Beiträge von Iris

    Überregionale Tageszeitungen, gelegentlich die Zeit, im Internet auch gerne WashPo, New York Times, Guardian und Observer.
    Magazine nur sehr gelegentlich und dann wie Kraut und Rüben, allerdings habe ich eine profunde Aversion (bis hin zur allergischen Magenverstimmung) gegen Boulevardmedien aller Art. :o)


    Dafür tummele mich mich gerne im Heise.de-Forum (c't), wo sich Linuxianer und Windowsianer gegenseitig die Köpfe einschlagen. ;o)


    Ansonsten: Bücher, vor allem Bücher!


    Bibliophile Grüße,


    Iris

    Hallo Micha und Gheron!


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    Original von Fdlmich
    Wenn ich daran denke, wie in unseren Schulen mit der Geschichte umgegangen wird - grauenhaft. Es gibt Lehrbücher und es gibt Lehrer, denen das vollkommen egal ist.


    Oder wie sagt mein Mann so schön: "Mittelalter? Das ist die Zeit, wo ich in der Schule nicht aufgepasst habe." ;o)


    In meiner Tochter Schule fird nahezu ausschließlich Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unterrichtet - mit dem Resultat, dass die Kinder Berge von Kopien mit stets gleichbleibendem Informationsgehalt im Regal stapeln: arme Bauern, böse Adlige und Kleriker, aufgeklärte Stadtbewohner, fleißige Händler und Handwerker.


    Irgendwie war unser Geschichtsunterricht zwar weniger bodennah, dafür spannender.


    Wobei es sicherlich vor allem an den LehrerInnen liegt ...


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Bo!


    Zitat

    Original von bogart
    aber eines der schönsten deutschen bücher - was die sprache betrifft - ist nach meiner meinung 'die letzte welt' von christoph ransmayr.


    Ja.


    Ja!


    JA!


    Begeisterte Grüße,


    Iris

    Hallo Jaleh!


    Zitat

    Original von Jaleh
    Meine Hauptkritik richte ich aber nicht an die Sprache, sondern an die Art, wie mit ihr umgegangen wird.


    Das gilt allerdings für alle Sprachen! Wenn ich einen Ami aus dem Bible Belt zuhöre, kriege ich Krämpfe - die Dialekte von NYC oder "Nahleens" sind dagegen wirklich nett anzuhören. Russisch klingt auch nicht in jeder Region gleich, und gerade das Deutsche ist keine Sprache, sondern eine Ansammlung der unterschiedlichsten Dialekte ...
    Und dann kommt es noch darauf an, ob jemand diese Sprache wirklich beherrscht oder ob er sie eigentlich nur benutzt, um sein Ego aufzublähen ...
    Da gibt es einfach zu viele Faktoren - bis hin zur Stimme, Gestik und Mimik ...


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    In dem anderen Thread hatte ich ja auch gesagt, dass ich wenig moderne deutsche Autoren kenne, die mir gefallen. Zu den modernen zähle ich bereits nicht mehr Hesse dazu, den ich sehr mag.


    Es gibt einen Grund für das verbreitete Misstrauen gegenüber der Sprache (weshalb "wir Deutschen" auch keine Anhänger der angelsächsischen Analytischen Sprachphilosophie sind), das seine Wurzel in den Greueln des letzten Jahrhunderts hat. Von den extremistischen Ideologien wurde und wird Sprache aufs Schrecklichste missbraucht. Sie wird geformt, bis sie dem Schrecken dienstbar ist.
    Deshalb standen deutschsprachige Schriftsteller nach 1945 der Sprache als formbarem Werkzeug sehr argwöhnisch gegenüber uns suchten nach einer "Klarheit des Ausdrucks", die an Deutlich- und Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
    Poetisch wurde ein Heinrich Böll nur in Irland - wobei meiner Ansicht nach seine karge und zugleich komplexe Ausdrucksweise von einer bemerkenswerten Schönheit zeugt.


    Tip: Such mal nach österreichischer Literatur. Die sind zwar häufig sehr sauertöpfisch, andererseits haben sie z.B. mit Wolf Haas einen Sprachspinner wie er im Buche steht. :o)


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    Dass das Englische nuancenreicher ist, hat man uns im Studium beigebracht und ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass das stimmt.


    Jaja, und den Romanisten erzählt man das über Französisch/Italienisch/Spanisch/etc., den Altphilologen über Latein und Griechisch etc. Je nachdem, was die DozentInnen am innigsten lieben. ;o)


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    Es gibt auch deutsche Ausdrücke, die keine genaue englische Entsprechung haben, aber meistens muss ich mich zwischen mehreren englischen Übersetzungen entscheiden.


    Mir ist es umgekehrt ständig genauso gegangen. Es liegt nicht an präziseren Begriffen, sondern daran, dass die Bedeutungsfelder niemals völlig deckungsgleich sind, so dass bei mehrdeutig (z.B. metaphorisch) verwendeten Wörtern sofort Probleme auftreten. ;o)


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    Und liegt es nicht genau daran, dass sich deswegen die vorhandenen Sprachen auf den britischen Inseln mehr in die Sprache eingegraben haben, als auf dem Festland, wo von einer Kultur- und Sprachwelle nicht viel übrig blieb?


    O nein! Hier irrst du gewaltig! Jede kontinentaleuropäische Sprache ist durchtränkt von den Spuren der Geschichte wie ein Schwamm: Lehnwörter, Fremdwörter, Wortbedeutungen, Konnotationen (Nebenbedeutungen etc.), Abweichungen in der Syntax, Dialekte etc.


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    Wenn ich bedenke, dass Köln jahrelang eine französische Stadt war (auch wenn die Kölner sich dagegen redlich gesträubt haben), gibt es doch wirklich wenig Überbleibsel aus der Zeit.


