Beiträge von Elke Pistor


    Liebe Katziane,


    ich lebe auch in Köln in einem Vorort, der sehr dörfliche Strukturen hat. Jeder kennt jeden und die soziale Kontrolle ist auch hier groß. Ich habe lange in der Stadt gewohnt und eine Zeit lang auch am Niederrhein in einer 'Winzstadt'.


    Als Studentin wollte ich das auf kein Fall haben. Da war Anonymität für mcihmit Freiheit gleichgesetzt. Seitdem ich eine Familie habe, weiß ich die Sache sehr zu schätzen. Ich glaube, dass der Herkunftsort einen Menschen sehr prägt und man sich dann automatisch wieder die Strukturen sucht, in denen man sich auskennt. Was nicht heißt, dass vorbehaltlos alles geschluckt wird, ganz im Gegenteil. Was es also am ehestemn trifft ist die Mischung von Vor- und Nachteilen, wobei es sehr von der Lebenssituation abhängt. Wer weiß, vielleicht suche ich mir im Alter ein Penthouse im Schatten des Doms - wenn ich es denn bezahlen kann.
    Ich bin auch heute noch sehr oft in Gemünd, Verwandte und Freunde besuchen. da ist es schon lustig, wenn man Leute trifft:
    " Och Elke, du hast doch den Krimi geschrieben, oder?"
    "Ja. Hab ich."
    "Un?"
    "Ja. Juht."
    Das Gegenüber räuspert sich, mustert mich und nickt. "Ich kannte disch ja schon, als du noch so (die hand wird in Hüfthöhe gehalten) klein warst."
    Ich nicke, weil mir nichts anderes übrig bleibt.
    "Ja, und jetzt schreibst du Krimis über uns."
    Ich nicke wieder.
    "Aber nich, datte über mich was schreibst, wo de mich doch kennst."


    ...

    Wir als Schreiber sind ja angewiesen auf das, was wir von den Mitarbeitern bei der Polizei erzählt bekommen - es sein denn wir sind selbst Polizisten :) - aber das ist nur bei ganz wenigen Schreibkollegen der Fall.
    Die Möglichkeit, einen Polizeikollegen, der nicht befugt ist, zu ermitteln - aus welchem Grund auch immer - in letzter Konsequenz festzusetzen, ist mir von der Kölner Polizei und von der Polizei in der Eifel so genannt worden.
    Allerdings darf man ja auch nie vergessen, dass ein fiktionaler Krimi kein Sachbuch ist und dramaturgische Gesetzmäßigkeiten oft wichtiger sind als reale Gesetze. Das ist auch das Schöne an der Kreativität. Den Ansatz in der Realität finden und dann ausbauen.
    Ich persönlich finde es immer spannend zu sehen, wie weit in den Krimis auf die reelen Gegebenheiten eingegangen wird. Bei einigen sehr stark, da geht es dann im Detail um Ermittlungsschritte, Analysemethoden und Polizeialltag. Bei anderen sind diese Einzelheiten nur Mittel zum Zweck und es geht um anderes, um die Beweggründe der Mörderfigur, ihren psychologischen Hintergrund. Noch andere wiederum legen Wert auf humorisische Facetten unterschiedlichster Ausprägung. Das schöne in meinen Augen ist die Vielfalt, die das Genre bietet. Sowohl dem Leser, als auch dem Autor. Diese Freiheit nehme ich mir auch.
    Zur konkreten Situation hier: Ina ist nicht suspendiert. Sie hat eine Auszeit genommen, nachdem, was ihr vorher passiert ist. Man könnte auch sagen, ohne zuviel vorweg zu nehmen, sie ist noch "krankgeschrieben".

    Hallo beowulf,


    ich war auch erst etwas irritiert, weiß aber jetzt, welche Stelle du meinst.
    Kommissar Sauerbier droht Ina, sie festzusetzen, wenn sie nicht mit den Ermittlungen aufhört.


    Ich arbeite sehr eng mit der Polizei in Schleiden, Köln und Bonn zusammen. Freundlicherweise waren sie so nett, mir zu sagen, wie sie in so einem Fall reagieren würden. Ich selber hatte da keine Vorstellung von und habe mich an das gehalten, was ich als Info bekommen habe:
    In der Tat darf eine beurlaubte Beamtin sich nicht einmischen, egal aus welchem Bezirk sie kommt. (Auch nicht im eigenen) Es könnte ja auch sein, dass sie wegen Befangenheit beurlaubt ist, da darf es keinen Unterschied geben. Wenn sie wiederholt gegen die Aufforderung/Anweisung verstößt, kann sie festgesetzt werden. Einzelzelle deshalb, weil es in Schleiden keine "Gruppenzelle" gibt, sodern nur eine Ausnüchterungszelle und eine kleinere zur kurzfristigen Verwahrung gibt.


    Für den Hinweis, dass es allem Anschein da ja unterschiedliche Gangarten gibt, bin ich dir sehr dankbar. Das birgt für die Fortsetzungen schöne Konfliktmöglichkeiten.

    Bevor es hier losgeht, möchte ich jemanden vorstellen:


    Gestatten, das ist Eckehard, das Ministerschwein.
    Eckehard ist auf jeder meiner Lesungen aus meinen Eifelkrimis mit dabei - aus besonderem Grund.
    2009 war der Umweltminister des Landes NRW zu einem Besuch im Nationalpark Gemünd und sollte dieses Holzschwein als Geschenk erhalten. Die Schweine werden in einer Behindertenwerkstatt in der Eifel exklusiv für den Nationalpark angefertigt. In dieser besonderen Größe gibt es sie nicht zu kaufen, sondern nur als Geschenk für wichtige Besucher.
    Nun hat aber Eckehard Uhlenberg - der damalige Minister - sein Holzschwein einfach vergessen mitzunehmen, und so stand es, als ich zum ersten Mal in der Nationalparkverwaltung zur Recherche zu Besuch war, einsam und verlassen in einer Ecke und sah mich an. Ich durfte ihn aber nicht mitnehmen, weil ich ja keine Ministerin war.
    Nach der Premierenlesung des "Gemünder Blutes" stand dann plötzlich der Leiter der Pressestelle vor mir und überreichte mir das Holzschwein, zusammen mit der Abnahme des Versprechens, dass es immer mit auf die Lesungen gehen müsste. Wir tauften es bei der Premierenfeier mit 3 Gläsern Gemünder Bier (seitdem riecht es etwas streng) feierlich auf den Namen "Eckehard das Ministerschwein" und bis heute habe ich mein Versprechen gehalten. Eckehard hat noch nie gefehlt - und soll auch hier dabei sein.