Beiträge von AgnesH

    Zitat

    Original von LyFa
    Liebe Agnes, noch einmal vielen Dank für die Begleitung der LR. Ich habe auch noch eine Frage, die mir aber auch erst jetzt gekommen ist, nachdem ich weiterhin lese, was andere zu dem Buch schreiben....Max hat ja sozusagen einen Abschiedsbrief geschrieben. Allerdings war ja geplant, dass beide Attentäter nicht sterben, sie wollten sich ja in der Türkei treffen. Im Prinzip wären sie ja , wenn alles wie geplant verlaufen wäre, noch nicht mal zwangsläufig verdächtig gewesen, warum also die geplante Flucht? Sie wussten ja nichts von Mohammads Doppelspiel. Die Flucht hätte sie dagegen verdächtig gemacht und die Türkei ist als Land zum untertauchen auch nicht gerade sehr gut geeignet. Vielleicht habe ich aber auch irgend etwas überlesen?
    Liebe Grüße LyFa


    Liebe LyFa,


    tatsächlich gehen beide ganz zu Recht davon aus, dass sie - genau wie die realen "Kofferbomber von Köln" im Jahr 2006 - ziemlich schnell durch die Kameras an den Bahnhöfen identifiziert werden können, und Max will das ja auch, er denkt ja viel über diese Überwachungskameras nach und ihm ist irgendwo klar, dass sie ihn kriegen werden. Sonst würde er ja kein "Bekenner-Schreiben" verfassen.
    Auf der anderen Seite hat er natürlich "Schiss" (ich hoffe, diese Schiss-Stellen sind nicht zuuuu eklig) und will im türkischen Hinterland (in der Provinz Hatay, deren Dörfer ziemlich rückständig sind) möglichst lange unentdeckt bleiben. Hilfreich würde natürlich sein, wenn Adil, dessen Familie aus Hatay stammt und der sich dort auskennt, dolmetschen würde ... aber dazu kommt es ja nicht.
    Wie meistens im Text hat Max hier auch zwei Seiten.


    Liebe Grüße


    Agnes

    Zitat

    Original von Toebi


    Aha, das ist mal interessant. Also gibt es da noch einmal einen Unterschied. :gruebel Gibt es dazu schon irgendwo Studien oder sonstiges Material? Damit haben sich doch bestimmt schon wieder ein paar Forscher beschäftigt, oder?


    Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema ist: "Martin Schäuble: Black Box Dschihad - Daniel und Sa'ed auf ihrem Weg zum Paradies" und die Dissertation des Autors ("Dschihadisten - Feldforschung in den Millieus: Die Analyse zu 'Black Box Dschihad'"), wissenschaftlicher (und ohne Opferperspektive)
    Außerdem kann ich zu dem gesamten Thema den englischen Film "four lions" empfehlen. Lustig, aber hart ...


    Liebe Grüße
    Agnes

    @alle: Der Anschlag wurde - jedenfalls von "meiner Seite" aus so geplant, dass Max und Adil gemeinsam die Züge in die Luft sprengen, die sie beide als Pendler jeden Tag benutzen und gegen die sie - besonders Max - einen Groll hegen.
    Sie kannten die Verbindung natürlich sehr gut, und gleichzeitig ist dieser RE auch ein Symbol für Möglichkeit (ihre "letzte Chance") doch noch was zu werden, die Verbindung zu einem kleinen, in Adils Fall assimiliertem Leben usw. Etwas, was beide ablehnen. Max trägt dabei die größere Verantwortung: Er fährt die Strecke ab und macht mit seiner Bombe die "Rückkehr" symbolisch kaputt, Adil sollte seine "Verbindung" zu einer gelungenen Integration sprengen.


    @alle: Konvertiten begehen eigentlich keine Selbstmordattentate. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt (anders als etwa die Attentäter vom elften September usw...) Sie scheinen dabei sein zu wollen, wenn um sie herum der Medienwirbel losgeht und den auf perverse Art zu genießen. Das "Paradies" lockt sie anscheinend nicht.