    So lang war es nicht, dafür sind die Übernahmen ("Fisimatenten" etc.) eindeutig eher negativ belegt. ;o)


    In München, wo die bürgerlichen Kreise die Lebenskultur Frankreichs wesentlich freundlicher aufnahm, wurde auch eine Menge Vokabular übernommen, das in dialektaler Form bis heute überlebt hat: Paraplui, Trottoir, Paravent, Plafond etc.


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    So sehr ich Arundhati Roy dafür bewundere, wie sehr sie sich für ihre politischen Überzeugungen einsetzt, so sehr wünschte ich mir doch, sie fände Zeit für einen neuen Roman.


    Verständlicherweise hält sie die Beseitigung dieses gefährlichen Westentaschenrambos und seiner Junta für dringlicher als ein Dasein im Elfenbeinturm. ;o)


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    Das ist mir überhaupt nicht aufgefallen, ich muss in Deinem Buch nochmal daraufhin herumblättern. Das ist ein Kompliment an die gute Lesbarkeit - und das bei einem Thema das mich sowas von überhaupt nicht interessiert. ;-)


    Da bist du nicht die Einzige. Wahrscheinlich wirst du kaum glauben, dass sich dieses Thema aus einem profunden Interesse an der jüngeren deutschen Geschichte (Himmlers Germanentümelei!) und von daher auch der des deutschen "nation buildings" (Ulrich von Hutten, Kleist etc.) entwickelte. Irgendwann wollte ich auch wissen, was eigentlich dran ist an all diesen Legenden. ;o)


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    Trotzdem vermisse ich häufig HEUTE den kreativen Umgang mit ihr und habe Spaß daran, wie selbst in mittelmäßigen amerikanischen Fernsehserien (so man Gelegenheit bekommt, sie im Original zu schauen) viele flinke Wortspiele das Zuschauen und Zuhören zum Vergnügen machen. In deutschen Produktionen dagegen ist es immer noch gang und gäbe, ein Deutsch zu sprechen, das so von jeder Alltagssprache entfernt ist, geschweige denn witzig daherkommt, dass ich mir das meiste schon deswegen nicht anschauen kann.


    Ahem ... das Gegenteil ist der Fall. Wie meine über deutsche Soaps bestens informierte Tochter zu berichten weiß, ist die Sprache eher deshalb drüftig, weil sie den Straßenargot nicht kreativ nutzt, sondern "realistische" Dialoge friemelt, die gerade deshalb sterbenslanweilig sind.
    Das glaubt einem kein Mensch, aber es ist so: Die Soap-Autoren kopieren 1:1, was sich auf unseren Bürgersteigen abspielt.


    Ansonsten gibt es schon einige Reihen und Serien im TV, in denen auch und gerade mit Sprache gespielt wird - z.B. im Münsteraner Tatort (der mit J.-J. Liefers als schrulligem Forensiker) ebenso wie im Münchner und Österreicher Tatort, bei dieser dramaturgisch ziemlich langweiligen "Pfarrer Braun"-Serie ebenso wie dem "Bullen von Tölz".
    Es ist nicht mehr ganz so schlimm wie zu Zeiten der "Schwarzwaldklinik". ;o)


    Zitat

    Tja, meine Kritik an der deutschen Literatur der 80er Jahre habe ich in dem anderen Thread ja schon dargelegt und sogar Zuspruch gefunden. :-)


    Da kriege ich auch meist das Gähnen ... ;o)


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    Und demnächst werde ich mich mal mit Iris' Empfehlungen beschäftigen und sehen, ob da jemand flott, interessant und inhaltlich ansprechend schreibt.


    Und dennoch bleibt es am Ende Geschmackssache.


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    Übrigens gibt es niederländische Autoren, deren ins Deutsche übersetzte Bücher mir sehr gefallen.


    Cees Nooteboom! Harry Mulisch! :o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Fritzi!


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    Original von Fritzi
    Ich denke, da liest Du falsch heraus... Ich machs exakter: ... zwischen gut gemachter kurzweiliger ..... und gut gemachter/recherchierter anspruchsvollerer usw. usf.


    Warum sollte die anspruchsvollere nicht kurzweilig sein? ;o)
    Offen gestanden, ich sehe keinen Widerspruch zwischen Anspruch und Unterhaltung. Meiner Ansicht nach ist Unterhaltung, Kurzweil, Entspannung nur Mittel zum Zweck, nämlich dem, etwas zu vermitteln: historische Erkenntnisse, ethische Fragen, soziale Fragen - und das möglichst nicht in einer Collage, in der nichts recht zum anderen passen will, sondern in einer Art "Gesamtkunstwerk".
    Als AutorIn verschaffe ich mir durch das Mittel der Unterhaltung das Wohlwollen und damit auch die Aufnahmebereitschaft der LeserInnen, indem ich sie in die Geschichte hineinziehe, sie ein paar Stunden abtauchen lasse in eine andere Welt.
    Mir reicht es allerdings nicht, die LeserInnen in einer Art watteweicher Gummizelle versinken zu lassen, sondern ich möchte ihnen etwas zeigen: etwas Wirkliches, Wahres - schöne Dinge ebenso wie schreckliche.
    Und ich möchte, dass sie sich damit auseinandersetzen, es in einen Bezug zu ihrem eigenen Leben, ihrer eigenen Welt setzen.
    Dazu brauche ich eben eine gehörige Portion Kurzweil. :o)
    Anspruch und Unterhaltung zu trennen, halte ich deshalb für eine ziemliche Dummheit - egal von welcher Seite diese Idee kommt. ;o)


    Zitat

    Wie denn ? Sie ist tot und keiner kann mehr hinterfragen, ob sie Satz XY im realen Leben damals WIRKLICH so gesagt hat.....


