Hallo Micha!
Das ist kein Geheimnis, zumindest habe ich nicht vor, eins draus zu machen. :o)
Wobei ich nicht für Dan Brown sprechen kann, der schließlich über Geheimes Wissen verfügt, dass außer ihm niemand auf diesem Planeten kennt - nur die andere Seite ... die Adam-Weishaupt-Gesellschaft ... der Vatikan ... kurz: die Bösen ... ;o)
Zurück zum Thema:
Das Internet ist brauchbar für Anhaltspunkte. Allerdings spuckt Google so viel Mist aus (allein die Tatsache, dass bei vielen Suchbegriffen, jede zweite Seite dann doch wieder Nackfotos von irgendwelchen Starlets anpreist), dass es einem nicht viel bringt. Für jeden Mist kriegt man die widersprüchlichsten Informationen und ein jeder behauptet, die Wahrheit gepachtet zu haben - meist ohne die geringsten Belege vorweisen zu können.
Mit anderen Worten: Wer mit dem WWW allein arbeitet, ist selber schuld. ;o)
Eine der ersten Anlaufstellen ist für einen Kriminalautor z.B. das nächstgelegene Polizeipräsidium oder das nächstgelegene Institut für Rechtsmedizin.
Für historische Autoren, aber auch für solche, die einen Thriller mit naturwissenschaftlichem Hintergrund planen, beginnt es meist mit einem umfassenden Fachbuch, z.B. einer wissenschaftlichen Einführung (der interessierte Laie und Studienanfänger sind deren gemeinsame Zielgruppe). Eine solche Einführung umfasst eine Bibliographie, die bei der Suche nach weiterführender Literatur hilft.
Aber auch die sonst so gehassten Fußnoten bekommen plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Im Text würden die Literaturverweise ja erheblich stören, aber wenn man beim Wiederlesen an der entscheidenden Stelle erfährt, was einen hier weiterbringt, dann kann das Tore zu neuen Welten öffnen.
In dieser Phase kommen auch die Bibliothekssysteme im Internet zum Tragen, um herauszufinden, welches Buch wo steht. Die Zeiten, da jede Unibibliothek nahezu die gesamte Fachliteratur sammeln konnte, sind leider vorbei.
Bei historischen Themen sollte man sich außerdem um das Quellenstudium bemühen, d.h. die wichtigste Geschichtsschreibung zum Thema lesen. Wenn man nicht den Originaltext lesen kann, dann sollte man mindestens zwei Übersetzungen vergleichen - es ist nämlich erstaunlich, wie sehr Übersetzer voneinander abweichen können.
Dann geht es an die Experten: Man knüpft Kontakte z.B. zu Universitätsinstituten.
Das kann allerdings gelegentlich etwas heikel werden. Wenn so ein Prof nicht begeistert darauf anspringt, sondern möglicherweise sogar abweisend ist, dann liegt das meist nicht ursächlich am Prof. Es gibt zu viele Autoren, die sich mit Unmengen von Informationen versorgen lassen - und dann alles zu etwas völlig anderem verwursten.
Ich habe meine Kontakte nach einiger Zeit meist indirekt geknüpft über Wissenschaftliche Angestellte, Akademische Räte, also den "Akademischen Mittelbau". Oder über KollegInnen.
Die Ergebnisse sammelt man natürlich. Z.B. in Zettelkästen, Datenbanken, Bergen von Kopien usw.
Am besten macht man es wie Frank Schätzing, der alle Daten, die er sammelt, in Ordnern abheftet. Bei rein digitaler Archivierung kann nämlich ein einziger Headcrash katastrophale Folgen haben.
Es lohnt sich auch, Vor-Ort-Recherche zu betreiben. Bei wissenschaftlich angehauchten Büchern sollte es selbstverständlich sein.
Das gilt aber auch für die historischen Themen, selbst wenn sich die Umgebung inzwischen gehörig verändert hat.
Hinzukommen z.B. Museen und Sammlungen Freilichtmuseen und experimentelle Archäologie (für die Sachkultur). CDs mit Musikaufnahmen, Bücher mit Kochrezepten, die man dann auch mal ausprobiert ... Vielleicht gibt es auch Augenzeugen. Die Liste könnte ich ewig fortsetzen. ;o)
Man wird unter der Recherche immer wieder Informationen finden, die sich mit der anvisierten Geschichte nicht verbinden lassen. In diesem Fall kann man sich gegen die Fakten entscheiden --- oder man flucht einmal kräftig und nimmt die Herausfoderung an: "Wie halte ich die Story in Gang, ohne zu schummeln?"
Auch mir ist das einige Male passiert, und ich war in einem vertrackten Fall sogar versucht, Fünfe gerade sein zu lassen. Aber dann hat es mir doch keine Ruhe gelassen, weil es eben eine Herausforderung ist. Und ich für meinen Teil liebe Herausforderungen.
In den meisten Fällen stellt sich nämlich heraus, dass man gerade die Probleme hervorragend zur Spannungssteigerung verwenden kann.
Alles in allem ist es eine Mischung aus Lesen, Lesen, Lesen, Fragen, Zuhören, Besichtigen, Ausprobieren, Anschaun, Urlaub nutzen ...
Kannst du dir jetzt etwas darunter vorstellen?
Herzliche Grüße,
Iris