Beiträge von Rebecca Michéle

    Leider ist es als das zu labeln. Männer lesen in der Regel mehr Bücher, die behaupten Sachbücher zu sein.

    Meine Erfahrung zeigt, dass es als Autorin schwer ist, Romane mit einem männlichen Protagonisten bei den Verlagen unterzubringen. Das Denken, dass eine Frau eben nur über Frauen schreiben kann, ist halt noch weit verbreitet. Wer es jedoch zeigt, dass es erstklassig auch mit Männern als Hauptfigur geht, ist Rebecca Gablé!

    Da hast du recht. Und warum denkt man, dass es eine Figur sympathischer macht, wenn sie die eine oder andere Liebschaft hat? Ich fand Maria von Anfang an toll und das hätte sich auch nicht geändert, wenn sie sich keinem Mann zugewendet hätte. Sie war doch gut, wie sie war...

    Tja, das war tatsächlich eine lange Diskussion mit dem Verlag, der natürlich und verständlicherweise aus wirtschaftlichen Gründen denkt. Das Buch wird als "Unterhaltungsroman" vermarktet, und da gehören eben auch Liebe, Leidenschaft und Dramatik dazu. Die Worte des damaligen Verlagsleiter ...

    Offenbar wurde gedacht, dass Marias Werdegang allein nicht ausreicht, um die Lesenden anzuziehen, wobei es auch in Wirklichkeit an Dramatik bei ihr nicht gemangelt hat. Aber eben das Thema Männer völlig auszublenden - das wurde nicht gewünscht.

    Es ist ein Abwägen, inwieweit man sich auf die Wünsche eines Verlages einlässt. Wir haben Kompromisse geschlossen, mit denen ich schlussendlich einverstanden war. Die Krux bei der Sache ist nur: Als alles fertig war, wechselte die Verlagsleitung. Der neue hätte es auch anders akzeptiert, aber da war es schon zu spät, alles wieder umzuschreiben ;)

    Schön fand ich, dass es auch immer wieder Anekdoten zu Marias Leben gab, die vielleicht nicht direkt mit ihrem Werdegang zur ersten Studentin des Kaiserreichs zu tun hatte, die den Menschen jedoch sehr viel lebendiger gemacht hat und uns auch ihre Denkweise näher gebracht hat. Man hatte durchweg das Gefühl, dass der Roman sehr gut recherchiert war, was durch die schöne Begleitung von Rebecca Michéle in der Leserunde noch weiter untermauert wurde.

    Der Schreibstil der Autorin hat mich schon nach wenigen Seiten eingefangen, sodass sich das Buch leicht und flüssig weglesen ließ. Ich habe das Buch wirklich sehr genossen.Wie

    Wie hier immer mal wieder geschrieben: Marias Memoiren waren meine hauptsächliche Recherchequelle. So hat sie locker-leicht verfasst, oft mit einem Augenzwinkern, so sind viele Anekdoten wirklich passiert (z.B. die Wanderung durch den Schwarzwalt mit all ihren Widrigkeiten), andere habe ich mir ausgedacht, weil sie zu Maria passten. Wie du schreibst: Es war mir wichtig, den Menschen Maria von Linden zu zeigen, nicht nur die wissbegierige, oft harte, Wissenschaftlerin, wie sie in den meisten Internetbeiträgen gezeichnet wird.

    Es freut mich, dass dir mein Schreibstil gefallen hat. Danke für deine Worte!

    Ich bin ebenfalls ganz unbefangen an das Buch herangegangen. Die Autorin war mir nicht bekannt, die Kurzbeschreibung bei amazon fand ich etwas seltsam, liest sie sich doch eher wie eine Kurzzusammenfassung des Lebens der Maria von Linden. Aber das Cover hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen (Schmetterlinge :love:) und die Beschreibung versprach die Geschichte einer Frau, die es schafft, ihren Weg zu gehen, obwohl sie gegen viele Widerstände kämpfen muss.