    Fritzi, bitte: Es geht nicht um jeden einzelnen Satz. Wer Dialoge so schreibt, wie sie am Küchentisch realiter geführt werden, langweilt seine Leser zu Tode! Es ist die Aufgabe eines Schriftstellers - ebenso wie eines jeden Künstlers - zu reduzieren, zu pointieren, das Wesentliche einer Situation herauszuarbeiten und das und nichts anderes kurzweilig zu transportieren. Goethe hat das in seinem Werther dermaßen perfekt gemacht, dass es seinerzeit unter jungen Männern eine Serie von Selbstmorden wegen unerfüllter Liebe gab! ;o)


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    Ich sagte ja, wir kennen (?) die Fakten und können somit sehr wohl unterscheiden. Und grade was die jüngere Geschichte/Politik betrifft, kann man den Menschen heute kein X für ein U vormachen....


    Thor Kunkel konnte man das offenbar. (Zwar halte ich seine grundlegende These für durchaus haltbar, aber eben nicht die Umsetzung, und seine Recherche war offenbar geprägt von Wunschdenken.)
    Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass es keineswegs egal ist, ob ich Geschichte fälsche, ganz gleich, wie lange das Ereignis her ist. Ich hätte auch die Inquisition nehmen können, die Greuel des 30jährigen Krieges oder die oft systematische Ausrottung indigener Völker ...
    Mein Beispiel mag "geschmacklos" gewesen sein, aber wenn das entscheidende Kriterium dafür, ob ich einen geschichtlichen Sachverhalt verfälschen darf oder nicht, die allgemeine Verbreitung von Kenntnissen in der jeweiligen Zielgruppe ist, wäre ein solches Projekt in den USA z.B. oder in China durchaus akzeptabel.
    Und die Frage bleibt bestehen: Woran verdammt nochmal! bemesse ich das? An der Tatsache, dass wir Deutschen bei der (übrigens in ihrer Methodik nicht völlig unumstrittenen) PISA-Studie nur mittelmäßig abgeschnitten haben? Ist es dann eh wurst, was für einen Müll wir in die Hirne pumpen, wenn's nur lang genug her ist? ;o)
    Aber wenn das richtig ist, dann bedeutet es in der Konsequenz, dass Geschichte keine wirkliche Bedeutung hat, dass wir sie als Freizeitpark nutzen können und uns nicht länger darüber definieren (müssen) - nur: Welche Bedeutung sollte dann die Nazizeit noch für uns haben?


    Ich weiß, dass das gemein ist, aber man muss immer auch über die Konsequenzen seiner Thesen nachdenken. Und die sind in diesem Falle meiner Ansicht nach verheerend!


    Zitat

    naja, dann würde es ja gar keine kleinen, feinen Verlage mehr geben, oder ????


    Die gibt es - und die drucken weder Räuberpistolen noch Nackenbeißer. ;o)


    Zitat

    soll ich meinen Kunden in Zukunft die leichte Unterhaltung untersagen oder madig machen, damit die breite Masse in Deutschland endlich erkennt, was wir tagtäglich an ihrer Meinungsbildung versauen ??? ;-))


    Kennst du nur "on" und "off"? ;o)
    Es geht um eine Bewusstseinsbildung, nicht um Verbote oder gar eine orthodoxe Missionierung.
    Es ist nicht so, dass die LeserInnen von schlechten Büchern - und die gibt es! - minderwertig wären, nur weil sie es nicht besser wissen. Kleinkinder, die noch nicht lesen können, sind ja auch mitnichten "minderwertiger" als Schulkinder, die das (hoffentlich!) schon können.
    Es gibt keinen Zusammenhang zwischen kulturellen Fertigkeiten und der Menschenwürde.
    Nur insofern, als es ein Gebot der Menschenwürde ist, niemanden in seiner "selbst verschuldeten Unmündigkeit" (Kant!) verharren zu lassen. ;o)
    Dieses Gebot ist z.B. die Grundlage für die allgemeine Schulpflicht. Aber niemand von uns darf "den Staat" mit der grundsätzlichen Aufgabe der Aufklärung alleine lassen. Dies ist eine Demokratie, und Demokratie funktioniert nur, solange wir uns alle füreinander einsetzen, soweit das möglich ist. Das bedeutet nicht, dass jede/r Gottweißwieviele ehrenamtliche Engagements übernehmen soll - es reicht eigentlich, wenn jede/r Berufstätige sich auch über die gesamtgesellschaftliche Bedeutung seiner Tätigkeit im Klaren wird und danach handelt.
    Kleine Schritte eines einzelnen Menschen sind für die Menschheit nicht selten große Sprünge. :o)


    Leider - das ist keineswegs ein Vorwurf an dich, Fritzi! - versucht unsere von rein wirtschaftlichen Interessen getriebene Welt, den Menschen in einer "unfreiwilligen Unmündigkeit" einzulullen. Unterhaltung wird heute verbreitet auch als "Opium fürs Volk" eingesetzt.
    Deshalb sollten sich die Kulturschaffenden und diejenigen, die die Produkte der Kultur unter die Menschen bringen, gemeinsam wenigstens ein bisschen befleißigt fühlen, daran etwas zu ändern, damit wir nicht doch wieder eine auch nur annähernd ähnlich entsetzliche Hölle geraten wie 1933-45 oder wie im 30jährigen Krieg! Und das kann leicht geschehen, wenn wir vor lauter unterhaltsamer Benommenheit vergessen, wer wir sind und wodurch wir das geworden sind.
    Daher der unappetitliche Kontext!


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Morgana!


    Nachdem meine Browser gestern nur gesponnen haben, kommte jetzt endlich mal die Antwort. :o)


    Zitat

    Original von Morgana
    Komme doch auch aus Köln und finde deshalb solche Bücher umso spannender...


