiven.

    Wie schlau oder beschränkt ist Begüm eigentlich wirklich? Um das herauszufinden, würde ich ja glatt den nächsten Band lesen... :lache


    Also in meiner Vorstellung ist sie superclever, nur halt etwas "ungehobelt". Als Frau in einer Männergesellschaft muss sie sich aber dem rauen Ton ihrer Kollegen anpassen, um nicht als Zimperliese gedisst zu werden, denke ich. Da hilft es warscheinlich sogar, die Ungehobeltheit etwas zu überbetonen.

    Darf ich mal ein paar Gedanken zum Thema "Namen von ProtagonistInnen" loswerden oder sind die auch vom Lektorat bereits geliebt und geherzt? (Vom Autor ja sowieso.)

    Aber gerne. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in der - geplanten - Reihe verändern, dürfte allerdings aus rein praktischen Gründen asymptotisch gegen Null tendieren.


    Ray Bradbury ist übrigens Autor des Weltbestsellers "Fahrenheit 451" (bezeichnet den Brennpunkt von Papier), einer klassischen Dystopie in der die Feuerwehr dafür zuständig ist, Bücher zu verbrennen, die generell verboten sind, weil sie Unglück stiften. Es gibt dazu eine wunderschöne Verfilmung mit dem genialen Oskar Werner in der Rolle des Protagonisten "Guy Montag" (ist das nicht wunderhübsch?!) eines dissidierenden Feuerwehrmanns.

    Sorry, mir waren gerade die Perücken ausgegangen. Nein, im Ernst: Wenn ich in einer Szene zwei Männer habe, und einer von beiden den anderen beobachtet, ich also durch seine Augen sehe und er den Namen des Beobachteten nicht kennt, lässt sich so etwas nicht anders lösen als durch so eine zugegeben, penetrante Antonomasie. Ansonsten wäre es dauernd "er" oder "der Mann", was aber dann u.U. Verwechselungsgefahr mit dem Helden der Szene birgt.

    Erstens muss ich ihn ja irgendwie eineindeutig und möglichst bildhaft identifizieren, zweitens wäre es literarisch unsinnig, das Identifikationsmerkmal dauernd zu wechseln.

    Dieser harte Knochen und dann plötzlich liebevoll Hand in Hand - das ging mir ein bissi plötzlich.

    Aber das ist eine Marginalie. :-)

    Hart im Beruf, weich im Privatleben. Kanns das nicht geben. Mensch, da entwirft man mal einen mehrdimensionalen Charakter und dann ist es auch wieder nicht gut. ;( Nein. Jetzt mal Spaß beiseite, Ernst in die Westentasche: Das sind eben so diese Geschmacksfragen, über die man stundenlang debattieren könnte. Insofern hilft es mir jetzt wahrscheinlich auch nichts, wenn ich sage: Das Verlagslektorat hat gerade das geliebt. ;)

    Ich glaube auch gern, dass man das in emotionalen Situationen tut, v.a. wenn man mit sich selbst redet. Aber warum spricht Begüm den kleinen Bruder (ich komme gerade nicht mehr auf den Namen... Lukas?) mit "şekerim" (wörtlich "mein Zucker", also sowas wie "mein Süßer") an? Der kann doch kein Türkisch. Und so weit ich das verstehe, will sie ihn in der Situation beruhigen, was wohl besser klappen würde, wenn er auch verstehen würde, was sie sagt. Und oft sind es so Sachen wie "ja" oder "nein", die die Figuren in ihrer Muttersprache sagen. Das lernt man doch selbst als Einwanderer der ersten Generation gleich in der allerersten Deutschstunde. (Was sich selbst bei guten Sprecherinnen tatsächlich erst spät legt, ist das Zählen und Buchstabieren in der Muttersprache, das machen viele lange automatisch in der Muttersprache.) Mein Freundeskreis besteht zu einem guten Drittel aus sog. Menschen mit Migrationshintergrund und von denen redet keiner so. :gruebel


