Beiträge von Rebecca Michéle

    Rebecca Michéle

    Wie spricht man denn eigentlich deinen Nachnamen aus? Ich versuche immer mal wieder unterschiedliche Sprechweisen, bin aber nie wirklich zufrieden :lache

    Da bist du nicht die Einzige ;). Eigentlich wird der Name so ausgesprochen, wie geschrieben: Michéle - Micheeele. Die Betonung auf dem ersten e durch das Accent aigu, das zweite es normal gesprochen, ein weiches ch. Der Name ist ja echt, kein Pseudonym, er stammt auf dem Tschechischen. Deswegen keine italienische Aussprache, wie es häufig vorkommt. Mein Ex-Schwiegervater stammte aus Prag.



    Und bei der Mensa fand ich es noch schlimmer: was soll daran falsch sein, dass eine Frau auch Zutritt bekommt und dort essen darf? Wird durch ihre Anwesenheit das Essen schlecht oder was? *grummel*

    Sicherlich ;). So, wie die allgemeine Meinung lautete, dass der "tadellose, gute Charakter" eines jungen Mannes durch die Anwesenheit einer Frau im Hörsaal hoffnungslos verdorben wird. In anderen Universitäten in Deutschland, noch bis zum 1. Weltkrieg, mussten die Frauen in den Vorlesungen hinter Holzwänden sitzen. Sie durften zuhören, aber nicht zusehen, was ja auch wichtig ist. Auch durften sie nicht gemeinsam mit den Kommilitonen Projekte erarbeiten, sogar nicht innerhalb der Universität sich zum Austausch treffen.

    Schade, dass man nicht erfährt, warum er letztlich mehr oder weniger keinen Kontakt mehr zur Familie hatte und man nicht mal zeitnah über den Tod informiert wird. Aber manchmal bleiben eben weiße Flecken auf der Landkarte. :gruebel

    Marias Memoiren entstanden in den 1920er-Jahren (wann genau ist nicht bekannt), ergo war sie damals schon in ihren Fünfzigern. Auffällig ist, dass sie auch später in liebevoller Erinnerung an ihre Eltern, der Großeltern, der Kinder-/Jugendfreundinnen und sogar der Lehrkräfte schwelgt - aber von ihrem Bruder nur kurz die sachlichen Fakten erwähnt. Gut möglich, dass zwischen den Geschwistern noch einmal etwas vorgefallen ist. Etwas, dass Maria nicht preisgeben wollte, um den Namen nicht zu belasten.

    Ich sag mal so: eine Partnerschaft wie mit dem Apotheker hätte ich mir für Maria aber auch gut (mit einem Mann oder auch einer Frau) vorstellen können - auf Augenhöhe und bei aller Liebe selbstbestimmt und unabhängig. Daher hat das für mich auch gut gepasst, Fiktion hin oder her. :lache

    Tatsächlich spielte ich mit dem Gedanken, dass Maria eine lesbische Beziehung eingeht. Das könnte ich mir bei ihr gut vorstellen. Das wollte der Verlag jedoch nicht ;)

    Entgegen "Schwulen" standen Beziehungen zwischen Frauen nicht unter Strafe. Irgendwie schien das "normaler" zu sein, auf jeden Fall mehr akzeptiert. Wobei die Frauen ihre Beziehungen auch im Geheimen hielten und nicht öffentlich auslebten.

    Eine Frau Professor ohne venia legendi, das kann sich keiner Ausdenken, das ist so irre, das muss wahr sein.


    Gab es damals die Prädikate cum laude etc. für die Doktorarbeit noch nicht und was ist mit dem Rigorosum?

    Ja, das ist wahr und es hat Maria immer betrübt gemacht, nicht selbst lehren zu dürfen. Sooo fortschriftlich war die Herren damals dann doch nicht ;).

    Bei der Verleihung des Doktortitels habe ich mich an Marias Schilderungen gehalten und es nicht näher erklärt, weil ich auch nicht ganz genau herausfinden konnte, wie es damals erfolgte.

    Was ich allerdings schade finde ist, dass man letztlich weder erfährt, warum ihr Bruder Wilhelm sich damals von der Familie abgewandt hat, noch warum die Familie nicht über seinen Tod informiert wurde. Hier gehe ich einfach mal davon aus, dass das auch nicht in den Materialien über die Familie von Linden stand.