    Ich bin zwar eine gebürtige Krefelderin, habe aber - hey, hey! :wave - in Köln Abi gemacht, nämlich 1983 auf der Kaiserin-Augusta-Schule. Gewohnt habe ich erst in Müngersdorf, dann am Eigelstein.
    Die Welt ist klein!


    Grüße an den Rhein!


    Iris

    Hallo Wolke!


    Zitat

    Original von Wolke
    Hi Iris, die Frage, die ich Antiope bzgl. Wolfram Fleischhauer gestellt habe, geht natürlich auch an dich. Es würde mich interessieren, ob du von ihm auch schon mal ein Buch gelesen hast.


    Ich habe ihn seit einer halben Ewigkeit zusammen mit Iain Pears in meinem Amazon-Einkaufswagen liegen, traue mich aber nicht, "zur Kasse zu gehen", weil ich fürchte, dass mein Banker beim Eingang der Lastschrift sofort zum Telefon greift ...
    Außerdem habe ich noch Zeit, wenn ich so meinen SUB anschaue. Aber wenn's mir gefällt kommt garantiert eine Empfehlung. :o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Gast! :o)


    Zitat

    Original von Gast
    ich würde gerne interessante, stimmige historische Bücher lesen, viele, sehr viele. Meist stelle ich mir dann beim Lesen die Frage, kann das so gewesen sein, aber leider liegt die zeit, in der ich mich gerne mit Geschichte befaßt habe, doch schon ein paar Jährchen zurüc.
    Wer hilft mir?


    Ich weiß nicht, ob ich das kann, aber ... einen Versuch ist es wert. :o)


    Leseforen wie dieses und andere im Netz können einem schon sehr weiterhelfen. Man merkt an den vorgestellten Büchern, wenn man sie in der Buchhandlung mal beschnuppert hat, recht schnell, ob die Empfehlungen eines bestimmten Rezensenten in die (subjektiv) richtige Richtung gehen oder nicht.
    Ich denke, in einer kleineren Buchhandlung ist man auch sehr gut bedient, am besten wenn man etwas Zeit mitbringt und nicht zu den Zeiten hingeht, wenn Hochbetrieb herrscht.


    Wenn man auf ein interessantes Buch stößt, schadet es ja auch nicht, einmal herumzurecherchieren. Man muss nur aufpassen, dass einem die eigene Wunschvorstellung kein Bein stellt bei der Auswahl der Stellen, denen man dann sein Vertrauen schenkt.


    Eine gute Urteilskraft ist einfach auch eine Frage der Gewohnheit.


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Antiope und Wolke!


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    Original von Wolke
    Jetzt mal ganz im Ernst, diese Bücher wurden dir alle als historische Bücher angeboten? Oder haben die Herrschaften vielleicht Fantasy verstanden??? ?(


    Naja, "Ayla" steht eigentlich überall unter "Historische Romane", und wenn Antiope auf Mitarbeiter gestoßen ist, die sich nicht fürs Genre interessieren, ist das auch ein Problem.


    Zitat

    Ich auch nicht und außerdem bin ich der Meinung, es stimmt auch gar nicht!


    Wie sagte der Literaturagent Michael Meller kürzlich: "Komisch, ich dachte Frauen lesen gerne über Männer." ;o)


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    Das würde mich ehrlich gesagt auch mal interessieren! Wenn du bei uns im Laden gewesen wärest, hätte ich dich zuerst gefragt, welche Bücher du bereits gelesen hättest und welche dir ganz besonders gefallen haben, daran kann man sich doch schon mal ein wenig orientieren, da du damit schon eine klare Richtung vorgibst, sofern du weiterhin etwas in diese Richtung suchst.


    Das sollte auch so sein. Jedenfalls ist es bei uns meistens so üblich. Naja, wenigstens bei meinen Lieblingsbuchhändlern, die einen stöbern und reinlesen lassen, aber bei hilflosem Umherschauen sofort zur Stelle sind.


    Zitat

    (Beispiel Weihnachten werden gerne bekannte Bücher gekauft, damit man nur ja nichts falsch macht).


    Und ich habe jedesmal das Problem, lauter Sachen zu bekommen, die ich für die nächsten Geburtstage aufsparen kann. ;o)


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    Finde ich ja interessant, ein kleiner Laden, der sich wahrscheinlich von den Großen unterscheidet, weil dort auf gute Beratung Wert gelegt wird, wie man an der Auswahl der dortigen Bücher sehen kann.


    In meinen Ohren klingt das wahrscheinlich. :o)


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    Wenn du die Markgräfin durchgelesen hast, würde mich auch interessieren, wie sie dir gefallen hat.


    Mich auch, mich auch!!


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    Kennst du eigentlich das Buch "Schwarze Frau am Nil" von Brigitte Riebe?


    Ich finde, dass sie richtig sauber recherchiert. Mir hat eigentlich nur ihr Palast der blauen Delphine nicht recht gefallen, es wirkte wie zum x-ten Male überarbeitet, das tut keinem Manuskript gut.
    Ansonsten kann ich sie durchwegs empfehlen, insbesondere "Pforten der Nacht"!!! (Für die Kirchenmaus Antiope habe ich die TB-Ausgabe angegeben. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Wolke


    Tolle Idee, ich bin jetzt schon ganz neugierig!


    Bei uns in Marburg würde das vermutlich nicht ganz so einfach sein. Wobei ... ich könnte ja auch noch mal Mäuschen spielen! ;o)


    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass vieles dabei einfach an der Motivation der MitarbeiterInnen liegt: Ist das Klima gut, dann verkaufen sie auch gut und gehen nicht nur auf Nr.Sicher.
    In den supermarktähnlichen Großbuchhandlungen bin ich auch schon auf derart schlecht geschultes und schlecht informiertes Personal gestoßen, das oft obendrein ziemlich pampig war ...
    Da schneidet sich der Betreiber doch ins eigene Fleisch. Und die Mitarbeiter sägen am eigenen Arbeitsplatz ... :o(
    Trotzdem: Eine gute Motivation kann man nicht erzwingen, da muss das Klima stimmen.


