Ohje.... ich schaeme mich gerade ein bisschen..... sehr. Ich habe total vergessen meine Rezi hier zu posten, dabei ist sie schon seit Wochen geschrieben.
Hab mich jetzt aber dafuer nochmal hingesetzt und extra die Umlaute manuell eingefuegt, damit es schoener aussieht (habe naemlich eine englische Tastatur)
Ich gebe 4,5 von 5 Sternen.
Manchmal lese ich ein Buch und denke mir mit dem Zuschlagen, dass ich lieber schnell noch den Leseeindruck aufschreibe so lange er frisch ist.
Und manchmal lese ich ein Buch, dass ich erst mal ein paar Tage verarbeiten muss, bevor ich meinen Eindruck auf Papier festhalten kann. Das ist oft ein gutes Zeichen, weil mich das Buch dann bewegt hat.
Dark Canopy ist ein Buch von letzterer Sorte.
Da zu dem Inhalt hier ja schon reichlich geschrieben wurde, möchte ich mich in diese Rezension ganz auf meinen persönlichen Eindruck von Dark Canopy beschränken.
Jennifer Benkau hat sicherlich keinen 'perfekten' Roman geschrieben, ich bin jedoch auch kein Leser, der schnell in ausschließlich positive Lobeshymnen verfällt, sondern habe eher ein kritisches Auge. Das wichtige an Dark Canopy ist aber, dass ich der Autorin in jeder Zeile ihres Romans abnehme, dass sie mit Herzblut geschrieben hat – und das wirkt authentisch, kleine stilistische Ecken und Kanten sind da für mich zweitrangig.
Aber mehr dazu später, ich möchte mich von außen nach innen vorarbeiten.
Als ich das Buch das erste mal in den Händen hielt war ich völlig hin und weg. Das Cover sah atemberaubend und das Buch war ein ganz schöner Wälzer. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass mir das Cover nicht ganz so passend erscheint. Ich nehme an es soll sich um die Silhouette der Protagonistin handeln, alles andere würde wenig Sinn machen. Diese Darstellung passt jedoch nicht zu ihr, da sie mich eher an eine zerbrechliche Fantasy-Heldin aus Vampirroman denken lässt als an die toughe Joy, die ich mir nur schwer im Kleid vorstellen kann.
Das Cover wurde auch während der Leserunde mit der Autorin angesprochen und wenn ich es recht in Erinnerung behalten habe, hatte sie da recht wenig Einfluss drauf. Der Verlag hat sich sicherlich Mühe gegeben und ein optisch ansprechendes Bild gefunden, aber im Buchhandel würde das Buch vielleicht bei mir falsche Assoziationen wecken. Mit anderen Worten, nettes Cover, wird der Geschichte aber inhaltlich meiner Meinung nach nicht ganz gerecht.
Obwohl die Autorin wirklich gewandt formulieren kann, war ich auch mit der Sprache nicht immer ganz zufrieden. Oft ist sie unglaublich poetisch. Sie es hier schafft, anders als einige ihrer Kollegen, z.B. Christopher Paolini in seinem Eragon-Zyklus, nicht zu sehr ins Kitschige abzudriften. Das ist so oft eine schmale Gratwanderung, welche Jennifer Benkau in diesem Buch wirklich eindrucksvoll meistert.
Diese poetische Sprache wechselt sich ab mit dem knallharten Alltag eine dystopischen Welt. So macht sich die Protagonistin bereits im ersten Kapitel buchstäblich vor Angst in die Hose und auch sonst wird nicht am Alltagstjargon gespart, ohne dabei jemals in niveaulose Fäkalsprache zu verfallen. Auch dieser Grat ist ein sehr schmaler, der sehr gut gemeistert wird.
Lediglich die Dialoge empfand ich teilweise als ein wenig konstruiert. Es wunderte mich, dass einige Figuren sich trotz ihrer relativ geringen Bildung extrem gewählt ausdrückten, allen voran die Protagonistin Joy. Manchmal schoss mir beim Lesen ihrer Sätze durch den Kopf, dass “so doch kein Mensch rede”. Auf der anderen Seite: was habe ich schon fr eine Ahnung davon, wie die Menschen in der Zukunft reden? Es wirkte auf mich trotzdem manchmal ein wenig hölzern.
Der Leser dieser Rezension sollte sich aber darüber im klaren sein, dass dies durchaus Erbsenzählerei ist, da ich immer besonders viel Wert auf den 'Stil' lege. Von der Sprache her lässt sich das Buch nämlich locker runter lesen und es gibt keine Aspekte die den Lesefluss in irgendeiner Form stören würden.
Die Rezension mag bisher ein wenig verhalten klingen und nicht die gute Bewertung dieses Buches rechtfertigen. All das ist nur das Gerüst des Buches, worauf es mir jedoch bei Büchern die ich zur Unterhaltung lese am meisten ankommt, ist der Inhalt. Und hier kann Dark Canopy richtig absahnen.
Wenn man Kurzzusammenfassungen liest, dann hört sich die Geschichte nicht revolutionär an. The Long Walk, The Last Stand und speziell natürlich wegen der Aktualität The Hunger Games kommen einem in den Sinn. Die Autorin leugnet auch nicht, dass Stephen King ihr eine Inspiration war, so widmet sie ihm zum Beispiel den Namen des fr das Buch wichtigen Gebäudes Flagg's Boulder. Aber dennoch ist Dark Canopy eine eigenständige und absolut fesselnde Geschichte, die sich meiner Meinung nach nicht hinter Suzanne Collin's Reihe rund um Panem verstecken muss – mal ganz abgesehen davon, dass es nicht so ist, als habe Fr. Collins das Rad neu erfunden, auch wenn gerne so getan wird. Mich haben die Panem Bücher zwar auch gefesselt, aber was mir oft fehlte war etwas Reife. Genau die habe ich in Dark Canopy gefunden. Die Lovestory ist etwas schnulzig, ist aber dennoch für Leute mit Glitzervampir-Phobie auzuhalten – mir wird es nämlich auch schnell mal zu kitschig, aber mit Neél und Joy konnte ich doch mitfiebern.
Meinen größten Kritikpunkt kann ich natürlich nicht in die Bewertung einfließen lassen – trotzdem muss ich ihn anbringen: Mulle, wie soll ich nur ein Jahr auf Band 2 warten? Ich bin sowas nicht gewohnt, sonst warte ich doch immer schön bis alle Bände erschienen sind.