Beiträge von Iris

    Hallo Morgana!


    Zitat

    Original von Morgana
    Was mich noch interessieren würde ist, wie man denn zu einem Thema und einer Geschichte kommt. Hat man das schon so in etwa im Kopf? Weiß man schon so die Richtung in die man schreiben will? Setzt man sich einfach hin uns sagt: "Ich schreibe jetzt ein Buch" und dann schaut man, was einem alles so einfällt???


    Es gibt die unterschiedlichsten Typen von AutorInnen, und jede/r macht es anders.


    Ich kriege "Anfälle".


    Im Ernst, ich werde heimgesucht: Fetzen von Szenen oder Dialogen, Bilder, wie Erinnerungen, die aufblitzen. Ich spiele mit solchen Einfällen, tüftele auf Spaziergängen oder bei der leidigen Hausarbeit (Bügeln!) ganze Szenenfolgen und Storyboards aus. Sozusagen anstatt Fernsehen.
    Irgendwas bleibt hängen, einzelne Figuren formen sich allmählich heraus, werden zu Freunden und Wegbegleitern. Das ist so eine Art virtuelles MPS. Dialoge präzisieren sich, ich mache Notizen, die ich zusammentrage, fange an, ein bisschen zu recherchieren. Fange irgendwo einfach an, setze Teile zusammen, recherchiere, überarbeite, schreibe weiter, erarbeite am Ende einen passenden Einstieg ...
    So ergibt sich das Stück für Stück.


    Und dann muss ich das Baby den Lektorin und Redakteurin überlassen, ehe es wieder heißt: überarbeiten, streichen, neu schreiben ...


    Zitat

    Da brauch man doch auch mit Sicherheit ein ziemliches Durchhaltevermögen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es sich an manchen Stellen einmal ganz schön zieht, oder?


    Ahem ... gute 570 Seiten Manuskriptformat (1.800 Anschläge/Seite) mit sinnvollem Text vollzukriegen, erfordert Disziplin - eine aus der Mode gekommene preußische Sekundärtugend. Ohne geht's nicht.
    Es stimmt schon: 1% Inspiration und 99% Transpiration.
    Gerade kämpfe ich wieder mit meiner Faulheit ... ;o)


    Zitat

    Wie sieht das mit den Charakteren aus? Schreibt man sich quasi ganze "Charakterbögen" zu den Personen im Buch oder wie läuft das???


    Ja, das auch, aber nur als Gedächtnisstütze für spätere Vergleiche, wegen der Biographien.
    Auch wenn ein Autor nicht alles im Text verrät (der Leser soll ja was zum Raten haben), muss er alles wissen! Sonst gibt es böse Überraschungen, wenn die Sache vorne und hinten nicht zusammenpasst.


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Micha und Alice!


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    Original von Fdlmich
    Auf gut deutsch, Beziehungen sind das halbe Schriftstellerleben.


    Zitat

    Original von Alice
    Bildung ist, wenn man weiß, wos steht ;)


    Ihr habe ja so recht. ;o)


    Das Wichtigste, was man an der Uni lernen kann, sind nicht die Fachkenntnisse, sondern "soft skills" wie Recherchieren, Hinterfragen, Argumentieren, Vortragen, Organisieren ... Manche meinen, ohne das auszukommen, und die stark "verschulten" Studiengänge sind da sicherlich im Nachteil.


    Zitat

    Doch ich denke auch, dass es ohne ein zumindest basales Vorwissen von Seiten der Autoren auch nicht geht. Alles kann man auch nicht nachschlagen, erfragen oder aus jemandem herausprügeln.


    Eigentlich fängt niemand bei Null an, irgendein Interesse für das Thema, das man sich vornimmt, war vorher schon da, sonst kommt man nicht darauf.


    Mein Opa hat mir z.B. seine Sammelalben vererbt, als ich ein Stops von 6 Jahren war. Und das waren die Geschichtsalben. Das taugt zwar alles nichts, aber eine Saat hat es doch gesät. ;o)


    Prügel habe ich noch nicht probiert - und bei Legionären und Gladiatoren würde ich mich auch hüten ...


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Micha!


    Zitat

    Original von Fdlmich
    Ist es eigentlich schon einmal passiert, dass partu einer keine Informationen herausrücken wollte. Was macht man da, denn ich würde stincksauer werden.
    Denn wen einen der wichtigste Teil fehlt, weil irgend so ein bornierter Beamter :grin seinen Mittagsschlaf nicht unterbrechen will :grin , geht man da nicht die Wände hoch.


