Eine intelligente Frau, die in Deutschland aufgewachsen ist, sollte da etwas differenzierter denken.
Betonung liegt da für mich auf "sollte". Zeigt nicht das Beispiel der derzeitigen Konflikte um die Berliner Polizeiakademie, wie prävalent latenter Rassismus auch innerhalb der Polizei immer noch ist?! Und wenn es deutsche Polizisten gibt, die ihre Kollegen mit Migrationshintergrund hinter vorgehaltener Hand als "Kanaken" betiteln oder in den Ruch einer Mafia bringen, dann gibt es das mit Sicherheit auch umgekehrt. Die Frage ist immer, ob die jeweilige Peergroup unter sich kommuniziert, oder nach außen. Wie gesagt: Kommissare im gehobenen Dienst sind zwar im Sinne ihres Berufs gut ausgebildet, aber deswegen noch lange keine Bildungselite. Ich würde sogar die Polizei als Milieu einschätzen, in dem man es sogar eher untunlich ist, wenn man allzu feinsinnig oder ehrpusselig unterwegs ist.
Was ich nicht verstehe: Warum muss sie ständig türkische Brocken einschieben, ebenso, wie Marisol ständig auf Spanisch antwortet, obwohl ihr doch klar ist, dass Katharinas Mutter das nicht versteht? Selbst Ken kommt nicht ohne japanische Einlagen aus. Ich kenne keine Ausländer Menschen mit Migrationshintergrund, die so aufgesetzt reden, zumal, wenn sie bereits die zweite Generation darstellen. Gut, ich habe auch nur in normalen deutschen Großstädten gewohnt, nicht in einem Berliner Kiez – vielleicht ist das dort schick.
Begüms Eltern waren Einwanderer der ersten Generation. Sie dürfte bis mindestens zur KiTa fast ausschließlich türkisch gesprochen haben. Da finde ich es nicht unplausibel, dass sie in emotionalen Situationen unvermittelt ins Türkische verfällt. Meine in der Schweiz lebende türkische Schwägerin tut das auch. Ich meine, es gäbe sogar psychologische Studien, dazu dass Menschen bei emotional aufgeladenen Worten ("Schatz", "Scheiße") eine starke Tendenz haben in die Muttersprache bzw. den Mutterdialekt zurückzufallen. Das hat dann weniger mit Schick zu tun, sondern ist eher etwas unbewusstes.