    Was ansonsten unter PolizistInnen in Deutschland so geredet wird, kann ich nicht beurteilen und danke für die Erläuterungen! :wave

    Wie alle Menschen bin ich bei dem Entwurf solcher Situationen natürlich komplett auf meinen Instinkt angewiesen. Logisch betrachtet hast du völlig recht: Warum sollte einen Türkin einen deutschen Jungen auf türkisch beruhigen, aber ich würde halt vermuten, dass das so aus ihr "rausblubbert", weil sie in dem Moment eher mit dem Herzen denkt, als mit dem Kopf. Bei mir in Kreuzberg erlebe ich jedenfalls, wie Migranten sofort umstellen, wenn sie unter sich reden. Lustig ist auch in Bus oder U-Bahn, wo Jugendlich manchmal so ein fifty-fifty-Kauderwelsch sprechen. Hängt natürlich auch immer stark vom Bildungsgrad ab. Das allerschärfste ist dann ja, wenn die deutschen Kids anfangen, gewisse Sachen zu imitieren, weil sie offensichtlich als cool gelten. Also etwa das deutsche ch wie in "ich" als "sch" zu spreschen oder mein Sechsjähriger, der auf einmal das Wort "Yallah" benutzt, wenn er will, dass seine Kumpels schneller machen.


    Ich habe, glaube ich, auch nirgends geschrieben, dass ich das Buch schlecht finde, also meine kritischen Bemerkungen bitte nicht in den falschen Hals bekommen! Es liegt mir persönlich eben von der Figurenkonstellation her nicht.

    Habe ich auch nicht so verstanden. Mir war es nur wichtig zumindest deutlich zu machen, dass ich mir etwas dabei gedacht habe und mir das nicht einfach so passiert ist. Ob das für das Buch nun gut oder schlecht ist, habe ich nicht zu entscheiden, bin aber weiter dankbar für alle Deine/Eure Hinweise. ;)

    Eine intelligente Frau, die in Deutschland aufgewachsen ist, sollte da etwas differenzierter denken.

    Betonung liegt da für mich auf "sollte". Zeigt nicht das Beispiel der derzeitigen Konflikte um die Berliner Polizeiakademie, wie prävalent latenter Rassismus auch innerhalb der Polizei immer noch ist?! Und wenn es deutsche Polizisten gibt, die ihre Kollegen mit Migrationshintergrund hinter vorgehaltener Hand als "Kanaken" betiteln oder in den Ruch einer Mafia bringen, dann gibt es das mit Sicherheit auch umgekehrt. Die Frage ist immer, ob die jeweilige Peergroup unter sich kommuniziert, oder nach außen. Wie gesagt: Kommissare im gehobenen Dienst sind zwar im Sinne ihres Berufs gut ausgebildet, aber deswegen noch lange keine Bildungselite. Ich würde sogar die Polizei als Milieu einschätzen, in dem man es sogar eher untunlich ist, wenn man allzu feinsinnig oder ehrpusselig unterwegs ist.

    Was ich nicht verstehe: Warum muss sie ständig türkische Brocken einschieben, ebenso, wie Marisol ständig auf Spanisch antwortet, obwohl ihr doch klar ist, dass Katharinas Mutter das nicht versteht? Selbst Ken kommt nicht ohne japanische Einlagen aus. Ich kenne keine Ausländer Menschen mit Migrationshintergrund, die so aufgesetzt reden, zumal, wenn sie bereits die zweite Generation darstellen. Gut, ich habe auch nur in normalen deutschen Großstädten gewohnt, nicht in einem Berliner Kiez – vielleicht ist das dort schick. :gruebel

    Begüms Eltern waren Einwanderer der ersten Generation. Sie dürfte bis mindestens zur KiTa fast ausschließlich türkisch gesprochen haben. Da finde ich es nicht unplausibel, dass sie in emotionalen Situationen unvermittelt ins Türkische verfällt. Meine in der Schweiz lebende türkische Schwägerin tut das auch. Ich meine, es gäbe sogar psychologische Studien, dazu dass Menschen bei emotional aufgeladenen Worten ("Schatz", "Scheiße") eine starke Tendenz haben in die Muttersprache bzw. den Mutterdialekt zurückzufallen. Das hat dann weniger mit Schick zu tun, sondern ist eher etwas unbewusstes.