    Das würde nichts helfen, also legt man sich ein dickes Fell zu und entwickelt Methoden, um auf Umwegen an die Infos ranzukommen.
    Abgesehen davon ist es ja auch nicht so, dass Wissenschaftler nix zu tun hätten. ;o)


    Einer meiner wichtigsten "Zuarbeiter" ist im Vorstand einer großen neu-heidnischen Organisation in Deutschland (um's gleich klarzustellen: keine Rechtsradikalen!) und zugleich Leiter einer altertumswissenschaftlichen Institutsbibliothek. Der Mann ist ein schier unerschöpflicher Quell für Informationen, mit dem man auch noch fachlich diskutieren und der völlig unauffällig jeden noch so zickigen Wissenschaftler kontakten kann, damit ich an die nötigen Informationen komme.


    Ich mache mir die Borniertheit eines anderen nicht zum Problem, sondern suche gegebenenfalls auch ungewöhnliche Lösungswege. Ich muss demjenigen ja nicht jeden Morgen beim Zähneputzen ins Gesicht schauen. ;o)


    Herzliche Grüße


    Iris

    Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Deine Erläuterungen waren wirklich interessant. So ungefähr hatte ich mir das schon vorgestellt. Wie lange hast Du denn für Dein Buch mit dem Sammeln von Infomaterial zugebracht?


    Tja, da haben wir ein Problem: Wann beginnt die eigentliche Recherche?
    Ich habe in der Uni rein spaßeshalber im Zusammenhang mit Studien zur Reformation Recherchen über die Arminius-Legende bei Ulrich von Hutten angestellt. Das war Jahre, bevor ich dieses Manuskript angepackt habe. Wenn ich das und andere Vorarbeiten, die eigentlich nur zu meiner Uni-Ausbildung gehören, mitzähle, komme ich auf eine ganze Reihe von Jahren.
    Vergleich's mal mit einem Mediziner, der einen Roman im Klinikmilieu schreibt (warum fällt mir jetzt ER ein ...? :gruebel ): Würdest du alle Vorkenntnisse in die Recherche einbeziehen?
    Ich nicht. Ich komme insgesamt auf einige Monate Vorrecherche und dann Nachrecherchen während ich die Rohfassung schrieb, was ca. 16 Monate gedauert hat (ich habe einen anstrengenden Brotberuf und eine Familie, das läppert sich).


    Zum Glück konnte ich meine Lieben in die Sachkultur-Recherche einbinden, also die Ausflüge zu Museen usw. Wenn im Xantener Amphitheater sich die GLadiatoren tummeln, das hat schon was ... ;o)


    Zitat

    Ich glaube trotzdem, dass an meiner Illuminaten-Theorie was dran ist...und unsere Admins und Moderatoren stecken garantiert auch mit drin! ;)


    Meinst du, weil niemand deine Beiträge auf geheimnisvolle Weise verschwinden lässt? Oder obwohl?
    Naja, jeder ist irgendwie illumniniert ... und wenn's nur eine Lichterkette ist. ;o)


    Heute mal schreibfaule Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Aaah, ein Fall von nachlässiger Recherche!! :fetch
    Ich lud, hilfsbereit wie ich nun mal bin, Michas Kanone nach. Musst Du schon genauer hingucken.


    Uh-ohh ... Wo habe ich explizit von deiner Kanone geschrieben? Ich schrieb "die" - das bezog sich eindeutig auf die zuvor erwähnte, also Michas Kanone.
    Gell?


    Beckmessernde Grüße,


    Iris

    Hallo Micha!


    Das ist kein Geheimnis, zumindest habe ich nicht vor, eins draus zu machen. :o)
    Wobei ich nicht für Dan Brown sprechen kann, der schließlich über Geheimes Wissen verfügt, dass außer ihm niemand auf diesem Planeten kennt - nur die andere Seite ... die Adam-Weishaupt-Gesellschaft ... der Vatikan ... kurz: die Bösen ... ;o)


    Zurück zum Thema:


