Es gibt wenige Bücher, die mich schon ein halbes Jahr vor Erscheinen so dermaßen anfixen, dass ich am liebsten die Zeit vordrehen würde. Noch dazu von mir völlig unbekannten Autoren – sowas kommt quasi nie vor. Wenn da nicht “Göttlich verdammt” wäre…
Die Autorin
Josephine Angelini wurde in Massachusetts geboren. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Tisch School of the Arts, New York University. Dabei interessierten sie besonders die tragischen Helden der griechischen Mythologie. Josephine Angelini lebt mit ihrem Ehemann, einem Drehbuchautor, und drei Katzen in Los Angeles.
Kurzbeschreibung
Dass Helen anders ist, als die anderen Jugendlichen in ihrem Alter, weiß sie nicht erst seit gestern. Doch dass sie etwas ganz besonderes ist, daran mag sie erst recht nicht glauben. Als die Familie Delos auf die Insel zieht, auf der Helen mit ihrem Vater lebt, gerät ihr Leben vollkommen aus den Fugen. Als sie Lucas Delos das erste Mal sieht, geht sie ihm, wie von übernatürlichen Mächten gesteuert, sofort an den Hals und will ihn umbringen. Dass sie währenddessen drei merkwürdige Frauen gesehen hat, die schrecklich schrien und Tränen aus Blut weinten, verdrängt sie erstmal komplett. Kurz darauf erfährt Helen, dass sie von den Göttern abstammt und ein Fluch auf den Scions liegt, der verlangt, dass sich die Mitglieder verschiedener Häuser gegenseitig vernichten. Und obwohl Helen aus einem anderen Haus stammt, als die Delos Familie, versuchen sie sie zu beschützen, denn es gibt noch mehr Scions, die Helen am liebsten sofort tot sehen würden…
Rezension
Es gibt Bücher, die liest du und kannst sie jederzeit zur Seite legen. Sie sind spannend, gut geschrieben und insgesamt wirklich toll, doch ihnen fehlt etwas. Aber dann gibt es eben auch diese anderen Bücher. Wenn du sie aufschlägst und die ersten Zeilen gelesen hast, bist du wie gefangen. Das Buch ist mit deinen Händen verwachsen, du kannst es nicht mehr weglegen. Die Charaktere sind dir nach wenigen Seiten schon so sympathisch und vertraut, als würdest du sie schon seit Jahren kennen. Und obwohl du in etwa weißt, was passieren wird, saugst du die Buchstaben einfach nur so in dich auf. Du befindest dich nicht als Leser vor dem Buch, nein, du fühlst dich als stiller Beobachter mitten in der Geschichte, beobachtest die Protagonisten aus sicherer Entfernung, dass sie dich nicht entdecken können und fieberst mit und merkst dabei gar nicht, wie die Seiten so dahin fliegen. Wenn du das Buch dann zuschlägst, brauchst du erstmal ein paar Sekunden zum durchatmen und dich in der Realität wieder zu finden. Diese Bücher haben ihre ganze eigene Magie. Göttlich verdammt ist so ein Buch. Was ein Leseerlebnis!
Wir hatten nun schon Vampire, Werwölfe, Nachtmahre, Engel, gefallene Engel, Dämonen, Schattenjäger, Magier, Elfen, Feen und was es sonst noch alles gibt. Auch die Götter hatten wir schon, aber die sind glücklicherweise noch nicht so abgegriffen wie die anderen fantastischen Geschöpfe – deswegen bin ich nicht mit “Oh schon wieder…?!” an das Buch gegangen sondern dachte mir “Och ja, Götter sind doch bestimmt interessant.”, da ich die griechische Mythologie eh seit einem Referat in der sechsten Klasse total spannend finde und sie mich tausendmal mehr fasziniert als Waschlappen Vampire, Blümchen Elfen oder in Selbstmitleid versinkende Nachtmahre. Götter haben Stil!
Josephine Angelini hat mich absolut verzaubert mit ihrer Geschichte. Der Spannungsbogen ist perfekt gespannt, hat seine Höhen und Tiefen, lässt den Leser aber niemals los. Auch wenn gewisse Sachen vorhersehbar sind, spielt das überhaupt keine Rolle, denn die Art, wie die Autorin Helens Geschichte rüber bringt ist absolut faszinierend.
Helen ist ein überaus sympathischer Charakter, in den man sich vom ersten Moment an wunderbar hineinversetzen kann. Getoppt wird sie lediglich von den genialen schlagfertigen Kommentaren ihrer besten Freundin Claire, die mit zu meinen Lieblingspersonen aus dem Buch zählt. Ich habe mit Helen gelacht, gelitten und bin mit ihr verzweifelt.
Wenn man die Delos Familie ein wenig näher betrachtet, fallen dem einen oder anderen sicherlich gewisse Parallelen zu Twilight auf. Mich hat das überhaupt nicht gestört, ich hab es zwar bemerkt, aber keinerlei Vergleiche gezogen, da es zwei grundverschiedene Bücher sind und ich dieses “Der hat aber bei xyz abgeschrieben”-Gerede nicht mehr hören kann.
Die ganze Handlung an sich ist schön durchdacht, flüssig geschrieben und für den Leser gut nachvollziehbar. Auch die geschichtlichen Aspekte sind toll eingearbeitet und sind auch für Neulinge in der griechischen Götterwelt leicht zu verstehen. Das gesamte Buch ist durchzogen von kleinen beiläufigen Kommentaren, bei denen ich teilweise laut auflachen musste (als kleines Beispiel mal Helens Coach auf Seite 353). Denkt nicht, dass es hier nur um Geschichtliches geht – im Vordergrund steht, neben Helens Schicksal, eine zuckersüße Liebesgeschichte. Nicht übertrieben schnulzig, sondern mit viel Bauchkribbeln und tausenden von Schmetterlingen. Doch das Schicksal meint es mit den beiden Verliebten nicht ganz so gut, weswegen ich unbedingt den zweiten Teil haben muss. Ja richtig, Teil zwei. Und dann wird es auch noch Teil 3 geben – eine Trilogie. Mal wieder. Kennen wir ja schon. Wäre irgendwie dumm anzunehmen, wenn ein neues Buch rauskommt, dass es sich um ein einzelnes alleinstehendes Buch handelt. Am besten geht man immer direkt von einer Trilogie aus. Wenn es dann doch 4 oder 5 Bände werden sollten, spielen die schließlich auch keine große Rolle mehr und wenn es nur ein Buch ist, freut man sich umso mehr über seinen Glücksgriff.
Hier gibt es übrigens kein schreckliches Cliffhanger Ende – auch wenn ich nicht sagen kann, dass das Ende weniger dramatisch ist.
Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch ausnahmslos empfehlen! Es gehört schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern und zu meinen absoluten Hightlights aus 2011.
Fazit
Ein verdammt göttlicher Auftakt einer neuen Trilogie, die seine Leser von Anfang bis Ende faszinieren wird.