    In einem vorherigen Abschnitt habe ich es auch geschrieben: Über den Bruder ist nichts mehr bekannt, nachdem er Württemberg verlassen hat. Bis auf das Telegramm zu Tod des Vaters wird er von Maria in ihren Memoiren auch nicht mehr erwähnt. Ich konnte nur herausfinden, dass er in der Schweiz gestorben ist. Woran, und warum die Familie nicht informiert worden ist - darüber gibt es keine Informationen. Ich wollte hier jetzt auch nichts einfach erfinden.

    Ich finde schön, dass sie mit dem Apotheker Herwig Mayer noch eine gleichberechtigte Partnerschaft führen konnte. Dieser Part ist sicherlich Fiktion, da es im Nachwort ja auch heißt, dass in Marias – bekannten – Lebensdaten kaum Männer vorkommen. Aber so wie es geschrieben ist, hätte es zu Maria gepasst und mir auch gefallen.

    Ja, das ist Fiktion. In einem Unterhaltungsroman sollte laut dem Verlag bei aller Historie auch ein bisschen Romantik vorkommen. Dass Maria für den Rest ihres Lebens allein geblieben ist (was offenbar so war), passte irgendwie nicht.

    Ich finde es gut, das Buch mehr oder weniger mit der Doktorverleihung abzuschließen. Sicher wäre es auch sehr spannend gewesen, noch mehr über das weitere Leben der Maria von Linden zu erfahren, doch ich denke, diese Zeit war die härteste und prägendste Zeit für sie.

    Das haben der Verlag und ich auch lange miteinander besprochen. Marias Aufzeichnungen erfolgten in den 1920er-Jahren. Darin schildert sie zwar ihre Zeit in Bonn und die Verleihung des Professorentitels, aber sonst hält sie sich sehr bedeckt. Alles, was ich herausfinden konnte war, dass sie unermüdlich gearbeitet und geforscht hat, sonst aber kein Privatlaben hatte. Außer, dass sie der Familie Herzt geholfen hat, aus Deutschland zu fliehen, scheint nichts besonders Interessantes geschehen zu sein. Maria und ihre Arbeit waren dann schon anerkannt, sie wurde von den Kollegen in Bonn wie Ihresgleichen behandelt und sie schildert sie als eine sehr glückliche Zeit. Dass ihr dann von den Nazis die Titel aberkannt wurde und sie nicht mehr arbeiten durfte, hat sie sehr schwer getroffen.

    Ich habe mich deswegen entschlossen, die Haupthandlung mit dem Doktortitel enden zu lassen und den Rest ihres Lebens im Epilog und im Nachwort zusammenzufassen. Sonst wäre der Umfang des Buches auch so groß geworden. Ich hatte eine Vorgabe der Seitenzahlen vom Verlag.

    Hier tritt nun auch endlich Pierre Beaudemont auf den Plan, über den ja auch im Prolog geschrieben wird.


    Meines Erachtens hat allerdings der Fehlerteufel im Prolog zugeschlagen und die Überschrift des Prologs müßte korrekt „1895“ lauten und nicht 1894, da Maria Pierre ja erst im Herbst 1894 kennenlernt und im Frühjahr 1895 nach Strassburg reist. Rebecca Michéle Kann das sein? :gruebel

    Ach herrje ... ?( Da arbeitet man sorgsam, mehrere Lektorate, ein Korrektorat, und dann das intensive Lesen der Druckfahne, und doch rutscht ein Fehler durch. Danke fürs bemerken und Entschuldigung! Ich gebe es dem Verlag weiter, damit es in der nächsten Auflage geändert wird. Im E-Book kann es gleich korrigiert werden.

    Rebecca Michéle




    Das hat mir hier auch gut gefallen: alles, was ich nachgelesen habe (und es ist IMMER ein sehr gutes Zeichen und spricht für Buch + Autor*in, wenn ich bei der Lektüre Dinge nachschlage!), hat auch gepasst.

    Auch ich lese nach, wenn es in Romanen um historische Personen und Ereignisse geht. Gerade, um mehr über die Zeit und die Personen zu erfahren. So wurde in mir schon in jungen Jahren (so mit 11, 12 Jahren) das Interesse an der englischen Geschichte geweckt, damals speziell König Heinrich VIII., weil meine Mutter Romane aus dieser Zeit hatte und ich sie auch las.

    Es freut mich, dass ich deine Erwartungen erfüllen konnte! Danke!

    Aber immerhin ist sie an der Universität zwar nicht unbedingt willkommen aber immerhin akzeptiert. Und sie darf im Labor arbeiten weil sie Professor Eimer unterstützen darf. Und das Kollegium ist scheinbar auch angetan von ihr und ihrem Lerneifer.

    Hier zeigt sich, dass es auch damals tatsächlich Männer gab, denen intelligente Frauen kein Dorn im Auge waren und sie Klugheit und Arbeitseifer anerkannten. Gerade Prof. Eimer behandelt Maria auf Augenhöhe und glaubt fest daran, dass sie noch Großes vollbringen wird.

    Durch das Fideikommis ist ja Karl nun Eigentümer von Schluß Burgberg und zeigt sein wahres Gesicht: er schikaniert die Mutter, wo er nur kann und ekelt sie systematisch vom Schloß, außerdem stellt er Marias Unterstützung ein. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, dass er sich als so gieriger und unverschämter Mensch entpuppt.

    Von Anfang an war es Maria unangenehm, ausgerechnet von Onkel Karl das Geld anzunehmen. Es bewahrheitet sich dann ja leider, was für ein Mensch er ist. Auch das ist leider die Realität. Darüber schreibt Maria ausführlich: Wie ihre Mutter vertrieben wurde, wie hart Karl war, und auch wie schwer es für die Mutter in Tübingen dann war.

    Ich frage mich, warum Wihelm nicht zur Beerdigung des Vaters kommt und überhaupt erst einmal nach 10 Tagen ein – in meinen Augen herzloses und unpersönliches – Telegramm an Maria schickt. Auch später in Tübingen lässt er sich ja nicht blicken. :gruebel

    Über Wilhelm ist ganz wenig bekannt. Das Telegramm erwähnt Maria in ihren Aufzeichnungen noch, dann nur noch, dass er später in der Schweiz gestorben ist. Warum und wieso die Familie nicht informiert worden ist, konnte ich nicht herausfinden.

    Hier finde ich Maria spannend – ich weiß aber nicht, ob hierzu mehr über sie bekannt ist. Ich habe über sie gelesen, dass Feministinnen ihr ankreiden, sich zu sehr den Männern angepasst zu haben, um ihnen „besser zu gefallen“ bzw. sich ihnen anzugleichen. Daher die kurzen Haare und ihre Männeranzüge. Hier würde mich interessieren, ob das ihr Hintergedanke dabei war oder ob es eben ihre Persönlichkeit (sei es, weil sie einfach ein androgyner Typ war oder möglicherweise lesbisch oder vielleicht auch eine Transperson?) Dazu passen würde ja, dass an einer oder zwei Stellen im Buch etwas von einem dritten Geschlecht stand, bzw. sinngemäß von einem „zwischen den (zwei) Geschlechtern“ Rebecca Michéle Ist darüber irgendwo mehr bekannt?

    Schau mal im Abschnitt "Seiten 182-262" mein Kommentar bei beowulf. Das habe ich vorhin zuerst gelesen und entsprechend kommentiert.

    Meiner Meinung nach hat sich Maria nicht so gegeben und gekleidet, um von den Männern besser anerkannt zu werden. Ich denke, sie war einfach so und fühlte sich in den typischen Frauenkleider einfach nicht wohl. Das ist im Pensionat schon so, als sie das weiße Sonntagskleid anziehen muss.

    Die Kontakte zu Mathilde Weber und dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein sind wertvoll für Maria um zu erkennen, dass sie nicht die einzige Frau ist, die mit den vorherrschenden Bräuchen und Gesetzen nicht einverstanden ist und sucht, diese zu ändern.


    Doch es gibt auch Unterschiede: Während Maria das Prinzip „Nichts ist nur schwarz und weiß“ vertritt, ist Mathildes Ansicht „Eine Dame sollte eine Dame bleiben“.

    Mathilde Weber (im Park am Neckarufer in Tübingen steht eine Statue von ihr) hat zweifelsohne sehr viel für die Frauenrechte und besseren Arbeitsbedingungen für die einfachen Frauen getan - sie war aber doch etwas konservativ und wollte, dass eine Frau immer eine Frau bleibt und sich nicht wie ein Mann aufführt. Maria und Frau Weber verstanden sich zwar, aber so richtig eng wurde ihre Beziehung deswegen nicht.

    Ich bin gespannt, wie es an der Uni weitergehen wird. Momentan hat sie ja nur Amos als Unterstützung. Professor Brill schätze ich auch so ein, dass das was werden kann, dem scheint Marias Verhalten insgeheim doch zu imponieren . Professor Göhring wird da harte zu knacken sin.

    Und das Problem mit den Toiletten muss ja auch noch irgendwie gelöst werden.

    Einige Professoren unterstützen Maria, andere lassen sie ihre Abneigung deutlich spüren. In einer Szene spricht Maria das "Toilettenproblem" an und bekommt zur Antwort, dass man jahrhundertelange bestehende Ordnungen nicht Hoppla-Hopp über den Haufen werden und verändern kann. Es ist anzunehmen, dass künftig mehr Frauen an die Universitäten kommen werden, dann können auch für die die entsprechenden Einrichtungen geschaffen werden.

