Beiträge von A. Guggenheim

    Liebe Eulen,


    gestern erhielt ich von meinen Rheinauer Freunden eine beunruhigende Mitteilung. Von der Decke der Klosterkirche ist Putz heruntergefallen. Die Fresken sind in Gefahr und müssen restauriert werden. Es können zwar Gottesdienste stattfinden, aber für die Dauer von zwei Jahren keine Kirchenkonzerte mehr.


    Was Francesco Antonio Giorgioli wohl dazu gesagt hätte?
    Bestimmt hätte er wieder seinen Sohn verantwortlich gemacht, dass er irgendwo die falsche Farbmischung genommen hätte. Oder vielleicht hätte er sogar dem liebenswerten Stuckateur Schmuzer einen handwerklichen Fehler unterstellt...


    Ich danke euch fürs Mitlesen, für eure Fragen und Anregungen.
    Es hat mir Spaß gemacht!


    Und ich werde ganz sicher auch in Zukunft ab und zu bei euch im Forum hereinschauen.


    Sonnige Pfingsttage und ausreichend Freizeit für vergnügliche Leseerlebnisse wünscht euch mit einem herzlichen Gruß


    Alexandra Guggenheim

    [quote]Original von Sabine Sorg


    ... es ist Dir sehr gut gelungen, mich eintauchen zu lassen in ein früheres Jahrhundert. Ich habe Zeit und Raum vergessen, als ich Dein Buch las.




    Das freut mich sehr, liebe Sabine. Dann ist mir also geglückt, was ich mir als Autorin vorgenommen habe: meine Leser/innen zu entführen und zu verführen. Mit anderen Worten: sie zu unterhalten. Gar keine leichte Aufgabe übrigens, aber eine, die ganz viel Spaß macht.


    Herzlich
    Alexandra

    Ja, liebe Rosenstolz, ich arbeite an einem neuen Buch. Aber weil noch einige Dinge ungeklärt sind, mag ich mich zur Zeit nicht dazu äußern. Irgendwie bin ich wohl abergläubisch.


    Verraten darf ich aber, dass es zwei weitere Historische Romane von mir gibt.
    Der erste war "Der Gehilfe des Malers". Darin geht es um das letzte Lebensjahr des großen niederländischen Malers Rembrandt van Rijn und um den Auftrag, einen berühmten Anatomen im Kreis seiner Studenten während einer Leichenöffnung zu porträtieren...
    Der andere heißt "Die Malerin des Feuersturms", in der Taschenbuchausgabe mit dem Titel "Die Malerin von Delft". Von Jan Vermeer ist die Rede und von einer Explosion, die im Jahr 1658 ein ganzes Stadtviertel in Delft zerstört hat. Meiner Protagonistin kommen irgendwann Zweifel, dass dieser "Feuersturm" nur ein Unglückfall war...


    Immer wieder geht es bei mir um Malerei, aber das ist halt meine Profession und meine Leidenschaft. Ich möchte, dass meine Leser/innen die farbige Leinwand vor sich sehen, wenn sie meine Geschichten lesen, den Geruch von Leinöl oder feuchtem Putz in der Nase haben. Und dass sie, wenn sie in einem Museum Bilder betrachten, darin nicht nur ein Stück bemalten Stoff sehen, sondern das, was sich einmal vor einer Staffelei befunden hat. Ein Mensch, der gelebt, gezweifelt, gelitten und manchmal auch gehungert hat.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Rosenstolz,


    danke für Dein Lob. An Franz Schmuzer hängt auch mein Herz. Herkunft, sein Alter und auch die Tatsache, dass er schon in jungen Jahren den väterlichen Betrieb übernommen hat, entsprechen übrigens den historischen Tatsachen.
    Mit dieser Figur wollte ich einen Gegenpart zu dem griesgrämigen, stieseligen Giorgioli schaffen. Jemanden mit der Leichtigkeit ausstatten, die dem Maler so völlig abgeht.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Rosenstolz,


    Giovan Pietro schläft im Gästehaus, das sich zwischen Abteigebäude und Mühle befindet, zusammen mit anderen Handwerksburschen. (S. 57)


    Giorgioli hat eine Unterkunft im Dorf, weil man ihm als Meister nicht zumuten will, zusammengepfercht mit anderen Arbeitern in einem Gemeinschaftssaal zu nächtigen.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Rosenstolz,


    so viel sei verraten: Elisabeth wird auch im dritten Teil auftreten.


