Beiträge von Rebecca Michéle

    Was mir aber noch nicht ganz klar ist: Victor wusste ja schon im Prolog von dem Reif. War es dann ein riesengroßer Zufall, dass es ihn nach dem Krieg ausgerechnet in die Nähe Cleos verschlug oder war da doch Absicht und Berechnung dahinter????

    Victor wusste nicht, dass Miller (am Anfang) den Reif Alexander Vanson verkauft hat, aber er wusste, dass Vanson auf der Suche nach irgendetwas Großem war. Was Victor Cleo später erzählt, er habe ihren Vater getroffen und so, entspricht der Wahrheit, auch wenn ich das nicht explizit erwähnte habe. Als Angwin Victor nach Tredennick einlädt, erwähnt er Cleos Namen, und so ist Victors Interesse geweckt, die Tochter des Archäologens kennenzulernen, obwohl er keine Ahnung hat, dass Cleo im Besitz eines Teiles des großen Geheimnisses ist. Ja, einige Zufälle spielen eine Rolle, in Unterhaltungsromanen kommen wir Autor:innen aber kaum ganz ohne Zufälle aus ;)

    Anfangs dachte ich nur "oh, ne Cleo, nun fahr da doch nicht alleine in die Wüste, das kann ja nicht gut gehen".

    Ich gestehe, daß ich mir dachte, daß es Viktor ist, auf den sie da treffen wird. Der Mann war mir von Anfang an suspekt. Schon sein Heiratsantrag, damit sie mit nach Ägyoten kann, war sehr dubios.

    Aber so mag ich das, wenn ich nicht vollkommen falsch liege :grin

    In dem Moment hat Cleo niemanden mehr, dem sie vertrauen kann. Auf die Polizei kann sie nicht setzen, mit ihr hat sie ja schon einmal eher schlechte Erfahrungen gemacht, was Hife angeht (nach Mirandas Tod). Cleo spürt, dass sie JETZT handeln muss, und da sie denkt, es sei Jason, der hinter allen steckt, hat sie nicht wirklich Furcht vor ihm. Sie ist schrecklich wütend und enttäuscht, weil sie ja schon Gefühle für Jason hegt. Von der Liebe enttäuschte Frauen sind zu viel fähig ;)

    Das Happy End mit Jason war so vorauzusehen und herbeigesehnt, aber natürlich auch sehr zugespitzt und schon fast zu schmalzig.

    Welche Szene fandest Du schmalzig? Die der Rettung Cleos durch Jason in der Wüste oder die letzten Seiten, wenn sie sich entschließt, mit ihm nach Mittel-/Südamerika zu gehen? Mich interessiert das sehr, da ich selbst den Eindruck hatte, diese Szenen zwar mit etwas Romantik zu versehen, aber nicht "schmachtend", denn das würde zu den Charakteren nicht passen. Cleo und Jason sind ja beide sehr bodenständige Personen.

    Für mich hätten es gerne 200 Seiten mehr sein dürfen :). Aber darüber haben wir ja schon mal geschrieben und mir ist klar, dass das in erster Linie Geschmackssache ist. So ist das Buch sehr kurzweilig und auch für ungeduldige LeserInnen bestens geeignet. :grin

    Wahrscheinlich wisst Ihr, dass wir Verlagsautor:innen uns auch nach den Vorgaben der Verlage richten müssen. Je dicker ein Buch, desto aufwändiger in der Herrstellung, daher im Verkauf auch teurer. Daher, wie bei diesem Roman, gibt es in der Regel eine Vorgabe für die Seitenzahlen. Im Selbstpublishing können das die Autor:innen natürlich selbst entscheiden.

    Das wäre wunderbar. ein neues Abenteuer mit den beiden zu lesen.

    Angwin gönne ich seine Daphne, solange er mit Cleo und jetzt auch Jason, befreudet bleibt und sie sich ab und an in Cornwall treffen. (Das alte England ist halt mein Lieblingsschauplatz :grin )

    Trotz seiner Ecken und Kanten ist Angwin ein Guter, halt ein Mann seiner Zeit ;). Mir war es wichtig, dass er am Ende auch sein Glück an der Seite der, für ihn richtigen Frau, findet. Cleo war es ist. Auch mein Lieblingsschauplatz sind die britischen Insel, besonders Cornwall, und ich hoffe, nächstes Jahr endlich wieder dorthin reisen zu können.