    Erhalten habe ich ein Buch, dass mir sehr gut gefallen hat und viel mehr zu bieten hat, als die kurze Zusammenfassung von Marias Leben vermuten lässt.

    Es freut mich sehr, dass dich das Buch überzeugen konnte! Beim Cover hat der Verlag ein wirklich gutes Händchen gehabt, ich war auch gleich begeistert, als ich den ersten Entwurf zu sehen bekam. Ich freue mich, dass wir uns jetzt hier kennenlernen durfen!

    Ich glaube nicht, dass eine Ehe für Maria irgendetwas leichter gemacht hätte, auch von einer Ehefrau wurde doch erwartet, dass sie zu Hause hockt und sich mit Handarbeiten und Kaffeeklatsch die Zeit vertreibt, zumindest in ihren gesellschaftlichen Kreisen. Die Leute hätten nur noch mehr zu lästern gehabt, nämlich über ihren Mann, der sich auf der Nase rum tanzen lässt.

    Ich stimme dir vollkommen zu! Es ist nun mal so, dass die Frauen die Kinder bekommen. Mit einem Kind hätte Maria nicht studieren und in dem Maß forschen können. Nur quasi daheim im stillen Kämmerchen. Selbst, wenn ein Kind Angestellten überlassen werden würde (Maria ist ja auch von den "Fräuleins" erzogen worden, hätte sich Maria nicht völlig aus Haushalt und Kindererziehung ausklinken können.

    Damals gab es keine sicheren Verhütungsmittel, außerdem wollen die meisten Männer Nachkommen haben. Es war völlig undenkbar, dass die Frau dann arbeiten ging und der Mann kümmert sich um Haus und Kinder. Da wäre der Mann im ganzen Verwandten-/Bekanntenkreis völlig unten durch gewesen. Noch heute werden Männer, die zu Hause bleiben und deren Frauen arbeiten, belächelt und immer noch als "Pantoffelhelden" bezeichnet.

    Das hätte eine gute Lösung sein können. Aber ich frage mich, ob das zu Maria gepasst hätte. Sie war schon sehr selbstständig und ein wenig eigensinnig. Ich empfinde sie so, als ob sie einfach sie selbst sein wollte, ohne sich verstellen zu müssen.

    Für beide wäre es eine gute Möglichkeit gewesen, den ständigen Anfeindungen aus dem Weg zu gehen. Ich denke, solche Scheinehen waren lange Zeit gang und gäbe.

    Da jedoch überall nachzulesen ist, dass Maria nie verheiratet war, wäre es zwar ein schöner Twist im Plot gewesen, aber ich wollte Marias Geschichte nicht so sehr verfälschen.

    Später hat Amon ja geheiratet um als Arzt arbeiten zu dürfen. Unglaublich! Als wenn die sexuelle Ausrichtung etwas mit der Qualifikation als Arzt zu tun hat! Wie am Ende geschrieben, wusste seine Tochter nichts davon (Maria sagt es ihr auch nicht) und empfand die Ehe ihrer Eltern immer als sehr glücklich. Inwieweit Amons Ehefrau von seiner Neigung wusste, bleibt offen.

    Ich finde es faszinierend, wieviel Herzblut du auch in die Recherche gesteckt hast. Das ist beim Lesen aber besonders auch hier in der Leserunde zu spüren. Ich finde es toll, wie du aus wenigen Informationen eine Figur lebendig werden lässt. :anbet

    Ich danke für deine Worte! Wenn man hört, dass die ganze Arbeit in den Romanen rüberkommt, macht es gleich doppelt Spaß :)

    Ich bin ja schon ein wenig älter ;), und Geschichte war seit meiner Kindheit mein Hobby. Auch meine Mutter war geschichtlich sehr interessiert und gebildet. So habe ich ein recht hohes Grundwissen von der Historie, bevorzugt den europäischen Ländern und hier speziell die britische Inseln. Wenn ich einen historischen Roman schreibe, muss ich nicht von Grund auf recherchieren, wie die Politik, die Gesetze und die Lebensumstände damals gewesen sind. Aber in die Geschichten der Figuren tauche ich ganz tief ein. Es ist eigentlich gar keine Arbeit, sondern Vergnügen ;) In der Regel finden vielleicht 25-30 % meiner Recherche dann Einzug in die Bücher, da sie ja in erster Linie unterhalten und nicht wie Geschichtsbücher sein sollen.

