Beiträge von Nessi87

    Was bedeutet leben für dich?


    Am Anfang war ich etwas über die Perspektive verwundert. In den meisten Büchern zu diesem Thema wird bewusst die Ich-Perspektive gewählt, um dem Leser einen direkten Einblick in die Gefühlswelt des Protagonisten zu geben. Doch diese Geschichte wird uns aus der Er-Perspektive erzählt. Zunächst hat es mich etwas gestört, aber nach ein paar Seiten war man so in der Geschichte drin, dass man trotzdem das Gefühl hatte, direkt in Campells Kopf zu sein. An manchen Stellen hat der Erzählstil die nötige Distanz geschaffen, um sich nicht überrollen zu lassen, was durchaus positiv zu vermerken ist.


    Von Spannung will ich hier nicht sprechen, weil diese Art von Geschichte mit keinem Thriller oder Fantasybuch zu vergleichen ist. Man wird am Anfang abgeholt und bleibt zum Schluss sehr nachdenklich zurück. Gefesselt hat es mich auf jeden Fall, weil Campell und ihre verrückte Familie eine herrlich erfrischende Art haben. Seitenweise kann man den Krebs sogar ganz vergessen, bis wir dann wieder brutal daran erinnert werden. Für alle Skeptiker: Die ersten Seiten muss man schon ein wenig “durchhalten”, weil viele Dinge erstmal verwirrend sind, aber es lohnt sich auf jeden Fall, nicht aufzugeben.


    Da wir von Anfang an wissen, dass es sich bei der Protagonistin um eine Krebspatientin im Endstadium handelt, ist es umso überraschender, dass sie so stark ist und nicht aufgibt. Man muss sie einfach ins Herz schließen, weil sie so normal ist. Trotz ihrer Krankheit schlägt sie sich mit den alltäglichen Dingen herum wie Familie, Freundschaft und der Liebe. Besonders liebevoll ist ihre Schwester Perry gestaltet. Sie ist 12 Jahre alt und die typische Nervensäge. Sie hat mir mehr als ein Mal ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert und manchmal hat man ihr Alter sogar ganz vergessen, weil sie durch die Krankheit iherer Schwester auch beeinflusst wird – sie wächst über sich hinaus.


    Trotzdem möchte ich erwähnen, dass zwischendurch teilweise Sturzbäche aus meinen Augen gekommen sind. Das Buch bzw. Campells Geschichte hat mich sehr berührt, weil ich weiß, wie es ist, jemanden an den Krebs zu verlieren. Wer also beim Lesen emotional sehr beteiligt ist, sollte sich eine Packung Taschentücher als Begleiter mitnehmen. Ich würde es auch in die Kategorie Jugendbuch/junge Erwachsene einordnen, allerdings sollte man mit dem Thema umgehen können.


    Den Großteil der Geschichte befinden wir uns in Maine. Die Umgebung wurde bildlich beschrieben und das Haus, in dem sie dort wohnen, hat meine besondere Aufmerksamkeit genossen. Es ist mit all seinen Besonderheiten vor meinem inneren Auge auftaucht und sogar das Meer konnte man manchmal förmlich riechen. Der Schreibstil ist darüber hinaus sehr flüssig, aber doch berührend. Die Autorin versteht es, an den richtigen Stellen, die richte Wortwahl zu finden.


    Für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von lachen bis weinen ist alles dabei. Ich habe es nicht bereut dieses Buch gelesen zu haben, auch wenn sich einige Taschentücher gefüllt haben.

    “Die goldene Brücke” ist der zweite Band des Jugend-Zeitreiseromans rund um die Protagonisten Anna und Sebastiano.


    Wir bekommen die Geschichte wieder aus Sicht von Anna erzählt. Dieses Mal ist das Gefühlschaos noch größer und deswegen brauchen wir diese direkte Erzählweise noch dringender. Zwischendurch weiß die Protagonistin einige Male selbst nicht mehr, was sie denken soll und somit hat der Leser einen wirklich guten Einblick in ihre Welt der Emotionen. In den Storys spielt ihre Wahrnehmung immer eine große Rolle, weil nicht immer jeder das ist, was er zu sein scheint.


    Die Bild- und Sprachgewalt ist auch in diesem Band wieder enorm. Dieses Mal befinden wir uns in Frankreich, genauer gesagt im Paris von 1625. Die Umgebungsbeschreibungen sind so leicht in den Text eingeflossen, dass man sich gar nicht lange damit beschäftigen musste, aber trotzdem ein sehr genaues Bild von der Szenerie hatte. Was die Autorin sehr gut hinbekommt, sind die Beschreibungen von Gerüchen. Gerade in den Armenvierteln sind mir die sehr unangenehme Gerüche tatsächlich in die Nase gestiegen. Genauso detaillverliebt ist sie in Bezug auf die Kleidung: Von der kratzigen Kluft der Dienstmagd, bis hin zu den festlichen Gewändern, hatte man immer ein genaues Bild.


    Die Spannung hat für mich dieses Mal früher eingesetzt. Wir wurden ziemlich schnell ins Geschehen geworfen und dann ging es auch schon los. Wiederholungen aus dem ersten Band (für Einsteiger ab dem zweiten Band) sind sehr dezent eingeflossen, was ich als Kenner als positiv empfunden habe. Seitenlange Wiederholungen langweilen mich schnell, aber das war hier zum Glück überhaupt nicht der Fall. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und war dieses Mal definitiv mehr gefesselt als beim letzten Mal. Durch die eigentliche Geschichte und den Nebenstrang (Sebastianos Gedächnisverlust) wurde der Leser gleich doppelt gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Das Finale war auf jeden Fall sehr furios und es gab wieder einige Überraschungen, die ich nicht vorhersehen konnte.


