Beiträge von Iris

    Wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sind ...


    Ich habe gerade mit der Suchfunktion die PDF der Druckdaten durchkämmt. "Mundwinkel" kommen insgesamt (in unterschiedlichen Wendungen!) auf den knapp über 463 Seiten Text 25 Mal vor, davon 6 Mal in Verbindung mit "graben".


    Wer sucht, der findet. :chen :kiss

    Was hab ich denn da losgetreten? :wow


    Das mit den Trends ist so eine Sache. Im Augenblick sind es ja vor allem - um die denglischen Fachbegriffe mal in den Raum zu werfen "Paranormal romances" und "Love & Landscape", beides ohnehin Dauerbrenner, aber derzeit werden die Läden richtiggehend überschwemmt. Wenn das Feld der magischen Kreaturen bzw. das der Auswandererziele abgeweidet sind, wird man sich wieder an einen überraschenden Bestseller aus Irgendwo anhängen.


    Für Autoren ist es nicht ganz ungefährlich, sich an Trends anzuhängen. Denn mit jedem neuen Trend werden erst einmal neue Autoren veröffentlicht. D.h. mit jedem Trandwechsel wächst die Menge derer, die um die Stücke eines bestenfalls gleichbleibend großen Kuchen konkurrieren.


    Ob ich in absehbarer Zeit einen historischen Roman veröffentlichen kann, steht in den Sternen. Da muss man sich vermutlich auch mal einen Nischenverlag suchen oder Experimente wagen. Aber ich halte euch gerne auf dem Laufenden. Es gibt ja auch Facebook, Twitter usw. :wave


    Bloß Paranormales wird von mir nicht zu erwarten sein, das ist einfach nicht mein Ding. :-)

    Dass du den Thomas magst, freut mich. Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, er hat viele Ecken und Kanten, aber ich habe einen gehörigen Respekt vor ihm. zum Glück hatte ich es hier nur mit dem jungen Thomas zu tun. :-)


    Was die Käfer angeht: Man hat auch damals schon derartige Beobachtungen angestellt. Wenn Kinder Maikäfer in Weckgläser sperren, ist das auch nicht unbedingt im Sinne des Tierschutzes ... :grin

    1. Was wäre ich für eine armselige Autorin, wenn ich nur ein Thema hätte. :grin


    Das Problem ist, dass in den Läden nur das erscheint, was Verlage zu verlegen bereit sind, und die gehen nach ihren Erfahrungen. Ich habe meine historischen Schwerpunkte in Antike und Mittelalter, aber da erscheint längst nicht jedes Thema "marktgängig". Daherrührt der Schwerpunkt "Von Varus bis Germanicus".


    Ansonsten interessieren mich historische Themen vor allem dann, wenn die landläufige Meinung sich nicht oder nur tw. mit der Quellenlage deckt, d.h. wenn ich bspw. das Gefühl habe, jemanden rehabilitieren zu können wie beim "Pfaffenkönig".


    2. Wieder sind wir bei dem Problem, dass in den Läden nur das erscheint, was Verlage zu verlegen bereit sind. Der Boom der historischen Romane ist vorbei, jetzt drängeln sich zahllose Autoren um die wenigen Programmplätze. Es erscheint also seltener was, und manche verlegen sich auf andere Genre.
    Ich nehme mir gerade sozusagen ein Sabbatical. Es wird also noch etwas dauern, bis von mir wieder etwas erscheint - und dann möglicherweise etwas, womit niemand rechnen würde. ;-)

    Einen lieben Gruß in die Runde! :wave


    Ja, das liebe Latein. :-) Das war den Leuten damals eigentlich geläufig wie uns Englisch (das kann heute auch nicht jeder Normalo wirklich gut, aber man radebricht sich so durch), aber ich habe schon versucht, das Blättern zu ersparen, indem ich das Zitat im Kontext transportiert habe.


    Große Erwartungen habe ich eigentlich nicht, Beo. Bücher werden von allen möglichen Leuten gelesen, da kann man nicht einfach etwas voraussetzen. Jeder Autor macht es so, wie er oder sie sich wohlfühlt.