    Und er trauert halt auf seine Weise um seine Schwester. In den Wochen der Überführung sind wir ja nicht bei ihm. Zumal nicht jeder so ein gefühlsduseliger Mensch ist und öffentlich trauert.

    Wir befinden uns ja auch in einer Zeit, in der Männer keine solchen Gefühle zeigen und nicht weinen durften, gerade nicht Adlige, sonst wären sie Weicheier gewesen - wobei es den Ausdruck damals wohl noch nicht gab ;-).

    Ja, Cleo und Dillon, frei und abenteuerlustig. Und passender weise hat er eine reiche Familie, ein bisschen viel Zufall für mich, aber so soll es wohl sein.

    Auf das Geld seiner Familie legt Jason aber keinen Wert, er möchte lieber frei und unabhängig sein. Cleo kann nicht völlig aus ihrer Haut, ein wenig Sicherheitsdenken für die Zukunft hat sie auch. Und - nun ja, ohne zu spoilern: Vielleicht geht die Geschichte der beiden ja weiter und Jasons Familie spielt dabei eine Rolle ;-) ?

    Ich habe auch schon den Eindruck, dass sie um Miranda sehr intensiv trauert, auch wenn es nicht seitenlang im Buch ausgewälzt wird (wofür ich dankbar bin, denn das würde für mich nicht zur Grundausrichtung des Buches passen).

    Dankeschön, das ist von mir so gewollt. Noch in Ägypten muss Cleo handeln, da bleibt kaum Zeit für Trauer, auf dem Schiff möchte sie mit niemanden Kontakt haben (auch ein Zeichen der Trauer), und auf S. 318 wird Cleo von ihren Gefühlen überwältigt. Da sie aber schon mehrere geliebte Menschen verloren hat, ist Cleo zwar nicht abgeklärt, bricht aber auch nicht zusammen.

    Früher waren die Menschen mit viel mehr Todesfällen in den Familien und bei den Freunden konfrontiert als heute. Da gehörte der Tod zum Leben, auch wenn er für einige Menschen viel zu früh kam. Für eine Menge Krankheiten gab es keine Heilung und/oder Operationen. Eine Blinddarmentzündung konnte tödlich verlaufen, weil es auch gar nicht so viele ausgebildeten Ärzte und Krankenhäuser gab. Künstliche Herzklappen, Stens, Ballondilatationen gab es keine - wer herzkrank war (auch in jungen Jahren), konnte schon mal sein Testament machen.

    Ärztlich verordnete Kuren, Rehabilitationen gab es natürlich auch keine. Nur die Reichen konnten sich sogenannte "Badekuren" leisten, die jedoch mehr dem Vergnügen, als einer wirkliche Genesung dienten.

    In den nur 100 Jahren hat sich auch im medizinischen Bereich unheimlich viel positiv verändert.

    Über Angwins Trauer erfahren wir tatsächlich nichts, allerdings ist er kein Mann der Gefühle, von daher habe ich da auch nichts vermisst.

    Nein, er zeigt seine Gefühle nicht offen, er ist distinguiert. So wurde er erzogen, das kann er nicht so einfach abstreifen. Cleo spürt aber, wie sehr Angwin der Tod der Schwester trifft und auch, dass sie stärker als Angwin ist. Für mich hätte es nicht gepasst, wenn Angwin plötzlich ein heulendes Elend geworden wäre ;-)

    Was mich viel mehr erstaunt hat ist die Möglichkeit des plötzlichen Aufbruchs nach Ägypten. Klar, Cleo kann spontan weg, sie hält nichts, aber müsste sich Angwin nicht zunächst noch um sein Gut/das Haus/seine Mutter kümmern, bevor er eine so lange Reise (mit ungewisser Rückkehr) antritt?

    Bei Lady Charlotte besteht keine Lebensgefahr mehr, körperlich ist sie zwar geschwächt, aber gesund, durch Mirandas Tod ist sie physisch zwar am Ende, wird von der Pflegerin aber bestens betreut. Angwin kann nichts ausrichten, um der Mutter zu helfen. Sie lehnt seine diesbezüglichen Bemühungen ja ab.

