Beiträge von Thomas Elbel

    Dass Katherina ihren Onkel auch als Mann anhimmeln soll finde ich jetzt ein bisschen Schublade "Sie hat sich so aufreizend angezogen und benommen, sie hat es darauf angelegt", oder hätte er dann kein Motiv und die Freundin die ihn "geblicktfickt" hat vorgezogen? :gruebel

    Das finde ich nun nicht. Zum einen ist es nichts ungewöhnliches, dass weibliche Teenies ältere Männer in ihrer Umgebung anhimmeln, zum anderen ist das aber m.E. nicht die geringste Rechtfertigung für sexuelle Übergriffe in der umgekehrten Richtung.

    Vielleicht ist sie halt eher der draufgängerische Typ oder weniger nett gesagt: vielleicht ist ihre Fähigkeit zur Risikoabschätzung etwas unterausgeprägt, wie bei meinem Sechsjährigen, der sich vorhin beim Spaziergang über den Friedhof mit dem Roller voll auf die Klappe gelegt hat, obwohl ihn der Herr Papa vorher dran erinnert hat, dass ihm das schon öfter passiert ist. Einige von seinen Kumpels sind da etwas zurückhaltender.

    Ja, ich fand es sehr dumm von ihr, allein und ohne jemanden darüber zu informieren, in das Haus zu gehen.


    Und bitte mach sie nicht wieder zum armen, hilfsbedürftigen Mädchen, das nur von starken Männern gerettet werden kann. Diese damsel-in-distress-Nummer war es vor allem, die mich zornig gemacht hat. Jetzt hab ich mich eh schon wieder beruhigt.;)

    Hab ich verstanden. Wobei ich schon finde, dass sie sich zuvor im Keller schon auch stark präsentieren konnte oder jedenfalls so stark wie man sein kann, wenn man mit einer Handschelle an ein Rohr gefesselt ist.

    In diesem Fall war es tatsächlich hauptsächlich der Verlag. Anders als bei meinen Science Fictions wurden alle meine etwa dutzend eigenen Vorschläge abgelehnt und ein verlagseigener gewählt. Ich würde ihn tendenziell auch eher auf der reißerischen Seite einordnen, kann aber auch verstehen, dass Verlage so was primär aus der Werbeperspektive betrachten und es gibt eben viele Leute, die auf so einen Titel anspringen. Wobei ich - wie gesagt - andererseits gut verstehen kann, wenn das bei eher feinsinnigen Seelen wie Dir gewisse Abwehrgefühle hervorruft. Ich persönlich hatte bei diesem Titel übrigens vor allem Angst, dass die Leute sofort das berühmte Gedicht von Paul Celan im Hinterkopf haben und dem Buch dann irgendwelche politischen Ambitionen unterstellen.

    Es ist halt schwierig. Bücher und vor allem Krimis sind Kunst und Kommerz ... Einzelstück und Massenware zugleich. Das ist auch für die Verlage eine ziemliche Gratwanderung. Aber ich habe da deine Idee. Du und jeder andere aus der Leserunde überredet zehn Leute das Buch zu kaufen, die wieder zehn weitere und immer sofort, das Buch wird ein Superbestseller und ich muss mir dann nie wieder einen Titel vom Verlag aufdrücken lassen ;)

    So geht es mir auch, wenn Subjektive oder Verben im Satz fehlen stört das doch sehr den Lesefluss.

    Und ich frage mich ehrlich gesagt auch, wie sinnvoll es ist, eine Leserunde mit diesen Exemplaren zu machen, die ja eigentlich eher als frühe Bestellgrundlage für Buchhändler und besonders neugierige Journalisten gedacht sind, aber nachher ist man immer schlauer.


    Und das zweite (und was ich echt völlig daneben fand, lieber Thomas): du lässt Begüm etwas unsagbar Dummes tun, und natürlich ist sie ab dann die obligatorische damsel in distress. Ich hasse dieses Klischee, das eher in das Genre Nackenbeißer und Mantel-und-Degen-Schmonzette passt. Mein Tipp für weitere Bücher: damit beleidigst du die Intelligenz deiner Leserinnen.

    War es denn wirklich so dumm oder nicht halt eben einfach auch ihrer Sorge um Jenny geschuldet und der Tatsache, dass sie nun mal zu Alleingängen neigt? Wie auch immer ... ich verspreche hoch und heilig, Begüm im nächsten Band mehr Sorgfalt angedeihen zu lassen. Ich mag sie nämlich sehr.

    Und interessant wäre nun an der Stelle, WER da so miteinander redet. Zwei Herren mit Migrationshintergrund türkisch / arabisch? Oder einer mit, einer ohne? (So weit man das rein optisch vermuten kann.) Hätten sie nur miteinander oder auch mit dir so geredet? Ich stelle ja nicht diese Dialoge an sich in Frage, sondern nur, dass man mit "Außenstehenden" so reden würde.

    Die genauen Ethnien kann ich Dir gar nicht genau sagen, aber mein Bauchgefühl war, dass einer Türke und einer Araber war.

    So weit ich mich erinnere, sagt Begüm im Buch in zwei Schrecksituationen "Maschallah". Als ich mal zwei Jahre in Amerika gelebt habe, ist mir da auch, obwohl ich mich anderthalb Jahre davon fast ausschließlich unter Amerikanern bewegt habe, hier und da mal ein "Scheiße" oder "Gottseidank" oder so etwas rausgerutscht. Oder ich habe meine amerikanische Freundin als "Schatz" betitelt, worauf sie mich dann etwas komisch angeschaut hat, so wie mir meiner Frau gegenüber heutzutage manchmal aus alter Gewohnheit "Honey", "Sweetheart" oder "Pumpkin" rausrutscht.

    Also, ich muss jetzt mal einfach fragen, Thomas:

    ist Berlin wirklich so voll von Proleten, ist es wirklich so eine grauenhafte Stadt, wie sie sich in deinem Roman darstellt?

    Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, endlich einmal Berlin zu besuchen - ich liebe Städtereisen, und Berlin fehlt in meiner Liste der Hauptstädte Europas.

    Aber kann ich da erstens ohne Bodyguard und zweitens ohne Dolmetscher hin?

    Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Ich liebe Berlin und zwar genau das, das ich in meinem Buch beschreibe: Wild, rau, exotisch, vielfältig. Wie hieß es bei Seeed: "Dickes B, home an der Spree. Im Sommer tust du gut, doch im Winter tuts weh. Mama Berlin, Backstein und Benzin ... wir lieben Deinen Duft, wenn wir um die Häuser ziehen."

    Ich empfinde die Menschen, die ich beschreibe auch nicht als Proleten. Die sind halt ein Teil des hiesigen Gesamtkosmos. Ich würde sagen: Nichts ist hier irgendwie anders als anderswo und alles, was es hier gibt, gibt es auch bei Euch. Es ist hier nur vielleicht alles etwas extremer, lauter, schneller, härter, aber auch spannender, aufregender und größer. Du kannst eben noch in Dahlem zwischen feisten Millionärsvillen wandeln und wenig später bist du auf der Sonnenallee in Little Riad.

    Ja das stimmt, aber ich bin so altmodisch. :heisseliebe Naja, sie sieht es bestimmt so, aber ich glaube er nicht. Er hat da schon mehr Gefühle und seine Gedanken dazu lesen sich für mich so. Ach Mensch, ich kenne mich zu wenig mit Toy-Boys aus, merke ich gerade. :lache:lache

    Ich finde, Ihr habt beide recht. Auf der einen Seite, gibt es zwischen den beiden eindeutig einen emotionale Asymmetrie. Auf der anderen Seite hätte ich von Viktor trotzdem oder gerade deswegen durchaus ein bisschen mehr Rückgrat erwartet.

    Apropos. Noch mal zu dem Thema Kanaksprak. Eben im Umkleideraum meines Wellnessstudios:

    ...

    A: "Ey Alter, was geht? Bistu schon fertisch mit Training?"

    B: "Nee Alter. Isch geh jeden Abend boxen."

    A: "Wo denn, Alter?"

    B: "Ey, im Spitfire. Da trainier isch bei dem Trainer von Marco Huck. Der is rischtisch gut, Maschallah."

    A: "Alter, fett. Isch geh jetz. Salaam, Bruder."

    ...

    Hab ich mir nicht ausgedacht. Sind Originalzitate. Und das soll jetzt keine Angeberei sein, aber mein Wellness-Studio ist nicht das günstigste Haus am Platz. Die Herren waren auch keine Teenager und sahen sehr gepflegt aus.

    ;-)

    Danke für den Tipp. Habe es mir auf die WuLi gesetzt. :wave


    Ich muss allerdings in nächster Zeit erst nochmal schauen, was das so wird mit dem Thriller-Genre und mir... :schnellweg

    Hatte ich auch schon erwähnt, dass ich auch insofern vorgeschädigt bin, als ich der Sohn einer Frau bin, die ebenfalls in den Siebzigern in einer norddeutschen Kleinstadt als Witwe (damals unter Männern ein anderes Wort für Freiwild) mit zwei kleinen Kindern einen Job als Richterin antrat und damit eine von nur zwei Frauen in der gesamten Behörde war? Das waren damals echt harte Zeiten für Frauen in solchen Männerdomänen. Da kam sie oft in Tränen aufgelöst nach Hause, weil irgendwer wieder gemobbt oder belästigt hatte. Das prägt. Ich hoffe nur, dass das heute alles ein bisschen anders ist.