    Zu umfangreichen Anhängen habe ich inzwischen ein ambivalentes Verhältnis.


    Erstens ist es unmöglich, ein vollständiges und wirklich befriedigendes Glossar etc. zu erstellen, da die Kenntnisunterschiede der Leser sehr unterschiedlich sind. Wo setzt man an? Was darf man voraussetzen? Wie gründlich muss man sein? Wie sehr darf man - weil unumgänglich - Dinge "runterbrechen", d.h. vereinfachen und damit auch verfälschen?


    Zweitens ist es mir oft begegnet, dass Leser über einen profunden Kenntnisstand verfügten bzw. sich während des Lesens das notwendige Wissen aneigneten.


    Im Text werden eigentlich nie essenzielle Dinge durch fremdartige Begriffe verschleiert, und ich habe versucht, Sinn aus Zweck aus dem Kontext aufscheinen zu lassen.


    Ich hoffe, das ist mir nicht gänzlich misslungen. :-)

    Hallo, liebe Büchereulen!


    Schön, dass ihr gekommen seid! Es war ein wirklich gelungener Abend, auch wenn in der Kürze der Zeit (ich war nur Sa/So da und muss obendrein zur Zeit wegen vorausgegangener Erkrankung einen ganzen Berg abarbeiten), kaum Gelegenheit für Gespräche blieb.


    Bilder zum Schmaus findet ihr u.a. auf der Insel-Hotel-Seite bei Facebook und auf der Website des Hotels!


    Hoffentlich beim nächsten Mal mit mehr Muße! :wave


    Liebe Grüße,


    Iris Kammerer



    PS:

    Zitat

    Original von Charlie
    Ich hoffe, ich sehe Euch bald wieder, irgendwo auf der Welt - diesmal laenger und weniger nervoes (es war meine erste oeffentliche Lesung. Ich war vorab absolut nicht zu gebrauchen).


    Charlie, du warst hinreißend! Und auch wenn du es mir nicht glaubst: Wir hatten schon viiiiiiel nervösere Kandidaten -- mich eingeschlossen! :chen


    PPS: Da die Links (noch?) nicht funktionieren, muss ich euch an dieser Stelle auf Suchmaschinen und die Suchfunktion bei Facebook verweisen -- sorry! Ansonsten: Link mit rechter Maustaste in den Zwischenspeicher kopieren, ins Adressfeld des Browsers einfügen und vor dem Abschicken die Leerstellen entfernen.

    Zitat

    Original von Lumos
    Die Bücher von Iris liegen bereits alle drei auf meinem SuB und ich bin schon sehr gespannt :-).


    Dann wünsche ich viel Vergnügen. :wave


    Allerdings sind es inzwischen vier "Römerromane", von denen drei als Trilogie zusammengehören. Ich persönlich empfehle inzwischen, den letzten, Varus, zuerst zu lesen und erst danach in die Trilogie einzusteigen - das wäre die chronologische Reihenfolge (auch wenn Varus kein "Prequel" zu den anderen ist!).

    Zitat

    Original von Zimööönchen
    Ich habe deine Bücher (noch) nicht gelesen, Iris. Das ging auch nicht direkt auf dich, ich finde solche (römischen) Romane nur immer sehr politisch, vielschichtig und komplex, sodass ich sie einem recht jungen Jugendlichen als Vergnügungslektüre nicht geben würde. Das fand ich bei Pompeji nicht so krass, da da auch viel Krimi drin ist, daher meine Empfehlung.


    Ich kenne beim besten Willen keinen HR mit dem Thema Rom/Römisches Reich, der "politischer" wäre als andere HR. Richtig ist, dass es nur wenige typische HR à la "tolle Frau in Not" gibt und es immer um einflussreiche Persönlichkeiten geht und nicht um Zofen und Leinweber (das ist *keine Wertung*, nur eine Feststellung!) -- aber letzteres würde einen 12jährigen sicher noch weniger interessieren als die Ereignisse um römische Persönlichkeiten wie Cicero, Caesar oder andere. Wenn das allerdings schon "Politik" sein soll ...??? :wow


    Nichts für ungut! :knuddel1



    Allerdings, €nigma, lass die Finger von Conn Iggulden! Das sind ziemlich üble Räuberpistolen, in denen "Römisches" bestenfalls als Staffage dient und obendrein auf das Übelste verdreht und verzerrt wird (Marcus Brutus, Sohneiner der angesehensten Adelsfamilien, läuft bei C.I. als Sohn einer Hure herum u. Ä. :pille ).


