Beiträge von mina

    das mit dem Fluss habe ich so verstanden, dass es nichts bringt, an etwas festzuhalten oder etwas zu erzwingen, sondern man sich besser dem natürlichen Gang der Dinge hingibt, da sich alles immer in jedem Moment ändert und gleichzeitig doch bestehen bleibt (also das Flussbett bleibt bestehen, der Fluss selbst ist einem ewigen Wandel ausgesetzt).


    Alles fließt...sozusagen :grin


    Nachtrag: mal noch so ein paar Gedanken, die ich mir dazu mache:


    Der Mensch ist sozusagen das Flussbett (die Konstante), die Begebenheiten in seinem Leben der fließende Strom, der den Menschen durchfließt, wenn er nichts erzwingt oder an irgendetwas krampfhaft festhält. Erzwingt er jedoch etwas, würde sich der Fluss stauen und wäre im übertragenen Sinne der Mensch irgendwelchen (weltlichen) Blockaden ausgesetzt, die ihn daran hindern, das Wesentliche zu finden.

    Zitat

    Original von Merlin
    Allerdingst ist das wohl auch nachvollziehbar, immerhin gleibt Govinda ja auch tatsächlich den vll. einzig wahren Weg zu folgen und vielleicht ärgert er sich ja auch darüber, dass sich Siddartha geweigert hat diesen Weg auch einzuschlagen.
    Meint ihr Govinda weiß, dass er durch das bloße Folgen nicht erlöst werden kann? Ich hatte so die ganze Zeit das Gefühl Govinda sucht ein wenig Erlösung in der Erlösung anderer, weiß aber ganz genau dass er sie im FOLGEN nicht finden kann.


    ich glaube, dass er zur Zeit der Begegnung am Fluss noch meint, die Erlösung im Folgen zu erlangen.


    Die Erkenntnis des wahren Weges kommt erst später.

    Zitat

    Original von Patricia_k34

    • Was ist Kindermensch? Solche, die nicht auf der Suche nach ihrem Weg sind?




    ja, so habe ich das auch verstanden.


    also Menschen, die noch garkein Bewusstsein ihrer selbst haben und daher noch in den "Kinderschuhen" stecken, was den Weg zur Erleuchtung angeht.

    habe heute morgen mit diesem hier angefangen.


    Obwohl ich irgendwie befürchtet habe, Anfangsschwierigkeiten zu haben, liest es sich bisher sehr gut und ich kann mich richtig gut einfinden.

    also, ich nehme alles zurück, was ich bisher geschrieben habe:


    ich wollte dem Buch wirklich eine Chance geben. Es hat 670 Seiten, ich dachte mir, da muss ja irgendwas Interessantes mal bei rum kommen.


    Ich bin bis S. 218 gekommen und jetzt ist Schluss. Ich habe mich vorher schon mehr oder weniger durchgemüht...aber wollte eigentlich tapfer durchhalten.


    Dann komme ich zu einem Kapitel, da sind mir grad alle Gesichtszüge entgleist. Das Kapitel heißt "Der Kuss ist der Kuppler des Lochs" ( ja, gaaaanz toller Titel :rolleyes ) Ich zitiere


    Zitat

    Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie Casanova mich zu küssen pflegte. Es wird Ihnen gut tun. [...]


    Wir vollzogen ihn stehend, diesen Kuss, der damit begann, dass unsere Arme sich umfassten. Dann berührten sich unsere Lippen, und unsere Augen klappten zu wie bei zwei mechanischen Puppen. [...] Dann neigte er seinen Kopf in die eine Richtung und ich meinen in die andere, auf dass unsere Lippen sich trafen, ohne dass unsere Nasen im Weg waren. [weiter im Text]


    Kann man einen Kuss noch UNGEHOBELTER umschreiben??? Noch unsensibler, noch unerotischer ??? Also, wie beknackt ist das denn??!! Da schreibt jemand ein Buch über den berühmtesten Frauenverführer schlechthin und schafft es nicht ansatzweise, einen Kuss gefühlvoll zu umschreiben. Oder es liegt mal wieder an der Übersetzung :rolleyes


    Boah, ich bin richtig sauer und dieses Buch fliegt jetzt in die Ecke, ich kann keine Zeile mehr davon lesen, sonst flipp ich aus :fetch


