Zitat
Original von Oblomov
Übrigens nimmt die Verlagsbranche viele Rechte als gegeben an, mit denen Moses mitnichten vom Berg herabgestiegen ist, z.B. die überlangen Urheberrechte (Tod + 70 Jahre) oder die dreiste Abgabenforderungen der VG-Wort für Scanner und Drucker.
Lieber Oblomov,
werte Miteulen,
das ist ein Ebook-Fred und soll es weitesgehend bleiben – dennoch muss ich als Autorin und Urheberin einmal einschreiten und zitiere aus dem Zusammenhang gerissen aus Oblomovs Gedankengang und stürze mich direkt auf das Thema Urheberrecht, bevor ich mit dem Ebook unten anschließe.
Das Urheberrecht ist, so wie es ist, gerade noch erträglich und ertrag- hm, nicht "reich", nein; es ist eine der letzten Schutzräume für Autoren.
Denke ich an die Forderungen einiger Konsumenten-Typen nach Gratisliteratur – wie die Piratenpartei etwa, denen das Urheberrecht so lästig ist und denen es gar nicht gefällt, dass lebende Autoren länger als ein paar Jahrzehnte für ihre Werke Tantiemen erhalten; vielmehr sollten die Werke "zurück in den öffentlichen Raum geführt werden" und umsonst etwa als E-Buch erscheinen; Jo, alles klar, richtet schon mal ein staatliches Künstler-Gehalt für Schriftsteller ein, dann sind solche Spirenzchen nett – (Ironie off) –
– dann werde ich leicht angestrengt und ungehalten.
Autoren haben einen Durchschnittsverdient von jährlich 12.000 Euro, vermeldet die KSK. Da sind manche, etwa 100 in Deutschland, dabei mit mehr, die meisten mit viel weniger. Vorschüsse von Autoren in Kleinverlagen liegen bei 4000 bis 6000 Euro, vor Steuern. Wie das statistische Mittel aber halt so über Realitäten lügt, kommen wir auf knapp 12 Mille. Wer schreibt, hat nen Knall, auf diese Weise Geld zu verdienen. Warum wir das dennoch tun, ist ein eigenes Forum wert.
Das Urheberrecht und auch die Vg Wort - das ist so etwas wie die GEMA für Musiker und Komponisten usw; die Verwertungsgesellschaft Wort in München sorgt z.B. dafür, dass Autoren – ob Schriftsteller, aber auch Journalisten, Übersetzer, Hörspielschreiber, Lektoren usw., an der Verwertung ihrer Werke partizipieren. Wenn also jemand etwas mit ihrer Arbeit anfängt, aber nicht auf relativ direktem Wege dafür bezahlt.
Wie etwa:
- Lesezirkel
- Bibliothekstantiemen (auch geliehene Bücher werden gelesen, und dafür wird der Autor über die vg Wort wenigstens a bisserl entlohnt)
- Kopierer, Scanner und Drucker mit Kopie/Scanfunktion >> es ist nun mal so, dass aus geliehenen Zeitungen und Büchern eifrig kopiert wird, ob für private Lesemittel, ob zur Vervielfältigung, ob zur Recherche. Dem Urheber entgeht es, dass regulär gekauft wird und damit entgehen ihm nicht nur Tantiemen/Einnahmen, sondern auch - besonders perfide, - Verkaufszahlen, die der Verlag ja so heilig anbetet, und ihn damit mitunter als zu wenig erfolgreich einstuft! << diese finanzielle Lücke schließt etwa die VgWort mit einer Pauschale für Besitzer von Kopier/Scanfähigen Druckern.
- Online-Verwertung eines Printartikels (so viele Redaktionen "vergessen", das Onlineverwertungsrecht mitzuhonorieren.)
- Streit mit google über das unerlaubte Einscannen von Büchern
uswusf., einfach mal vg Wort im Web aufrufen.
Zurück zum Urheberrecht bzw. die Dauer meines Rechtes, für meine Leistung Geld zu verdienen:
Ob es mir philosophisch gesehen schnurz sein kann, was nach meinem Ableben mit meiner Arbeit passiert und wer sich daran bereichert, was er nicht selbst geschaffen hat, sei dahin gestellt - aber so ist es mir vor meinem Ableben sicherlich nicht.
Bis zu meinem Tod, gerne auch über meinen Tod hinaus, ist es mehr als gerechtfertigt, dass wenigstens meine Anverwandten etwas von meiner Arbeit haben.
Es war mal im Gespräch, das Urheberrecht auf zehn Jahre zu verkürzen.
Ich habe 22 Bücher veröffentlicht, einige sind 14, 12 und 10 Jahre "alt", teilweise noch am Markt, teilweise sechstellige Auflage, ich bekomme für eines immernoch Tantiemchen. Ich stelle mir gerade mit Grausen vor, das Urheberrecht sei abgelaufen, und irgendein cleverer Heini schnappt sich meinen Longseller und bringt ihn raus und kassiert für meine Arbeit. Oder, wenn er auch nicht kassiert - auf einmal ist es gratis für alle. Ob andere Hersteller es auch so prima fänden, wenn ihre, hm, sagen wir mal… Ziegelsteine, auf einmal umsonst sein sollen?