    Belle Affaire : Für mich war es wichtig zu zeigen, dass Islamisten ihre Konvertiten relativ schnell isolieren, so dass sie nicht mit der Ambivalenz der "normalen" Gläubigen (etwa Burak) in Verbindung kommen. (Konvertiten halten den "normalen Muslimen" auch gerne vor, dass sie nicht im Sinne des Islam leben - wäre eigentlich auch eine schöne Szene gewesen ...) Daher sind vielleicht die Szenen in der Moschee ein wenig zu knapp geraten. Wer sich fragt, was eigentlich in Moscheen passiert: Am 3. 10 ist immer "Tag der offenen Moschee". Da kann man viele Moscheen besuchen, bekommt viel gezeigt und kann eigentlich alles fragen ...


    LyFa : Für Mohammad, der alle, auch den Verfassungsschutz, für seine Zwecke benutzt, ist es - böse gesagt - eine Win-Win-Situation. Er weiß, dass er außer Landes sein wird (ebenso wie sein reales Vorbild, ein "Hassprediger" aus dem Umkreis der Sauerlandbomber). Er nimmt Geld vom Verfassungsschutz und genießt es (in meiner Fantasie), alle Fäden in der Hand zu halten, alle manipulieren zu können usw.
    Entweder glückt der Anschlag - dann geht dieser Plan auf, was Mohammad, der dann schon außer Landes ist - sehr freuen dürfte.
    Oder die beiden werden gefasst und eignen sich dadurch hervorragend als Märtyrer, die von Islamisten sehr gerne als zu Propagandazwecken genutzt werden. Am Sonntag kam in "Westpol" im WDR übrigens ein guter Beitrag dazu (gibt es noch als Stream).


    Ganz viele, liebe Grüße


    Agnes

    @ alle: Ganz herzlichen Dank für Euer Lob und auch für Eure Kritik am "Regionalexpress". Ich meine das ganz aufrichtig, denn als Autorin habe ich ja nie die Chance den Text wirklich zum ersten Mal zu lesen, und deshalb ist so eine LR ein Geschenk an mich. Danke!!!! :-]


    @Sonnenblume 1988 und Johanna: Ich bin großer Pratchett-Fan. Er ist sehr, sehr krank und das hat mich berührt, weil ich mit seinen Büchern quasi aufgewachsen bin. Warum genau ich dieses Zitat gewählt habe? Ich finde einfach, dass es auf alle Personen im Buch passt, auf alle, die hoffen, dass ihre Ängste und Obsessionen nicht wahr werden und sich fragen, ob ihre Ängste - obwohl es ja nur ihre ganz individuellen Ängste sind - wahr werden.
    Hm, weiß nicht, ob ich das gut genug erklärt habe...


    Ganz liebe Grüße
    Agnes

    @alle: Am Sonntag und gestern war ich ein bisschen faul, was das Posten angeht, aber ich habe fleißig mitgelesen und bin - immer noch - ganz begeistert von Eurer Kritik, Eurem Lob :-) und vor allem dem umangestrengten und höflichen Umgangston hier! Mir macht die LR einen Riesenspaß, dabei hatte ich solches Herzklopfen, als es losging!


    Vielen lieben Dank
    Agnes

    Roma : Script5 ist ein Verlag für "Junge Erwachsene" und Regionalexpress ist für mich kein klassisches "Jugendbuch" wie etwa "Bewegliche Ziele", das bei Loewe erschienen ist. Es ist immer schwer, für eine bestimmte Zielgruppe zu schreiben. Für mich persönlich sind Bücher, die alles auserzählen, nicht so furchtbar spannend, und als "Junge Erwachsene", also so ab 16 habe ich deshalb sehr viel Erwachsenen-Literatur gelesen, von deren Problemstellungen ich mich aber oft meilenweit entfernt gefühlt habe. Ich finde, dass Script5 hier sehr gut eine Lücke erkannt hat und füllt.


