Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt unbeliebt mache: Ich kann die Begeisterungsstürme, die "Die Madonna von Murano" hier ausgelöst hat, leieder nicht teilen. Ich hab mir das Buch als Urlaubsschmöker gegönnt und sehr darauf gefreut, doch leider konnte mich die Leküre nicht so wirklich packen.
Meine Meinung: Nein, schlecht ist das Buch nicht. Die Autorin beschreibt das Leben in Venedig während der Renaissace sehr bildgealtig und farbenprächtig. Die Charaktäre geben dem Leben in dieser großartigen Stadt ein Gesicht und nach der Lektüre hat man das Gefühl, ein Stückchen des damaligen Lebens geteilt zu haben.
Warum also meine Enttäschung? Für mich hat die Handlung einfach nicht gereicht, um so einen gewaltigen Wälzer zu füllen. Die Aufklärung des großen Geheimnisses war mir spätestens nach dem ersten Drittel ziemlich klar und wird, mit einem kleinen Dreh, der zwar überraschend, aber auch unglaubwürdig war, dann im Endeffekt bestätigt. Die Distanz zwischen Sanchia und Lorenzo kam mir oft gekünstelt lang vor und die Schicksalsschläge, die Sanchia zu bewältigen hatte, waren mir zu groß. Und immer bleibt sie stark und kämpft für das Gute, wo jeder "normale" Mensch schon längst hochtraumatisiert und gebrochen wäre. Und trotz all der grausamen Ereignisse kam bei mir nie so recht Spannung auf. Das Buch ließ sich zwar nett lesen, entwickelte aber keinen Sog. Hauptursache dafür waren bei mir die stereotypen Charaktere. Jeder einzelne blieb seiner Rolle treu und ich konnte auch keinerlei echte Entwicklung erkennen. Mir felten echte Höhepunkte, Wolken der Glückseelilgkeit, nach denen die Hauptfiguren erst so richtig tief stürzen konnten. Mir fehlte Hader und Zweifel, Trauer und mühsames Aufraffen. Über 1000 Seiten und es alles blieb so, wie es schon am Anfang war. Und so blieben die Figuren seltsam flach und haben es nicht geschafft, mir wirklich ans Herz zu wachsen.
Schade, aber mich konnte Charlotte Thomas nicht wirklich überzeugen.