    Neugierige Grüße,


    Iris

    Hallo Demosthenes und Wolke!


    Zitat

    Original von Wolke
    Ca. 90 % der Leute, die ein Bohlen Buch bei uns im Laden gekauft haben, haben wir vorher noch nie gesehen, es sind die sogenannten "Bildzeitungsleser", die vorher schon häppchenweise von der genannten Zeitung angefüttert wurden. Ansonsten schauen diese speziellen Leser nicht in Bücher.


    Da muss ich Wolke tatsächlich recht geben. ZWar wurde "Diedah" gelegentlich auch von echten Lesern gekauft, aber im Grunde zielt es - wie so viele Sportler- und Promibios - auf die Freunde der yellow press.
    Die zählen nicht wirklich zur durchschnittlichen Kundschaft der Buchhandlungen.
    Herzliche Grüße,


    Iris

    Hallo Jaleh!


    Nichts für ungut, aber wenn ich eine solche Aversion und ein solches Unvertrauen gegen meine Muttersprache hegen würde, wäre ich garantiert nicht Schriftstellerin geworden. ;o)


    Zitat

    Ich will auch überhaupt nicht bestreiten, dass man sich auf Deutsch genau oder schön ausdrücken könnte. Ich würde schon eher behaupten, dass man sich auf Englisch ganz besonders genau ausdrücken kann, weil das Englische oft für ein deutsches Wort viele englische Wörter hat, deren Bedeutung sich nur in Nuancen unterscheidet.


    Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass es sich im Deutschen wesentlich anders verhalten würde. Übersetzungen sind schon deshalb ein Problem, weil Wortbeduetungen und Wortfelder in verschiedenen Sprachen so gut wie nie deckungsgleich sind.
    Bei Grammatiken, speziell in der Syntax, ist das noch weitaus schwieriger: Die englische Syntax ist mittlerweile fast völlig auf den SPO-Satzbau beschränkt. Ich würde eingehen, wenn ich so schreiben müsste, aber das liegt vielleicht auch an anderen stilistischen Vorlieben und daran, dass ich diese Beschränkung nicht von Kindesbeinen an gewohnt bin.


    Zitat

    Soweit mein Halbwissen reicht, liegt das daran, dass auf den britischen Inseln besonderns viele Völker gelebt haben, die alle sprachliche Spuren hinterlassen haben.


    In einigen Teilen Deutschlands war der kulturelle Austausch wesentlich häufiger, wechselhafter und durchgängiger. die britischen Inseln sind nun einmal Inseln, ihre sprachliche Entwicklung verlief in mehreren großen Schüben: Britisch, Inselkeltisch, Vulgärlatein, Normannisch (mit fränkischen und festlandkeltischen Einflüssen) - ansonsten blieb man unter sich.
    Auf dem Kontinent wurlten die Völker unentwegt durcheinander: Kriege, wechselnde Besatzungen, Umsiedlungen, Fluchtbewegungen, innerkontinentaler Handel ...


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    Ganz feste glaube ich daran (auch wenn jetzt Iris vielleicht wieder behauptet, ich hätte das von Creative-Writing-Dozenten oder sonstwem aufgeschnappt), dass es in jeder Sprache, in jedem Volk, in jeder Literatur bestimmte Traditionen gibt, die mehr oder weniger ausgeprägt sind.


    Zu früh gefreut! ;o)
    Die "CW'ler" wollen gerade diese komplexen kontinentaleuropäischen Traditionen als überholt durch gradlinigere aus dem englischsprachigen Raum ersetzt wissen.


    Zitat

    Ich liebe Wortspiele und den Mut mit Wörtern kreativ umzugehen. Deutsche Autoren arbeiten sehr wenig damit.


    Dumme Frage: Kennst du Ernst Jandl? Karl Valentin? Eugen Strittmatter? Hans Magnus Enzensberger? Oder aus der Romantik Brentanos und von Arnims "Des Knaben Wunderhorn"? Abzählverse? Kinderreime? Witze?
    Komisch, mir ist schon verdammt oft erzählt worden, wie sehr man die Deutschmuttersprachler für ihre sprachliche Kreativität bewundert. Hat man kein Wort, schafft man sich eins (zusammengesetzte Hauptwörter, Fremd- und Lehnwörter, sprachliche Neuschöpfungen - es ist gerade diese hochgradige Anpassungswilligkeit des Deutschen, die es inzwischen in der Jungendsprache hinter dem "Denglish" schon fast verschwinden lässt).


    Zitat

    Englischsprachige Inder aber, die ja fast alle zwei- oder dreisprachig aufgewachsen sind, haben sehr oft einen starken Hang dazu. Das beste Beispiel ist The God of Small Things von Arundhati Roy.


    Ganz im Ernst: Arundhati Roy ist etwas Unglaubliches gelungen, als sie mit einem Roman, der derart kreativ mit Sprache umgeht, einen Verleger fand. Und sie ist den Beweis angetreten, dass sich das Ungewöhnliche gut verkauft, sofern es wirklich gut ist. :o)


    Zitat

    So etwas kenne ich nicht aus der deutschen Sprache.


    Gibt's aber zuhauf. Die gesamte mittelalterliche Dichtung lebt von Sprachspielen.


    Zitat

    Ich staune auch, dass Iris schreibt, Wortschöpfungen seien bei uns so sehr akzeptiert. Hast Du Beispiele?