    @MacBaylie: Zurzeit denke ich tatsächlich, nach Kofferbomben und Islamisten, über eine Liebesgeschichte nach und habe auch schon so etwas wie einen Plot dafür. Aber das ist alles noch sehr vage. Es werden aber keine Konvertiten und auch keine Obdachlosen ("Herz,klopf", Nacht, komm") darin vorkommen.


    Euch allen nochmal herzlichen Dank für Euer Engagement bei der Leserunde!


    Liebe Grüße


    Agnes

    Macska und Roma: In meinem Kopf haben sich die beiden ganz unterschiedlich entwickelt, wie das nun mal bei Geschwistern ist.
    Folgendes hatte ich mir als Hintergrund überlegt: Paula reitet, seit sie ein Kind ist, sonst wäre sie jetzt nicht mindest. auf L-Niveau und Röder würde sie gerne als Auszubildende haben. Den Kieffer-Sattel bezeichnet sie ja auch als ihr Zuhause und die "Erleuchtung" ihrer Mutter konnte sie deshalb viel leichter nehmen. Dass sie als erfolgreiche Reiterin und Gymnasiastin Max, den älteren Bruder und Schulversager, überflügelt, ist auch nicht schön für ihn.
    Max dagegen hatte als Kind eine enge Beziehung zu seinem Vater, die aber zu Beginn des Textes schon zerbrochen ist. Das wollte ich damit deutlich machen, dass der Vater ihm früher für Jungs leckere Sachen (Brot mit Fleischwurst, Bratkartoffeln) macht, und als "Erleuchteter" nur noch vegetarischen Eintopf. In gewisser Weise "ernährt" er seinen Sohn nicht mehr, auch nicht im übertragenen Sinn.


    @ Baby_Tizz: Auch ein ICE wäre ein Ziel gewesen, klar. Aber Max sind die ganzen Pendler ja sehr, sehr unangenehm, und das Zugfahren ist für ihn ja auch Ausdruck seines Versager-Status. Er kann kein Auto finanzieren, muss in diese Schule, weil es seine letzte Chance ist usw. Auch bei Recherchen über andere Attentäter wurde mir immer wieder deutlich, dass sie meistens Ziele wählen, die neben der allgemeinen Bedeutung auch eine persönliche haben.


    Liebe Grüße


    Agnes

    @ Wiggli, Waldmeisterin und LyFa: Im Text stelle ich durchaus die Frage, wie Beobachtungserfolge vom Verfassungsschutz und Gesetze zur Inneren Sicherheit zusammenhängen. Mohammad hat ein Vorbild im Umkreis der "Sauerlandbomber", auch da gab es einen "Hassprediger", der eine zeitlang in Deutschland war und anscheinend sehr gute Kontakte zu verschiedenen Geheimdiensten hatte. Um ihn herum ranken sich einige Verschwörungstheorien, und was Tatsache ist, und was nur eine Meinung, schwer zu sagen.
    Das Motto des Buches spielt auch darauf an: "Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind."


    @ Alle: Obwohl mir - wie euch wahrscheinlich auch - zu jedem Kommentar etwas einfällt, halte ich mich mal ein bisschen zurück und poste nicht zu jedem was. Fragen beantworte ich aber sehr gerne im Fragen-Threat.


    Euch allen eine schöne Woche (angeblich soll es schneien :-)


    Ganz liebe Grüße


    Agnes

    @ Toebi: Auf der einen Seite erwähne ich Fukushima natürlich oft, weil das insbesondere in Düsseldorf (größte japanische Community) ein ganz besonderes Thema ist. Andererseits sollte "Fukushima" als Naturkatastrophe auch ein Spiegel für die drohende, andere Katastrophe sein und zeigen, wie insbesondere Paula nachdenklicher und erwachsener wird, weil sie ihre Außenwelt plötzlich nicht mehr nur als "Pferde, Turniere und Jungs" wahrnimmt.