    John Maddox Roberts hingegen ist witzig zu lesen, wird vom historischen Aspekt auch von Band zu Band besser, lässt aber als Krimiplot mit der Zeit nach.


    Steven Saylor ist wahrscheinlich nur noch antiquarisch greifbar, oder?


    Und dann hätten wir noch Simon Scarrow. Der arbeitet sich viele Bände lang an der Eroberung Britanniens ab. Für Jungs sicherlich das Richtige.

    Komme gerade mal wieder von einem Vortrag mit Gesprächsrunde in einer Schule (!) zurück, und finde einen GoogleAlert mit diesem Link im Postfach. :grin


    :wave und :blume an Zwergin und Beowulf!



    Zitat

    Original von Zimööönchen
    Pompeji kann, denke ich, auch ein 12jähriger lesen. Die anderen halte ich aber auch für too much.


    Ausgerechnet Harris' Pompeji fand ich in Teilen arg explizit und an den Haaren herbeigezogen ... Das nervt zumindest jüngere Jugendliche meistens ziemlich.
    Wieso sind meine Cinnas "too much"? Ich habe wegen denen schon etliche Einladungen von Schulen erhalten, um über meine Bücher und meine Arbeit zu referieren, vorzulesen usw., und dabei ging es nicht nur um die oberen Klassen. :grin
    Außerdem ist es mir schon ein paar mal passiert, dass am Ende einer Lesung ein Junge freudig seinen Bücherstapel zum Signieren brachte, im Schlepptau die jeweilige Mutter, die ihn altersbedingt begleiten musste.


    Wenn €nigmas Sohn lieber Erwachsenenbücher als Jugendbücher liest, ist das m.A.n. völlig okay! Ich habe in diesem Alter beides gelesen und fand ebenfalls meist die Erwachsenenbücher besser, weil die nicht so oft belehrend daherkamen. Das hat in den letzten Jahren zwar nachgelassen, aber ältere Jugendbücher haben oft einen starken pädagogischen Impetus.


    Den bisherigen Empfehlungen möchte ich trotzdem Rosemary Sutcliffs außerordentlichen Roman Der Adler der Neunten Legion anfügen. :anbet
    Klappentext:
    "Das Wissen um die Vergangenheit schärft das Bewusstsein für die Gegenwart. In diesen Erzählungen wird Geschichte lebendig.
    Der römische Hauptmann (Centurio) Marcus hat sich nach Britannien beworben, weil dort, im hohen Norden des Landes, die Legion seines Vaters spurlos verschwunden ist. Kein einziger Soldat ist zurückgekehrt, und auch das Feldzeichen, den römischen Adler, hat niemand mehr wiedergesehen. Marcus möchte herausbekommen, was damals wirklich geschehen ist. Viel ereignet sich jedoch, bis er endlich die Erkundungsreise antreten kann. Ob es ihm gelingen wird, den römischen Adler zurückholen? Sein britannischer Sklave Esca begleitet ihn als Freund bei diesem gefährlichen Unternehmen."

    Hallo, Vandam!


    Danke für die Nachricht! Selbstverständlich freut mich das! :-]
    Bitte richte auch Grüße aus - ich wünsch dem Leser weiterhin viel Vergnügen mit dem Roman! :wave

    As-salaamu aleikum ya Sayyida!


    Zitat

    Original von Sayyida
    Und ganz sicher hat es immer schon Personen gegeben, die aus der Reihe getanzt sind, die ihrer Zeit voraus waren, die modern gedacht haben. Und diese besonderen Personen interessieren mich, ihre - der damaligen Zeit entsprechenden - Mittel ihres Kampfes für mehr Unabhängigkeit, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit usw....