    Ich hatte das drastische Problem, dass eigentlich alle militärischen Begriffe durch regen Gebrauch durch die ganze spätere Geschichte inzwischen völlig andere Bedeutungen haben als zu der Zeit, in der mein Roman spielt. Also habe ich die lateinische Schreibweise in leicht eingedeutschter Form verwendet. Es kam eigentlich nur die Frage, ob das auch Duden-konform ginge, aber das Argument, die Bedeutungen würden anachronistisch ausfallen und falsche Assoziationen beim Leser erzeugen, wurde sofort akzeptiert. Und das im TB-Programm eines typischen Publikumsverlages! :o)


    Ansonsten: Stürz dich mal auf die oben genannten Poeten. :o)


    Wenn du mich fragst, ist diese überkritische und überskeptische Haltung der eigenen Sprache gegenüber ein Relikt aus der Vergangenheitsbewältigung, insbesondere aus der scharfen Kritik der 68er an allem, was "deutsch" sein könnte. Jede Sprache hat ihre Stärken und Schwächen - und ich finde es auffällig, dass von den Anfängen bis zu den 30er Jahren des 20.Jhs. ein unverhältnismäßig großer Anteil an den europäischen Erzähl-, Dichtungs- und Literaturtraditionen in deutscher Sprache abgefasst wurde. Ganz so dürftig und mangelhaft kann sie dann ja wohl nicht sein. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

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    Original von Doc Hollywood
    Na toll. Danke Iris, dass Du meine ganzen Nachforschungen hiermit preisgibst und damit natürlich die Neugierde auf meinen Roman quasi zum Erliegen bringst.


    Wieso deine Nachforschungen? Sei froh, wenn ich dich nciht mit abmahnungen und Prozessen überziehe! Ich habe ältere Rechte - ich wollte ein Buch über Publia Cornelia Scipia schreiben, die sich tapfer gegen die schreckliche Männerwelt durchgesetzt hat, und damit den Beweis antreten, dass es die Antike nie gegeben hat. Da stehen 15.000 Jahre Lügenmärchen in den Geschichtsbüchern, die nie stattgefunden haben. Schrecklich, gell?


    Außerdem sind Männer ohnehin eine Erfindung von Sieglinde Freud, die sich aus Langeweile operativ hat verändern lassen, nachdem sie ihren G-Punkt verloren hatte.
    Weißt du, wo das passiert ist? :help


    Ratlose Grüße ...


    Iris

    Meines Wissens gibt es nur einen generellen Index, auf den ein Buch geraten kann, wenn der Text "strafrechtlich relevante Äußerungen" enthält.
    Steht irgend wo im StGB und im Presserecht.


    Iris

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Na vielleicht wird ja bei Iris hinterher noch ein Skandal aufgedeckt: sie hat in "Gladiator" neben Russel Crowe mitgespielt und war für eine historisch vollkommen irrwitzige Szene massgeblich verantwortlich. Wenn das rauskommt, dann geht ihr Buch ab, wie eine Rakete! :-)


    Geniale Idee - mein Agent wird sich sicher bald mit dir in Verbindung setzen. Zwecks Honorar!
    Danke! ;o)


    Iris

    Liebe Fritzi,


    es ist nicht die Anzahl der Ausrufezeichen dahinter, die einem Argument kraft verleiht, ;o)


    Zitat

    Original von Fritzi
    Also, ich arbeite jetzt seit zig Jahren im Buchhandel und ich kann nur immer wieder betonen: LeserInnen sind realistischer, als Du denkst !!! Sie können sehr wohl zwischen gut gemachter kurzweiliger Unterhaltung und "anspruchsvollerer, faktengetreuer " Unterhaltung unterscheiden !!!!!!!!!


    Errrr ... Also "gut gemachte Unterhaltung" ist "kurzweilig" und "anspruchsvolles, faktengetreues" nicht?
    Wieder was gelernt! :learn


    Zitat

    Da gebe ich Dir Recht, aber den Leuten steht es immer noch frei, sich durch das Lesen auch die Zeit verschönern zu lassen!


    Nochmal: Es geht beides. ;o)
    Hinters Licht führen macht nur denjenigen mehr Spaß als ehrlich sein, die ohnehin link oder wurstig sind.


    Zitat

    Und was ist eigentlich mit Filmen ???? Hat jemand hier z.B. sich schonmal gefragt, ob die Figur der Mörderin in "Monster" alles im realen Leben genauso gesagt und getan hat wie im Film gezeigt wird ???


    Gutes Beispiel. Patty Jenkins' Recherche war nämlich besipielhaft! Das lässt sich wunderbar überprüfen.
    Ich wiederhole nochmal: :bruell Es geht nicht um jedes einzelne Wort, es geht um die grundlegenden Fakten und Hintergründe!


    Zitat

    Meiner Meinung nach fällt das bei so weit zurückliegenden Geschehenissen insofern nicht so arg ins Gewicht, weil wir alle in der Schule waren, etwas gelernt haben und wissen, daß man Fakten und Fiktion unterscheiden muß.


    Und wer entscheidet, was lange genug zurück liegt, dass nach Herzenslust gemauschelt werden darf? Die Kultusministerkonferenz? Der Bundeskanzler? Die Lektoren? Und nach welchem Kriterium? Etwa dem der Verkaufszahlen --- z.B. wenn der erste Roman auf dem Markt ist, in dem aus Ausschwitz eine Ferienanlage wird? ;o)


    Zitat

    Wer glaubt denn heute noch einer TV-Berichterstattung alles, oder einem Zeitungsartikel ??? Die können doch auch alles technisch und inhaltlich so drehen und wenden, wie sie wollen.....


    Es hat dieselben Ursachen, Fritzi: Scheißegal, ob das Gesendete/Gedruckte stimmt oder nicht - Hauptsache, die Quote stimmt!


    Zitat

    Nicht umsonst gibt es sowohl eine Belletristik wie auch eine Sachbuch-Liste !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Dann lies doch in Zukunft entweder nur die Sachbücher oder ignoriere die meistverkauftesten Bücher Deutschlands einfach....