    Das Internet ist brauchbar für Anhaltspunkte. Allerdings spuckt Google so viel Mist aus (allein die Tatsache, dass bei vielen Suchbegriffen, jede zweite Seite dann doch wieder Nackfotos von irgendwelchen Starlets anpreist), dass es einem nicht viel bringt. Für jeden Mist kriegt man die widersprüchlichsten Informationen und ein jeder behauptet, die Wahrheit gepachtet zu haben - meist ohne die geringsten Belege vorweisen zu können.
    Mit anderen Worten: Wer mit dem WWW allein arbeitet, ist selber schuld. ;o)


    Eine der ersten Anlaufstellen ist für einen Kriminalautor z.B. das nächstgelegene Polizeipräsidium oder das nächstgelegene Institut für Rechtsmedizin.
    Für historische Autoren, aber auch für solche, die einen Thriller mit naturwissenschaftlichem Hintergrund planen, beginnt es meist mit einem umfassenden Fachbuch, z.B. einer wissenschaftlichen Einführung (der interessierte Laie und Studienanfänger sind deren gemeinsame Zielgruppe). Eine solche Einführung umfasst eine Bibliographie, die bei der Suche nach weiterführender Literatur hilft.


    Aber auch die sonst so gehassten Fußnoten bekommen plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Im Text würden die Literaturverweise ja erheblich stören, aber wenn man beim Wiederlesen an der entscheidenden Stelle erfährt, was einen hier weiterbringt, dann kann das Tore zu neuen Welten öffnen.


    In dieser Phase kommen auch die Bibliothekssysteme im Internet zum Tragen, um herauszufinden, welches Buch wo steht. Die Zeiten, da jede Unibibliothek nahezu die gesamte Fachliteratur sammeln konnte, sind leider vorbei.


    Bei historischen Themen sollte man sich außerdem um das Quellenstudium bemühen, d.h. die wichtigste Geschichtsschreibung zum Thema lesen. Wenn man nicht den Originaltext lesen kann, dann sollte man mindestens zwei Übersetzungen vergleichen - es ist nämlich erstaunlich, wie sehr Übersetzer voneinander abweichen können.


    Dann geht es an die Experten: Man knüpft Kontakte z.B. zu Universitätsinstituten.
    Das kann allerdings gelegentlich etwas heikel werden. Wenn so ein Prof nicht begeistert darauf anspringt, sondern möglicherweise sogar abweisend ist, dann liegt das meist nicht ursächlich am Prof. Es gibt zu viele Autoren, die sich mit Unmengen von Informationen versorgen lassen - und dann alles zu etwas völlig anderem verwursten.
    Ich habe meine Kontakte nach einiger Zeit meist indirekt geknüpft über Wissenschaftliche Angestellte, Akademische Räte, also den "Akademischen Mittelbau". Oder über KollegInnen.


    Die Ergebnisse sammelt man natürlich. Z.B. in Zettelkästen, Datenbanken, Bergen von Kopien usw.
    Am besten macht man es wie Frank Schätzing, der alle Daten, die er sammelt, in Ordnern abheftet. Bei rein digitaler Archivierung kann nämlich ein einziger Headcrash katastrophale Folgen haben.


    Es lohnt sich auch, Vor-Ort-Recherche zu betreiben. Bei wissenschaftlich angehauchten Büchern sollte es selbstverständlich sein.
    Das gilt aber auch für die historischen Themen, selbst wenn sich die Umgebung inzwischen gehörig verändert hat.
    Hinzukommen z.B. Museen und Sammlungen Freilichtmuseen und experimentelle Archäologie (für die Sachkultur). CDs mit Musikaufnahmen, Bücher mit Kochrezepten, die man dann auch mal ausprobiert ... Vielleicht gibt es auch Augenzeugen. Die Liste könnte ich ewig fortsetzen. ;o)


    Man wird unter der Recherche immer wieder Informationen finden, die sich mit der anvisierten Geschichte nicht verbinden lassen. In diesem Fall kann man sich gegen die Fakten entscheiden --- oder man flucht einmal kräftig und nimmt die Herausfoderung an: "Wie halte ich die Story in Gang, ohne zu schummeln?"
    Auch mir ist das einige Male passiert, und ich war in einem vertrackten Fall sogar versucht, Fünfe gerade sein zu lassen. Aber dann hat es mir doch keine Ruhe gelassen, weil es eben eine Herausforderung ist. Und ich für meinen Teil liebe Herausforderungen.
    In den meisten Fällen stellt sich nämlich heraus, dass man gerade die Probleme hervorragend zur Spannungssteigerung verwenden kann.


    Alles in allem ist es eine Mischung aus Lesen, Lesen, Lesen, Fragen, Zuhören, Besichtigen, Ausprobieren, Anschaun, Urlaub nutzen ...


    Kannst du dir jetzt etwas darunter vorstellen?


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Fdlmich
    Aber diese Meinungen, die da niedergeschrieben worden sind (zwecks gut und böse und meine sind die besten) erschrecken mich doch ganz schön.


    Wo steht etwas von "gut" oder "böse" in dem Sinne, dass die LeserInnen bestimmter Bücher höher- bzw. minderwertig seien?


    Dafür hätte ich gerne eine genaue Stellenangabe incl. Kontext.
    Obwohl ich den Thread jetzt einige Male aufmerksam durchgelesen habe, Kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand die LeserInnen von bestimmten Büchern als minderwertig bezeichnet hätte.


    Hier wurde im Gegenteil wiederholt und ausdrücklich immer wieder darauf hingewiesen, dass es eine Verantwortlichkeit der AutorInnen gegenüber ihren LeserInnen gibt, die ein kleines Stück über das Unterhalten hinausgeht und etwas mit der Ethik der besagten AutorInnen zu tun hat.


    Ich staune immer wieder, zu welchen Interpretationskunststücken Menschen fähig sind, wenn es um Meinungen geht, die von der eigenen abweichen. ;o)


    Iris

    Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ein Leser, wie ein Autor hat nur eine Meinung, die auf persönlicher Erfahrung und individuellem Geschmack basiert. Weder ein Leser, noch ein Autor hat irgendeine wissenschaftliche Wahrheit gepachtet, um allgemeingültig festzustellen, ob ein Roman gute oder schlechte Unterhaltung ist.


    Aber hallo! Bitte beim Thema bleiben! Es geht nicht darum, festzustellen, ob ein Roman gute oder schlechte Unterhaltung ist - diese Frage ist in der Tat eine reine Geschmacksfrage. Rein subjektiv. Und nur ein Aspekt von Literatur, keineswegs der einzige.


    Wenn jemand nachweisbar sachlichen Stuss verzapft, dann betrifft das eine ganz andere Ebene. Fakten sind Fakten, ob Blutfettwerte oder der Vertragsabschluss zum Westfälischen Frieden.
    Wenn ein Autor Fakten verbiegt, weil er zu faul ist, gründlich zu recherchieren, weil es ihm nicht in die Story passt oder weil er sich gegen seinen Lektor nicht durchsetzen kann, dann ist das ein Armutszeugnis für den Autor (ggfs. auch für den Verlag).


    Auf dieser sachlichen Ebene sind Romane, in denen Fakten verbogen werden, schlecht. Und je mehr hier verbogen wird, umso schlechter wird das Buch auf dieser sachlichen Ebene.
    Die Frage der Unterhaltung stellt sich hier gar nicht, weil sie eine andere Ebene betrifft.


    Davon ab, dass jemand, der etwas von der Sache versteht, sich bei solchen Kolportagen beim besten Willen nicht gut unterhalten kann.


    Und zu guter Letzt sind wir im falschen Thread. ;o)


    Iris

    Also jetzt mal ganz langsam:


    So wie ich das verstanden habe, geht es Historikus, Antiope, Gheron und mir um eine Verantwortung auf Seiten der AutorInnen und der Verlage, keinen Etikettenschwindel zu betreiben und damit Liebfrauenmilch mit großem PR-Aufwand als Côtes de Meursault zu verkaufen.


    Ich habe nirgendwo einen Angriff gegen die LeserInnen finden können. Niemand hat irgendwo behauptet, dass jemand, der gerne Donna Cross oder Dan Brown oder Heimatromane etc. etc. liest, deshalb minderwertig sei.


    Wer gerne und viele Hamburger isst, ist deshalb keineswegs ein schlechter Mensch.
    Wenn man ihm sagt, dass er dadurch auf Dauer seine Blutfettwerte versaut, kann das natürlich die Freude am Hamburger momentan vergällen. Aber derjenige, der warnt, behauptet damit nicht, dass jemand, der gerne und viele Hamburger isst, minderwertig sei, sondern er weist nur auf die möglichen Folgen von häufigem Hamburgeressen hin.
    Was der Hamburgerfreund daraus macht, bleibt doch ihm überlassen. Dies ist ein freies Land. Er kann soviele Hamburger essen, wie er will und sooft er will, wenn's ihm schmeckt.