    Liebe Grüße
    Agnes

    Waldmeisterin : Ja, Burak: Ich wollte unbedingt eine Figur haben, die ein gläubiger Moslem ist und gleichzeitig gerne in Deutschland. Deshalb muss er Mohammad ja ablehnen... und natürlich ist er um Adil (sein Neffe) besorgt und verrät ihn nicht an Kemper. Burak zu entwerfen und zu schreiben hat mir übrigens großen Spaß gemacht und er hat auch ein entferntes reales Vorbild.


    @alle: Mp3 ist mE für Max zu ... naja. Ich wollte ihn unbedingt mit halbwegs teurem Schnickschnack ausstatten, das ihm natürlich seine Eltern besorgt haben. Nachdem ich nochmal darüber nachgedacht habe: Ich müsste mal recherchieren, ob es eine Suren-App gibt. Wenn nicht, hätte ich sie erfinden sollen. Zuuuu spääät!



    Liebe Grüße an alle Leser/innen und vielen Dank für Eure Kommentare!


    Agnes

    Macska : In meiner Vorstellung war Max immer neunzehn, und er hat so viele Ehrenrunden gedreht, dass in keine Schule mehr will außer die in Köln, die als so eine Art Auffangbecken für alle dient, die es in den Regelschulen nicht schaffen.
    Deshalb pendeln er (und auch Adil) auch.


    Ich selbst bin die Strecke von Dez. 1998 bis Oktober 2006 jeden Tag zur Arbeit gefahren, und, wie ich im Nachwort schreibe, einen ersten Anstoß zum Text war für mich der Tag, an dem wegen der "Kofferbomber von Köln" der Kölner Hauptbahnhof gesperrt war...


    Ganz liebe Grüße


    Agnes

    @alle: Während ich hier sitze und Antworten formuliere, kommen immer weiter Leseeindrücke und Kommentare rein. Ich komme kaum hinterher...
    Noch mal, ganz großen Dank, dass ihr das freie Wochenende dem Regionalexpress widmet. Wahrscheinlich wisst ihr es, aber für mich ist es eine große Freude und ein Geschenk, dass ihr das tut. Danke!!!!!


    Nochmal zum Brief von Max (ganz typisch bei Attentaten!!!!): Tatsächlich hatte ich eine zeitlang den Plan, Max eine Brief schreiben zu lassen (also so einen Brief zu verfassen und mit in den Text aufzunehmen) und ich hatte auch schon eine gute germanistische Fachpublikation (Manfred Schneider: Attentat. Kritik der paranoischen Vernunft) aufgetan ... Aber die Briefe von Attentätern sind immer nur wirrer Kram, also richtig, richtig, richtig wirr. Auch die Internetseite von Breivik, dem Attentäter in Oslo und in dem sozialdemokratischen Jugendcamp war ja so ... Das war dann wieder so eine Entscheidung: Erwähne ich den Brief nur (und lasse ihn von Paula beurteilen, oder gestalte ich das nach? Führt so ein wirrer Brief nicht zu Verwirrung? Schreibe ich den Brief nicht ganz so verwirrend, und erkläre darin Max? Ehrlich gesagt, bin ich mit der Lösung, dass Paula den Brief nicht versteht, immer noch zufrieden. Alles andere hätte den Text zum Schluss nicht gut getan.


    Ganz liebe Grüße
    Agnes

    Groupie : Natürlich darfst du mich fragen, was ich bei den Eltern im Kopf habe. Und nein, ich finde nicht, dass sie "schuldig" sind. Sie sind nur völlig abgedreht und finden da nicht mehr raus. Was mit Max passiert, ist besonders für den Vater, der ja spürt, das was nicht in Ordnung ist, so jenseits seiner Welt, dass er es sich nicht vorstellen kann.
    Viele Attentäter haben übrigens geschiedene Eltern, und eine Scheidung ist bestimmt für jedes Kind eine sehr harte Zeit. Aber viele meiner Freund/inn/en sind Scheidungskinder und die sind nicht anders als Leute, deren Eltern heute noch verheiratet sind...
    Vielen Dank jedenfalls für Deine Kommentare zum Regionalexpress!
    Ganz liebe Grüße
    Agnes


    Macska : Der Name Adil (arab.) bedeutet übrigens "Mann, der die Gesetze achtet". Und das tut er ja zum Schluss...
    Und die Geschichte wäre ohne Mohammed ganz anders gelaufen. In meiner Vorstellung ist er der Drahtzieher hinter den Kulissen, der sich in einer ganz normalen Moschee einnistet, der dann ganz gezielt Leute anwirbt und in seine Richtung lenkt. Er genießt es, Macht zu haben, und mehr zu wissen und zu tun als anderen. Viele haben sich ja über die schnelle Konvertierung gewundert, und das ist für solche "Seelenfänger" typisch...
    (Und wie die Sache realiter "aus dem Ruder laufen" kann, sehr wir ja gerade an den Neo-Nazi-Morden und der Rolle, die der Verfassungsschutz dort anscheinend gespielt hat)
    Vielen Dank, dass Du mitgelesen und kommentiert hast.
    Ganz liebe Grüße
    Agnes

    @ alle: "Sinn von Kempers Schicksal" war von mir vielleicht ein bisschen flapsig ausgedrückt. Ich meinte das nicht auf der Figurenebene, also dass ein Mann, der seine Frau verliert, durch ein behindertes Kind wieder Lebensmut bekommt, sondern auf der Plot-Ebene: Über den Modellbau hinaus (der im wichtige Hinweise auf den Zug gibt, in dem Adil sitzt) stirbt Adil ja, weil Littkens, Decker und sein Chef ihm nicht glauben und diesen Zug nicht stoppen lassen. Sie haben kein Vertrauen mehr in ihn und seine Fähigkeiten.


    @nofret 78: Ja, der Vater, da hast du recht. Für mich sollte er schon wissen, dass mit seinem Max irgendetwas fürchterlich schief läuft. Aber was sein Sohn genau treibt und treiben wird, das sollte außerhalb seiner Vorstellungskraft liegen.
    An anderer Stelle habe ich schon einmal erklärt, warum ich mich dagegen entschieden habe, Max "ganz" zu erklären. Für mich war gerade das das Beunruhigende an Attentätern, egal ob Konvertiten wie die "Sauerland-Bomber", der Attentäter am Frankfurter Flughafen oder der Norweger Breivik. Die Ursache dieser Taten können wir nicht fassen, wir können bloß Merkmale (Einsamkeit, Gewaltfantasien, Einteilung der Welt in Gut und Böse usw.) aufzählen, die diese Menschen aber mit vielen anderen teilen. Ich habe immer das Gefühl, dass, wenn man nur die Ursachen (zB. schlimme Kindheit, Gewalterfahrungen) wüsste, man auch etwas dagegen tun könnte. Während meiner Recherchen wurde mir aber immer mehr bewusst, dass es diese Ursachen so nicht gibt. Für mich war es ein Risiko, diese Figur nicht "auszuerzählen" und damit natürlich auch die Leseerwartungen nicht ganz zu erfüllen, sondern bei dem zu bleiben, was meinen Gedanken am nächsten kam und das auf die Textebene zu bringen.
    Jedenfalls vielen lieben Dank, dass Du mitgelesen hast! :wave

    @alle: Vielen lieben Dank für das Lesen von "regionalexpress". Ich finde es jeden Morgen spannend, die Büchereule zu öffnen und bin Euch für Eure Anmerkungen sehr, sehr dankbar.


