Klappentext:
Für den fünfjährigen Jake gibt's Honigpops, für Tante Sam Kräutertee und für Seferis gesalzene Radieschen: Es ist gar nicht so leicht, jeden Morgen die Bedürfnisse aller "Hausbewohner" zu befriedigen. Aber eigentlich hat Andrew Gage sich uns seine "anderen" ganz gut im Griff, obwohl er an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Mit Unterstützung einer engagierten Psychologin hat er es jedoch geschafft, für die vielen Ich-Abspaltungen in seinem Kopf ein imaginäres Haus zu konstruieren. Doch die Grundmauern des Geisterhauses beginnen stark zu wackeln, als Andrews Chefin die junge Penny Driver einstellt. Denn Penny ist ebenfalls multipel - nur weiß sie das noch nicht.
Rezension:
Es war nicht leicht für Aaron Gage, Ordnung in seinen Kopf zu bringen. Viele Jahre lang musste er hart daran arbeiten, das Haus zu erschaffen und die verschiedenen Seelen darin einzuquatieren. Und schließlich erschuf er Andrew. Andy ist nun verantwortlich für den Körper, Aaron selbst regiert über das Haus und die Landschaft.
Andrew, Ende Zwanzig, wohnt bei Mrs. Winslow, die ihn und seine Mitbewohner liebevoll beherbergt. Sogar einen Job als Hausmeister hat er gefunden und gleich dazu noch seine beste Freundin Julie, seine Chefin. Man kann also sagen, dass sein Leben mittlerweile eigentlich in geregelten Bahnen verläuft - abgesehen davon, dass er ab und an seine "Körperzeit" (die Zeit, in der eine Seele den Körper übernimmt) mit den anderen Bewohnern teilen muss.
Doch eines Tages lernt er unfreiwillig Penny kennen. Julie ist der Meinung, Andrew müsste, könnte und sollte ihr helfen, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Nach anfänglichen Missverständnissen erklärt er sich bereit dazu und hat fortan einen ganzen Haufen Seelen am Hals, die sich mehr oder weniger anständig benehmen. Während "Thread" alles dafür tut, dass es Penny besser geht, wetteifern "Maledicta" und "Malefica" um den Platz der vulgärsten Ausdrücke...
Es ist jedoch nicht ganz so einfach, Penny davon zu überzeugen, dass sie Hilfe braucht. Vor allem deshalb, weil es ein schmerzhafter und langwieriger Prozess ist. Die Vergangenheit von Penny, die ihre "Seelen" hervorbrachte, ist alles andere als schön.
Genauso geht es Andrew. Indem er sich mit Pennys Problemen befassen muss, kommen seine eigenen immer deutlicher zum Vorschein. Alles, was Aaron über Jahre hinweg aufgebaut hat, gerät ins Wanken....
Meine Meinung:
Wer an dieser Stelle ein amüsantes, witziges Buch erwartet, der sollte die Finger davon lassen.
Matt Ruff ist einer der Autoren, die es verstehen, ernste Themen mit skurrilen Personen zu besetzen. Es fasziniert mich sehr, wie er es schafft, langsam einen Roman zu spinnen, der erst leise anfängt und dann gewaltig explodiert.
Allerdings bin ich der Meinung, dass Matt Ruff zu Unrecht den Ruf hat, ein witziger Autor zu sein. Natürlich hat er einen sehr speziellen eigenen Humor, doch seine Themen sind stets ernsthafter Natur. Ich würde daher eher von einem leisen und traurigem Witz sprechen, der diesem Buch anhaftet. Dies soll jedoch nicht negativ klingen, sondern eher im Gegenteil - es ist ein absolut wunderbares, schönes Buch. Und einige Schmunzler sind natürlich trotzdem dabei! Zwinker
Die Charaktere, allen voran Andy Gage natürlich, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Matt Ruff wird nicht müde dabei, seinen Charakteren Leben einzuhauchen und sie natürlich miteinander agieren zu lassen. Es verschmelzen Dialoge, Gedanken und Handlungen ineinander und zwischen den Zeilen. Es ist wahrer Leserausch, den man verspürt.
Fazit:
Dieses Buch hat mich in seine Geschichte entführt und ließ mich Dinge erleben, Gefühle verspüren, wie es nur selten Bücher schaffen.