    Mit dem Aus-der-Reihe-tanzen kann ich gut leben. Aber alles Folgende jagt mir immer wieder Schauder über den Rücken. Es setzt nämlich voraus, dass wir mit unserer Lebensweise als einzige jetzt endlich dem irdischen Paradiese nahekommen, während alles, was vor uns liegt, in Rückständigkeit, Unfreiheit, Abhängigkeit, Ungleichheit, Ungerechtigkeit gelebt habe -- also zumindest in graduell schlimmeren Formen davon als wir heute.


    Haben das die jeweiligen Menschen wirklich so empfunden? Oder waren sie ... naja, die, die sich nicht gewehrt haben, denn nur zu doof dafür?


    Die Flucht in die Idee, früher habe man (s.o.) eben in Rückständigkeit, Unfreiheit, Abhängigkeit, Ungleichheit, Ungerechtigkeit gelebt, hilft überhaupt nicht weiter, denn sie erzeugt nur Zerrbilder in den Köpfen, die dann als sattsam bekannte Vorurteile überall herumspuken.


    Wir hantieren mit Begriffen, die früher ganz andere Bedeutungen hatten -- nicht nur für die Menschen selbst, sondern auch als Bedeutungsinhalt eines Wortes.


    Was wir heute Freiheit nennen, ist mitnichten dasselbe, nicht einmal das Gleiche wie das, was in der Antike diejenigen Begriffe bedeuteten, die wir heute mit "Freiheit" übersetzen. Von Liebe und dem Umgang mit dem Tod mal ganz zu schweigen!


    Gerade diejenigen Storys, die so tun, als hätte es vor 2000, vor 1500, vor 1000 oder vor 500 Jahren mal jemanden gegeben, der aus heiterem Himmel heraus "modern" gedacht und das zu leben versucht hätte, sind nur dem Kopf des Autors entsprungen und haben mit der jeweiligen historischen Wirklichkeit nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. :-)

    Hallo, Steffi!


    Zitat

    Original von SteffiB
    Und deshalb möchte ich zu Iris’ Satz auch noch ein „Aber“ anfügen:
    Es nutzt dem Leser eben doch. Denn wenn der Autor den Kontext verinnerlicht hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass seine Figuren sich epochen- und kulturadäquat verhalten, zumindest ordentlich gestiegen.


    Genau so isses, und nichts anderes meinte ich. :grin
    Denn ich schrieb ja -- man beachte die nachträgliche Hervorhebung --:

    Zitat

    Original von Iris
    [...] dass die Recherche am in erster Linie nicht so sehr dem Buch und damit auch dem interessierten Leser nutzt, sondern dem Autor.


    :wave

    Hallo, Vulkan!


    Zitat

    Original von Vulkan
    Es scheint aber Leser zu geben, die sogenanntes "Authentisches" lesen möchten oder gar glauben, es zu tun, wenn sie einen der aktuellen Bestseller aus dem Histo-Regal aufschlagen.


    Und sich dann meist ein Buch rausziehen, dass nur alten Wein in neue Schläuche füllt. :lache


    Allerdings landet in den Bestsellerlisten nicht ausschließlich Trivialliteratur, zumal es zahllose graduelle Unterschiede gibt.



    Zitat

    Ich habe kein Problem mit "Trivialliteratur", solange man in pseudotoleranter Art nicht Triviales und Anspruchsvolleres als qualitativ gleichwertig bezeichnet oder ansieht.


    Als Autor würdest du für diese Ansicht mit Trollrezis gesteinigt werden! :lache



    Zitat

    Das sind Aspekte, die jeden Roman lesenswert machen - nicht nur historische.


    Stimmt, aber im gut recherchierten historischen Roman erfahre ich, wie Menschen früher (zumindest sehr wahrscheinlich) damit umgegangen sind. Das ist ein Unterschied, denn es sind quasi erprobte Weisen des Umgangs -- sofern man nicht einem Geschichtsbild anhängt, nachdem alles Frühere eh überholter Quatsch ist. Aber solche Leute lesen ja keine historischen Romane, oder?