    Es sollte anderen allerdings ebenso erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass die Hamburgerhersteller, um Reibach zu machen, bedenkenlos in Kauf nehmen, dass sich bei häufigem Hamburgeressen die Blutfettwerte verschlechtern können.


    So rum wird ein Schuh draus.


    Iris

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Wenn man als Autor allerdings nach Wortanzahl bezahlt wird, dann sollte man die pseudo-gelehrte Variante nehmen. ;) Das gibt mehr Kohle! Auch wenn's hinterher keiner mehr lesen mag.


    Und wieder Blödsinn! ;o)
    Die dicksten Brummer stammen meistens (!) von Autoren, die sprachlich nicht über den Dreiwortsatz rauskommen und krude Märchen verzapfen.
    XXXL-Cheeseburger eben. ;o)
    Zähl mal nach!


    Iris

    Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Im Zusammenhang mit dem von mir als Beispiel zitierten Satz von Dir, konnte ich leider keinen ironischen Zusammenhang herstellen.


    Kann man vielleicht auch nicht, wenn man sich diese Schwätzer nicht antut. ;o)


    Zitat

    Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, mit welcher Freude anscheinend manche Leute Literatur egal welcher Gattung, sezieren zu versuchen. Da wird dann mit allerlei Firlefanz-Begriffen um sich geworfen, damit es den seriösen Charakter solch einer Analyse mehr Glanz verleiht. Sowas nenne ich "für dumm verkaufen".


    Das ist jetzt echt Blödsinn! ;o)
    Wenn ich mich recht entsinne, dann bist du Mediziner. Und ihr Mediziner habt - ebenso wie Juristen, WiWis und andere Spezialisten - euer eigenes Vokabular, vor dem jeder Normalsterbliche ratlos im Boden versinkt.
    Dieses Vokabular verschafft euch häufig Distanz, der Patient resp. seine Angehörigen sind eingeschüchtert und stellen keine weiteren Fragen, die den Arzt in Zeit- oder Erklärungsnot bringen könnten. ;o)
    Aber was das Wichtigste ist: Es handelt sich um eine international verständliche Standardisierung. Jeder Arzt in aller Welt weiß, worum's geht, wenn jemand den Begriff os xiphoideum im Munde führt (und knapp oberhalb vom "Sonnengeflecht").


    Warum sollte das, was bei Naturwissenschaftlern, Juristen, WiWis und anderen Disziplinen sinnvoll ist, bei Geisteswissenschaftlern arrogantes Geschwätz sein? Das kapier ich nun wirklich nicht. ;o)

    Zitat

    Aber anscheinend ist das hauptsächlich ein Problem der "ernstzunehmenden" Autoren und Kritiker, die mit dem kommerziellen Erfolg reiner Unterhaltungsautoren nicht klarkommen. Das Erfolg auch neidisch macht müssen wir ja nicht explizit ausdiskutieren. Neid ist menschlich und wird dann eben gerne hintenherum mit Kritik vermengt, denn Kritik ist ja jedem erlaubt und somit anscheinend nicht angreifbar.


    Nochmal Blödsinn!
    Es geht nicht um Neid. Es ist ein Ärgernis, wenn Konsumenten bewusst verarscht werden.
    Wie immer, wenn es um Geld geht. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von RATTENTOD
    mir fehlt dazu eine kundenummer, medium / verlag und den ressort (was immer das ist)


    Ups, sorry, das ist untergegangen ...
    Diese Angaben sind nur für Journalisten nötig. Mail einfach mal hin (da ist ein LInk auf der Seite) oder ruf an bei der Presseabteilung an. Adresse und Tel. sind irgendwo auf der leider etwas chaotischen Website.
    Du musst allerdings ausdrücklich sagen, das du eine Besprechung auf deiner Homepage machen wirst.
    Herzliche Grüße!


    Iris

    Dieser Film ist im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblich! Tim Burtons Umsetzung des gleichnamigen Romans von Daniel Wallace ist ein Parforceritt durch die gesamte erzählerische Tradition Europas und Amerikas, von Homers Odyssee und den Grimm'schen Märchen bis hin zu Motiven des zeitgenössischen Films.


