Beiträge von theo-x

    Einführungen in die Programmierung stehen einem schwierigen Dilemma gegenüber: Sie sollten nicht zu umfassend sein, aber auch keineswegs unvollständig. Thomas Theis' Werk 'Einstieg in PHP 5.3 und MySQL 5.4' zeigt auf ungewöhnliche Weise, dass beides in einem Buch möglich ist. Mehr als 600 Seiten sollen auch Nutzer ohne Programmierkenntnisse in die Arbeit mit php und mysql einführen. Bereits in den ersten Kapiteln des Buches trennt sich in der autodidaktischen Leserschaft schnell die Spreu vom Weizen. Nur die hartgesottenen kämpfen sich durch Techniken, die zweifelsohne keinesfalls unbedeutend sind. Die in Programmierfragen unerfahrene Zielgruppe ist allerdings mit teils nur unzureichenden Erläuterungen größtenteils bemüht, die angegebenen Codes abzutippen und zu hoffen. Verstehen im Sinne von 'nachvollziehen' lässt sich nur wenig.


    Trotzdem mag man bei einem derart umfangreichen Werk nicht vermuten, dass die reichhaltige Fülle an Informationen auch ihre Lücken haben könnte. So fallen beispielsweise die Erläuterungen zu den - erfreulich vollständigen - Programmen auf CD unangemessen knapp aus, und stellen den Leser vor möglicherweise unlösbare Probleme. Wer beispielsweise - wie auf Seite 33 beschrieben - den ersten Skript erstellt, der Daten von einer HTML-Seite zu einer PHP-Seite übertragen soll, wird vielleicht voller Enttäuschung feststellen, dass - trotz sorgfältigster Abschrift aus dem Buch - der im Kapitel abgebildete Erfolg ausbleibt. Ein grau hinterlegter Hinweis verleiht zwar der großen Bedeutung des Zusammenspiels zwischen HTML und PHP gebührend Nachdruck; wie diese Koexistenz jedoch geschaffen werden kann, bleibt weitestgehend offen. Der möglicherweise entscheidende Hinweis, dass die Dateien nicht als 'File…' im Browser aufgerufen werden dürfen, sondern mit 'Localhost' adressiert sein müssen, fehlt völlig, und dass zumindest Apache über das Xampp- Fenster aktiviert werden soll, entzieht sich als Nebensatz fast vollständig dem in derartigen Dingen bislang unerfahrenen Nutzer.


    Leider ist es dem unangefochten in seinem Thema mit Expertenstatus gesegneten Autor nicht gelungen, in methodisch-didaktischen Angelegenheiten ein ähnlich überzeugendes Leistungsvermögen unter Beweis zu stellen. Die Beispiele konzentrieren sich zwar auf das Wesentlichste, vermitteln aber keinen überzeugenden Bezug zur Realität und tragen mit leblosen Szenarien und teilweise einfältigen Namen (Feld eins, Feld zwei, …) zum trockenen Charakter genau der Programmierbücher bei, von denen Einsteiger schon seit Generationen gerne Abstand nehmen. Bücher wie PHP und MySQL für Kids oder Dummies brauchen in Anbetracht dieses Buches keinen Vergleich zu scheuen. Offensichtlich sind lebendige Aufbereitung des Themas, spielerischer Umgang mit neu erworbenen Kenntnissen, und eine konsequente Reduktion auf die für Einführungen notwendigen Inhalte ein Privileg all derer, die sich von den genannten Bezeichnungen der anvisierten Zielgruppen nicht abschrecken lassen. Alle Codehacker und Numbercruncher jedoch, die Methodik und Didaktik als überflüssig-aufwändige Art der Aufbereitung betrachten, sollten sich ebenso wenig von der Textzeile "für Programmieranfänger geeignet" täuschen lassen. Wer sich bereits in anderen Programmiersprachen durch ähnliche Werke gearbeitet hat, wird an diesem Buch vielleicht seine Freude haben.


    Dass meine Hilfe suchende eMail an die Dame, die das Buch fachlich lektoriert hat, bislang ebenso wirkungslos war, wie der Besuch des für Buchkäufer eingerichteten Bereichs auf der Verlagshomepage, vermag den Gesamteindruck der Buches kaum zu verändern. Aufbereitung, Zielgruppenkongruenz und Vollständigkeit wären auch bei einer ausführlichen Rückmeldung (es gab nicht einmal eine Eingangsbestätigung - auch keine automatische), und tatsächlich verfügbaren Inhalten im Buchkäufersonderbereich kaum auszugleichen gewesen.


    Resumé:
    +Gute Softwarezusammenstellung auf CD
    +HTML-Einführung auf CD
    +Allgemeiner Aufbau
    +Viel Buch für wenig Geld


    -Geringe Zielgruppenkongruenz
    -Leblose Beispiele
    -Teils theorielastige Übungen ohne hinreichende Erläuterungen
    -Lücken in der Darstellung grundlegender Aspekte und Techniken


    Zielgruppe:
    Beharrliche Tipper mit Programmierkenntnissen in beliebigen anderen Sprachen und Bedarf an PHP bzw. MySQL.


    :Im März 2011 wurde das von mir rezensierte Buch in der siebten Auflage veröffentlicht. Möglicherweise sind damit sämtliche o.g. Schwachpunkte einer gründlichen Überarbeitung zum Opfer gefallen...

    Sympathischer Umgangston - wenig Inhalt


    Klappentext, Rezensionen und Beschreibungen versprechen viel: Der Leser erwartet einen keineswegs techniklastigen Diskurs über das Fahren motorisierter Zweiräder, und freut sich plötzlich über Regen, Schnee, Eis, oder gesundheitliche Einschränkungen, die das Lesen eines Buches zu einer willkommenen Alternative zum genussvollen Heizen auf kurvenreichen Strecken erscheinen lassen. Die Überzeugung, endlich ein Buch in den Händen zu halten, dass nicht mit religiösem Eifer das Motorrad glorifiziert, oder seitenweise über Bremszonen und Einlenkpunkte philosophiert, weckt Vorfreude - lässt sogar manchen Praktiker mit theoretischen Ausführungen liebäugeln. Das Werk eines Verhaltensforschers verspricht eine kompetent und routiniert gegliederte populärwissenschaftliche Abhandlung über das menschliche Verhalten am Beispiel Motorradfahren.


    Man muss weder Physiker noch KFZ-Mechaniker oder Ingenieur sein, um sich in Spielgels Werk zurechtzufinden. Schon wer gelegentlich mit einem Motorroller oder auch einem Fahrrad unterwegs ist, findet durchaus Anregungen, sein eigenes Tun in konstruktiver Form zu reflektieren und so mehr Sicherheit oder Fahrvergnügen zu erlangen. Insbesondere die ersten vier Kapitel widmen sich dem Zusammenspiel aus Psyche und Physik, und beschreiben in kompakter Form teils interessante Phänomene und Erkenntnisse.


    Hat man nach etwa zwei Dritteln des Buches das dreiseitige Resümee zur unerklärlichen Faszination des Motorradfahrens gelesen, ist man vielleicht ein Wenig schlauer. Allerdings fragt man sich, ob die Lektüre von mehr als zweihundert Seiten den erreichten Zuwachs an Erkenntnis und Reflexion tatsächlich rechtfertigen. Zu lang sind mitunter die in betont unwissenschaftlichem Stil verfassten Ausführungen über Denkvorgänge, Verhaltensmuster und menschliche Eigenschaften, die gelegentlich unerwartet detailliert von Ausführungen über Fahrphysik und Fahrtechnik unterbrochen werden. Wortwahl und Aufbau vermitteln oft den Eindruck, es handele sich bei dem Buch nicht um ein systematisches Werk, das strukturiert durch die einzelnen Inhalte führt. Vielmehr wirken die Texte wie transkribierte Vorträge in denen der zweifelsfrei erfahrene und keineswegs unwissende Autor mit viel Leidenschaft versucht seinem Publikum abseits vom üblichen Fachbuchterminus die mentale Grundlage eines Hobbies zu vermitteln, das leider zu viele sehr unüberlegt angehen. Oft stößt man auf durchaus lesenswerte Ansätze, die scheinbar bereitwillig über den üblichen Horizont hinausstreben, aber zu häufig liest sich der anschließende Text wie vielfältig mehrfach umschriebenes Halbwissen ohne jede weitere Substanz. Besonders die Ausblicke in die Neurologie (Entwicklung und Aufbau des Gehirns)oder die Psychologie (Unterteilung des Ich) nehmen einen Umfang in Anspruch, der mit weniger Wiederholungen mehr Platz für kompaktes Fachwissen bereitstellen könnte. Seinem im Vorwort beschriebenen Vorsatz, den laufenden Text einigermaßen schlank zu halten, hätte Spiegel mit dem repräsentierten Wissen trotzdem durchaus gerecht werden können - dann hätte das Buch mindestens ein Drittel seines Umfangs eingebüßt, was bei geschickter Vorgehensweise definitiv ein deutlicher Zugewinn wäre.


    Wer nun mit Begeisterung die in Kapitel fünf erstaunlich praktisch aufbereiteten Übungen zu lesen bekommt, findet sich mit seinem Urteil, dieses Kapitel sei das beste des Buches, prompt in der Gruppe der Leser wieder, für die dieses Buch vielleicht gar nicht geschrieben worden ist: Die Biker, die nach Tipps suchen, ihren Umgang mit der Maschine zu verbessern. Doch wer nach einer sprachlich reizvoll aufbereiteten und bewusst interdisziplinären Abhandlung über das Fahren motorisierter Zweiräder sucht, die sich nicht mit den üblichen Inhalten gängiger Fahrertrainings befasst, und selbst für Menschen ohne Motorrad einen inspirierten und geistreichen Blick in die Vielfalt menschlichen Daseins und Tuns bietet, wird möglicherweise enttäuscht.


    Letztendlich ist Spiegels Versuch, die Theorie des Motorradfahrens ohne wissenschaftlichen Pathos und technokratischem Ballast zu vermitteln als gescheitert zu betrachten. Und das obwohl weder kryptische Formulierungen noch überbordende Exkurse das Lesevergnügen schmälern. Was bleibt ist ein Buch, das weit mehr verspricht als es zu halten vermag, und den Leser mit wortreichen Ausführungen mehr strapaziert, als mit kompakten anspruchsvollen Texten.


    (Wahrscheinlich hätte ich zuvor nicht zu viel von Oliver Sacks oder Paul Watzlawick lesen sollen.)


    Vielleicht mag dieses Buch für einen Biker eine Lösung sein, wenn unter eingangs beschriebenen Bedingungen das Fahren nicht möglich ist und sämtliche einschlägigen Zeitschriften bereits gelesen sind. Sonst: Rauf auf'n Bock und mit der richtigen Mischung aus Konzentration, Gelassenheit und Selbstkritik 'Kilometer machen', und gelegentlich an Fahrertrainings teilnehmen.