Auch mit viel Wohlwollen mag ich nicht mehr als drei Sterne, also etwa 5 Eulenpunkte, geben. Das steht in diesem Falle bei mir für "solide Unterhaltung", aber - leider - nicht mehr.
Dies ist der offensichtlich erste Band einer Reihe, und von daher mag ich der Autorin gerne eingestehen, dass sie die Charaktere und Handlungsstränge noch mehr ausdifferenzieren wird. Was ich hier gelesen habe, hat mich zwar zwei Tage lang flüssig unterhalten, aber literarisch nicht vom Hocker gerissen.
Wirklich gut gelungen ist die sommerliche Urlaubsstimmung in den Schären! Ich mache selber häufiger Urlaub auf einer Insel, und kann nur sagen, dass ich vieles wiedererkenne. Die Spannungen zwischen Urlaubern und Einheimischen, die Atmosphäre vor, während und nach der Saison, die Besitzverhältnisse, die "Zugereisten" - alles sehr wahr. Noch dazu die stimmigen Naturschilderungen, und schwups hat das Buch locker einen Stern dafür verdient.
Der Kriminalfall an sich verläuft, vor allem im ersten Drittel des Buches, eher behäbig. Erst langsam kommt die Handlung in Fahrt. Auch der Ermittler Thomas Andreasson ist nicht gerade ein Ausbund an kriminalistischer Verve. Letztlich gelangt der Fall erst durch einige Zufälle, und vor allem durch Thomas' Jugendfreundin Nora, zu einer Auflösung.
Wirklich geärgert haben mich Nora und Henrik! Hier werden etliche Stereotype aneinander gereiht, dass es nur so kracht. Verhuschte Hausmaus vs. karrieresüchtigem Ehemann. Ich habe Nora oft wirklich nicht verstanden, hätte sie am liebsten geschüttelt! Eine wirkliche Auflösung erfährt dieser Handlungsteil auch nicht. Vielleicht im zweiten Band...?
Auch die zart blühende Romanze um Thomas und seine Assistentin Carina ist zwar ganz nett zu lesen, verbleibt aber viel zu sehr im Ungefähren und Süßlichen, als dass sie mich wirklich hätte überzeugen können. Thomas leidet noch unter seiner Scheidung und dem plötzlichen Kindstod seiner Tochter Emily. Hier habe ich aber schon wesentlich überzeugendere Schilderungen gelesen! Alles sehr oberflächlich geschildert von der Autorin, wenig mehr als klischeehafte Worthülsen aus Psychologie-Ratgebern. Schade, hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Insgesamt mag ich der Reihe durchaus noch eine Chance geben. Im Moment würde ich sagen - Achtungserfolg, aber nicht mehr.