    Als ob es etwas mit der Unterscheidung "fiction"/"non-fiction" zu tun hätte. Als ob in "Sachbüchern" nicht ebenso oft gequirlter Mist als Tatsachen kolportiert würde. :bonk


    Zitat

    Fritzi, die eine Bresche für ihre geliebte Kundschaft schlägt !!!!!!!!!!!!!!!!!


    Tja, das Argument des "mündigen Konsumenten", der das Recht hat, sich nach Herzenslust übern Löffel balbieren zu lassen, wenn er sich nur wohlfühlt dabei.
    Und weil niemand gerne schlecht rasiert dasteht, wird der Löffel kurzerhand als perfekte Klinge deklariert und vehement als schöner, besser, wahrer verteidigt.


    So funktioniert Werbung. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    He, die von der Bildzeitung haben aber gesagt, dass ich das so schreiben könnte. ?(


    Im Falle von Bestsellern bedeutet "Recherche" vor allem, ca. 6 Monate vor Erscheinen im Internet die ersten Indizien für eine neue Verschwörungstheorie zu lancieren.


    1.) Neueste Erkenntnisse beweisen: Hannibal war eine Frau.
    In den USA findest du garantiert eine feministische Altertumswissenschaftlerin, die dir dafür ausreichend Indizien bringt.


    2.) Livius und Polybios sind Fälschungen, der Alpenübergang fand im Mittelalter statt (frag doch mal den Typen, der bewiesen hat, dass das ganze Mittelalter eine einzige Urkundenfälschung ist).


    3.) In den Alpen gab es schon immer Elefanten (cf. Die Entdeckung des Alpfanti ), allerdings nicht, wie auf dieser Seite behauptet, als Überlebende der Hannibal-Elefanten, das ist eine Fälschung der Illuminaten.


    4.) Die Zebras der Hannibälin haben die Italiener dermaßen erschreckt, dass sie stehengeblieben sind. Dies hat man sich schon im 10.Jh. zunutze gemacht und die Zebrastreifen für die Fußgänger entwickelt. Das hat sich allerdings nur sehr langsam verbreitet, weil die naiv-doofen Menschen des Mittelalters nicht nur vor jedem Zebrastreifen mit Pferd und/oder Wagen die Flucht ergriffen, sondern auch zu Fuß keine Überquerung wagten.
    Deshalb haben die Dominikaner als Inquisitionsorden auch eine schwarz-weiße Ordenstracht erhalten, damit man Angst vor ihnen hat.


    Somit ist die Hannibälin die Ahnfrau des erfolgreichsten Verkehrsleitsystems der Welt - von den Männern niederträchtigerweise verschwiegen und unter massiver Fälschung der Schriften von Polybia und Tita Livia aus dem kollektiven Gedächtnis ausgelöscht. Ihr später Triumph, der nur aufgrund geheimnisvoller, chiffrierter und von tapferen, heldenhaften, unendlich bescheiden im Verborgenen wirkenden Mitgliedern eines Geheimordens bis heute im Gedächtnis bewahrter Hinweise gefeiert werden kann, wird die Menschheit retten vor ...


    Ja, ahem ... wovor ... Also da wird dir ja wohl noch was einfallen, gell, Doc?


    Recherchierende Grüße,


    Iris

    Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Interessanterweise lag dem Kritiker sehr viel daran festzustellen, dass der Autor sehr viele Nachlässigkeiten begangen hat und viele Begriffe in seinem Roman verwendet, die zu Zeiten des 3. Reiches nicht gebräuchlich waren. Auch einige Fehler in der Bezeichnung landestypischer Dinge, stossen dem Kritiker erheblich auf und er lässt dabei auch die zuständigen Lektoren und Redakteure eine gehörige Portion Anteil daran haben.


    Thor Kunkel steht derzeit im Rampenlicht der Feuilletons. Kein Wunder, wenn man einen Roman gleich so hoch hängt. Und besonders aufmerksam nach möglichen Fehlern und Ungenauigkeiten sucht. Geht es doch schließlich um eine ganz besondere Epoche, die uns als Deutsche direkt betrifft.


    Ich kann nicht sagen, wie das Buch als Ganzes ist, aber reinschnuppern hat mir wirklich gereicht.
    In Adam Thirlwells Strategie hat Sex ja noch einen ... naja, Sinn eben. Er geht davon aus, dass die "westliche Industriegesellschaft" hochgradig sexualisiert ist und ihr Heil allein darin sucht. Dass das vergeblich ist, formt er halt an seinen drei Hauptfiguren und deren verzweifelten Bemühungen heraus. Ob man das gelungen findet, ist Geschmackssache.
    Bei Kunkel wird unentwegt - frank und frei gesprochen - billig gefickt. Gerade nachdem ich Monster gesehen habe, kann ich bloß noch den Kopf schütteln über diese (männliche) Naivität bezüglich Pornographie und Prostitution.
    Und nach den Interviews, die ich so mitbekommen habe, drängt sich wirklich der Eindruck auf, dass man bei Thor Kunkel mit einem Wirrkopf zu tun hat.


    Naja, Eichborn-Berlin wird damit Umsatz machen. Was soll's.
    Achselzuckende Grüße,


    Iris

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Kennt jemand noch Verfilmungen, die tatsächlich besser, als das Buch sind?


    Dances With Wolves - das Buch ist trotz der guten Story so lahm geschrieben ... und im Gegensatz zum Film verplemperte Zeit.
    Indianische Grüße,


    Iris

    Hallo MaryRead!


    Zitat

    Original von MaryRead
    Klar ist es ideal, wenn die Fakten dann auch alle stimmen. Aber das ist viel verlangt - wenn alle historischen Fakten bis ins Kleinste recherchiert sein müssen, d.h. wenn die Stärke des Autors/der Autorin darin liegen muss, wäre er/sie dann nicht vielleicht besser Historiker/in geworden statt Romanautor/in?