    Und was Johanna angeht - sie ist eine starke, unabhängige Frau, die sich wenig um Konventionen schert und gar nicht so recht in ihre Zeit passt. "Mir gefällt es, wenn ich begehrt werde...", sagt sie einmal zu einem späteren Zeitpunkt. Aber sie bleibt dabei sehr diskret und verliert nie ihre Eigenständigkeit.


    Giovan Pietro hat es nicht leicht mit seinem selbstherrlichen Vater. Da gebe ich dir vollkommen recht. Der Vater-Sohn-Konflikt ist in diesem Buch ein zentrales Thema. Doch der junge Mann wird eine Entwicklung durchmachen, reifer werden...


    Ich habe den Roman sehr sacht und langsam begonnen. Der zweite Teil war etwas schneller, und im letzten Abschnitt steigere ich nochmals das Tempo. Viele Fragen werden erst am Ende der Geschichte aufgelöst.


    Jetzt bin ich aber sehr gespannt auf Dein abschließendes Urteil, wenn Du auf der letzten Seite angekommen bist.


    Dir und allen anderen Eulen einen sonnigen Feiertag und herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Alex,


    danke für dieses Lob aus fachkundigem Mund.
    Du kennst Die Situation. Ob nun Polit-Thriller, wie bei Dir, oder irgendein anderes Genre - Recherche ist für uns Autoren Grundlagenarbeit. Manchmal ist sie mühsam und zeitraubend, aber letztlich das, was beim Schreiben so viel Spaß macht.
    Wenn dann noch eine Idee sich zu den historischen Tatsachen fügt und "rund" wird, dann sind das für mich besondere Glücksmomente.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    [quote]Original von Sabine Sorg


    Außer dem Mord passierte in dem Buch so viel, dass für mich manchmal die Suche nach dem Täter fast zur Nebensache wurde.


    Liebe Sabine
    und auch liebe Ayasha,


    ihr habt beide ein wichtiges Thema angeschnitten: das des Genre.
    Für die Buchhändler ist es wichtig zu wissen, auf welchen Stapel ein Buch zu liegen kommt. Krimi, Thriller, Fantasy...
    Aber ich mag solche Abgrenzungen eigentlich gar nicht. "Das Mönchsopfer" ist ein Historischer Roman, so wie es auch auf dem Cover steht - kriminelle Handlungen eingeschlossen.
    Die Aufklärung eines Verbrechens stand bei mir nicht so sehr im Vordergrund. Ich wollte die Entwicklung eines Menschen zeigen. Was geschieht, wenn ein Mann, ein leidenschaftlicher Maler und strenggläubiger, fürsorglicher Familienvater plötzlich in eine Situation gerät, die sein bisheriges, in ruhigen Bahnen verlaufendes Leben aus den Fugen geraten lässt? Wenn er sich selbst in Frage stellen muss und auch das, woran er fest geglaubt hat? Mir ging es um die seelische Veränderung.
    Einen "Kritikaster vor dem Herrn" hat meine Lektorin Giorgioli einmal genannt. Als einen solchen Charakter wollte ich ihn zu Beginn auftreten lassen. Und am Schluss als Mensch gehen lassen.


    Danke für eure Zustimmung. Und fragt gerne nach, wenn ihr noch etwas wissen möchtet.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Ihr Eulen seid wirklich die aufmerksamsten Leser/innen, die Autor/innen sich wünschen können.


    Es muss natürlich heißen "Eberhard Schweizer", der Vorname Benedikt ist für den Ordensgründer reserviert. Der Fehler hat sich eingeschlichen, obwohl mehrere Personen den Text mehrmals gelesen haben. Was zeigt: in einem Lektorat arbeiten auch nur Menschen.
    In der zweiten Auflage, die in diesen Tagen in den Buchhandel kommt, ist der Fehler behoben.


    Und was den Titel angeht - darüber haben wir viel diskutiert. Am Ende standen drei zur Auswahl, und die PR-Spezialisten des Verlags haben sich für "Das Mönchsopfer" entschieden. Ein Titel, der den Lesern Spielraum für die eigene Deutung lässt.


    Herzlich
    Alexandra

    Mir gefällt es, dass Büchersally und Deichgräfin diesen Roman als "leise" empfinden.
    Mit meiner Art zu erzählen wollte ich etwas von der Atmosphäre widergeben, die in einem Kloster herrscht. Und dort dominiert die Stille.
    Abgesehen von den Chor-Gesängen bei der Heiligen Messe.
    Wie so etwas klingt, könnt ihr in meinem Buchtrailer bei youtube hören.

    Genau das wollte ich schildern, liebe Büchersally. Diesen Zwiespalt.