    In dieser Geschichte wird jeder amerikanische Mythos verdreht und auf seine Ursprünge zurückgeführt, auf das kulturelle Gedächtnis und die Träume derer, die sich in einer neuen Welt ein neues Leben zu verwirklichen suchten und von denen die meisten an der bloßen Realität scheiterten - wie z.B. Will Loman in Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden.


    Ed Bloom, auch ein Handlungsreisender, kehrt dies um. In bester romantischer Tradition wird bei ihm die Phantasie, die Fiktion, zu einer Methode, der an sich nüchternen und wenig sinnvollen reinen Faktensammlung namens Realität Sinn zu verleihen.


    Wie Realität und Phantasie verschmelzen, um zu Wirklichkeit zu werden, das ist wohl die besondere Leistung, die Tim Burton und die gesamte Crew in Big Fish bringt.


    Bestens unterhaltene Grüße,


    Iris

    Moin Doc und Bo! :o)


    Zitat

    Original von bogart
    ich glaube schon, dass deutsch eine sprache ist, mit der man wunderbar vielfältig begebenheiten, gefühle, menschen beschreiben und ausdrücken KANN!


    O ja, man kann.
    Es gibt eine inzwischen sehr verbreitete Haltung, die eine Art Fibelstil preist: kein Satz mit mehr als 10 Wörtern, SPO-Syntax, Adjektiv/Adverb-Tabu, Reduktion des Wortschatzes, Statements statt Beschreibungen/Schilderungen.
    Ich fühle mich bei solchen Texten vera####t! ;o)


    Zitat

    deshalb regen mich gerade so plump übersetzte begriffe wie 'perfekte brüste' (auf jeder 3. seite von john grisham, wenn er eine schöne frau beschreiben will) auf,


    Ich sitze bei solchen Statements immer da und frage mich: Was bitteschön sind "perfekte brüste"? Da hat doch jeder Mensch, ob Mann oder Frau, eine andere Vorstellung? Ist es das, was man meint, wenn man sagt, es sei wichtig, so viel als möglich der Phantasie der LeserInnen überlassen - Beliebigkeit?
    Was wird eigentlich der Phantasie überlassen? Doch nur unwichtige Äußerlichkeiten. Ansonsten wird man in den meisten dieser "Bestseller" wie eine Zuchtsau am Nasenring herumgeführt. Die meisten sind - abgesehen vom Fibelstil - strikt nach Lehrbuch und Reißbrett konstruiert. Wenn man das einmal durchschaut hat, langweilt man sich zu Tode.


    Zitat

    und endlich mal jemand, der bei dan brown meiner meinung ist! vielleicht sollte ich mir mal frank schätzing zu gemüte führen.


    Er ist gelegentlich etwas weitschweifig in seinen Erklärungen, aber das ist bei einem derart komplexen Thema auch nötig.
    Schade fand ich, dass die Aufgabe der Rettung des Planeten mal wieder denen übertagen wurde, die an der Schaffung neuer, wenig menschenfreundlicher ökologischer Gleichgewichte noch den fettesten Anteil haben - "Konzession an den Markt" nenne ich so was. Es geht wohl nicht völlig ohne.


    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Sorry Iris, wenn sowas die Sprache deutscher Autoren ist, dann Danke und der Nächste bitte. Da ist's kein Wunder, wenn King populärer ist. Den verstehen die Leute eben.


    Lieber Doc, ich habe nicht ganz verstanden, ob deine Bemerkung auf die Poplits zielte oder auf mein Sätzchen. ;o)
    Wenn ersteres, stimme ich dir zu, auch wenn Stuckradt-Barre & Co. natürlich auch als Zeitgeistphänomen gesehen werden müssen: der Yuppi-Bohemien in seinem Biotop. ;o) Aber für weitergehende soziologische Studien fand ich die Herren nie interessant genug. :o)


    Franz Schulz (Morbus Fonticuli) hingegen hat mich seinerzeit wirklich überzeugt: Da ist jemand, der bravourös erzählen kann, weitschweifig, verspielt, derb, grotesk, nachdenklich, jemand, der alles tut, was einem die "Schreiblernbücher" von Sol Stein, James Frey & Co. verbieten, der mit allen Konventionen bricht, dem man gerade deshalb stundenlang zuhören möchte, über den man sich ausschütten kann vor Lachen - ein zeitgenössischer Schelmenroman, den merklich ein Mann aus der Perspektive eines Mannes schreibt. Herrlich!


