Ich bin manchmal echt schusselig. Ich schreibe so oft Rezis und vergesse dann, sie zu posten, bis ich sie irgendwann beim "aufräumen" meiner Festplatte wieder finde. An dieser Stelle schon mal Sorry and Marc Elsberg und der Verlag, ich hätter diese Rezi durchaus 2 Monate eher raushauen koennen, aber besser spät als nie.
Auf den ersten Blick schien das Buch ja ein Glücksgriff zu sein – nicht nur das Thema interessierte mich sehr, sondern auch die Aufmachung ist wirklich sehr hübsch. Das ist natürlich sowieso immer Gerschmackssache, aber mit einem schlichten Design, wie bei “Blackout” kann der Verlag eigentlich nie viel falsch machen. Auf der Rückseite ist auch noch eine Satellitenbild der Erde bei Nacht zu sehen, die finde ich ja auch immer wieder hübsch.
Leider hielt das Cover für mich nicht, was es versprach. Das Buch hat besonders in der ersten Hälfte seine Längen. Ich hatte leider das Gefühl in der Leserunde die einzige zu sein, der es so erging, deshalb kann ich mir selbst zwei Wochen nach Beendigung des Buches die Gründe dafür auch nicht so recht erklären. Man kann “Blackout” durchaus als ein Männerbuch bezeichnen, aber das ist für mich eigentlich kein Ausschlusskriterium, ganz im Gegenteil, auch als Frau kann ich mit den klassischen Frauenromanen oft nur wenig anfangen. Mir gefiel es sogar gut, dass der Autor in diesem Buch ohne eine die Geschichte wirklich prägende Lovestory auskommt, die wäre nämlich angesichts des Horros auch nicht so angebracht. Es fehlte mir jedoch eine Figur, die ich als Sympathieträger akzeptieren konnte, denn der Protagonist, Manzano, bot sich mir da nicht an. Im Gegenteil, er verkörpert die Art Romanheld, die ich gar nicht leiden kann: Eigentlich nur ein durchschnittlicher Mittelschicht-Italiener, der aber plötzlich über Nacht zum Helden avanciert und die Schurken quasi im Alleingang stellt, während die Geheimdienste im Dunkeln tappen – sowohl wortwörtlich, als auch die Ermittlungen betreffend.
Es gab zwei Gründe, die mich davon abhielten das Buch abzubrechen: Zum einen machte die Episodenform das Lesenn erträglicher, auch wenn es langweilig war. Man konnte das Buch so gut auch in 5-Minuten-Intervallen lesen. Außerdem gefiel mir die Leserunde mit dem Autor Marc Elsberg sehr gut. Marc war nicht nur hochmotiviert alle Fragen zu beantworten, sondern lieferte auch interessante Hintergrundinfos, die vor allem durchblicken ließen, was für ein Rechercheaufwand hinter “Blackout” steckt. Hier muss ich auch mal ein ganz dickes Lob austeilen, auch wenn das Buch stellenweise etwas zu langatmig war, ich habe selten einen so bis ins kleinste Detail geplante und recherchierten Roman gelesen, und das hat durchaus auch Auswirkungen auf den Leser: Die gewöhnlichen Ungereimtheiten blieben einem erspart, und selbst, wenn man etwas nicht verstanden hat, konnte der Autor es noch einmal erläutern.
Meine Geduld wurde auch belohnt, denn während die ersten 350 Seiten schon extrem zäh waren und ich kurz davor war das Buch abzubrechen, obwohl ich an der Leserunde Teil nahm, wurde es ein wenig besser. Immerhin kommt in der zweiten Buchhälfte ein wenig Action dazu und man gewöhnt sich mit der Zeit sogar daran, dass die Romanfiguren alle stets beim Nachnamen genannt werden. Gefallen wird mir das zwar nie, aber es ist mir zumindest auf den letzten 200 Seiten nicht mehr ganz so negativ aufgefallen.
Abschließen möchte ich aber noch sagen, dass es sich bei dieser Rezension keinesfalls um einen Zeriss handeln soll, ich gebe dem Buch immernoch 5 von 10 Punkten, das wäre in Schuldnoten meiner Meinung nach immernoch ein “befriedigend”, und für einen Fastabbruch schon eine Auszeichnung. Ab Seite 400 ging das Lesen nämlich doch sehr zügig. Darüber hinaus habe ich das Buch sogar breits an eine Person weiterempfohlen, denn das Buch ist sicherlich nicht schlecht geschrieben, ganz im Gegenteil. Der Schreibstil ist gut lesbar und die gute Recherche tut ihr übriges. Das Buch ist aber dennoch nicht für jeden geeignet. Ich brauche eine Romanfigur, mit derich mitfiebern kann und mich evtl. ein wenig identifizieren kann – das muss nicht die Hauptfigur sein, aber es sollte jemand sein, den man doch ein wenig kennen lernt. In diesem Buch gab es jedoch niemanden, der mir irgendwie sympathisch war. Mir ist aber bewusst, dass es vielen Leuten anders geht, und jenen kann ich das Buch durchaus mit gutem Gewissen weiter empfehlen.