    Giorgioli weiß genau, dass der Abt die Unwahrheit sagt, aber soll er sich das anmerken lassen? Der Maler braucht das Wohlwollen des Abtes, er braucht ein Empfehlungsschreiben für einen neuen Auftrag.
    Und wie sieht es um Giorgiolis eigene Aufrichtigkeit aus? Darf er sich überhaupt ein Urteil über das Verhalten des Kirchenmannes anmaßen?


    Ein Paukenschlag am Ende ... das stimmt. Aber es gibt für Giorgioli noch einen weiteren Paukenschlag, einen sehr persönlichen sogar.


    Herzlich
    Alexandra

    Der Brief, bzw. die beiden Briefe...
    Dass ihr die erwähnt, zeigt mir, wie leseerfahren und sachkundig die Eulen sind.


    Ich plaudere jetzt mal aus dem Nähkästchen:
    Autor/innen müssen zu Beginn des Schreibens überlegen, welche Perspektive sie für ihren Roman wählen. Ich habe mich beim "Mönchsopfer" für die Monoperspektive entschieden, wie auch schon bei meinen anderen Romanen. Das heißt, alle Geschehnisse werden aus Sicht einer einzigen Person geschildert, und das ist in diesem Fall Giorgioli, die Hauptfigur.
    Diese Erzählweise ist sehr subjektiv, aber keineswegs die leichteste. Um trotzdem ein wenig "Objektivität" einfließen zu lassen, Giorgioli auch einmal in einem anderen Licht erscheinen zu lassen, habe ich als Stilmittel die zwei Briefe gewählt.
    Über Giorgioli als Mensch sind nur wenige Aussagen von Zeitgenossen überliefert. Aber es gibt seine Briefe. Die an seine Frau, in denen er sie ermahnt, sorgfältig mit dem Haushaltsgeld umzugehen und auch einen Spargroschen zurückzulegen, und die an seinen Freund Gerolamo Rossi, in denen er sich darüber beklagt, dass andere Maler ihm Aufträge wegschnappen, weil sie ihn preislich unterbieten.
    Das hat mich auf die Idee gebracht, diese beiden Vertrauten zu Wort kommen zu lassen. Gerolamo Rossi persönlich und die Ehefrau Jacoba Vasalli durch ihren Schwager, dem sie einen Brief an ihren Mann diktiert. Ein junges Mädchen, das am Ende des 17. Jahrhunderts in einem Tessiner Bergdorf aufwuchs, konnte vermutlich weder lesen noch schreiben. So meine Überlegung.


    Aber es gibt ja noch einen dritten Brief, ganz am Anfang, den Prolog ... Wie seht ihr den mittlerweile?
    Und solltet ihr irgendwelche Fragen haben - nur zu!


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Alex,


    ich freue mich, in dieser Runde eine Kollegin begrüßen zu dürfen, die sehr erfolgreich ein völlig anderes Genre vertritt: den Polit-Thriller.
    Themen nachzuspüren, die in der Luft liegen, Missstände aufdecken, geheime Quellen auftun und das Ganze in eine spannende, hochexplosive Erzählung zu packen ... das ist etwas, wovor ich großen Respekt habe.
    Schauen wir mal, welche Geheimnisse auf der Klosterinsel zu entdecken sind und ob es vielleicht doch Parallelen zwischen Deinen und meinen Geschichten gibt.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra

    Liebe Tanzmaus,


    ja, es war Mord! Pater Agatho hat in seinem Abschiedsbrief gestanden, den Sakristan umgebracht zu haben, weil dieser ihn erpresst hat und Agatho schlimme Sanktionen befürchtete.
    Giorgioli weiß davon, denn er hat den Abschiedsbrief gelesen.


    Auch der Abt weiß durch das Bekennerschreiben Pater Agathos Bescheid, aber er lässt es sich nicht anmerken. Giorgioli gegenüber widerruft er seine frühere These und behauptet, der Sakristan sei doch eines natürlichen Todes gestorben. Er, Gerold II., habe in einem soeben erhaltenen Kompendium nachgelesen, dass es eine Lungenerkrankung gäbe, die durch Würmer hervorgerufen wird und die genau die Symtome zeige, wie Giorgioli sie an dem Leichnam des toten Sakristans entdeckt hatte.
    Abt Gerold verdreht die Tatsachen, erstens, weil Mord eine Todsünde ist und zweitens, weil er unter allen Umständen einen Skandal verhindern will. Er ist sehr auf seine Reputation als untadeliger Klostervorsteher bedacht, träumt davon, eines Tages den Titel eines Fürsten zu erhalten, der ihm, wie der Abt glaubt, nach überlieferten Recht zusteht.


    Und wie denkt Giorgioli darüber?
    "... Aber vielleicht war das in den zurückliegenden Wochen Beobachtete und Erlebte nichts anderes als eine Prüfung, die Gott ihm auferlegt hatte, um zu ermessen, wie stark er in seinem Glauben war, wie aufrichtig..." (S. 276)


    Herzlich
    Alexandra Guggenheim

    Liebe Büchersally,


    das mit der Aufklärungsarbeit ist so eine Sache bei einem Maler, den eigentlich nur seine Arbeit interessiert und die Frage, wie er innerhalb der ihm noch verbleibenden Tage seinen Freskenzyklus für die Klosterkirche fertigstellen soll. Außerdem will Giorgioli so schnell wie möglich wieder nach Hause zu seiner Familie...
    Der Auftrag des Abtes ist ihm äußerst lästig, was hat ein Maler mit Querelen in einem Kloster zu tun und erst recht mit einem Mord?
    Ja, ich gebe zu, Giorgioli ist kein systematischer Ermittler. Er wurde ungefragt und wider Willen von Abt Gerold II. in diese Rolle gedrängt. Und er musste notgedrungen annehmen, denn Giorgioli braucht dringend ein Empfehlungsschreiben für einen neuen Auftrag. Und den braucht er wiederum, um seine vielköpfige Familie zu ernähren.
    Keine leichte Aufgabe für den Maler...
    Und was Johanna angeht - der habe ich eine ganz spezielle Rolle zugedacht. Allerdings nicht die einer Helferin bei der Aufklärung eines Mordes.
    Aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Nur so viel: Die Dinge werden sich im dritten Teil klären.


    Ich freue mich auf weitere Kommentare oder Fragen und wünsche allen eine gute Nacht.


    Alexandra Guggenheim

    Melde mich zurück, liebe Eulen.


    Ja, es gab tatsächlich Francesco Antonio Giorgioli, seinen Sohn Giovan Pietro, Abt Gerold II. Zurlauben. Die Namen der Rheinauer Bürger finden sich in Archiven aus dieser Zeit, die Konflikte zwischen Kloster und Bevölkerung kann man in zeitgenössischen Dokumenten nachlesen... Das, was über Giorgiolis Aussehen, seine Ausbildung und Charakterzüge bekannt ist, habe ich ebenfalls historischen Quellen entnommen. Einem Journalisten habe ich einmal erklärt, ich habe für diesen Roman mehr Begebenheiten gefunden als erfunden.


    Und wenn ihr glaubt, ihr befindet euch im 13. und nicht im 18. Jahrhundert, dann ist das zum einen sehr gut beobachtet und liegt zum anderen daran, dass sich am Leben innerhalb eines Klosters seit dem frühen Mittelalter nur wenig geändert hat. Noch heute leben Benediktiner-Mönche nach den Regeln ihres Ordensgründers, des Heiligen Benedikt von Nursia, wie er sie im 6. Jahrhundert festgelegt hat.


    Solltet ihr einmal in der Nähe von Rheinau sein, dann lohnt sich unbedingt ein Besuch der Klosterinsel. Das Kloster wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelöst und in einen Nervenheilanstalt umgewandelt. Im Jahr 2000 erhielt die Anstalt eine neue Bleibe einige Kilometer weiter östlich. Seither stehen die Bauten leer und warten auf eine neue Bestimmung. Im Moment wird darüber diskutiert, das ehemalige Kloster zu einer Kultur- und Begegnungsstätte zu machen.


    Ich gerate schon wieder ins Schwärmen über diesen faszinierenden Ort...


    Bin gespannt auf weitere Meinungen und wünsche Euch einen entspannten Wochenausklang.


    Herzlichen Gruß
    Alexandra Guggenheim

    Liebe Eulen,


    einige von euch scheinen mir richtige Frühaufsteher zu sein...
    Freut mich, dass euch das Cover gefällt. Ich mag es auch, besonders, weil ich ein Faible für Prägedruck habe.
    Was den Prolog angeht - an dem habe ich lange gefeilt, bis er so geworden ist, wie ich ihn haben wollte. Er hat zunächst nichts mit dem Folgetext zu tun. Zunächst. Aber ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich zugebe, dass er noch eine wichtige Rolle spielen wird. Zu einem späteren Zeitpunkt.
    So, und jetzt packe ich meine Reisetasche und mache mich auf den Weg ins Rheinland. Mein Patenkind feiert Konfirmation. Morgen Abend bin ich wieder zurück und werde dann umgehend in meinen Eulenkasten schauen.


    Allen ein sonniges Wochenende und herzlichen Gruß
    Alexandra Guggenheim