    Mit Professor Göhring meinst du sicher Professor Vöchting, nicht wahr? Die Namen aller Lehrkräfte sind echt, deren Charaktere habe ich so wiedergegeben, wie es meine Recherchen ergeben haben. Über die Männer an der Uni Tübingen findet man viele Informationen - über Maria kaum etwas.

    Ich frage mich die ganze Zeit ob Wilhelm nicht deswegen so gerne beim Militär ist, weil er vom andern Ufer kommt und auch wenn der Gedanke vielleicht politisch höchst unkorrekt ist- vielleicht war ja Maria vom Linden in Wirklichkeit ein Max von Linden, im falschen Körper geboren. Schließlich ist Transsexualität etwas was es zu der Zeit als Begriff und Erkenntnis nicht gegeben haben mag, aber sicher existierte.

    Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen! Maria sagt selbst, dass sie der Meinung ist, Gott habe bei ihr einen Fehler gemacht, indem er sie als Mädchen zur Welt hat kommen lassen. Je intensiver ich über sie recherchiert habe, desto mehr kam ich zur Überzeugung, dass sie im falschen Körper geboren wurde. Transsexualität gibt es, seit es Menschen gibt, nur früher ein absolutes No-Go, überhaupt daran zu denken!

    Der Verlag und ich haben lange überlegt und alles Für und Wider abgewogen, ob wir das zum Thema im Roman machen sollen. Dann hätte er aber eine andere Wendung genommen. Schließlich haben wir uns darauf geeinigt Marias Neigung, nicht zu heiraten und Kinder zu bekommen, zwar nicht zu verschweigen, aber nicht zu sehr in die Tiefe zu gehen. Es ist auch eine rechtliche Sache: Es gibt keinen wirklichen Beweis, dass Maria transsexuell war. Über historische Person darf man zwar alles schreiben (besonders, wenn sie länger als 70 Jahre tot sind), man sollte deren Lebensläufe aber nicht zu sehr verändern. Von denen von Linden gibt es zwar keine Ahnen mehr, trotzdem wollte ich kein Bild von Maria zeichnen, das nur auf Vermutungen beruht.

    Apropos Ahnen: Meine Recherchen ergaben, dass Anfang des 19. Jahrhundert ein Zweig der Familie in die USA ausgewandert ist. Offenbar gibt es dort noch Nachfahren. Rechtlich ist es aber völlig in Ordnung, dass wir diese nicht um Erlaubnis gebeten haben, zumal auch das nur eine Vermutung ist. In Deutschland ist das Geschlecht eindeutig ausgestorben.

    Nun ist auch der große Tag gekommen, an dem Maria in Tübingen studieren darf, zwar nur als Gasthörerin, aber immerhin hat sie so einen Fuß in der Türe und darf auch Klausuren mitschreiben. Leicht wird es ihr aber nicht gemacht: die meisten Studenten sind auch hier ekelhaft zur ihr. Ich frage mich wirklich, wo da die vielbesungene gute Erziehung hin ist bei dem Verhalten, das viele Menschen Maria gegenüber an den Tag legen.


    Von Professor Vöchting bis zum Pedell: Unverschämtheiten, Diskiminierung, Beleidigungen und schiefe Blicke begleiten sie. Der Zugang zu Mensa und sogar zu den Toiletten werden ihr (noch?) verwehrt... kurz: es wird ihr alles so schwer wie nur möglich gemacht.


    Doch zumindest hat sie mit der Frau Oberschulrat Deimling eine nette Vermieterin gefunden und auch der Professor Brill scheint mir nur noch ein wenig Zeit zu brauchen, um sich mit ihr als Studentin „anzufreunden“. Außerdem sieht sie Amon Russak wieder, der auch in Tübingen studiert. Vielleicht kann die Bekanntschaft mit ihm ja ein wenig das Eis brechen.

    Intelligente Frauen, besonders Frauen, die so klug sind, um ein Studium zu meistern, passten einfach nicht in das Weltbild der meisten Männer. Professor Vöchting war auch gegen Marias Aufnahme an der Uni (historische fundiert), wurde von den anderen aber überstimmt. Ich glaube, dass er eine oder andere Professor, der dafür gewesen war, heimlich gedacht hatte, dass es Maria sowieso nicht durchhält und/oder dem Pensum nicht gewachsen ist und einsieht, dass sie fehl am Platz ist. Tja, falsch gedacht ;)