    Zitat

    Ich sprach übrigens nicht von populären Sachbüchern, sondern einer Kombination von Quellen und wissenschaftlichen Fachbüchern, die es einem zumindest erleichtern, einen Überblick über strittige und offene Fragen zu gewinnen. Das Problem ist ja u. a., dass vieles - gerade aus dem Alltagsleben und -denken der allgemeinen Bevölkerung gar nicht so viel bekannt oder klar ist, wie es manchmal in historischen Romanen scheint.


    Zum einen war meine Bemerkung über Sachbücher nicht auf dich gemünzt, aber im Zusammenhang natürlich missverständlich. Das tut mir leid.


    Mir ging es um das immer wieder vorgetragene Argument, im Roman wolle man sich schließlich unterhalten, und falls man sich für was interessiere, greife man sowieso zum Sachbuch.
    Leider sind Fakten und Fiktionen auf dem Buchmarkt nicht säuberlich durch "non-fiktional" und "fiktional" getrennt -- im Gegenteil! Nicht selten ist ein "non-fiktionales" Sachbuch pure Fiktion.


    Das Problem, dass die Dinge oft nicht so eindeutig erforscht sind, kenne ich nur zu gut. Phantasie allein ist da kein guter Ratgeber, denn genau da schleichen sich die Anachronismen und Wunschvorstellungen ein. Das ist ein sehr schwieriges Feld, in dem man sich behutsam bewegen sollte. Das Ergebnis der Recherche ist immer ein lückenreiches Mosaik aus unendlich vielen kleinen Steinchen, und Löcher in diesem Bild zu rekonstruieren, ist besonders schwierig, wenn man selektiv nur das recherchiert hat, was man "braucht".


    Ich bin ja ohnehin der felsenfesten Überzeugung, dass die Recherche am in erster Linie nicht so sehr dem Buch und damit auch dem interessierten Leser nutzt, sondern dem Autor. :-)

    Hallo, Vulkan!


    Zitat

    Original von Vulkan
    Wobei auch klar ist, dass selbst anspruchsvollere Romane sich nie ganz von ihrer eigenen Zeit befreien können.


    Warum sollten sie das auch? Es gibt ja auch einen Grund, weshalb der Autor sich für jene ferne Zeit interessiert, und dieses Interesse speist sich in den meisten Fällen aus der Erkenntnis, dass es da Gemeinsamkeiten gibt.


    Ich verweise mal auf Lion Feuchtwangers brillanten Aufsatz Vom Sinn und Unsinn historischer Roman, den ich gerade erst in einer ähnlichen Diskussion herangezogen habe.


    Natürlich schaut jeder Autor historischer Romane durch die Brille seiner Zeit. Aber das kann er ganz unbedacht tun, dann wird das Ergebnis unterhaltsam, aber trivial sein (das ist nur ein literarisches Urteil, kein moralisches!); oder er tut es reflektiert, dann kann etwas herauskommen, das mehr ist als bunter Zeitvertreib.


    Gegen bunten Zeitvertreib ist wirklich nichts zu sagen! Alles zu seiner Zeit. Aber wie öde wäre es, wenn es nur noch eine (sei es diese, sei es eine andere) Sorte Literatur gäbe! :grin


    Für mich zeichnet es ganz grundsätzlich einen guten Roman aus, dass er mir mehr gibt als nur bunten Zeitvertreib. Dass der Autor mich beschenkt, mit dem, was ihn bewegt. Dabei ist mir das Genre völlig einerlei!


    Im historischen Roman schätze ich es nun einmal, wenn mir ein Autor nahebringen kann, inwiefern Menschen früher uns ähnlich und inwiefern sie anders waren. Wie sie dachten, fühlten und handelten, wie sie ihre Schwierigkeiten lösten. Wie sie mit den großen Themen, insbesondere mit Tod und Liebe umgingen, wie sie sie erlebten. Und wie sie selbst in aussichtsloser Lage ihre Menschlichkeit zu bewahren versuchten oder auch nicht.


    Ein solcher Autor puselt nicht einen bunten, "faktengestützten" Hintergrund zu einer Liebesgeschichte zusammen und schweißt auch nicht einfach irgendwelche historischen Ereignisse zu Doku-Dramen mit (evtl. zusätzlichen fiktiven) Identifikationsfiguren zusammen, sondern er zeigt mir in seinen Romanen Alternativen zu meinen gewohnten Denkstrukturen und Meinungen, er entlarvt meine Vorurteile und erweitert meinen Horizont.


    Wenn das nicht gegeben ist, langweilt mich ein Roman. Und auch ich selbst möchte keine Romane schreiben, die mich langweilen.



    Und zum Thema Sachbuch kann ich nur sagen: Wer ernsthaft glaubt, dass populäre Sachbücher historisch korrekter seien als Romane, täuscht sich gewaltig! Auch der Sachbuchmarkt wird von Marktgesetzen beherrscht, und auch dort werden vor allem die Vorurteile der Buchkäufer bedient. Oder glaubt irgendjemand, dass an den Veröffentlichungen der Herren Lincoln, Baigent und Leigh mehr dran ist als Verschwörungstheorien äußerst bedenklicher Herkunft?


    EDIT: Sch...-Tippfehler ... :fetch

    Ahllo, Katerina!


    Um nochmal auf deine Eingangsfragen zurückzukommen:

    Zitat

    Original von Katerina
    Kann es den authentischen historischen Roman überhaupt geben?


    Das hängt ganz davon ab, was du unter "authentisch" verstehst. Genau genommen bedeutet "authentisch" "ein und dasselbe seiend", und das geht natürlich nicht.


    Eine Geschichte als sprachliche und erzählerische (poetische) Ausformung einer Handlung ist immer ein Kind ihrer Zeit, weil der Mensch, der diese Ausformung vornimmt, ein Kind seiner Zeit ist.
    Wenn die auszuformende Handlung in der Vergangenheit liegt, dann liegt einiges an Veränderung zwischen Handlung und Ausformung. Ein und dasselbe können sie in keinem Fall mehr sein.


    Deshalb halte ich auch die Verwendung solcher Ausdrücke wie "authentische" und (im anderen Fall) "Identifikation" für ungeeignet, weil sie niemals zutreffen können! Es sind nichts als leere Worthülsen. :grin


    Viel lieber ist mir die Verwendung genauerer Begriffe wie den der "Wahrscheinlichkeit", der besagt, dass etwas "wahr (bzw. wirklich) zu sein scheint".
    Als Erzähler und Autoren können wir nur eine Annäherung versuchen und eine Übertragung dessen, was wir für wahrscheinlich halten, in eine Gestalt, dass unsere Leser das auch verstehen.


    Nicht anders geht es uns doch mit unseren Erinnerungen! Wie oft müssen wir feststellen, dass unsere Erinnerungen uns trügen und keineswegs mit denen anderer an dasselbe Ereignis übereinstimmen!


    Um Wahrscheinlichkeit muss man allerdings hart ringen, die ist leicht nicht zu haben. Aber das Thema haben wir ja schon ausreichend durchgekaut. :-)



    Zitat

    Wird er von den Lesern überhaupt gewünscht?


    Kann man überhaupt von "den Lesern" sprechen?


    Ebenso wie es viele Autoren mit den unterschiedlichsten Ansprüchen an sich selbst und an die eigenen Arbeit gibt, gibt es schier unendlich viele Leser mit den unterschiedlichsten Ansprüchen an sich selbst und z.B. auch an ihre Lektüre. Diese Ansprüche an die eigene Lektüre (auch "Lesebedürfnis" genannt) können bei ein und derselben Person durchaus schwanken, mal trivial mal anspruchsvoll sein.


    Selbstverständlich gibt es Leser, die von Autoren historischer Romane erwarten, sich an die Wahrscheinlichkeit (nicht Beliebigkeit!) zu halten.
    Und im Grunde möchte auch niemand betuppt werden damit, dass "hervorragend recherchiert" draufsteht, aber man nur alten Wein in neue bunte Schläuche gefüllt hat. Dass es dennoch geschieht -- nun, das ist der Markt!