Das würde jedes Jahr so weitergehen, weil ein Haltbarkeitsdatum eines Buches abläuft, und zum Schluss? Läsen ganz viele Menschen meine Bücher und ich würde aber ganz dumm dastehen. Zudem: welcher Verlag würde ernsthaft noch Geld in die Hand nehmen, um ein Buch zu drucken oder sonstwie zu publizieren, wenn doch anch zehn oder 20 Jahren der Drops gelutscht ist?
Es würde ein Verengung der Thematik im Buchbereich geben, weil es nur noch Blockbustergarantierte Bücher gäbe, die man 10, 20 Jahre lang ausquetschen und für Geld unters Volk bringen würde – und dann: Ciao. Es würden noch weniger Experimente als heute gemacht werden, es würden noch mehr dem Mainstream angepasste Bücher gemacht werden, die Welt würde geistig verarmen.
Nee, da hat einer beim Thema Urheberrecht mehr an die Konsumenten und eher kurzzeittaktisch gedacht, aber wenig an die, die sich das ganze aus dem Hirn lutschen, und das nicht gerade mal so eben.
So, please… dont touch the Urheberrecht.
____
EBOOKs
Fantastische Sache! Und diese Reader erst - endlich können Menschen mit Sehschwäche ihre Lieblingsbücher so lesen, wie sie sie am besten lesen können. Und nicht mehr mit Lupe. Und Großdruckliteratur ist ja auch so ein seltenes Geschöpf im Buchladen.
Und das ist keine Ironie – ich sah vor allem auf Kreuzfahrschiffen, die ja gerne von Senioren besucht werden, das Gros mit Readern rumlaufen. Sparte die Buchkilos, und die Schrift ist unendlich zu vergrößern. In New York war die ganze verdammte Stadt voll mit Lesenden – zur Hälfte mit Readern, zur Hälfte old school.
Persönlich sehe ich es so:
Manche Bücher muss ich besitzen, in Papier, anfassbar, signierbar (Oh, ja!) Ausleihbar (zur Not…); mit Büchern wohne ich am liebsten, nichts wertet eine Wand so sehr auf wie ein gefülltes großes Buchregal.
Und es gibt Bücher, die will ich einfach nur reinschlürfen. Sachbücher, schnelle Unterhaltungsliteratur, oder Bücher, von denen mir eine Eule mailt, ich lad es runter weil ich es SOFRT haben muss. Also rauf aufs IPad und die Mobilität der Bibliothek genießen, vor allem auf Reisen.
Ebooks und Reader sind m.E. noch Reise- und Sehschwächen-Lieblinge.
Es wird immer Bücher aus Papier geben, vielleicht wird sogar mehr Sorgfalt und Genuss in Herstellung und Konsum gelegt werden?
Oder es gibt eines Tages Dealer hinterm Hauptbahnhof?
Nein, das letzte wohl kaum. Pssst… ich hab das was für Sie… lackierte Oberfläche, Vierfarbdruck, Sonderfarbe, Palatinoschrift…
Es wird immer und immer gelesen werden, ob auf dem Papier, auf einem Monitor, auf Steintafeln oder aus dem Kaffeesatz.
Nicht das Medium macht die Magie, es ist immer der Inhalt.
Ich bin mir sicher, es wird kein
entweder-oder
entweder Papier oder Elektronik
geben.
Sondern ein UND.
Nichts von beiden ist das Bessere – dafür braucht man nur mit klarem Kopf mal in die Inhalte von beiden schauen, was einem da so geboten wird… oioioioi, nein, Papier allein ist kein Gütesiegel!!!
Dennoch - by the way - machen es Ebooks möglich, sich als etablierter Autor von einem Verlag und den bisweilen, hüstel, zurückhaltenden Honoraren, oder auch den nur auf Masse und Mainstream gepolten Vertriebspolitiken großer Buchhandelsketten, zu emanzipieren (Wie es Miss Rowling durchzieht, wie es die "Indie-Autoren" in den USA seit zwei drei Jahren machen);
und auch wenn es gleichzeitig zu einer Deprofessionalisierung kommen wird, weil jeder, der mal das Alphabet malen gelernt hat, meint, er könnte dann auch Bücher schreiben –
dennoch, großartige, chaotische Zeiten stehen uns bevor, wunderbar.
Zur Mitternacht, Grüße
_Nina
PS: Der Umweltaspekt.
Es gab mal vor einigen Wochen eine Aufrechnung,was klima/umweltfreundlicher sei, Papierbücher und ihre Herstellung, oder Ebooks bzw. ihre Reader.
In der Umweltbilanz - sowohl Wasserverbrauch zur Herstellung als auch Transport von Reader oder Buch (Die meisten Druckereien stehen ja nicht um die Ecke, die Bäume auch nicht), CO2 der beteiligten Maschinen usw., Platineninhalte usw. - kurz: ein EReader ist ab Buch No 39 das Klimafreundlichere Objekt.
Mal ganz abgesehen davon, dass er auch Papier und <druck von Zeitschriften spart - aber DAS ist wirklich eine anderes Couscous.
Das als Trivial.
EDITH: PS / Umweltaspaket eingefügt