Ich lese gerade "Das Ende der Arbeit" von Jeremy Rifkin.
Er stellt den Zusammenhang zwischen Technologisierung und Rückgang von Arbeitsplätzen sehr schlüssig dar. Jede industrielle Revolution führte zu einer Abnahme von benötigten Arbeitskräften. Erst kamen die Kohle und die Dampfmaschine, dann Öl und Elektrizität und jetzt sind es Computer und Roboter.
Genau das frage ich mich schon seit längerer Zeit, wenn es heißt "Wir schaffen neue Arbeitsplätze": Wo, bitte schön, wollt ihr die denn schaffen? Die Unternehmen brauchen einfach immer weniger menschliche Arbeitskraft. Auf der einen Seite freut sich alles, wenn irgendwelche unangenehmen Arbeiten automatisiert werden, aber dass genau dadurch wiederum Arbeitsplätze verloren gehen, wird irgendwie nicht bedacht. Sollen denn in den Fabriken wieder Fließbänder eingerichtet werden, an denen hunderte Arbeiter sitzen und stumpfsinnige Tätigkeiten ausführen? Das würde tatsächlich Arbeitsplätze schaffen, aber solche Arbeit will ja keiner mehr machen. Also, wohin mit den ganzen Arbeitslosen?
Die bisherige Politik steuert da in eine Sackgasse. Es sind aber auch nicht nur die bösen Unternehmer, die einfach Arbeitsplätze einsparen. Es ist zu einem großen Teil einfach der technologische Fortschritt, den ja im Prinzip niemand aufhalten möchte. Und dieser Trend ist inzwischen weltweit zu beobachten. Auch in weniger technologisierten Ländern wird die menschliche Arbeitskraft zunehmend durch Maschinen ersetzt.
Es muss also ein generelles Umdenken hinsichtlich der Erwerbsarbeit stattfinden und es müssen ganz andere Maßnahmen ergriffen werden. Eine Möglichkeit ist, die vorhandene Arbeit besser zu verteilen, d.h. es muss kürzere Arbeitszeiten geben. Da die Unternehmen durch die Technologisierung, trotz einer geringeren Zahl an Arbeitnehmern, ihre Produktion in den meisten Fällen sogar noch steigern, müssen die Arbeiter an diesem Produktionszuwachs beteiligt werden. D.h. ihre Löhne dürfen trotz kürzerer Arbeitszeit nicht geringer werden. Denn wer soll die erhöhte Produktion kaufen, wenn nicht die Arbeitnehmer? Das können sie jedoch nur, wenn sie genug Geld haben.
Andere Möglichkeiten, die Rifkin nennt, sind Geld für gemeinnützige Arbeiten und eine Art Bürgergeld (ich habe das Buch noch nicht ganz durch, was er sich da genau vorstellt, weiß ich noch nicht).
Ich finde das Buch sehr gut zu lesen. Ich hatte erst befürchtete es sei sehr trocken und langweilig, aber es liest sich fast wie ein Roman. Ich verspüre beim Lesen ständig den Wunsch, den Politikern und Unternehmern diese Thesen um die Ohren zu hauen und sie anzuschreien: Macht endlich die Augen auf, ergreift die richtigen Maßnahmen und hört vor allem auf uns ständig Blödsinn zu erzählen!
Saskia