    Bei Maria von Linden habe ich mehrere Monate erst mal recherchiert, bevor ich dem Verlag sagen konnte: "Ja, ich habe ausreichend Material, um einen authentischen Roman über Maria zu schreiben." Vor allen Dingen muss ich mit den Figuren warm werden. Das war bei Maria sehr schnell der Fall! Allein die wenigen Fotos, die es von ihr gibt, weckten in mir den Wunsch, diese Frau näher kennenzulernen.

    Als ich über Maria, aber auch über Gabriele ein wenig nachgeforscht habe, hieß es ja überall, dass Gabriele als "Lebensfreundin" im selben Grab bestattet wurde wie Maria. Das fand ich extremst ungewöhnlich, irgendwie hat sich bei mir manifestiert, dass es vielleicht eher eine "Lebensliebe" gewesen sein muss.


    Wenn Gabriele ein einsamer Mensch ohne Familie gewesen wäre, hätte ich das gemeinsame Grab nicht mal so ungewöhnlich gefunden. Aber die Tatsache, dass Gabriele Angehörige hatte und noch dazu Mann und Kind und DANN in einem Grab mit Maria beigesetzt wurde... das ist schon sehr besonders. Da würde man doch zu gern die wahre Geschichte kennen...

    Gabriele heiratete 1890, der Sohn wurde ein Jahr später geboren, und 1895 wurde die Ehe wieder geschieden. Warum - darüber fand ich leider keine Informationen, nur, dass die Scheidung in Berlin erfolgte. Wahrscheinlich galten in Preußen andere Gesetze als in Württemberg. Gleich nach der Scheidung legte auch Gabriele das Abitur an und ging dann nach Zurück zum Studium. Es ist anzunehmen, dass ihr Sohn beim Vater verblieb. Einerseits hätte sie mit einem Kleinkind nicht studieren können, es spricht aber viel dafür, dass sie "keine gute Ehefrau" - in den Augen der Männer - gewesen war und so das Kind beim Vater verblieb.

    Sicherlich war Gabriele von Maria fasziniert, wie zielstrebig sie ihren Weg gegangen ist, und eiferte ihr auch nach. Es gibt leider keine Hinweise, ob sie sich in Liechtenstein vor Marias Tod noch mal getroffen haben, geschrieben haben sie sich bestimmt. Ab 1933 lebte Gabriele in Basel, der Weg nach Schaan wäre also nicht all zu weit gewesen. Was dann mit ihrem Sohn war und ob sie Kontakt hatten, als dieser erwachsen war - darüber kann ich leider auch nichts herausfinden.

    Für mich ist es dir jedenfalls gelungen, Tante Elli sympathisch wirken zu lassen. :) Ich muss zugeben, dass ich überlesen habe, dass sie aus den Staaten stammte. Könnte es sein, dass sie auch durch ihre Herkunft da etwas fortgeschrittener dachte? :gruebel

    Das ist anzunehmen, denn da gab es längst keine Unterschiede zwischen Adel und "einfaches Volks". Die Amerikaner dachten viel fortschrittlicher, damals übten auch Frauen in den Staaten Berufe aus.

    Bereits ab 1830 durften Frauen in den USA studieren - allerdings nur an privaten Hochschulen. Das war dann schon ein Unterschied zwischen den Gesellschaftsschichten, denn nur die begüterten Frauen konnten es machen. Da für Maria nicht einmal Zürich in Betracht kam, dachte sie wohl keinen Moment daran, in die Staaten zu gehen. Außerdem sprach sie zwar sehr gut französisch, sie wuchs mit der Sprache auf, aber ihr englisch muss sehr schlecht gewesen sein.

    Elisabeth von Linden, Tante Elli, wurde 1847 in New York geboren, offenbar sind ihre Großeltern (ebenfalls alter deutscher Adel) im 18. Jahrhundert in die Staaten ausgewandert. Mehr konnte ich über sie leider nicht herausfinden.

    Immer irgendwie etwas tragisches, wenn so nahe Familienmitglieder sich aus den Augen verlieren. Aber aus eigener Erfahrung gar nicht so selten.

    Leider kommt das häufig vor, glücklicherweise sind in meiner Familie. Aber leider bei einer guten Freundin, die seit rund 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem älteren Bruder hat. Damals ging es um eine Erbschaft, bei der er sich ausgeschlossen fühlte und meinte, meine Freundin habe auf die Tante eingewirkt, damit sie und nicht er erbt. Dabei hat sich der Mann niemals um die Tante gekümmert. Zum Geburtstag und Weihnachten je eine Karte oder ein kurzer Anruf, während meine Freundin sie nahezu täglich besucht und ihr bei vielem geholfen hat. Tja, immer das liebe Geld ...

    Schade, dass die Verlage da so rein"pfuschen" ins Handwerk der AutorINNen. Manchmal ist es einfach homogener und glaubwürdiger, wenn man sich an die Fakten hält.

    Oft steht man als Autor vor der Wahl: Entweder man geht Kompromisse mit dem Verlag ein, oder man veröffentlicht dort eben nicht. Kompromisse jedoch nur so weit, wie ich es mir gegenüber vertreten kann, was in diesem Roman der Fall war. Viele Kolleg:innen sind auch deswegen ins Selbstpublishing abgewandert. Das kommt für mich aber nicht infrage. Ich bin technisch nicht so sehr versiert ;), tummle mich auch nicht täglich stundenlang in den sozialen Medien, außerdem möchte ich meine Zeit vorrangig ins Entwickeln und Schreiben von (hoffentlich) noch vielen schönen Geschichten investieren. Und ein Privatleben und Freizeitaktivitäten habe ich auch noch ;)

    Das wäre doch nicht nötig gewesen...


    *steht doch schon längst auf meiner Liste... Ich Opfer. * :rofl

    Oh, das freue mich :) Ich denke, der Roman wird dir gefallen. Er ist aufgebaut wie die Geschichte über Maria: Sehr viel Wahres, gemischt mit etwas Fiktion, er soll unterhalten und auch interessante Informationen vermitteln. Wenn du ihn liest und Fragen hast (z.B. was ist wahr, was Fiktion), kannst du mich gern direkt anschreiben:

    autorin@rebecca-michele.de

    Du kennst mich doch: ich falle viel zu leicht auf Menschen rein.... :zwinker


    Interessant, dass ihr euch bei Tante Ellie so unsicher seid. Rebecca Michéle : Kannst du uns hier weiterhelfen? :-]

    Tante Elli ist ein sehr blasse Figur, zumindest was meine Recherchen ergaben, denn sie wird kaum mehr als namentlich erwähnt. Nach Karls Tod 1910 ging sie zurück zu ihrer Familie in den Staaten, wo sie 1914 starb. Was sie da machte, woran sie starb (aber sie war da schon 67 Jahre alt) konnte ich nicht herausfinden.

    Maria schreibt, dass sie Elli nicht besonders mochte, aber ihre Kontakte waren auf ein Minimum beschränkt. Deswegen hat es Maria so überrascht als sich Elli auf ihre Seite stellte. Ich habe sie so angelegt, dass sie an Maria glaubt und, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, auf Karl einwirkt. Das macht sie sympathisch ;)