Beiträge von Rika-

    Hey, danke für die ausführliche Rezi! Das Buch passt genau in mein Beuteschema, ich hatte auch schon mal davon gehört, war mir aber nicht sicher, ob das mit den zwölf Geschichten etwas für mich ist. Jetzt werd ich es mir aber mal notieren.
    Leider wächst mein Lesestapel ziemlich schnell, seit ich bei den Eulen bin … :rolleyes


    Tauchen denn einige Personen mehrmals auf oder gibt es in jeder der Erzählungen komplett neues Personal?

    Zur Autorin und zum Inhalt wurde ja hier schon geschrieben, deshalb kommt nun nur noch meine Meinung:


    Von Juli Zeh hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und das wollte ich jetzt endlich nachholen. Für „Corpus Delicti“ habe ich mich entschieden, weil mir von den Romanen der Autorin das Thema dieses Buches am meisten zusagte, ich lese ganz gerne soziale Utopien.
    So richtig mitreißen und begeistern konnte mich das Buch nicht. Der Hintergrund der Geschichte, eine Gesundheitsdikatur im 21. Jahrhundert, müsste doch eigentlich spannend zu lesen sein. Stattdessen wirkte die Geschichte auf mich konstruiert und mit zu wenig Tiefgang. Mitgefühl mit den Figuren konnte ich kaum aufbringen, die Story hat sich nur interessant gelesen, zwar handwerklich gut ausgearbeitet, durchdacht, aber packen konnte mich das alles nicht. Mir ist es nicht gelungen, in die Geschichte einzutauchen, ich blieb immer auf Distanz.
    Warum mich das Buch nicht gepackt hat, kann ich nur vermuten. „Corpus Delicti“ war ursprünglich ein Theaterstück, die Autorin hat daraus dann einen Roman gemacht, vielleicht hat das Umschreiben schon nicht funktioniert, womöglich ist es umgekehrt – aus einem Roman ein Theaterstück zu machen – auch einfacher. Das Buch besteht aus vielen sehr kurzen Kapiteln, kaum ist man in einer Situation drin, ist das Kapitel auch schon zu Ende und man befindet sich schon wieder woanders im nächsten Kapitel. Viele der Regeln, die in diesem Gesundheisstaat gelten, werden nur angerissen statt ausgeleuchtet. Das Buch ist überwiegend in der Gegenwartsform geschrieben, dadurch wirkt es reportageartig und eben weniger romanhaft, da die meisten Romane in der Vergangenheitsform geschrieben sind, man das als Leser also so gewohnt ist. Zudem tritt die Autorin auch immer mal wieder aus dem erzählten Geschehen heraus, indem sie ein „wir“ verwendet und so den Leser direkt anspricht. Das liest sich dann z. B. so (Zitat von Seite 60): „Wählen wir für ein paar Minuten die Vergangenheitsform. Anders als Mia, bereitet es uns keine Schmerzen, im Präteritum an ihren Bruder zu denken.“ Das ist durchaus originell gemacht, nur reißt es eben den Leser auch für einen Moment aus der Geschichte. Wenig anfangen konnte ich auch mit einer Figur, die nur in der Vorstellung der Hauptperson Mia Holl existiert, im Buch wird diese Figur die „ideale Geliebte“ genannt, sie räkelt sich mit Vorliebe auf Mias Sofa und sorgt für spritzige Dialoge. Ob diese imaginäre Figur der Form des Theaterstücks geschuldet war? Im Roman fand ich sie ziemlich gewöhnungsbedürftig.


    Geschrieben ist der Roman sicherlich gut, Juli Zeh beherrscht ihr Handwerk. Mir kam’s trotzdem so vor, als hätte hier jemand eine etwas überambitionierte Seminararbeit für’s Literaturinstitut vorgelegt.


    Da mir Sprache an einem Buch immer noch am wichtigsten ist und ich nicht Spannung um jeden Preis brauche, vergebe ich 6 Punkte.


    Auf der Verlagshomepage gibt es eine kurze Leseprobe:
    <klick>

    Mir ist mal ein kleiner Kater "zugeflogen", ich hatte ihn hinter unserem Haus im Gebüsch gefunden, da war er auch schon ziemlich k.o. Und ich hatte so was von null Ahnung von Katzen …


    Unter anderem hatte ich mir damals dieses Buch hier gekauft:


    Sabine Schroll: Miez, Miez – na komm! Artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung
    190 Seiten, viele Farbfotos
    Taschenbuch, 14,90 EUR
    ISBN 978-3-8334-7962-5


    Bei Amazon kann man sich auch ein paar Seiten (z.B. auch das Inhaltsverzeichnis) via Blick ins Buch anschauen.
    Ich finde das Buch sehr informativ, rund um die Katzenhaltung, also nicht nur was die Haltung in der Wohnung betrifft, werden viele Themen angesprochen.

    Zitat

    Original von buzzaldrin
    Bisher habe ich weder etwas von dem Autor noch von dem Buch gehört gehabt, wie bist du denn darauf aufmerksam geworden?


    Genau weiß ich das gar nicht mehr. Das Buch wurde sicher mal irgendwo besprochen (Die Zeit, Deutschlandradio sind so meine "Primärquellen"). Und wenn es um Russland und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion geht, werd ich dann schon aufmerksam, hocke mich ins I-Net und schau mir das mal genauer an. :-)

    Arkadi Babtschenko: Die Farbe des Krieges
    aus dem Russischen von Olaf Kühl
    autobiographischer Roman, 255 Seiten


    Rowohlt Verlag, Berlin 2007 (Dt. Erstausgabe)
    Taschenbuch, 8,95 EUR
    ISBN: 978-3499245374


    Über den Autor:
    Arkadi Babtschenko wurde 1977 in Moskau geboren. Mit achtzehn Jahren wurde er zum Militärdienst einberufen und 1996, als 19-Jähriger, nach Tschetschenien versetzt. Vier Jahre später nahm er auch am zweiten Tschetschenien-Krieg teil. Anschließend studierte er in Moskau Jura. 2001 wurde sein Zyklus „Zehn Bilder vom Krieg“ mit dem Preis der literarischen Zeitschrift „Debüt“ ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet Babtschenko als freier Journalist und Autor in Moskau.


    Inhalt:
    In seinem autobiographischen Roman verarbeitet der Autor seine Erfahrungen als Soldat in der russischen Armee und Teilnehmer der Tschetschenien-Kriege mit literarischen Mitteln.
    Das Buch besteht aus vier Teilen. Im ersten Teil – „Zehn Bilder vom Krieg“ – werden einzelne Eindrücke und Erlebnisse geschildert. Zehn jeweils nur kurze Momentaufnahmen sind lose aneinandergereiht. Der zweite Teil des Buches beschreibt die Erfahrungen des Autors als Rekrut in der russischen Armee, die halbjährige Ausbildungszeit und das Warten auf den Einsatz in Tschetschenien. Thematisiert wird hier v. a. die Brutalität der bereits länger dienenden Soldaten gegenüber den frisch eingezogenen jungen Rekruten in der Armee. Unter falschen Versprechungen und um der Grausamkeit in der Kaserne zu entgehen, verpflichtet sich der Ich-Erzähler zum Einsatz in Tschetschenien, die Kriegserlebnisse sind Inhalt des dritten Teils des Buches. Am zweiten Tschetschenien-Krieg nimmt der Autor ebenfalls teil, diesmal per Vertrag als Zeitsoldat – hiervon handelt der letzte Teil des Buches. Schließlich gibt es noch ein sehr informatives Nachwort des Übersetzers zu den politischen Hintergründen des Tschetschenien-Konfliktes.


    Meine Meinung:
    „Die Farbe des Krieges“ ist ein hartes Buch.
    Über die Rekruten-Misshandlungen innerhalb der russischen Armee wurde auch hierzulande schon in den Nachrichten berichtet, und zwar dann, wenn wieder ein besonders brutaler Fall bekannt geworden war. Man kann in der russischen Armee auch ohne Feindberührung körperlich zu Schaden oder gar zu Tode kommen, einfach durch die Hand der eigenen „Kameraden“. Babtschenkos Schilderungen dieser Zustände wirken noch einmal um einiges eindrücklicher als eine dürre Nachrichtenmeldung.
    Auch die Schilderungen der Kriegserlebnisse sind drastisch. Dabei berichtet der Autor von Gewalttaten beider Seiten, Russen und Tschetschenen, gleichermaßen. Niemand kann in einem Krieg unschuldig bleiben. Auch der Irrsinn dieser Kriege wird deutlich, z. B. dann, wenn der Autor darüber berichtet, wie russische Armeeangehörige aller Dienstgrade ihre eigenen kleinen Geschäfte machen, indem sie Waffen, Munition oder gar ganze Fahrzeuge an den Kriegsgegner verkaufen oder gegen Wodka und Drogen tauschen.
    Berührt hat mich die Suche der russichen Soldatenmütter nach ihren Söhnen, Babtschenko nennt es „die Invasion der Mütter“: die Frauen fuhren nach Tschetschenien, um dort, mitten im Kriegsgebiet, ihre Söhne zu suchen. Auch dies kannte ich schon aus Nachrichtenmeldungen von damals, im Buch wird es zu einem lebendig erzählten Details der Tschetschenien-Kriege.
    Babtschenkos Schilderungen bleiben nah am Geschehen, dieses Buch ist keine flammende Protestschrift gegen den Krieg, sondern ein dokumentarischer Bericht, der aufgrund seiner Authenzität als Anitkriegsbuch wirkt.
    Der Schreibstil des Autors ist wechselhaft. Mal wirkt die Sprache ungeübt und man stellt sich einen jungen Mann vor, der jahrelang nur sein Gewehr in der Hand hatte und nun einen Stift nimmt und seine Erlebnisse, noch ungelenk, aufzuschreiben beginnt. Dann wieder wirkt Babtschenkos Sprache sehr literarisch, v. a. an Stellen, an denen der Autor das Geschehen kurz reflektiert.


    Ich möchte dieses Buch empfehlen, weil es ein wichtiges Buch ist und weil es dem Autor gelungen ist, ein schweres Thema literarisch gut zu verarbeiten. Mir ist klar, dass ein Buch mit einem solchen Inhalt nicht jeder lesen kann. Trotzdem brauchen gerade solche Bücher Öffentlichkeit und müssen gelesen werden.


    Ich vergebe 8 Punkte.


    Leseprobe:
    Auf der Internetseite des Verlages gibt es eine Leseprobe aus dem ersten Teil des Buches. <klick>

    Ich mag diesen Spruch hier so gar nicht:


    "Jeder ist seines Glückes Schmied."


    Also erstmal die Absolutheit der Aussage – Jeder?
    Dann: Was ist Glück? Das ist doch mittlerweile ein Begriff für alles mögliche geworden.
    Und überhaupt. Es gibt ja wohl noch ein paar andere Voraussetzungen, als nur das eigene Zutun!
    Grmpf. ;-)

    Mein erstes Buch, an das ich mich gut erinnern kann, war "Das große Wilhelm Busch Album". Max und Moritz, Die fromme Helene, Plisch und Plum, Hans Huckebein und wie sie alle hießen.
    Das war damals so ein großformatiges Buch, Zeichnungen noch in schwarz/weiß.
    Als ich noch nicht lesen konnte, hab ich mir nur die Bilder angeschaut und mir die Geschichten dazu ausgedacht. Und als ich dann lesen konnte, hab ich gestaunt, wovon die Geschichten tatsächlich handeln. :lache


    Bei irgendeinem Umzug Jahre später ist das Buch dann weggeflogen, es war schon total zerfleddert und außerdem hatte ich es um viele eigene "Zeichnungen" ergänzt.

    Es ist zwar nicht das eigentliche Thema dieses Romans, aber die Hauptperson dieses Buches ist auch ein Koch:


    Liane Dirks: Vier Arten meinen Vater zu beerdigen
    Roman, 245 Seiten
    Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002
    fester Einband, 19,90 EUR
    ISBN 9783462030709


    aus dem Klappentext:
    Ein karibisches Bestattungsritual ist der Schlusspunkt eines rauschhaften Lebens und der Beginn einer berauschenden und verstörenden Geschichte:
    Hamburg steht im Zeichen der Roaring Twenties, als Günther Andreas Johannes Dirks im elterlichen Schönheitssalon aufwächst, unter der Obhut eines karibischen Kindermädchens. Er wird Koch in einem Nobelhotel, gelangt mit der Feldküche an die Ostfront, gründet eine Familie und feiert Erfolge als Küchenchef im weltberühmten "Marine" auf Barbados, wo er sich auch als versierter Geschichtenerzähler, Verführer und Trinker erweist. Doch seit seiner Jugend beherrscht ihn der Zwang, zum Äußersten zu gehen – in jeder Hinsicht. Auch vor seinen Töchtern macht er nicht Halt. Dann verschwindet Günther, plötzlich und spurlos.
    Jahre später erfährt die Tochter, dass er auf Barbados im Sterben liegt. Was folgt, ist eine atemberaubende Wiederbegegnung und der Anfang eines rückhaltlosen Erzählvorgangs, eingebettet in das Bestattungsritual der Kariben.


    Meine Meinung:
    Das eigentliche Thema des Buches findet sich eher zwischen den Zeilen als dick aufgetragen, trotzdem liest man es immer mit, nachdem man den ersten Hinweis in diese Richtung plötzlich verstanden hat: es geht um Kindesmissbrauch. Die Autorin rekonstruiert das Leben ihres Vaters und hat dafür einen ganz eigenen Schreibstil gefunden, der mir sehr gut gefallen hat. Empfehlung.

    Cormac McCarthy, Die Straße


    Roman, 252 Seiten
    Rowohlt Verlag, Reinbek b. Hamburg 2007
    fester Einband, 19,90 EUR
    ISBN 978-3498045074


    Inhalt:
    Vor Einsetzen der Romanhandlung kam es zur Katastrophe. Was genau passiert ist, wird nicht gesagt: ein Atomunfall, eine globale Umweltzerstörung, der letzte Krieg der Menschheit? Seit Jahren zerfällt die Welt zu Asche. Nur noch wenige Menschen wandern durch die Apokalypse. Die alte Ordnung gibt es nicht mehr, hier herrschen längst andere Gesetze. Es geht ums Überleben, nur die Stärksten haben es bis jetzt geschafft.
    Ein Mann und sein kleiner Sohn, die beiden Hauptpersonen des Buches, gehen gemeinsam Richtung Süden, denn noch einen Winter an dem Ort, an dem sie sind, würden sie nicht überstehen. Der Junge wurde nach der Katastrophe geboren, er kennt die alte Welt nur aus den Erzählungen des Vaters. Der Vater hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Jungen zu beschützen und den Lebenswillen zu bewahren.


    Meine Meinung:
    Cormac McCarthy schildert eine düstere Endzeitvision. Die Sprache, die er hierfür gefunden hat, passt genau zum Geschehen und verstärkt dessen Wirkung noch: kurze Abschnitte, kurze Sätze, Lakonie und Prägnanz, einfache Worte, knappe Dialoge. Gleich beim Lesen der ersten Seite beschlich mich Beklommenheit, die das gesamte Buch über anhielt. Das ist nun nicht unbedingt das Gefühl, das ich mir durchgängig beim Lesen eines Buches wünschen würde, deshalb habe ich mich doch ab und zu gefragt, warum ich diese Geschichte eigentlich (weiter) lesen soll. Was mich dabei bleiben ließ, war die Angst um den Mann und den Jungen, die Frage, ob sie es schaffen, noch einmal rechtzeitig etwas zu essen zu finden oder Gefahren aus dem Weg zu gehen. Die Handlung erscheint mit der Zeit eintönig, entsprechend der aschgrauen Kulisse, die die beiden durchwandern.


    Ein bisschen platt fand ich die Einteilung der wenigen noch umherziehenden Menschen in „die Guten“ und „die Bösen“. Auch der Gedanke an Gott wird immer mal wieder angesprochen, das erschien mir aber jedes Mal ein wenig zusammenhanglos und aufgesetzt.


    Wegen der Sprache und der Art, wie der Autor das Thema umgesetzt hat, ist das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Mich brachte das Buch auch zum Nachdenken darüber, was vom Menschsein in Extremsituationen bleibt und ob sich ein Endzeitszenario tatsächlich so oder so ähnlich abspielen würde. Und Bücher, die nachklingen, gehören auf jeden Fall zu den Büchern, die es zu lesen lohnt.


    Daher von mir insgesamt 7 Punkte.


    Leseprobe:
    <klick>

    Zitat

    Original von Eskalina
    :-) Ich nehme 75 Bücher mit in den Urlaub...und die wiegen insgeamt nur 200g...alle auf dem E-book. Es hat schon was, wenn man nicht so schwer schleppen muss und trotzdem eine riesige Auswahl dabei hat. :wave


    Hallo Eskalina,
    genau so mach ich das auch. *shakehand*
    Bei mir sind aktuell 82 Bücher drauf, davon so gewichtige wie "Krieg und Frieden" von Tolstoi oder "Don Quijote" von Cervantes oder "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski, die schon beim Lesen schwer sind.


    Nun wiegt das alles mit Hülle 220g. Beeindruckend urlaubstauglich.


    Ich bin froh, dass ich mir letztes Jahr einen E-Reader geleistet habe, ich bin auch schon länger drumrumgeschlichen. :-)

    2005 war für mich ein absolut schlechtes Lesejahr. Da hatte ich kaum ein Buch geslesen, das mir so richtig gut gefallen hat. War irgendwie alles grottig. :-( Weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte.
    Das nächste Jahr sollte besser werden, deshalb hab ich mich Anfang 2006 erst einmal hingesetzt und mir überlegt, welche Bücher meines bisherigen Leselebens mir am besten gefallen hatten. Mir fielen damals nur so ungefähr 20 Buchtitel ein (vermutlich bin ich ziemlich mäkelig …). Und da ich meist Büchereibücher lese, hatte ich viele von denen nicht einmal zu Hause! Also hab ich mir die in schönen Hardcoverausgaben gekauft und ein "Lieblingsbücher"-Regal eröffnet.
    Seitdem lese ich eines von diesen Büchern immer mal wieder zwischendurch. Da weiß ich, was ich hab und der letzte Flop ist dann auch nicht mehr so schlimm.
    Von den neu gelesenen Büchern kommt ungefähr eines pro Jahr zu den Lieblingsbüchern hinzu.


    Irgendwann, wenn ich mal im Altersheim gestrandet und auf andere Menschen angewiesen bin, hab ich dann immer noch meine (hoffentlich dann um die 50 und mehr) Lieblingsbücher um mich und les die in Endlosschleife … :-) Muss ich wenigstens niemanden fragen, ob er mir mal bitte dieses oder jenes Buch besorgen könnte, nur, um dann festzustellen, dass es mal wieder nur "Durchschnitt" war. :lache

    Ich wähle meine Bücher nicht spontan. Ich durchlaufe da immer einen ganzen Entscheidungsfindungsprozess.
    Die erste Frage ist: Worum gehts in dem Buch und interessiert mich das überhaupt. Wenn ja, les ich mir Rezensionen durch.
    Und wenn mich auch die Rezis überzeugt haben, stöbere ich noch im I-Net nach einer Leseprobe. Ich liebe Leseproben! Denn wenn mir der Schreibstil dann auch noch gefällt, kann ich mich endlich für das Buch entscheiden.

    Sorry, ich bin ein bisschen spät dran, aber meine Entdeckung des letzten Jahres möchte ich hier unbedingt noch anbringen:


    Marie Hermanson: Muschelstrand
    aus dem Schwedischen von Regine Elsässer
    Roman, 299 Seiten
    Suhrkamp Verlag, Dt. Erstausgabe 2000
    das Taschenbuch kostet 10,00 EUR
    ISBN 978-3518398906


    Inhalt (von Seite 2 des Buches):
    Nach vielen Jahren kehrt Ulrika an den Ort zurück, der sie als Kind jeden Sommer aus ihrer kleinbürgerlichen Enge befreite. Sie erinnert sich an ihre gemeinsamen Sommer mit den Gattmans – gerne wäre sie ein Teil dieser Familie gewesen – und die Geschehnisse um die kleine adoptierte Maja. Das Kind sprach kein Wort, war seltsam unnahbar. Daher erfuhr auch niemand, was passiert war, als sie nach sechs Wochen genauso plötzlich und unversehrt wieder auftauchte, wie sie zuvor verschwunden war.
    Ulrika, Ethnologin und Mythen-Expertin, versucht den "Fall Maja" zu enträtseln.
    Als dunkler Schatten im Hintergrund agiert Kristina: sie lebt zurückgezogen auf einer Schäreninsel, und ihr Vermögen, Zusammenhänge zu erkennen zwischen Dingen, die unvereinbar scheinen, macht sie zur Schlüsselfigur einer magischen Geschichte – der Geschichte dreier Frauen, die anders verläuft, als erwartet.


    meine Meinung:
    "Muschelstrand" ist ein leise erzählter Roman. Man taucht ein in das Land, in die schwedische Natur mit den vielen Schäreninseln und in das Lebensgefühl der Menschen dort. Die Frage um Majas Verschwinden zieht sich durch das ganze Buch. Wo war Maja? Was ist ihr passiert?
    Es ist ein bisschen von allem drin in diesem Buch: das Rätsel um Maja liest sich wie ein Krimi, alte schwedische Legenden von Verschwundenen sorgen für eine Prise Mystik, Kristinas seltsame Zurückgezogenheit wird psychologisch gut dargestellt. Die verschiedenen Lebensentwürfe dreier Frauen und ihrer Familien sind gut miteinander verknüpft, mir sind sie noch lange nachgegangen.
    Ein stilles, unaufdringliches Buch, poetisch, leicht, wehmütig.


    Wer literarisch abseits des üblichen Mankell und Co. mal nach Schweden reisen möchte, liegt mit diesem Buch sicher richtig.


    Ich hab das Buch schon mehrmals verschenkt, bisher erreichten mich keine Klagen von den Beschenkten. ;-)


    Zu diesem Buch gibt es hier im Forum auch schon einen Rezensionsthread.

    Möchtegern – Milena Moser


    Roman, 459 Seiten
    Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München 2010
    fester Einband, 19,90 EUR
    ISBN 978-3312004522


    Inhalt lt. Umschlagtext:
    Die bekannte Schriftstellerin Mimosa Mein, die viele Jahre zurückgezogen auf dem Land lebte, tritt wieder vor die Öffentlichkeit: als Jurorin einer Castingshow. Dort wird sie mit den Lebensgeschichten von Menschen konfrontiert, die buchstäblich alles riskieren, um berühmt zu werden. Und Mimosa Mein riskiert fast alles, um ihnen dabei zu helfen. Ein mitreißender, witziger Roman über Schreiben und Ehrgeiz, Freundschaft und Verrat und die tückischen Zufälle des Lebens.


    Meine Meinung:
    Ich hatte (gemäß Umschlagtext) einen mitreißenden und witzigen Roman über das Schreiben erwartet. Ein kurzweiliges Buch über den Literatur- und Medienbetrieb. In der Jury der Castingshow „Die Schweiz sucht den SchreibStar“ saßen schließlich neben der Schriftstellerin Mimosa Mein auch die Literaturkritikerin Michelle Schlüpfer und der Verleger Gianni Wolfensberger. Dazu tausende SchreibStar-Bewerber, von denen 20 Kandidaten für’s Fernsehen ausgewählt wurden und die wiederum naturgemäß immer weniger wurden, denn nur einer kann gewinnen. Das müsste doch amüsant zu lesen sein. Dachte ich.
    Herausgekommen ist ein Figurentheater. Neben den Jurymitgliedern und den SchreibStar-Bewerbern traten noch unglaublich viele weitere Personen auf: WG-Mitbewohner, Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, aktuelle und verflossene Lieben und Ehepartner der Juroren und Kandidaten, Fernsehleute, Mimosa Meins Briefträger und dessen fernasiatische Verlobte, Mimosas Managerin samt deren gescheiterten Ehen und der aktuellen auch wieder nicht so glücklichen Ehe, die Psychotherapeutin einiger SchreibStar-Kandidaten, der Yoga-Lehrer einer anderen SchreibStar-Kandidatin, eine Friseurin aus dem Ort und deren Kundinnen – die natürlich auch alle schreiben … und viele, viele andere.
    Bei soviel Personal kann man vermutlich nur an der Oberfläche bleiben und alles nur nennen und anreißen. Handlung, Handlung, Handlung eben. Dem Buch hätte es meiner Meinung nach gut getan, ab und zu den Fokus auf eine Person zu lenken und diese dann mehr auszuleuchten, statt immer wieder neue Figuren einzuführen und an diesen vorbeizueilen zur nächsten Person.
    So hab ich die letzten 100 Seiten des Buches nicht mehr gelesen, es hat mich nicht interessiert, wer denn nun der SchreibStar der Schweiz geworden ist oder was es mit den ominösen anonymen Zusendungen an Mimosa Mein auf sich hatte. Schade.
    Von mir also keine Empfehlung. 4 Punkte.

    Das ist eine gute Frage, die ich anderen auch immer gern mal stelle, weil man so wirklich gute Lesetipps bekommt.


    Mein absolutes Lieblingsbuch ist "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow. Das hat mir damals der Freund einer Freundin empfohlen und ich bin ihm echt dankbar für diesen Tipp. Wäre schade gewesen, wenn ich das Buch nicht entdeckt hätte.
    Ich schlag es immer mal wieder auf, lese ein paar Seiten. Ich weiß gar nicht, wie oft ich allein das erste Kapitel schon gelesen hab.
    Als ich das Buch zum ersten Mal las, saß ich mit großen Augen da und dachte immer nur: Meine Güte, das gibts ja nicht, was für ein Buch …
    Vielleicht der beste Roman aller Zeiten, zumindest wüsste ich nicht, wie das noch zu toppen ginge.


    Ein paar Jahre vorher war "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse mein absolutes Lieblingsbuch. Die Sprache hat so was ruhiges, schönes. Außerdem ist es mal eine etwas freundlichere Utopie.


    Und davor war es von Erich Maria Remarque "Im Westen nichts Neues". Kraftvoll und deutlich geschrieben. Mit Botschaft und trotzdem gut. Ein wichtiges Buch.