    Tredennick Manor ist beim Verwalter in guten Händen. Früher war es keineswegs üblich, dass die Gutsherren sich selbst um ihre Besitztümer gekümmert haben. In der Regel überließen sie alles den entsprechenden Verwaltern. Manche Herren ließen sich oft Jahre auf ihren Gütern nicht blicken, viele Adlige hatten auch mehrere Besitztümer über ganz England verstreut.

    Zeitlich befinden wir uns gerade in einem Wandel. Durch den Krieg fehlen Männer, so mussten immer mehr Gutbesitzer sich selbst darum kümmern. Zuvor zeigte der Verwalter von Tredennick bereits, dass er den Besitz sehr gut leitet. So muss sich Angwin keine Sorgen machen.

    War es damals nicht so, dass Schulden "Ehrenschulden" waren, die man als Gentlemen einfach zu bezahlen hat? Dass Angwin da für seinen langjährigen Freund einspringt, vor allem da er es sich leisten kann, ist für mich durchaus nachvollziehbar. Cleos anfänglicher Unmut darüber auch, aber da hat Angwin recht: ihm tut es nicht weh, für Cleo wäre es eine vielleicht lebenslange Aufgabe gewesen.

    "Ehrenschulden" - das war genau meine Idee. Victor war Angwins Freund, sie verband gemeinsame Erlebnisse im Krieg. Das Verfahren (an anderer Stelle bereits erklärt), ein Erbe auszuschlagen, war nicht üblich, aber bis Cleo das alles hätte geregelt bekommen, wäre viel Zeit vergangen. Für Angwin war es keine große Summe, aber so schuf er für Cleo die Möglichkeit, mit allem abzuschließen. Inzwischen wusste Angwin ja, dass Cleo Viktor nicht geliebt hatte und dass ihre Ehe eine Art "Zweckgemeinschaft" gewesen war.

    Das war meine Frage im nächsten Abschnitt. Vielleicht magst Du da mal gucken. Ich glaube, mit England weiß Rebecca Michéle das nicht, zumindest sah die Antwort danach aus.

    Es ist in England zwar möglich, aber nicht üblich, da nicht notwendig. Neben anderen Quellen - und auch die Frage an meine englischen Freunde - war u.s. Seite eine Informationsquelle für mich. Da ich es aber in einem Unterhaltungsroman nicht so ausführlich die rechtlichen Hintergründe ausführen wollte (es erschien mir nicht passend) habe ich mich dafür entschieden, dass Angwin es übernimmt. Victor war schließlich ein langjähriger Freund.

    https://www.cross-channel-lawy…nnvoll-uberhaupt-moglich/

    Als Cleo nach England zurück kommt, erklärt ihr Angwin ja, dass er Victors Schulden, also Cleos Erbe übernommen habe. Ist es nicht so, dass man eine Erbschaft ausschlagen kann wenn sie nur Schulden bringt? Ich meine, ich hätte das auch mal irgendwo gelesen oder gehört.

    Wie das damals in England war - da bin ich jetzt überfragt. Bei uns ist das heutzutage so. Da Victors Schulden für Angwin keine große Summe waren, hat er es übernommen, damit das Thema für Cleo abgeschlossen ist. Cleo ist ihm zwar dankbar, aber auch ein wenig ärgerlich, dass Angwin einfach zu über ihre Belange entschieden hat.

    Was mich immer irritiert: plötzlich heißt es, es ist nicht schlimm, wenn sie alleine reist, sie ist ja jetzt eine ehrbare Witwe. Was soll das denn heißen, dass die keine Abenteuer mehr erleben dürfen, jenseits von gut und böse sind? Sie ist ja kaum älter geworden in der kurzen Zeit, sicher jetzt volljährig aber keineswegs eine Matrone, wie ich mir ehrbare Witwen eher vorstelle.

    In früheren Zeiten, auch noch vor hundert Jahren, hatte eine Frau in England die meisten Rechte, wenn sie Witwe war. Unverheiratete Frauen, gleichgültig in welchem Alter, mussten sich den Wünschen ihres Vaters richten, war der tot, dann einem Bruder, Gab es keine Verwandten, mussten sich Ledige zwar allein durchschlagen, was aber nicht einfach war, da sie beruflich kaum Auswahl hatten. Erst nach dem 1. Weltkrieg änderte sich es, da während des Krieges viele Frauen in der Rüstungsindustrie arbeiteten, sie fuhren und reparierten auch Autos und taten so viel mehr, das ihnen zuvor verwehrt gewesen war. Da die Männer an den Fronten waren, blieben nur die Frauen und sie erkannten, dass sie ebenso viel wert sind wie Männer.

