Dirk Kurbjuweit -
Haarmann
ISBN: 9783328600848
Sprache: Deutsch
Ausgabe: Fester Einband
Umfang: 320 Seiten
Verlag: Penguin
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Über den Autor
Dirk Kurbjuweit, geboren 1962, war
Redakteur der «Zeit», seit 1999 arbeitet er für den «Spiegel». Er hat bislang
sechs hochgelobte Romane geschrieben, drei davon wurden fürs Kino verfilmt,
darunter «Die Einsamkeit der Krokodile» und «Zweier ohne»; zuletzt erschien
«Kriegsbraut» (2011). Für seine Reportagen erhielt Dirk Kurbjuweit 1998 und
2002 den Egon-Erwin-Kisch-Preis sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen.
Zum Inhalt:
Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach
dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für
Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald
schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von
allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun.
Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht
mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das
Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften
seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran
glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann.
Dirk Kurbjuweit inszeniert den spektakulärsten Serienmord
der deutschen Kriminalgeschichte psychologisch raffiniert und extrem fesselnd.
Eindringlich ergründet er die dunkle Seite der wilden 1920er-Jahre, zeigt ein
Zeitalter der traumatisierten Seelen, der politischen Verrohung, der
massenhaften Prostitution. So wird aus dem pathologischen Einzelfall ein
historisches Lehrstück über menschliche Abgründe.
Meine Eindrücke:
Der Fall Haarmann, war mir als einer der größten Serienmörder
allgemein bekannt. So gibt es zu Haarmann nicht nur einen eigenen
Wikipediaeintrag [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haarmann]
sondern auch verschiedene Liedadaptionen dessen Refrain
„Warte,Warte nur ein weilchen
bald kommt Haarmann auch zu dir
mit dem kleinen Hackebeilchen
macht er Hackefleisch aus dir
Aus den Augen macht er Sülze
aus den Hintern macht er Speck
aus den Därmen macht er Würste
und den Rest schmeisst er Weg“
sicher der ein oder andere bereits einmal gehört hat.
Daher habe ich mit großem Interesse das Buch von Dirk
Kurbjuweit gelesen.
Ich muss gestehen, der Anfang fiel mir etwas schwer, was nicht
so sehr an der Geschichte oder den Handelnden Personen lag sondern ehrlich
gesagt allein der Tatsache geschuldet war, dass es bei Unterhaltungen /
Gesprächen keine wörtliche Rede gab. Das Fehlen der allzeit verwendeten „Gänsefüßchen“
war es, was zunächst den Lesefluss bei mir ein wenig hemmte. Hat man sich aber
daran gewöhnt so eröffnet sich nicht nur der bekannte Kriminalfall sondern eine
Welt in Veränderung, geprägt von der Vergangenheit. Der Autor nimmt uns mit
seinem Protagonisten, dem Hauptkommissar Lahnstein nicht nur mit in seine
Kriegsvergangenheit sondern auch in die politischen Irrungen und Wirrungen zu
Beginn der 1920er Jahre. Sehr dicht erzählt er die Gedanken und Zwiespalte, die
sich auftun, zwischen Foltern und reiner Polizeiarbeit, zwischen Kaisertreuen
Gedanken, dem aufkommenden Nationalsozialismus und den demokratischen
Gehversuchen nach Versailles.
Die Zweifel und Gedanken Lahnsteins werden oftmals so düster erzählt, dass die
eigentliche Krimihandlung da eher als Staffage wirkt.
Neben den skizzierten Erzählebenen gibt es noch eine weitere
Perspektive, die aus Sicht des Täters, die die Geschehnisse greifbar machen und
einen Einblick in die Gedanken- und Lebenswelt des Täters geben.
Das Buch kommt ohne psychologische Effekte aus, es zeigt die
zu damaliger Zeit schwierige Arbeit der Kriminalpolizei und auch den inneren
Feindschaften die es in einer solchen Behörde zu begegnen gilt. Es ist also ein
eher leiser Krimi, der aber gerade deshalb seine Reize entfaltet. Es geht
eindeutig tiefer und verlässt die eigentliche Krimistory immer wieder um den
Leser mit den jeweiligen menschlichen und gesellschaftlichen Abgründen zu
konfrontieren.
Mein Fazit:
Ein Krimi der aufgrund seiner beschreibenden Atmosphäre der
Ängste, Unsicherheiten und politischen Rahmenbedingungen zu jener Zeit, anders
daherkommt wie viele andere Krimis.
Gerade die Darstellung der Traumata aller Beteiligten, ob Täter oder Jäger und der Blick auf deren jeweiligen Moralvorstellungen ist es, was das Buch aus meiner Sicht lesenswert macht und daher 8 von 10 Eulenpunkten von mir bekommt