    Gegenfrage: Wozu sollen Historiker und deren gründliche (Vor)Arbeit gut sein, wenn sie z.B. in einem historischen Roman nicht zum Tragen kommt?
    Sollen diese Leute nur für den eigenen Elfenbeinturm forschen? Oder für Fachbücher, die man ja dann lesen kann, wenn man sich ganz intensiv für etwas interessiert?
    Wie soll das erworbene Wissen unter die Leute kommen, wenn nicht auch durch populäre Veröffentlichungen, zu denen eben auch das populärwissenschaftliche Sachbuch und der historische Roman gehören.


    Wenn geschichtliche Erkenntnisse beliebig verwendet werden können, d.h. wenn ihr Wahrheitswert für die "breite Masse" egal ist, dann müssen wir eigentlich auch keine Steuergelder für solche Wissenschaften ausgeben, da sie keine direkte Relevanz für die Gesellschaft aufweisen
    Oder?


    Cave me advocatam diaboli ... ;o]


    Zitat

    Allerdings darf man's nicht übertreiben mit diesen Forderungen. Denn zu einem guten Roman gehört einfach noch mehr als Faktentreue, und wenn die Fakten alle wasserdicht sind, aber der Spannungsbogen nicht stimmt... oder das Buch von Druckfehlern trotzt... oder die Sprache langweilig ist - dann rettet auch die Faktentreue nicht.


    Aber hallo! Warum wird gebetsmühlenartig dieser Gegensatz aufgemacht: Fiktion=spannend vs. Realität(streue)=langweilig? Das ist kompletter Unsinn!


    Wenn ich etwas lese - ganz gleich ob Sachbuch, Roman oder Zeitschriftenartikel -, das es mit der Realität(streue) nicht ernst nimmt, z.B. indem zum x-ten Mal uralte Vorurteile kolportiert werden, dann langweile oder ärgere ich mich und fühle ich mich um mein Geld betrogen.


    Wenn der "Spiegel" etwas Antik-archäologisches verzapft, schaue ich nur rein, weil man halt wissen muss, gegen welchen Quatsch man jetzt schon wieder anargumentieren muss. Es ist wirklich grauenhaft, was "Wissenschafts"journalisten, die es als Fachleute eigentlich besser wissen müssten, in die Welt setzen. Ebenso ist es mit vielen SachbuchautorInnen.


    Zitat

    Umgekehrt kann ein Buch auch dann gut sein, wenn der eine oder andere Fehler drin ist, aber das Buch einfach so gut geschrieben ist, dass man es gerne liest.


    Nochmal: Die Kritik richtet sich weder gegen kleine Anpassungen oder Detailfehlerchen, noch dagegen, dass man "hinzudichten" muss, weil es Lücken gibt; auch nicht dagegen, dass jedes Wort präzise so überliefert werden muss. Das wären ja bloße Nachschriften der Quellen! Auch Fachliteratur geht weit darüber hinaus.
    Die Kritik richtet sich gegen krasse Fehler und Verzerrungen, historischen Schwachsinn wie Kartoffeln und Mais im 13.Jh., meterhohen Schnee im 9./10.Jh., Hexenverfolgung im Mittelalter, die grundlegende Gesellschaftsstruktur einer Zeit (z.B. dass es im MA Frauen verwehrt gewesen sein soll, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen), später erfundene "Gesetze" (z.B. das ius primae noctis, das auch und gerade aus Sachbüchern nicht auszumerzen ist!), Gladiatorenspiele in gemauerten Amphitheatern vor dem Ende der Römischen Revolution --- diese Liste könnte ich endlos fortführen.
    Vor allem geht es z.B. um diese austauschbaren "Emanzipationsstories", die bei Bedarf mal in die eine, mal in die andere "historische" Raumzeit transponiert werden, die nur deshalb so toll wirken, weil alle Welt darüber redet und Wunschvorstellungen bedient werden, die vom "Subgenre" selbst geschaffen wurden.


    Nebenbei bemerkt sitze ich auf der Seite der Buchproduktion, wo man mir u.U. erheblichen Druck macht, Fakten zu verfälschen, weil "die LeserInnen das so wollen". Wenn dieses "demokratische Prinzip" Voraussetzung dafür wird, dass etwas veröffentlicht wird, dann werde ich nichts mehr veröffentlichen. Lieber lasse ich mir die Hände abhacken! ;o)


    Zitat

    Labels wie "populärwissenschaftlich" oder "Roman" sollten mir als LeserIn allerdings auch einen Hinweis darauf geben, welchen Qualitätsmassstab ich anlegen darf und welchen nicht. Dann kann ich "cum grano salis" trotzdem noch eine ganze Menge lernen.


    Einspruch: Mir reicht das Etikett "Roman" nicht - dafür wird im Sachbuchbereich zuviel überholter Mist veröffentlicht.


    Außerdem: Warum eigentlich sollten Lug und Betrug die Menschen mehr zum Interesse reizen als Realitätstreue?


    Wie gesagt: Oben aufgetaner Gegensatz ist meiner Ansicht nach kompletter Schwachsinn, erfunden von Marketingfritzen - meine Branche! :o( -, die Profit nur dann zu machen wähnen, wenn sie die Menschen betrügen (womit ich niemanden in diesem Forum meine - ihr habt's ja schließlich nicht erfunden!).
    Der Quatsch wird auch durch die x-te Wiederholung nicht zur Wahrheit!


    Es gibt qualitative Unterschiede, sprachlicher, erzählerischer und sachlicher Natur. Solche Maßstäbe werden an alle Genres angesetzt. Zu Recht!


    Wenn wir Qualität nach rein demoskopischen Kriterien bewerten, bleibt am Ende nur das Niveau der BILD-Zeitung. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris