Ich bin mit Teil 2 jetzt auch durch. Tja, ich weiß nicht, aber so richtig zufrieden bin ich mit dem Buch nicht, denn es liest sich zuweilen doch recht langatmig und ausführlich und der Autor schildert auch alles Mögliche, aber alles hat mich eben dann auch nicht interessiert. Die Ausführungen über’s Boxen, Iris’ Familiengeschichte und auch das Gespräch Colemans mit seinem Anwalt fand ich recht unspannend.
Spannend zu lesen fand ich hingegen zu lesen, wie Coleman so langsam dazu kam, sein Leben als Weißer zu leben. Dieses "Ich geh dann mal als Weißer" hat sich ja Schritt für Schritt entwickelt und das hat der Autor m. E. sehr gut dargestellt, wie ihn der Boxtrainer auf die Idee brachte, die falsche Vermutung der anderen einfach nicht zu korrigieren über die falsche Angabe bei den Papieren für die Navy u. s. w. Das war richtig gut und nachvollziehbar beschrieben.
Ich kann auch sehr gut verstehen, dass jemand versucht, seiner "Randgruppe" zu entkommen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Dazu fand ich die Ausführungen des Vaters über die Diskriminierung Schwarzer sehr gut, Zitat von Seite 121 f.:
"Jedesmal, wenn ein Weißer mit einem spricht, […] setzt er, ganz gleich, wie wohlmeinend seine Absichten sind, voraus, dass er es mit jemandem zu tun hat, der ihm intellektuell unterlegen ist. Irgendwie, und zwar nicht unbedingt durch seine Wortwahl, sondern vielleicht durch seinen Gesichtsausdruck, seinen Tonfall, seine Ungeduld oder auch durch das Gegenteil, nämlich durch seine Nachsicht, seine Zurschaustellung wunderbarer M e n s c h l i c h k e i t, vermittelt er den Eindruck, dass er mit jemandem spricht, der dumm ist, und wenn er merkt, dass es sich nicht so verhält, ist er höcht erstaunt."
Die jeweilige Randgruppe kann man auch austauschen, man lese also bspw. "Jedesmal, wenn ein junger Mensch mit einem alten spricht, …" oder "Jedesmal, wenn ein Nichtbehinderter mit einem Behinderten spricht, …"
Auch die Beziehung und deren Ende zu Steena fand ich spannend und traurig zu lesen. Und auch Colemans Familienhistorie war spannend.
Schlimm fand ich die Szene, in der er sich von seiner Familie lossagt. Hier hab ich mit der Mutter richtig mitgefühlt.
Ich glaube, ich weiß jetzt auch, worum es in diesem Buch generell geht, was uns der Autor sagen will: Philip Roth präsentiert uns ein schillerndes Kaleidokop der amerikanischen Gesellschaft. Und packt da eben alles Mögliche an geschichtlichen, politischen und soziologischen Themen hinein.
Tja, ich weiß nicht. Mir ist das ein bisschen zu viel Kessel Buntes. Bisher hat mich Lester Farley am meisten interessiert – ihn und seine Geschichte könnte ich mir gut als eigenen Roman vorstellen.
Aber gut, ich lese mal weiter.