    @ Andrea: Ich schreibe ja schon an anderer Stelle, dass das für mich auch ein Experiment war, das "Warum" der Realiät nachzubilden und die Leserin nicht mit so einer "Erleichterung" auf der Buchebene aus dem Text zu entlassen. Ob ich das in einem anderen Text noch mal mache, weiß ich selbst nicht so genau, aber für Max kommt es mir immer noch wie die richtige Entscheidung vor. Ich glaube, für den Lesespaß ist es dann sehr wichtig, auf einer anderen Ebene "die Kurve zu kriegen", also schlüssig zu sein...


    Roma : Tja, die Sexszene, darüber habe ich auch lange nachgedacht. Ich hatte einfach das Gefühl, ich müsse Adil und Paula etwas "geben". Das hört sich für Dich wahrscheinlich schräg an, aber ich lebe mit diesen Figuren, sie sind mit ihren Stimmen um mich herum (metaphorisch gesprochen) und mag sie alle (sogar die Eso-Elten) und dann entwickeln die so ein Eigenleben, und ich weiß ja schon, wie's für sie ausgeht (und es geht für Adil und Paula nicht gut aus). Ich wollte einfach, dass sie sich nochmal finden und berühren, und für einen Moment alles so ist, wie es sein könnte.


    @ Groupie: Ich weiß nicht, ob du gerade in den Medien die Berichte über die Zwickauer Terrorzelle verfolgst. (Ich bin seit Ende letzten Jahres süchtig danach, und google das ständig.) Ich bin, ehrlich gesagt, geschockt von dem Ausmaß, in dem dort der Verfassungsschutz sogenannten Vertrauensleuten (Neo-Nazis) Geld gegeben hat und sich auch noch einbildete, damit Einblicke und Steuerungsmöglichkeiten zu erhalten. Teilweise scheint das Geld dafür benutzt worden zu sein, überhaupt erst rechte Netzwerke aufzubauen. Da war "Regionalexpress" leider schon fertig, denn im Nachhinein hätte ich gerne mehr darüber recherchiert und geschrieben.
    Die Person von Mohammad hat übrigens auch eine reale Figur im Umfeld der "Sauerlandbomber" zum Vorbild. Über den und seine Verbindungen zum Verfassungsschutz gibt es einige "Verschwörungstheorien" , und nichts genaues weiß man nicht...


    Also, nochmal vielen Dank, dass ihr mitgelesen habt! Und natürlich auch vielen Dank an die Büchereulen, die es mir ermöglichen den "Regionalexpress" zu lesen!


    Ganz liebe Grüße und einen schönen Freitag!!!!
    Agnes

    @ Roma: lach! Ich glaube, in dem ganzen Text gibt es keinen Absatz, den ich nicht mindestens einmal umgeschrieben habe. Der blöde Tippfehler tut mir allerdings leid und ärgert mich.
    Klar müsste Karim eigentlich einen Acount einrichten usw., aber ich fand damals, dass dieser ganze technische Kram den Textfluss zu sehr stört... vielleicht die falsche Entscheidung, weiß immer noch nicht.


    Roma und schnatterinchen: Ich weiß schon, dass es immer ein Wagnis ist, einen Text zu schreiben, der nicht unbedingt eine Identifikationsfigur bietet, also jemanden, mit dem man "richtig warm" wird. Für mich persönlich ist das natürlich (auch) die Paula, aber das liegt daran, dass für mich die eigene Zeit als Pferdemädchen so unglaublich schön war. Wer Pferde/Reiten nicht so mag, hat's mit ihr vielleicht schwerer.


    LyFa : Richtung "Psychose", ja!!! Ich habe beim Schreiben auch öfter gedacht, dass ich zumindest bei einigen Leser/innen diesen Eindruck wecken will. Nicht zu knallig, aber schon in diese Richtung. Hatte mir auch überlegt, dass irgendwie im Vater zu spiegeln, der ja schließlich Psychologie studiert hat, habe mich aber dagegen entschieden. Der Vater bezeichnet ihn ja als "leeres Gefäß, in das jeder etwas hinein gießen kann". Ich wollte nicht, dass der Vater Max mit psychologischen Fachwörtern erklärt. Das war selbst mir - und ich hatte einen ein bisschen perversen Spaß daran, die Eltern zu schreiben - too much. Außerdem hätte der Vater dann natürlich anders handeln müssen.


    Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß mit dem Regionalexpress!
    Agnes

    @alle: Faszinierend finde ich, dass sich wirklich viele in Bezug auf Max genau die Fragen stellen, die ich mir gestellt habe, als mir klar wurde, dass mein nächster Protagonist ein Attentäter wird: Was war der Auslöser, die Ursache? Wir hoffen natürlich sehr, dass wir eine Ursache finden, denn wenn wir diese benennen können, können wir zumindest versuchen, etwas dagegen zu tun und fühlen uns nicht ganz so hilflos wie nach einer Naturkatastrophe.
    Ich habe dann ziemlich viel über Konvertiten ("Sauerlandbomber" usw.) und andere Attentäter (Loughner, Breivik) gelesen und das für mich persönlich wirklich Erschütternde war, dass es "dieses Ereignis" nicht gibt, sondern nur bestimmte Persönlichkeitsmerkmale (jung, männlich, Einsamkeit, ein Gefühl der Verlorenheit, paranoide Züge, extreme Einteilung der Welt in Gut und Böse, Hass und Gewaltfantasien, Sinnsuche usw. ), über die Experten reden, die aber auf viele andere Menschen genauso zutreffen, ohne das diese in der Realität gefährlich werden.
    (Aktuell sehen wir das ja an den Neonazi-Mördern, die jahrelang versteckt lebten und immer wieder morden konnten, wie blind wir in Wirklichkeit sind. Diese teilen übrigens auch die Merkmale, die ich oben aufzeige. Und wie sehr der Verfassungsschutz versagt...)


    In einem Spiegelinterview nennt Manfred Schneider, der sich als Literaturwissenschaftler insbesondere mit den mündlichen und schriftlichen Äußerungen von Attentätern auseinander gesetzt hat, diese Männer "die schwarzen Engel" und das hat mir - ehrlich gesagt - ein bisschen Angst gemacht und ich habe versucht, Max als "schwarzen Engel", also sehr ambivalent zu beschreiben und so kommt er ja auch bei euch an.


    Jedenfalls, vielen lieben Dank für Eure Leseeindrücke! Ich finde es so spannend, mit euch allen diesen Text zu lesen und bin euch wirklich dankbar, dass ihr "so frei von der Leber weg" schreibt.


    Ganz liebe Grüße
    Agnes

    @alle:
    Ich kann die Graphik-Abteilung von Script5 auch nicht genug loben!


    Was mich als Autorin wirklich freut, sind die unterschiedlichen Eindrücke, die Max auf Euch alle macht: unsympathisch, verloren, arme Socke, absoluter Außenseiter, hilft Adil, kann also nicht nur schlecht sein usw. Das Wort, was ich immer im Kopf hatte, wenn ich über ihn geschrieben habe, war "ambivalent" und so kommt er ja bei Euch an.


    Groupie : Eirena-a, so stelle ich mir das jedenfalls im Kopf vor, wenn ich den Namen schreibe. Ehrlich gesagt, habe ich mich bei der Recherche für den Engels-Glauben auf ziemlich vielen Internet-Seiten herumgetrieben, und auch mit einigen Bekannten gesprochen, die eso-mäßig unterwegs sind und waren. Den Namen habe ich analog zu einer ziemlich merkwürdigen Gruppierung in Italien gebildet, da hat sich die "Erleuchtete" - die vorher einen ganz normalen dtschen Namen hatte - auch so einen Apostroph-Namen gegeben. Ich fand das so abgedreht, dass ich das übernommen habe. (Sie handelt übrigens auch mit sehr teuren Duftwässern, naja)


    Liebe Grüße
    Agnes