Ein englischsprachiges Hörbuch wäre ein Abenteuer, das ich mir eigentlich mal geben sollte. Gelesen habe ich ja schon viele Bücher auf englisch.
Ich bin jetzt mal SweetMouses' Empfehlung gefolgt und habe mir die Herren von Winterfell geholt. Ich habe nun schon ein ganzes Stück weit reingehört und muss leider gestehen, dass ich davon sehr enttäuscht bin. Der Grund ist der, dass es überhaupt keine Handlung gibt. Es werden einfach nur soziale Szenen aneinandergereiht und jede einzelne in epischer Breite ausgewalzt, und dann sagte X dies, und Y hatte jene Klamotten an, und Z dachte darüber nach, was X doch für ein Mensch war, und Laber und Sülz. Es geht überhaupt nicht voran; es passiert gar nichts! Das Buch lebt nur von den Situations- und Gesprächsbeschreibungen. Wenn überhaupt Begebenheiten erzählt werden, dann sind es immer Rückblicke in Zeiten, die sich lange vor der aktuellen Erzählzeit abgespielt haben (damals bewohnten seine Ahnen diese Burg und regierten in Pracht und bla). Das aber finde ich extrem langweilig. Ich möchte schon eine Handlung haben, der ich folgen kann. Die Herren von Winterfell haben so gut wie keine Handlung, noch nicht einmal das bisschen, das erforderlich wäre, um die aneinandergereihten Szenen nachvollziehbar zu verbinden. Anscheinend soll der Hörer aus der jeweils erzählten Situation schließen, was sich seit der letzten zugetragen hat.
Noch schlimmer war das Hörbuch, das meine Frau mir zu Weihnachten geschenkt hat. Sie hat es gut gemeint und sich an den Kritiken orientiert, die wohl recht positiv waren, aber so, wie die Oskars durchaus nicht immer an unterhaltsame Filme gehen, sind auch die Kritiken anscheinend von Intellektuellen geprägt, die sich irgendwie ergießen wollen. Jedenfalls war es das Buch "Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers. Ein Alarmsignal hätte eigentlich sein müssen, dass dieses Buch von Dirk Bach gelesen wird, einen Typen, den ich schon immer gehasst habe. Man soll ja nicht schlecht über Tote reden, aber er hat nicht gezögert, hauptamtlich in der RTL-Show mitzuwirken, in der sich abgehalfterte C-Klasse-Promis für Geld vor laufender Kamera foltern lassen. In Deutschland wäre das illegal (Verstoß gegen Artikel 1 Grundgesetz), deshalb hat man das in den Dschungel verlegt und strahlt es hier nur aus. Außerdem fand ich Dirk Bach nie lustig; seine Sprüche waren immer nur Billiggeblödel der ödesten Kategorie. [/rant] Jedenfalls tritt "Die Stadt der träumenden Bücher", die er mit wichtigtuerischer Stimme herunterliest, so dermaßen auf der Stelle, dass ich irgendwann angefangen habe, am CD-Player mal einen Track weiterzuspringen, damit ich mal höre, wie es denn weitergeht. Doch Überraschung: Im Folgetrack wurde genau da weitererzählt, wo ich abgesprungen war, als ob gar nichts fehlen würde! Und in seinem Haus hat er einen Garten, und in dem Garten wachsen Rüben, und übrigens, die Rüben kann man wie folgt zubereiten, man nehme einen Liter Milch und...
Unerträglich. Keine Ahnung, was die Kritiker daran finden, aber ich habe das Hörbuch abgebrochen.
Wenn es das ist, was Buchdoktor als "Erwachsenen-Fantasy" bezeichnet, dann bin ich dafür trotz meiner 40 Lenze noch nicht reif und werde es wahrscheinlich auch niemals sein. Ich lege schon großen Wert auf eine Handlung, bei der auch etwas passiert!
Ein anderes Buch, über das ist gestolpert bin, ist "The Warded Man" (deutscher Titel: "Das Lied der Dunkelheit "). Ich las, dass die Hörbuchfassung- zumindest die deutsche - bis zur Unkenntlichkeit gekürzt sein soll, und habe es mir daher dann lieber als Taschenbuch im englischsprachigen Original zugelegt. Und da muss ich sagen: Atemberaubend! Selten so ein gutes Buch gelesen. Spannend fast von der ersten Seite an, gibt auch so gut wie keine langweiligen Passagen, durch die man sich durchkämpfen muss, mitreißende Emotionen der Akteure, gut nachvollziehbare Geschichte mit logischem Verhalten der Akteure (im Rahmen ihrer jeweiligen, glaubhaft gezeichneten Charaktere), und generell eine Handlung, die Sinn ergibt und sich nicht nur deshalb in die vom Autor gewünschte Richtung bewegt, weil es immer wieder zu unrealistischen Zufällen kommt. Diese Art Buch ist es, die ich als Hörbuch suche!
ZitatOriginal von Holle
Huhu DeathAndPain: Über alle Altersgrenzen hinweg werden bei mir zu Hause die WDR-Tolkienproduktionen sehr gerne gehört.
Ich respektiere Tolkien als den großen Pionier des Quest-Genres und der Fantasywelten allgemein und habe den Herrn der Ringe im englischen Original gelesen. (Tolkien hat ja sogar die englische Rechtschreibung beeinflusst; erst seit seiner Zeit wird der Plural von "dwarf" als "dwarves" geschrieben). Aus heutiger Sicht halte ich Tolkien allerdings für durchaus schlagbar, da seine Erzählung so defätistisch-rückwärtsgewandt ist (die Macht vergangener Zeiten existiert nicht mehr, mal abgesehen von der Saurons, die Völker sind durch die Bank alle schwach geworden, superstarke Artefakte gibt es nur noch, soweit man alte Exemplare finden kann, denn alle Magier und Schmiede der Gegenwart haben es nicht mehr drauf, so etwas herzustellen, und das magischste Volk, das es noch gibt und dem eigentlich die Aufgabe zufallen müsste, den Glanz vergangener Zeiten wiederherzustellen, nämlich die Elfen, machen sich von Acker zu den fernen Gestaden, gemäß dem Prinzip "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff". Dieses Setup hat mir nicht so gut gefallen, obwohl das Buch selber sehr gut geschrieben ist. Die Hobbits finde ich ein relativ langweiliges Volk. Auf ihr Konto geht der langweilige Teil am Anfang des Buches, wo langatmig das Auenland beschrieben wird, ohne dass viel passiert. Insofern möchte ich mir den "Hobbit", also ein Buch, das genau dieses Volk ins Zentrum rückt, eigentlich nicht noch geben.