    Ich merke, das Buch gefällt mir von Seite zu Seite besser - wenn ich es als Komödie lese. Mit dieser Einstellung liebe ich jetzt auch Dumm und Dümmer. :grin

    Und ich finde ja, dass Horror und Humor nahe beieinander liegen. Ein Beispiel, bei ich bei vielen Geschichten selten ganz genau wusste, ob ich schmunzeln oder mich gruseln sollte, ist Kafka (nicht, dass ich mich auch nur ansatzweise mit dem Meister vergleichen will).

    Das Ermittlerteam ist mir immer noch zu skurril; das wird wohl nichts mehr mit denen und mir. Reden die auch einmal im Leben normal miteinander? Immerhin arbeiten sie weiter an dem Fall.

    Ich bin großer Fan der Hannibal- und der Millenium-Reihe. Und für mich war es gerade die tendenzielle Skurrilität der Nebenfiguren Hannibal Lecter bzw. Lisbeth Salander, die diese Reihen getragen hat. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

    Die Dreiertruppe wächst zusammen. Begüm ist mir immer noch unsympathisch. Eine Polizistin mit so geringer Allgemeinbildung?


    Ich hoffe, ich trete niemandem auf die Füße, aber Kriminalkommissar heißt gehobener Dienst. Das ist schon ein anderer Menschenschlag, als die "Großkopferten" im höheren Dienst, d.h. Polizeiräte, -oberräte und -direktoren, die dann Jura o.ä. studiert haben.

    Nein, tu ich nicht. ;)
    Ich dachte, dass es vll geht, wenn es bei dem anderen Staatsanwalt als abgeschlossen angesehen wird. Aber wie gesagt, ich hab keine Ahnung davon.

    Im Gegenteil: Wenn die Behördenspitze sich querstellt hat kein StA eine Chance. Im Gegensatz zu Richtern sind StAs nicht unabhängig, sondern weisungsunterworfen (was nicht immer ideal ist). Das mit der Zuständigkeit ist ein weiteres Problem. Man darf sich seine Fälle nicht einfach so suchen.

    HIhi ich finde das lustig, dass ihr das nicht gewohnt seid. Bei uns Medizinern in der Notaufnahme geht es zB auch oft so zu. Vll bringt das die ernste Arbeit mit sich?!

    Es geht immer noch um die Sprache, richtig? Dann stimme ich voll zu. Denn das ist entspricht auch meiner Erfahrung: Je bitterer die Erfahrungen, die man auf der Arbeit macht, desto schwärzer und respektloser der Humor. Bestes Beispiel: Meine eigene Mutter, die Strafrichterin war und einen echt schrägen Humor besaß, der keinen Respekt vor gar nichts hatte. Und ich hatte schon als Teenager das zweifelhafte Vergnügen, Fotos aus Akten zu sehen zu bekommen, die mich heute noch in Träumen verfolgen.

    Hallo, ich hab doch mal ne Frage: wieso dieses Thema? Also Foltern, Videos drehen etc? Wie kamst du darauf?


    Das Grand Guignol hat mich fasziniert seit ich vor Jahren einmal Kai Meyers "Schattenesser" gelesen habe. Auch "8 mm" war eine Inspiration. Und während ich dann geschrieben habe, passierten Dinge, wie dieses Facebooklivevideo eines Mordes in den USA oder hier in Deutschland der Fall "Marcel H.". Das Thema scheint in der Luft zu liegen, denke ich.