    Da die Handlung zwei Jahre nach dem ersten Band einsetzt, haben sich die Charaktere weiterentwickelt. Auch wenn sich Anna in ihren Grundsätzen, wie der Schusseligkeit, treu bleibt, merkt man doch, dass sie mit einer größeren Ernsthaftigkeit an die Zeitreisen herangeht. Hinzu kommt die Sorge um ihren Liebsten, die sie zu neuen Höchstleistungen auflaufen lässt. Sebastiano erleben wir von einer ganz neuen Seite, weil er sich für jemand anderen hält. Zwischendurch bricht zwar immer sein altes Ich heraus, aber es ist auf jeden Fall spannend ihn zu beobachten und Parallelen zu ziehen. Für mich sind die beiden ein tolles Paar, weil sie nicht so kitschig sind.


    Einen kleinen Kritikpunkt gibt es allerdings. Auch wenn die Story dieses mal dynamischer und gefesselnder war, gab es für mich zu viele ähnliche Handlungen zum ersten Band. Meistens waren es nur kleine Dinge, aber die Protagonistin hat teilweise selber eingeräumt, dass es “schon wieder” passiert. Am Anfang konnte ich noch darüber hinwegsehen, aber nach einer Weile hat es mich leider schon genervt. Wäre das nicht gewesen, hätte dieser Band die volle Punktzahl bekommen.


    Ich persönlich bin schon sehr gespannt, in welche Epoche uns die Autorin im nächsten Band entführen wird. Ich würde mich als Fan bezeichnen und kann dieses Buch allen Zeitreisefans empfehlen.

    “Bis ans Ende der Welt” ist der spannende Auftakt der Dilogie rund um die Protagonisten Kyria und Reb.


    Wir bekommen die Geschichte aus der Sicht von Kyria erzählt. Da sie in eine vollkommen neue Welt eintauchen muss, ist die Wahl der Perspektive auf jeden Fall angebracht. Dinge, die für andere vollkommen alltäglich und modern sind, sind für sie Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Auch mit ihren Gefühlen hält sie sich zunächst sehr bedeckt, weswegen ein direkter Einblick durch die Erzählweise oft positiv für den Leser ist.


    Obwohl wir uns über 100 Jahre in der Zukunft befinden, war die vorherrschende Technologie für mich gar nicht so weit entwickelt, wie sie oft dargestellt wird. Einige technische Fortschritte bzw. Verbesserungen im Vergleich zu heute gibt es, aber diese sind nicht so abgehoben, dass man sie sich als Leser nicht mehr vorstellen kann. Ich habe das als sehr angenehm empfunden, weil ich manchmal Schwierigkeiten habe, mir abstrakte Maschinen und dergleichen vorzustellen.


    Man kommt sehr gut in die Geschichte hinein und wird direkt gepackt, denn von Langeweile kann man am Anfang wirklich nicht sprechen. Die Flucht wird sehr dynamisch dargestellt, was zum Weiterlesen verleitet. Nach der Hälfte erleidet die Spannungskurve allerdings einen kleinen Einbruch bzw. manche Handlungen gingen für mich einfach zu glatt über die Bühne, deswegen hier mein einziger Minikritikpunkt. Aber gerade das Ende ist dann wieder sehr packend und der Schluss ein einziger gemeiner Cliffhanger. Man braucht Band zwei einfach sofort.


    Die Charaktere von Kyria und Reb haben mir sehr gut gefallen. Besonders wenn die beiden aufeinander getroffen sind, hat die Atmosphäre sofort geknistert, obwohl sie eigentlich wie Feuer und Eis sind. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Keine der typischen Lovestorys und somit etwas Besonderes. Wie schon erwähnt, macht Kyria eine große Wandlung durch. Vom behüteten Mädchen aus der oberen Gesellschaft, muss sie lernen, sich mit wenig zufrieden zu geben. Dabei verliert sie aber zu keinem Zeitpunkt ihr Wesen und bleibt sie selbst. Reb hat mich durch seine wilde und störrische Art überzeugen können und beweist (gerade zum Schluss hin), dass doch mehr in ihm steckt, als man zu Beginn vermutet hat.


    Für mich auf jeden Fall eine sehr gute Jugend-Dystopie, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich persönlich freue mich schon sehr auf den zweiten Band, denn natürlich will man wissen, was das Schicksal für Kyria und Reb noch parat hält.


    9 Eulenpunkte

    Klappentext:


    Mit 26 glaubt Sophie Weiss, alles über Sex zu wissen, alles über das, was zwischen Männern und Frauen passieren kann. Dann lernt Sophie die Welt des S/M kennen: Auf einer Sklavenversteigerung begegnet sie Richard. Er ist ein prominenter Wirtschaftsboss und kennt sich bestens aus in der diskreten Welt des SM. Sie ist noch blutige Anfängerin. Richard führt sie in exklusive Kreise ein, sie treffen sich in Hotels und zu privaten Orgien. Sophie verliebt sich in ihn, der Familie hat und seine Frau mit großer Selbstverständlichkeit betrügt. Als er merkt, dass ihre Beziehung außer Kontrolle gerät, will er die Affäre beenden…


    Meine Meinung:


    Wir bekommen die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Sophie und Richard erzählt. Es sind zwar Trennstriche vorhanden, um die jeweiligen Passagen abzugrenzen, aber gerade bei neuen Kapiteln musste man sich immer erst ein paar Sätze in das Geschehen hineindenken, damit man wusste, aus wessen Perspektive nun gehandelt wird. Besonders am Schluss hat mich der laufende Wechsel extrem gestört, vermutlich sollte damit Spannung erzeugt werden, leider hat das bei mir nicht funktioniert.


    Dem Einband ist zu entnehmen, dass die Story auf wahren Begebenheiten beruht. Das hat man beim Lesen auch bemerkt, denn es gibt sehr viele Details, die für die Autorin wohl wichtig waren.


    Man kann das Buch in einem Rutsch lesen, denn der Schreibstil ist sehr flüssig und anschaulich. Die derbe Sprache an manchen Stellen, ist dem Thema angemessen gewählt. Für fortgeschrittene BDSMler ist die Ausführung wohl eher flach, für Neulinge ist es wahrscheinlich spannend zu lesen. Man bekommt einen guten Überblick zu dem Thema und auch der Verlauf, wie Sophie in diese doch sehr fremde Welt eingeführt wird, war für mich authentisch und nachvollziehbar.


    Mein größter Kritikpunkt geht allerdings an den Preis. Knapp 16 € für 160 Seiten finde ich dann doch ein bisschen viel. Auch das schöne Cover und das Hardcoverformat können das nicht wett machen.


    Insgesamt ein ganz netter Roman, den man lesen kann, aber nicht unbedingt muss. Es gibt bestimmt mehr Erfahrungsberichte zu diesem Thema, die noch eine Spur besser geschrieben sind, aber wer ein paar Stunden Zerstreuung sucht, ist hier richtig.


    Bewertung: 7 Eulenpunkte

    Einmal Zeitreise gefällig? Kein Problem! Aussuchen wohin? Nicht möglich!


    Wir bekommen diese tolle Geschichte aus Sicht der Protagonistin Anna erzählt. Mehr als einmal war ich dafür sehr dankbar, weil ich den Eindruck hatte, mitten im Geschehen zu sein. Auch ihre Gefühle sind durch diese Erzählweise klarer und verständlicher, weil für mich doch die ein oder andere Sprunghaftigkeit in ihrem Verhalten überrascht oder sehr unvorhersehbar ist.


    Am Anfang hatte ich ein Problem, mich in den Schreibstil einzufinden. Dabei kann ich noch nicht mal genau sagen, woran dies lag. Das Lesen ist mir einfach schwer gefallen. Nach der Hälfte hat sich das aber gelegt und ich kam schneller bzw. flüssiger voran. Die Beschreibung der Umgebung war sehr bildlich und ich hatte mehrmals das Gefühl den Kanal wirklich riechen oder das Wasser plätschern zu hören. Das Venedig von 1499 ist also tatsächlich vor meinem inneren Auge erschienen und dafür gibt es einen dicken Pluspunkt.


    Die Spannung hat sich erst nach ca. 150 Seiten wirklich aufgebaut. Vorher werden die Charaktere beschrieben und wir lernen Venedig näher kennen. Richtig spannend wurde es für mich erst danach, weil dann auch die Geschichte dynamischer wurde und sich einige Fragen geklärt haben. Beispielsweise wie es mit den Zeitreisen funktioniert oder welche Rolle Anna in der ganzen Sache inne hat. Zum Ende bekommen wir noch einen Cliffhanger und ich freue mich schon auf Band 2, weil die Geschichte von Anna und Sebastiano noch sehr interessant zu werden scheint.


    Anna als Charakter war sehr angenehm. Während sie sich am Anfang nur für ihren iPod interessieren kann, lernt sie schon bald die Vorzüge von einem Stück Seife oder einem Kamm kennen. Ihr Verhalten war für mich zum größten Teil nachvollziehbar und realistisch. Jeder, der sich 500 Jahre in der Vergangenheit wiederfindet, muss diese Welt wohl neu entdecken und genau dieses Abenteuer erleben wir durch Annas Augen. Einziger Kritikpunkt an ihrem Charakter waren ihre Gefühle für die Männerwelt. Von manchen Geständnissen war ich dann doch sehr überrascht, weil es vorher keine Anzeichen gab. Vielleicht war Anna aber genauso überrascht, dann würde ich meine Kritik wieder zurücknehmen ;)


    Insgesamt ein magisches Zeitreiseabenteuer, mit einer starken, mutigen Protagonistin, die ihren Weg geht und sich gleichzeitig für andere einsetzt. Dabei fehlt auch der Held nicht, der hier durch sein sympathisches Grinsen besticht. Gelungen, aber kleine Steigerungen sind noch möglich. Ich bin auf Band 2 gespannt.

    Klappentext:


    Viktoria Latell, Polizeireporterin beim „Berliner Express”, erhält eines Morgens einen Hilferuf von ihrem Fotografenkollegen Mario. Dieser war über Nacht mit einer Frau zusammen, findet aber außer Blut im Badezimmer keine Spur von ihr. Als Viktoria und Mario herauskriegen, dass die verschwundene Herzdame aus der Münsterländer Provinz stammt, schmieden sie umgehend Reisepläne. Dort angekommen entdecken sie zahlreiche Spuren, die sie nicht immer auf die richtige Fährte locken. Und die wiederholt nach Berlin zu einem noch immer nicht aufgeklärten Vermisstenfall weisen …


    Meine Meinung:


    “Luderplatz” ist der zweite Regionalkrimi rund um die Polizeireporterin Viktoria Latell.


    Wir bekommen die Geschichte aus der Dritten Person erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, was mich das Buch fast in einem Rutsch hat lesen lassen. Die Perspektive wechselt sehr oft. Das habe ich sowohl positiv als auch negativ aufgefasst. Positiv, weil die Story dadurch sehr dynamisch ist und die schnellen Wechseln die Spannung am Leben erhalten. Negativ, weil ich oft nicht mitgekommen bin und man jedes Mal erst überlegen musste wo und bei welchem Charakter wir gerade sind. Oft werden die Abschnitte eine ganze Weile mit “er” oder “sie” geschrieben, was das Rätselraten noch größer macht. Auch bei den Zeitsprüngen muss man erst einmal mitkommen. Für mich persönlich leider zu undurchsichtig.


    Die Protagonistin hat mir zu Anfang sehr gut gefallen. Sie ist selbstbewusst, tough und geht ihren Weg, auch wenn sie mit dem Kopf durch die Wand muss. Ab der Mitte habe ich ihre Handlungsweisen nicht mehr ganz nachvollziehen können. Sie hat Entscheidungen getroffen, die mir unlogisch erschienen. Daher war sie für mich dann auch nicht mehr authentisch. Generell ist noch anzumerken, dass es viele Nebencharaktere gibt, die aber eher oberflächlich beleuchtet werden und deswegen in den Hintergrund geraten.


    Der Handlungsort ist sowohl Münster bzw. Westbevern als auch Berlin. Von der Umgebung wird aber eher weniger beschrieben, weswegen die Handlung auch in jedem anderen hätte Ort spielen könnte.


    Die Spannungskurve würde ich linear beschreiben. Es gibt keine Ausbrüche nach oben oder nach unten. Da das Buch auch nicht so dick ist, wird der Inhalt eher zügig beschrieben. Zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass jetzt schnell alles aufgelöst werden muss, worunter die Spannung deutlich leidet bzw. es eher unspektakulät vonstatten geht.


    Für einen besseren Überblick würde ich empfehlen den ersten Band vorher zu lesen, was ich nicht getan habe. Vielleicht kommt man dann auch besser in die Geschichte hinein und muss nicht so oft über manche Stellen nachdenken.


    Bewertung: 5 Eulenpunkte

    Klappentext:


    Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr …
    Tödliche Epidemien, Tsunamis und Klimakatastrophen – die sechzehnjährige Lucy hat das Ende der Welt kommen und gehen gesehen. Als eine der wenigen Überlebenden eines alles vernichtenden Virus versucht sie sich in den zum Dschungel gewordenen Ruinen von New York durchzuschlagen. Doch Lucys Welt ist voller Bedrohungen: gefährliche Diebe und skrupellose Plünderer streifen umher. Als eine Horde wilder Hunde sie jagt, gelangt sie ans Ende ihrer Kräfte. Doch wie aus dem Nichts taucht Aidan auf – ein Junge, der ihr hilft, der tödlichen Meute zu entkommen und sie überredet, sich seiner Gruppe von Überlebenden anzuschließen.
    Aber auch diese kleine Gemeinschaft wird bedroht. Und langsam beginnt Lucy zu ahnen, dass sie selbst das Ziel der nächtlichen Überfälle ist. Etwas an ihr scheint anders zu sein …
    Doch was ist Lucys Geheimnis, das für die letzten überlebenden Menschen Bedrohung und Erlösung zugleich ist?


    Meine Meinung:


    Ein realistisches Szenario, starke Charaktere und eine tolle Story machen dieses Buch zu einem spannenden Lesespaß.


    Die Geschichte wird uns in der Er-Perspektive erzählt und schafft so die nötige Distanz für den Leser. Der flüssige Schreibstil des Autors hat mir das Lesen sehr leicht gemacht und man konnte es in einem Rutsch lesen.


    Die Story war für mich so real, dass ich mehr als einmal ein Schaudern unterdrücken musste. Wir haben es zwar mit den typischen Elementen einer Dystopie zu tun, aber ein Virus, der die Menschheit dahinrafft, ist mein persönliches Horrorszenario. Immer wieder bekommen wir durch die Protagonistin Lucy einen Blick in die Vergangenheit gewährt. So setzt sich langsam das Puzzle um das geheimnisvolle Virus zusammen.


    Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Jeder hat seine Stärken und Fehler und ist damit authentisch. Vielleicht kommen sie etwas hart rüber, aber durch die Umstände, unter denen sie leben müssen, ist das nur allzu verständlich. Mir hat die Nebencharakterein Del sehr gut gefallen. Sie ist die typische Widersacherin der Heldin, aber sie war so überzeugend, dass ich sie trotzdem in mein Herz geschlossen habe. Generell waren die Charaktere so beschrieben, dass sie vor meinem inneren Auge zum Leben erwacht sind.


    Mein einziger Kritikpunkt geht in Richtung der Spannungskurve. Ohne große Erklärungen finden wir uns sofort im Geschehen wieder, was positiv zu vermerken ist. Die Geschichte war soweit auch spannend, allerdings haben mir die Spannungsspitzen bzw. Höhepunkte ein bisschen gefehlt. Die Geschichte hat sich viel mehr auf einem Niveau bewegt. Den Atem habe ich nicht angehalten vor Spannung ;) Das Ende lässt auf eine eventuelle Fortsetzung hoffen, die ich dann auf jeden Fall lesen würde.


    Für mich eine der besseren Jugend-Dystopien, die eine interessante Story vorzuweisen hat. Starke, vielschichtige Charaktere treffen auf schauderhaftes Endzeitszenario. Empfehlenswert.


    8 Eulenpunkte

    Nachdem mir “Erebos” sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich auch dieses Buch von Frau Poznanski lesen – allerdings konnte es mich nur teilweise überzeugen.


    Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Ich mag das Mittelalter als Epoche und RPGs sind genau mein Ding. Das Thema war gut umgesetzt und ich habe mich wirklich in ein mittelalterliches Szenario versetzt gefühlt.


    Mit den Charakteren hatte ich allerdings so meine Mühen. Nicht nur, dass die Gruppe der Rollenspieler relativ groß ist, nein, sie haben dann auch noch jeweils einen Charakternamen, der es dem Leser zusätzlich erschwert den Durchblick zu behalten. Die Charakterausarbeiten war allerdings gelungen. Jeden einzelnen konnte ich mir bildlich vorstellen. Durch ihre Macken und Einzigartigkeiten sind sie tatsächlich zum Leben erwacht.


    Ein weiterer Minuspunkt geht an die Spannungskurve. Die ersten 200 Seiten haben sich flüssig weglesen lassen und die Spannung baute sich kontinuierlich auf. Danach flachte sie aber sehr ab und ich musste mich durch die restlichen Seiten förmlich durchkämpfen. Allein auf den letzten 50 Seiten wurde es noch einmal spannend und das Verwirrspiel endlich aufgeklärt. Auch wenn ich das Ende nicht ganz ernst nehmen konnte (leider kann ich hier nicht genau sagen, was mir nicht gefallen hat, weil ich sonst spoilern müsste).


    Die gruseligen Stellen haben mich sehr angesprochen, weil man das Gefühl hatte, dass der Fluch sich tatsächlich erfüllen würde. Mehr als einmal hat das zum Fingernägelknabbern geführt.


    Wer Lust auf ein mittelalterliches Abenteuer im RPG-Stil hat und darüber hinaus über einen langen Atem verfügt, wird mit diesem Buch viel Spaß haben.


    7 Eulenpunkte

    Klappentext:


    Warum um Himmels willen können die Mitglieder ihrer Familie nicht so sein wie alle anderen? Alicja wäre doch am liebsten eine ganz durchschnittliche 15-Jährige. Geht aber nicht, weil Alicjas Mutter Polin ist. Das sagt eigentlich schon alles – wenn man mit polnischen Müttern vertraut ist: Mit absoluter Treffgenauigkeit und pfeilgerade schaffen sie es, zu jeder Gelegenheit das zu tun, was ihren pubertierenden Töchtern wahlweise Scham, Zorn oder blanke Verzweiflung ins Antlitz treibt. Das fängt beim Essen an und hört bei Alicjas Freunden noch lange nicht auf.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich nun einige ernstere Bücher gelesen hatte, stand mir mal wieder der Sinn nach einer lustigen Lektüre – leider wurde mein Humor nur teilweise getroffen.


    Wir bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Alicja erzählt. Der Erzählstil ist sehr förderlich für das Verständnis des Lesers, weil wir so einen direkten Einblick in das Leben der Protagonistin bekommen. Auch die Erzählung im Präsens lässt den Leser noch näher am Geschehen teilhaben, weil man das Gefühl hat, gerade mittendrin zu sein.


    Die Autorin hat einen sehr flüssigen und dynamischen Erzählstil, sodass keinerlei Langeweile aufkommt. Auch die Kompaktheit des Buches beeinflusst den Geschichtsfluss positiv. Die Länge reicht um sich ein paar humorvolle Stunden zu bereiten, aber danach war es für mich auch genug. Es handelt sich um ein Buch, was man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.


    Wie schon angesprochen waren die richtigen Lacher leider zu selten oder haben meinen Humor nicht getroffen. Das soll aber auf keinen Fall bedeuten, dass es ein schlechtes Buch ist, sondern einfach nur, dass es nicht ganz nach meinem Geschmack war.


    Die Protagonistin Alicja ist ein typischer Teenie. Neben Freundschaft spielt die Liebe eine große Rolle in ihrem momentanen Leben und beeinflusst sie deshalb stark. Für mich war sie authentisch und sehr detailliert dargestellt, so wie alle Charaktere des Buches. Für die Charakterzeichnung gibt es einen dicken Pluspunkt, ebenso für die Feinfühlungkeit der Autorin, denn ihre teilweise skurrile und überspitzte Darstellung der Kulturen ist zu keinem Zeitpunkt boshaft – im Gegenteil, man lacht mit den Charakteren, aber nicht über sie.


    Insgesamt würde ich es als ein gelungenes Jugendbuch beschreiben, das nur für mich persönlich nicht das richtige war und bei anderen Lesern durchaus mehr Anklang finden kann. Wer sich mit einer polnischen Mutter in Schweden herumschlagen möchte und darüber hinaus noch Werte wie Freundschaft, Liebe und Familie erkunden möchte, macht mit diesem Buch nichts falsch. Ein kurzweiliges Lesevergnügen.


    Bewertung: 7 Eulenpunkte

    “Die richtigen Schritte mit dem richtigen Tänzer können eine gefährliche Wirkung haben … ”


    Dieser überaus spannende Roman hat mich von der ersten Seite an gefesselt und bis zum unglaublichen Finale nicht mehr losgelassen. Die Spannungskurve steigt nach dem ersten Einstieg kontinuierlich an. Die aufkommenden Geheimnisse und Mysterien decken sich erst nach und nach auf, sodass hier noch ein zusätzlicher Nagelkau-Faktor entsteht.


    Die typische Ballett-Welt hat mich vollkommen eingenommen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl in New York an der Ballettakademie zu sein. Allerdings sollte man als Leser keine weitergreifende Gesprächsthemen als Tanzen, Freundschaft und Liebe erwarten, denn darum dreht es sich in Vanessas Welt.


    Die Fantasy-/ Mysterie-Elemente sind wirklich super eingeflochten. Während man am Anfang zunächst von einem reinen Tanzbuch mit Liebesgeschichte ausgeht, wird es ab der Hälfte immer mystischer. Dabei wird es stellenweise so abgedreht, dass man auch von einem Psychothriller sprechen kann. Es ist also aus vielen verschiedenen Genres etwas dabei.


    Die Hauptcharaktere haben mir sehr gut gefallen. Besonders Vanessa ist eine überaus starke Frau/Jugendliche. Sie kommt mit einem klaren Ziel an die Ballettschule und ruht nicht, bevor sie es erreicht hat. Egal was sie tut, sie denkt dabei immer an ihre Schwester und versucht sie zu finden. Ansonsten finden wir die üblichen Stereotypen: Der Sunnyboy, den jedes Mädchen daten möchte, der düstere, geheimnisvolle Gegenspieler von ihm und der strenge (Ballett)Lehrer, der seine Launen an den Schülerinnen auslässt.


    Die Nebencharaktere waren mir an manchen Stellen zu blass gezeichnet und daher ziehe ich einen halben Punkt ab. Über manche erfahren wir einfach zu wenig, obwohl sie relativ oft in der Geschichte vorkommen und auch eine (tragende) Rolle spielen.


    Insgesamt war die Story durchdacht und gut ausgearbeitet. Das relativ offene Ende lässt auf einen weiteren Teil hoffen, den ich auf jeden Fall lesen würde, weil es um so viel mehr als das Tanzen geht (leider kann ich hier nicht mehr sagen, ohne zu spoilern).


    9 Eulenpunkte

    Zwei Jugendliche aus zwei verschiedenen Welten, die aber eins verbindet: die Einsamkeit.


    Zunächst möchte ich auf das doch sehr außergewöhnliche Cover eingehen, was mich erhrlich gesagt, zu Tode erschreckt hat ;) Auf den ersten Blick scheint es völlig normal, auch konnte ich den speziellen Überzug nicht ertasten, aber als ich das Buch auf den Nachttisch gelegt und das Licht gelöscht habe, hat es im Dunkeln geleuchtet! Wow! Ein super Extra, wie ich finde.


    Am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen. Die Protagonisten Wildgirl und Wolfboy wechseln sich mit dem Erzählen in der Ich-Perspektive ab und so muss man zu Beginn jedes Kapitels kurz überlegen, aus wessen Sicht wir nun in die Story eintauchen. Ich habe es sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen. Positiv, weil man von beiden Protagonisten wusste, was sie gerade denken und negativ, weil ich mich auf keinen der beiden so richtig einlassen konnte.


    Wir bekommen ein klares Bild von der immer dunklen Stadt Shyness gezeichnet. Da Wildgirl aus einer “normalen” Stadt kommt und Wolfboy aus Shyness, werden für den Leser erst so die Unterschiede zwischen den Städten deutlich. Durch die Dialoge und das Erforschen der Umgebung, bekommen wir diese sehr genau beschrieben und können uns so ein eigene Vorstellung machen. An manchen Stellen haben mich die Beschreibungen zum Nachdenken angeregt, denn Shyness ist nicht nur in der Dunkelheit versunken, sondern auch ein wenig im Chaos (verständlich wenn viele weggezogen sind und das Gesetz quasi selber in die Hand genommen wurde).


    Die Spannung hat für mich erst nach dem ersten Drittel eingestzt, weil vorher einige Vorstellungen und Erklärungen abgehandelt werden mussten, die einen typischen Einstieg ausmachen. Teilweise hatte ich wirklich Probleme dem Geschehen zu folgen, weil die Gedankensprünge sehr schnell und oft vonstattengehen. Manche Themen hätten ein bisschen ausführlicher behandelt werden können, weil ich mich oft gefragt habe: “Ja, und weiter?”


    Die Charaktere der Protagonisten waren sympathisch und authentisch. Ihre Normalität hat sie dem Leser näher gebracht, denn jeder der beiden hat sein Päckchen zu tragen und seine eigene Art damit umzugehen. Obwohl die Geschichte nur die Zeit von einer Nacht umfasst, wird deutlich, wie sehr sich Wildgirl und Wolfboy gegenseitig beeinflussen. Mich hat Wolfboy vom ersten Auftritt an fasziniert und am Ende war ich überzeugt, dass er ein guter und starker Charakter ist, den es zu erleben lohnt.


    Insgesamt hat mir der Roman aber dennoch gut gefallen und ich bin schon gespannt wie die Geschichte zwischen Wildgirl und Wolfboy weitergeht. Die Autorin verrät in einem Interview, dass sie bereits am zweiten Teil schreibt und dieser ist auch nötig, denn der Schluss hat einen “offenes-Ende-Charakter”. Ein paar Fantasyelemente sind auch eingebaut, wenn auch nur sehr versteckt und dezent. Für mich ist es ein Jugendbuch mit Potential nach oben. Die Story um zwei Außenseiter, die eine gemeinsame, abenteuerlustige Nacht miteinander verbringen, sollte umbedingt fortgesetzt werden und vielleicht sind dann auch die kleinen Dinge, die mich stören, ausgebügelt.


    8 Punkte

    Als bekennender Kate Morton-Fan wurde mir diese Autorin empfohlen und ich muss sagen: Ich bin begeistert!


    Wie es bei Familiengeheimnissen üblich ist, werden erst nach und nach die Ereignisse der Vergangenheit aufgedeckt und das Puzzle zu einem Ganzen zusammengefügt. Prinzipiell befinden wir uns in der Gegenwart, bekommen die Geschichte aber von Aurora aus der Zukunft erzählt. Zwischendurch gibt es dann immer wieder Rückblicke, die wir teilweise durch Erzählungen oder von Briefen näher gebracht bekommen. Obwohl es hier vielleicht kompliziert klingen mag, ist es das im Buch aber nicht und der Leser kann der Handlung durchgängig ohne Probleme folgen.


    Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr los gelassen. Ich habe das Buch innerhalb von 24 Stunden ausgelesen und bin mir schon jetzt sicher, dass ich ein Fan der Autorin bin. Durch den flüssigen Schreibstil kann man durchaus von einem echten Pageturner sprechen. Manchmal hat man gar nicht gemerkt, dass schon wieder 50 Seiten gelesen sind. Gerade für neugierige Menschen wie mich, ist es eine süße Folter den Geheimnissen langsam auf die Spur zu kommen.


    Die Charaktere haben mir außerordentlich gut gefallen. Für mich sind sie durch ihre authentische Beschreibung sofort zum Leben erwacht. Sie sind so einzigartig und prägnant, dass man sie einfach in sein Herz schließen muss. Dabei sticht wohl Aurora als Erzählerin der Geschichte am meisten heraus. Wir lernen sie mit 8 Jahren kennen und sie besitzt schon eine Weitsicht, die manche Erwachsenen nicht haben. Dabei war sie aber zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig. Auch Grania, die Protagonstin, dominiert die Geschichte durch ihr Auftreten. Wir haben es hier mit einer sturen, stolzen Irin zu tun, die ihrem Weg nicht abweichen will. Dabei muss sie sich eingestehen, dass man nicht immer mit dem Kopf durch die Wand rennen kann und dabei macht sie für sich eine positive Entwicklung durch.


    Auch die Nebencharaktere, selbst wenn sie nur eine kurze Erwähnung in den Vergangenheitsberichten finden, wurden liebevoll ausgearbeitet und überzeugen den Leser in iherer Detailltreue und Individualität. Die Charakterzeichnung bekommt den größten Pluspunkt.


    Die Handlungsorte wechseln zwischen New York, London und Irland. Für mich eine sehr gelungene Mischung, weil ich sowohl Irland als auch London als Schauplatz sehr mag. Obwohl es nur wenige Beschreibungen gibt, erwähnt die Autorin immer wieder kleine Details, die die Umgebung zum Leben erwachen lässt.


    Für mich ein grandioses Buch, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft und die Geschichte zweier Familien erzählt, deren Schicksal unweigerlich miteinander verwoben ist. Dabei geht die Autorin gefühlvoll, aufrichtig und spannungsgeladen mit ihren Charakteren um. Eine klare Leseempfehlung für alle Freunde von Familiengeheimnissen.

    Gefühlvoll, erschütternd, ergreifend.


    Wir bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Rose erzählt. Diese Form der Erzählung macht das Lesen noch emotionaler, weil Rose sehr verschlossen ist und viele Gedanken nur gedacht und nicht ausgesprochen werden.


    Eine Besonderheit ist wohl die ständige Wiederholung des Unfallhergangs. Dies verdeutlicht dem Leser, wie schwer es Rose fällt das Ganze zu verarbeiten. Für eine 17jährige, die ihre Schwester so sehr liebt, muss es doppelt so schwer sein, zu akzeptieren, dass man selber lebt, die Schwester aber im künstlichen Koma liegt.


    Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, weil der Schreibstil der Autorin unheimlich fesselnd ist. Ich wollte unbedingt wissen, ob Rose es schafft, sich von allem frei zu machen oder ob sie mit ihrem Leben gegen die Wand fährt. Die Enttäuschung und Wut sind förmlich greifbar. Jeder, der schon mal einen geliebten Menschen verloren hat, kennt wohl das Gefül, wenn man zuerst in eine bodenlose Tiefe stürzt und dann die Wut kommt. Warum wurde man alleine gelassen? Warum ausgerechnet dieser geliebter Mensch?


    Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Gerade Rose macht eine enorme Wandlung durch und ist dabei sehr authentisch beschrieben. Auch die Nebencharaktere haben viel Persönlichkeit und man schließt sie direkt in sein Herz. Egal ob Tom, ein Mitschüler, der Rose auf eine liebevolle Art und Weise zu trösten versucht oder der gute William T., der die Familie zusammen hält. Jeder leistet seinen Beitrag um die Geschichte abzurunden.


    Eins muss ich noch anmerken: Ich glaube dies ist eines der Bücher, dass man entweder liebt oder eben nicht. Man muss sich auf jeden Fall auf diese traurige und emotionale Geschichte einlassen und in der richtigen Stimmung dafür sein.


    Mich konnte die Geschichte absolut überzeugen und ich habe ein paar gefühlvolle Stunden mit Rose erleben dürfen.


    10 von 10 Eulen

    Klappentext:


    Wo ist Leo? Charlotte Schneidmann, Kommissarin in Münster, setzt alles daran, den kleinen Jungen zu finden, bevor es zu spät ist. Denn nicht nur die Sorgen der verzweifelten Mutter lassen sie fieberhaft ermitteln, auch die Erinnerungen an die eigene traumatische Kindheit machen diesen Fall für die engagierte Kommissarin zur ganz besonderen Bewährungsprobe.


    Meine Meinung:


    Aufgrund des Covers und des Klappentextes habe ich einen spannenden Thriller erwartet, allerdings kann man hier eher von einem Kriminalroman sprechen. Die Kommissare ermitteln zwar, aber auch dieser Aspekt steht irgendwie nicht im Vordergrund.


    Die Geschichte wird uns in zwei Perspektiven erzählt. Zum einen befinden wir uns in der Gegenwart und zum anderen bekommen wir die Gedanken einer uns zu Anfang noch Unbekannten in kursiver Schrift näher gebracht. Diese Gedanken sind anfangs noch kryptisch, ergeben aber zum Schluss hin einen Sinn und regen den Leser zum Nachdenken an.


    Im ersten Drittel des Buches lernen wir die Charaktere und deren äußeres Umfeld kennen. Bei den Protagonisten haben wir es scheinbar mit einer typischen Familie zu tun: Workaholic-Dad, Halbtagsjob-Mum und der kleine Leo (Kindergartenalter). Schnell wird klar, dass es sich nicht um eine Bilderbuchehe handelt und dass es das ein oder andere Geheimnis gibt. Auch Charlotte die Kommissarin hat an ihrer Vergangenheit zu knabbern und ist deswegen ein interessanter Charakter, weil man natürlich wissen möchte, was ihr zugestoßen ist.


    Die Spannung nimmt ab dem zweiten Drittel an Fahrt auf, war mir persönlich aber zu flach. Ich hatte keine einzige Seite lang Angst um Leo und gerade bei einer Kindesentführung sollte man als Leser an nichts anderes Denken. Das Ende war dann nochmal rasant und hat mir gut gefallen, aber leider es hat die Spannung dadurch nur wenig gehoben. Das eigentliche Thema des Buches ist die Vergangenheitsbewältigung der Protagonisten. Es gibt so viele Geheimnisse zu entdecken, dass Leo irgendwie in den Hintergrund gedrängt wird und man ihn als Leser nicht richtig wahr nimmt bzw. vermisst.


    Die Bewertung des Buches ist mir ehrlich gesagt sehr schwer gefallen, weil ich zwischen 3 und 4 Sternen schwanke. Die Spannung ist mir definitiv zu flach für einen Krimi/Thriller, aber der flüssige und angenehme Schreibstil haben mich das Buch in zwei Tagen lesen lassen und irgendwie hat es mich ja schon in seinen Bann gezogen. Wer sich für diese Lektüre entscheidet, sollte sich einfach im Klaren darüber sein, dass es eher um das Aufdecken von düsteren Familiengeheimnissen geht, als um die Entführung als solche. Wer mit dieser Erwartung startet, kann vielleicht mehr Gefallen an der Geschichte finden.


    Bewertung: 3,5 / 5 Sterne

    “Die Liebe bewegt die Sonne und alle Sterne.”


    Gegenwart trifft auf Vergangenheit. Historie und Liebe verbinden sich. Ein außergewöhnliches Zeitreiseabenteuer, das einen sofort gefangen nimmt und in seinen Bann zieht.


    Die Geschichte wird uns aus Sicht der Protagonistin Cat erzählt. Wir haben es hier mit den typischen Themen eines Jungendlichen zu tun: Beliebtheit in der Schule, Rivalität unter Schüler und natürlich die große Liebe. Die Ich-Perspektive hat mir den Einstieg in die Geschichte sehr erleichtert, weil mir die Gedankengänge von Cat sofort sympathisch waren. Sie besitzt eine erfrischende Art von Humor und hat mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht.


    Die Spannung baut sich von Anfang an kontinuierlich auf. Wir befinden uns, nach einem kurzen Prolog, mitten im Geschehen. Das Buch ist ein echter Page-Turner und man kann sich gar nicht davon losmachen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Auflösung für mich persönlich zu früh kommt. Der Nachspann ist dann ein bisschen zu lang bzw. konnte mich dann nicht mehr richtig fesseln.


    Cat hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Sie war spritzig und hat die Vergangenheit mit ihrem Temperament gehörig aufgemischt. Trotzdem hat sie ziemlich viel Mut bewiesen als es darauf ankam (teilweise auch, weil sie keine andere Wahl hatte). Auch die restlichen Charaktere waren insgesamt stimmig und sehr liebevoll ausgearbeitet.


    Das historische Bamberg, was die Autorin erschafft, muss eine Menge Recherchearbeit nach sich gezogen haben, denn ich hatte fast einen Film vor Augen, wenn die Umgebung beschrieben wurde. Die Details werden sehr geschickt mit der Handlung verwoben, sodass es keine längeren Passagen von Beschreibungen gibt, was ich positiv empfunden habe.


    Wer sich zusammen mit Cat auf eine Zeitreise ins Bamberg zu Zeiten der Hexenverbrennung begeben und darüber hinaus noch einen gefühlvollen Roman mit einer Prise Humor lesen möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.