    Das einzig Gelungene an diesem Buch ist das Cover.


    echt, sowas ist mir noch nie passiert :fetch

    durch seinen Sohn spürt Siddhartha zum ersten Mal, was es heißt, von ganzem Herzen zu lieben. Das hat mich sehr berührt. Auch die Trauer, als sein Sohn aus seinem Leben verschwindet, Siddhartha tat mir da richtig leid :-(


    Mit der Schlusserkenntnis hatte ich so meine Schwierigkeiten: ich ahne zwar, was gemeint ist, kann es aber nicht so wirklich greifen oder in Worte fassen.


    Ich schreib mal, wie ich das so verstanden habe, bitte korrigiert mich, wenn ich Blödsinn erzähle: Siddhartha erkennt, dass es nichts bringt, zu suchen, sondern dass das Finden im Hier und Jetzt die wahre Erleuchtung bringt?


    Also, dass alles, was geschieht, ob gut oder schlecht eigentlich die Antwort auf alle Fragen ist? Man muss es nur wahrnehmen, in jedem Moment des Lebens.


    Ist also das Bewusstsein für den Moment und die Gegenwart die Antwort und die wahre Erleuchtung?


    Ich fand diesen Satz hier sehr schön, den Siddhartha seinem Freund Govinda sagt:


    "Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du , Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht."


    :anbet


    das ist eine interessante Frage :gruebel


    könnte schon sein, dass da vielleicht Parallelen zur indischen Sprach"melodie" gezogen werden.


    Ich finde auch Deine These sehr gut, dass Siddhartha dadurch einfach entrückter wirkt.


    Ganz spontan ist mein Eindruck, dass man durch diesen ungewohnten Satzbau sehr bedacht lesen muss, also sich mehr Zeit nimmt und auch konzentrierter lesen muss, um alles zu verstehen. Man liest also mit "mehr Intensität"...was irgendwie ja ganz gut zum Thema passen würde. :gruebel

    also, mir gings genauso wie Euch am Anfang: hat mich erst verwirrt.


    Jetz bin ich ein Stück weiter und finde, dass nun so langsam erst eine Handlung entsteht: Cecilia auf ihrem Weg, eine Portraitmalerin zu werden.


    Ich finde zum Beispiel sehr interessant, wie sie über die unterschiedlichen Ölfarben und deren farbliche Wirkung schreibt. Wie genau sie zwei Gemälde von Casanova umschreibt (einmal von dessen Bruder Francesco und einmal von Anton Raphael Mengs), ich war so neugierig, dass ich mir die Bilder erstmal im Netz anschauen musste. Und das hat mich schon fasziniert: plötzlich tritt diese Erzählung aus der Fiktion heraus und das Thema Casanova wird sehr greifbar.


    Ich mag diese sinnlichen Umschreibungen, sehr erotisch, ohne dass es plump wirkt. Irgendwie lässt Cecilia den Leser daran teilhaben, wie genußvoll sie die Dinge erlebt, sei es die Malerei oder ihr Beisammensein mit Casanova.


    Das mit der Katze als Ich-Erzähler...naja, hat mich jetzt nicht so großartig gestört, kam bisher auch nur einmal kurz vor. Sonst wird die Geschichte aus Cecilias Blickwinkel erzählt und sie umschreibt die Dinge mit sehr viel Gefühl und Intensität.


    Mal sehen, wies so weiter geht.

    eigentlich lese ich ja Hesses Siddhartha.


    Da ich das Buch als sehr intensiv empfinde, kann ich immer nur kurze Kapitel lesen. Dann brauche ich eine Bedenkpause und muss mich sortieren. Außerdem möchte ich es nicht in eilig durchlesen, sondern jeden Satz genießen.


    Deshalb habe ich gestern abend mit einem "Kontrastbuch" angefangen, welches das absolute Gegenteil zu Siddharta ist. Bisher liest es sich gut, habe ich eher zufällig ertauscht, weils ganz interessant klang. Werde dann berichten :-)

    hallo Tanzmaus,


    fand es schon interessant, als Du es in "ich lese gerade" eingestellt hattest und war schon auf die Rezi gespannt :grin


    Bin jetzt nur etwas enttäuscht, dass es soo wenig Seiten hat? Hätte mir da jetzt einen richtigen dicken Roman drunter vorgestellt.


    Wie würdest Du es denn bewerten?

    irgendwie empfinde ich jetzt dieses Extremleben, das er im zweiten Teil geführt hatte, als so eine Art Selbstreinigung.


    Er musste dieses Extrem leben, um zu wissen, was er NICHT will *g*


    Zitat (im 3. Teil auf S.81 Mitte):
    "Es ist gut", dachte er, "alles selbst zu kosten, was man zu wissen nötig hat. Daß Weltlust und Reichtum nicht von Gutem sind, habe ich schon als Kind gelernt. Gewußt habe ich es lange, erlebt habe ich es erst jetzt. Und nun weiß ich es, weiß es nicht nur mit dem Gedächtnis, sondern mti meinen Augen, mit meinem Herzen, mit meinem Magen. Wohl mir, daß ich es weiß!"


    Wie empfandet Ihr die Begegnung mit Govinda?


    Ich hatte das Gefühl, dass er auf Siddhartha fast verächtlich herabsieht. Ging Euch das auch so? Finde ich einen krassen Gegensatz dazu, wie sehr Govinda ihn damals verehrt hat.

    Ich weiß nicht, ob er das wirklich genießt.... Er wünscht sich, so zu sein, wie die "Kindermenschen" aber er spürt, dass ihm das nicht gelingen will, egal, wie sehr er sich bemüht und wie extrem er den weltlichen Dingen nacheifert, er schafft es einfach nicht.



    Zitat (in meinem Buch auf Seite 60 Mitte):


    "Alsdann kam ihm für eine Stunde zum Bewußtsein, daß er ein seltsames Leben führe, daß er da lauter Dinge tue, die bloß ein Spiel waren, daß er wohl heiter sei und zweilen Freude fühle, daß aber das eigentliche Leben dennoch an ihm vorbeifließe und ihn nicht berühre. Wie ein Ballspieler mit seinen Bällen spielt, so spielte er mit seinen Geschäften, mit den Menschen seiner Umgebung, sah ihnen zu, fand seinen Spaß an ihnen; mit dem Herzen, mit der Quelle seines Wesens war er nicht dabei.


    Und einigemal erschrak er ob solchen Gedanken und wünschte sich, es möge doch auch ihm gegeben sein, bei all dem kindlichen Tun des Tages mit Leidenschaft und mit dem Herzen beteiligt zu sein, wirklich zu leben, statt nur so als ein Zuschauer daneben zu stehen."

    also, mir fällt der zweite Teil auch viel leichter zu lesen.


    Siddharta verfällt in diesem Teil ja völlig den weltlichen Genüssen, oder?


    Die Liebesbeziehung zu Kamala, seine Tätigkeit als Kaufmann. Er trinkt, spielt und bindet sich an Reichtümer. Irgendwie verliert er sich selbst, erkennt dies zwar, betreibt aber dennoch alles sehr exzessiv und irgendwie selbstzerstörerisch.


    Also, das finde ich sehr interessant, denn damit hätte ich garnicht gerechnet :grin

    hallo Friderike,


    super, dass Du Dir die Mühe gemacht hast und soviel Hintergrundwissen beigesteuert hast. :-)


    Zitat

    Original von Friderike



    "Nirwana" ist ein sehr komplexer und vielfältiger Begriff, kein Gegenstand sondern eine spirituelle Erfahrung. Die Erfahrung von der Abwesenheit von Wünschen und Denken, eine Art "geistiger Ruhe".



    Vor allem scheint es ja so, dass jeder anders zum Nirwana gelangt: man kann es nur in sich selbst finden, indem man seinen (ur-)eigenen Weg beschreitet und dem eigenen Ich folgt...so wie Siddhartha, der zwar die Lehren Gotamas eigentlich als heilig erkennt, er sieht auch, dass man glücklich werden kann, wenn man Gotama folgt, dennoch würde man aber immer "blind" bleiben, da man eine fremde Erkenntnis leben würde und nicht die eigene, deshalb kann und will er ihm nicht folgen.


    Im Gegensatz zu seinem Freund Govinda, der in Gotamas Lehren seine Erfüllung sieht.