Hallo Demosthenes!
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Original von Demosthenes
Na, das war doch eine klasse Antwort.
*verneig*
Es stecken auch 2,3, Jahre fleißiges Forschen dahinter. Aber wem sage ich das? ;o)
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Wenngleich ich das Varusbild nun doch nicht ganz so einfach sehe. Allerdings fällt mir jetzt die Quelle nicht mehr ein, in der ich vor Jahren den Satz las, "Der Arme Varus betrat das reiche Syrien als Stadthalter und der reiche Varus verlies das arme Syrien".
Andersrum wird ein Schuh draus. ;o)
Der Satz stammt eben von Velleius, ist Bestandteil seiner Hasstirade gegen den längst verstorbenen Mann der Claudia Pulchra, lässt sich aber ansonsten nicht belegen, nicht einmal bei Flavius Josephus. Und dem traue ich am meisten, wenn es um die Alte Geschichte des Nahen Ostens geht.
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Damit will ich dem armen Varus ja keinen Vorwurf machen, denn damals war es einfach üblich, die Provinz auszuplündern, die einem zugeteilt wurde.
Nicht mehr unter Augustus, der ein scharfes Auge hatte auf seine legati pro consule (Senatsprovinzen) und legati pro praetore ("kaiserliche" Provinzen). Eine der wenigen vernünftigen Schritte, die Augustus tätigte, war die Kontrolle der Legaten (=Statthalter). Ansonsten wäre das System der Provinzen unhaltbar geworden. Aber dessen Reform sorgte dafür, dass es ein paar Jahrhunderte hielt.
Allerdings litten die einfachen Leute in dieser Zeit noch sehr unter den publicani, den biblischen "Zöllnern", die gegen Pacht die Abgaben eintrieben.
Herodes' Nachfolger waren ziemlich streitbar und hätten sicherlich ein Verfahren gegen einen Statthalter angestrengt, der ihnen das Geld aus den Taschen gepresst hatte (auch nachzulesen bei Flavius Josephus).
Ich sag ja nicht, dass er der "Gute" war, aber ganz so simpel, wie Velleius die Sache darstellt, war es sicher nicht. :o)
Die "alte Linie" der germanentümelnden Historiker stürzte sich natürlich mit Freuden auf Velleius' Pamphlet, weil das die These vom Befreiungshelden stützte.
Als wesentlich wahrscheinlicher gilt heute, dass Varus arg voreilig die "clanrechtlichen" Verhältnisse in römische Rechtsverhältnisse umwandeln wollte und damit insbesonder die mächtigen Clanfürsten im Münsterland gegen sich aufbrachte. Diese Edlen hätten zwar gerne römischen Luxus genossen, dabei aber ihre unumschränkte Macht über ihre kleinen Fürstentümer behalten.
Offenbar hatte die Kleinstaaterei eine sehr weit in die Vergangenheit reichende Tradition und kümmerte sich auch nicht um Stammeszugehörigkeiten.
Zugegeben, ein arg weites Feld. Die Erforschung dauert auch an. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang der wunderbare KOmmentar von Allan Lund zur Germania des Tacitus.
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Was mich allerdings heute noch wundert, war die Sorglosigkeit, mit der die drei Legionen in die Falle tappten. Sie deckt sich einfach nicht mit den Gepflogenheiten, mit denen Legionen sich sonst auf dem Marsch bewegten. Hinzu kommt, daß es sich ja auch nicht um unerfahrene Truppen handelte, sondern um Elitetruppen.
Das Problem gilt als weitgehend geklärt, da es sich bei dem Aufstand offenkundig um eine generalstabsmäßig geplante Meuterei unter den einheimischen Hilfstruppen handelte. Schließlich wurde der Löwenanteil der waffenfähigen Männer (iuventus) eines unterworfenen Volkes als Hilfstruppen kaserniert und nach römischen militärischen Gepflogenheiten ausgebildet.
Im Falle des Arminius und seiner Rebellion handelt es sich weniger um einen Stammesaufstand als um eine Hilfstruppenrevolte, in der die Legionen von ihren eigenen Verbündeten auf dem Marsch und in schlechtem Gelände (d.h. weitgehend unvorbereitet) niedergemacht wurden.
Das dem Arminius dabei auch noch das Wetter geholfen hat, ist noch ein zusätzlicher Punkt, den man nicht vergessen darf.
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Wenn ich mich noch recht an meine Ausgrabungen in Xanten erinnere, dann war dort auch mal 21. Legion stationiert, jene berüchtigte Ausputzerlegion, die ursprünglich in Palästina stationiert war.
M.W. hat die Tiberius nach der clades Variana aus Syrien an den Rhein beordert.
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Die Katastrophe läßt sich rational einfach nicht erklären.
Laut Schulte, Woesler und einigen anderen schon. UNd ich denke, es lag nicht ausschließlich an Varus' "Naivität", sondern vor allem daran, dass Arminius ein hervorragender Taktiker war, der die Schwächen seines Feindes genau kannte.
Herzliche Grüße,
Iris