    Heiratete eine Frau war sie ihrem Ehemann quasi "untertan". Sie hatte keinen Anspruch auf eigenes Geld, brachte sie Geld und/oder wertvolle Gegenstände in die Ehe mit ein, fiel dieses all dem Ehemann zu. Wollte sich eine Frau von ihrem Mann trennen, konnte sie das zwar, verlor aber alles - auch ihre Kinder. Einen Unterhaltsanspruch gab es nicht.

    Als Witwe jedoch - unabhängig vom Alter - hatte eine Frau die Verfügungsgewalt über ihre Besitztümer. In der Gesellschaft wurde sie gleichbedeutend wie eine Ehefrau angesehen - eben wie hier beim Reisen, Ledige Frauen, die damals ohne männliche Begleitung reisten, wurden bestenfalls schief angesehen, oft aber auch als "verdorben" angesehen. Gerade die bessere Gesellschaft beharrte noch lange darauf.

    Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich rüberbringen ;-)

    Carter selbst scheint nun wirklich kein Menschenfreund zu sein. zumindest ist er kein Freund großer Worte oder überhaupt von Worten.

    Nun auf zum letzte Abschnitt.

    Die Beschreibung von Howard Carter entspricht dem, was ich über ihn recherchiert habe, Er war ein ausgezeichneter Archäologe, arbeitsam und von einem einmal gefassten Entschluss nicht mehr abzubringen, aber nicht gerade die Freundlichkeit in Person. Andere Meinungen ließ Carter nicht gelten und sich auch nichts sagen. Meine eigene Vermutung ist, dass wir solche Personen heute als Egomanen oder Narzissten bezeichnen würde. Carter war nie verheiratet, hatte keine Kinder und keine richtigen Freunde. Bei seiner Beerdigung waren auch nur wenige Leute anwesend. Sein Ruhm entstand erst nach seinem Tod (im Nachwort habe ich dazu auch was angemerkt).

    Kannst du darüber vielleicht noch etwas mehr erzählen? Die Frage zum Erbe ist mir nämlich auch sehr bald gekommen. Weißt du, wer damals erbte, wenn es kein Testament gab? Alles die Ehefrau oder auch noch andere Verwandte/Stellen?

    Das englische Erbrecht war und ist etwas kompliziert und unterscheidet sich wesentlich von dem in Deutschland. In Schottland, Wales und Nordirland ist es dann auch schon wieder anders.

    Hier in Deutschland haben direkte Angehörige (Ehepartner, Kinder, Eltern - wenn es diese nicht gibt Geschwister) auf jeden Fall einen Anspruch auf einen Pflichtteil, auch wenn der Verstorbene in seinem Testament seine ganze Hinterlassenschaft jemand anderen (oder einem Tierheim) vermacht hat. Vom dem gesetzliche Pflichtteil kann man nur ausgeschlossen werden, wenn schwerwiegende Gründe vorliegen, z.B. der Erbberechtige nachweislich kriminell und/oder drogensüchtig ist, und das Erbe deswegen "durchbringen" würde, Das ist ein langer und schwieriger Prozess.

    In England ist das anders, auch schon vor 100 Jahren. Es gibt keinen Anspruch auf einen Pflichtteil, ein Testament ist bindend, ohne wenn und aber. Du hast sicher schon davon gehört, dass Personen ihr Vermögen einem Haustier hinterlassen und für das einen "Betreuer/Treuhänder" ernannt haben.

    Gibt es kein Testament wird nach einem Erbberechtigen gesucht, in der Reihenfolge der Verwandtschaftsgrade: Ehepartner - das älteste Kind - Eltern - Geschwister.

    Das kann lange dauern und durchaus eine Person ausfindig gemacht werden, die über sieben Ecken mit dem Verstorbenen verwandt war und der niemals begegnet ist. Wird ein Erbe gefunden, muss dieser dann für die Kosten der Suche aufkommen.

    Sollte nach einer gewissen Zeit (ich glaube, heute sind es drei Jahre) niemand gefunden werden, fällt das Erbe dem Staat zu.