Ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und es war mein erstes Buch von Ulrike Renk - und ich muss sagen: Ich habe bislang wirklich sehr viel verpasst!
Natürlich war ich zu Beginn etwas überfordert mit den Figuren, aber - selbst schuld - wenn man natürlich bei einer Trilogie in Band 3 einsteigt, muss man sich halt natürlich etwas zurechtschütteln.
In der Leserunde gab es das e-book und diesem vorangestellt ist ein ausführlicher Stammbaum (was wohl auch, wenn ich das richtig aus der Leserunde mitgenommen habe, in der Printversion der Fall ist). Ich bin hier immer hin- und hergerissen, weil ein Stammbaum ja doch viel vorhernimmt, und deswegen habe ich ihn nicht gelesen. Aber man hätte zwischendurch auch nachschlagen können, wenn man vor lauter Personen überfordert war
Nach ein paar Kapiteln war mir dann aber auch klar, wer wer ist, wer wie zusammenhängt und wie die Hauptpersonen, von denen es ja hier doch einige gibt, ticken. Manche ticken auch einmal aus, hier hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, wie z.B. Elsa mit ihrem Vater Rud "zusammenrutscht", da dieser mit der Wahl ihrer Liebschaft nicht einverstanden ist.
Für mich etwas verwirrend - was aber nicht heißen soll, dass ich dies dem Buch negativ anlaste, eigentlich gar nicht bis im Gegenteil! - war der Klappentext, der ja gefühlt das Augenmerk sehr auf den ersten Weltkrieg und die Auswirkungen auf die Geschwister Elsa, Mina, Carola, Billy und Arthur lenkt. Dies kam aber eher kürzer und Ulrike hat in der Leserunde hier auch erläutert, dass diese Texte meist eben vor dem Buch entstehen und das Buch sich dann durchaus beim Schreiben auch weiterentwickelt und lebt - und dann wie hier auf einmal ein anderes Thema, der Aborigines Protaction Act, mehr Raum erhält als zu Beginn gedacht.
Ich muss sagen, für mich war das perfekt. Denn ganz ehrlich: Wenn mich jemand gefragt hätte, um was es sich dabei handelt, bevor ich das Buch gelesen hätte, ich hätte eher mit sehr großen Augen geschaut und keine Antwort gewusst. Jetzt habe ich eine Bildungslücke geschlossen oder zumindest etwas gefüllt, von der ich vorher nicht einmal wusste
Die Personen sind alle sehr gut geschildert, auch wenn es für mich gefühlt eher um eine Gefühlsebene geht, wenn Personen beschrieben werden und weniger um das Aussehen. Dies mag durchaus dem Band 3 geschuldet sein, denn ich selbst finde es auch immer sehr nervig, wenn ich eine Reihe lese und dann immer und immer wieder aufgeführt wird, wie jemand aussieht.
Es könnte also durchaus die Meinung entstehen, durch die für mich nicht vorhandenen Äußerlichkeiten der Personen haben dazu geführt, dass mir etwas gefehlt hat. Normalerweise sind die Äußerlichkeiten auch wichtig für mich, dass ich mir also mein Kopfkino richtig anschalten kann.
Aber: Es hat mich überhaupt nicht gestört. Irgendwie sind die Personen immer gesichtslos geblieben, dafür haben ihre Gefühle sie zu tatsächlichen Menschen gemacht. Ich habe also aufgrund der emotionalen Beschreibungen und ihren Sympathien und Empathien mit Menschen gleichgesetzt, die ich ebenso beschreiben würde, und damit hatte jeder ein Gesicht.
An mancher Stelle plätschert die Geschichte ein paar Seiten vor sich hin, um dann wie aus dem Nichts heraus so intensiv zu werden, dass man mit Tränen mitleidet und sich mit ebensolchen mitfreut.
Ich habe alle te Kloots, Lessings, Ansings & Co. sehr in mein Herz geschlossen und werde nun die ersten beiden Bände lesen, denn ich bin mir sicher, ich würde etwas verpassen. Denn das wäre bei Band Nummer drei definitiv der Fall gewesen!