Ich habe mich auch mal dieser Reihe zugewent, als ich den Trailer der HBO-Fernsehserie sah. Irgendwie hat mich das dann mehr interessiert und jetzt bin ich beim dritten Teil angelangt. Und die Saga is ja lange noch nicht vorbei.
Aber ich hoffe, dass die Bücher, die noch kommen, auf die ältere Weise übersetzt werden, Jon Snow also Jon Snow bleibt.
Mir gefällt das auch ungemein gut. Die Welt ist stimmig und nicht der Spielplatz des Elfen-Zwerge-Orks-Klischees. Die Elemente von Fantasy sind zwar klar anwesend, aber nicht so beherrschend. Die Konflikte werden im Dialog gelöst oder mit dem Schwert, sehr selten durch Magie.
Auch die Charaktere sind der Hammer. Gab es jemals jemanden wie Tyrion Lannister? Sein Humor, sein Selbstvertrauen und seine Konflikte mit seinem Vater, aber auch die bedingungslose Freundschaft zu seinem Bruder. Ein kleiner Kerl, der Welt und Menschen sieht, wie sie sind und das Beste draus machen will. Ein Held ist er nicht, dafür lebt er zu gern.
Bronn, der Söldner seines Vertrauens. Ebenso eine geniale Figur und Haudrauf, bei dem man nie weiß, was seine Loyalität sichert. Gold oder Treue?
Khal Drogo, das pure Alphatier, welches ganz Westeros niederbrennen würde, wenn man seine Gemahlin oder Ehre bedroht oder in Frage stellt.
Eddard Stark, grimmig aber ehrenwert, irgendwie gebrochen aber stark. Hat viel erlebt und ist der Herrscher von Winterfell unter König Robert Baratheon, Ursupator und Eddards Freund. Doch Eddard muss rausfinden, dass die Welt außerhalb Winterfells weit weniger ehrlich und ehrenwert ist.
Mir gefällt generell, dass man bei diesen Büchern keinen einzigen Gutmenschen trifft, oder diese zumindest als Naivlinge entlarvt werden und ihre Lektionen zu lernen haben. Man denke an Sansa Stark. Ebenso gibt es bisher nicht den Schurken, der Böses tut, weil er eben böse ist und deswegen Schwarze Umhänge trägt. Das Böse wird hier auch nicht als Kraft dargestellt, der sich die Antagonisten verschreiben. Es ist eher Teil der Persönlichkeitsentwicklung, die aus den Umständen heraus entsteht.
Alles in allem kann man diese Bücher als "Erwachsene Fantasy" bezeichnen. Es gibt glaubhafte Figuren, die facettenreich sind. Der ritterliche Kampf wird als das dargestellt, was er auch in unserer Zeit war. Ein blutiges Hauen und Stechen. Der Krieg ist kein ehrenwerter Kampf wie zum Beispiel im HDR, indem die Streiter Mittelerdes zu Helden werden, weil sie nur gegen Ungetüme und Barbaren zu Felde, sondern eine schmutzige Angelegenheit, in der Unbeteiligte getötet und vergewaltigt werden und er nützt allein den Interessen, der Ehre und dem Prestige der wenigen Herrschenden.
Es zeigt sich, wie schnell Menschen bereit sind, Leben zu opfern, so langees nicht unbedingt das eigene ist. Der Handlungsbogen lässt Überraschungen bereit. Auch wenn ein Hauptcharakter ein halbes Buch lang im Fokus stand, schützt ihn das nicht vor einem unrühmlichen Ende. Das hebt das Spannungsniveau und macht die Geschichte nachvollziehbarer und realistischer. Man denke an Harry Potter, wir alle wissen, dass der Hauptcharakter bis zum Finale überleben muss, denn schließlich ist das Buch nach ihm benannt, weswegen irgendwann mit den Nebenfiguren mitgefiebert wird.
In Martins Zyklus ist niemand sicher und trotzdem werden gute Charakter keineswegs verschleudert, sondern ihr Tod wird Teil der Geschichte und fördert weitere Entwicklungen, auch wenn es nicht selten schade ist, weil man gern mehr von den Personen gelesen hätte, aber das zeigt nur, wie gut der Autor sein handwerk versteht und beherrscht.
Ich finde, dass Martin zeigt, wozu Fantasy außerhalb des Rahmens von Herr der Ringe und Eragon (letzteres ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man glauben kann ein Cocktail aus Fantasy und Star Wars sei spannend) fähig sein kann und es gehört klar zu meinen Favoriten in diesem Genre.
1. Locke Lamora
2. Das Lied von Eis und Feuer
3. Schatten-Trilogie