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Gheron
    Unter Umständen handelt es sich um Machtspielchen innerhalb der Verlage, die mit dem Autoren selbst nichts zu tun haben.


    Wie im Falle meines Covers -- denn beinahe wäre es doch noch ein langweiliger dunkler Ölschinken geworden.
    Okay, ich gelte jetzt hausintern vermutlich als "etwas schwierig", aber das war es mir wert ... :o)


    Zitat

    Ich hasse es nämlich, fotografiert zu werden.


    Ich auch - und wie!


    Zitat

    Habe ich aber, da ich einen gewissen Hang zur Heftigkeit nicht verleugnen kann. Daher habe ich mir auch angewöhnt, zuerst nachzudenken, bevor ich rede oder schreibe. Sollte man mich deshalb den großen Schweiger nennen, ist dies zwar nicht ganz richtig, aber auch nicht vollkommen falsch.


    Geht mir ähnlich. Übrlicherweise verschweige ich meine Meinung, wenn ich ein Buch so richtig schlecht finde. Allerdings aus einem anderen Grund: Dann bringe ich es zumindest nicht ins Gespräch. ;o]


    Listige Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Fdlmich
    Muss man dann die Autoren verurteilen, sie als schlechte Autoren hinstellen - die nur auf Gewinn aus sind!


    Die müssen sich selbst jeden Morgen im Spiegel anschaun - insofern ist es nicht mein Problem.
    Ich möchte nicht tauschen.


    Zitat

    Wird sich nicht das gute immer irgendwann durchsetzen.


    Nicht wenn es aus ökonomischen Gründen gar nicht erst gedruckt wird.


    Natürlich wird Nachfrage durch Werbung und PR massiv manipuliert - das sieht man doch schon daran, wieviel Lizenzmist auch hier in die Bestsellerlisten hüpft, bloß weil man ständig über gewisse Namen stolpert. ;o)


    Aber die Nachfrage bestimmt auch das Angebot mit - und dessen Qualität: Wenn eine überragende Mehrheit nur noch "billig" will, dann werden sich die Anbieter danach richten und bis zum äußersten Rationalisieren und - entlassen.
    Was man am Preis spart, zahlt man dann bei den Sozialabgaben dann wieder drauf.
    Oder bei der Lebensqualität, wenn es einen dann selber erwischt.


    Wenn eine überragende Mehrheit nur noch Schund kauft, wird nur noch Schund gedruckt werden.


    Ökonomische Grüße,


    Iris

    Hallo Gheron, Antiope und alle Streithähne und -hennen!


    Zitat

    Original von Gheron
    Man mag es nicht glauben, aber es gibt für all diese Beispiele Leser, die darauf abfahren. Ich habe im Lauf der Jahre hier schon einiges erlebt, das mir, besäße ich die Neigung zum Haare ausraufen, eine glanzvolle Karriere als Bruce Willis-Double ermöglicht hätte.
    Eines sollte man aber nie außer acht lassen. Jeder Roman ist das subjetive Ergebnis der Phantasie seines Autoren und gibt die Historie aus dessen Blickwinkel wieder. Ein anderer Mensch kann die Personen und Geschehnisse in diesem Roman völlig anders interpretieren. Jeweils für sich gesehen, haben beide recht.


    Volle Zustimmung auf der ganzen Linie, Gheron!


    Ich muss zugeben, dass ich immer wieder das Kotzen (!) kriege, wenn ich in den Angeboten blättere - aber LEIDER findet dieser Schund großen Absatz. Und das ist für die Verlage entscheidend.


    Ich nehme mir einen solchen Appell wie den von Antiope und Historikus wirklich zu Herzen, ich versuche wahrhaftig zu sein und nicht bloß "zu unterhalten" oder eine irgend geartete religiöse oder emanzipatorische Message zu propagieren. Denn was unter diesen Deckmäntelchen auf den Markt geschmissen wird, ist nicht einmal die Verwendung von Altpapier zur Materialerstellung wert!


    Ärgerliche, aber unverdrossen kämpferische Grüße vom Schreibtisch ...


    Iris

    Zitat

    Original von Exzentriker
    Schönes Zitat :]. Ein Original "Iris"?


    Es ist zitationsfähig - ich denke zwar, dass viele dieselbe Motivation gehabt haben, aber der Satz war mir in der Tat gerade erst eingefallen. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris