Beiträge von Rika-

    Zitat

    Original von DraperDoyle
    Wie erging es denn deiner Mutter? Musste sie weit umziehen? Hat sie sich schnell eingelebt? Meiner Mutter fällt es gerade sehr schwer, ihr altes Leben loszulassen :-(


    Weit umziehen musste meine Mutti nicht, es sind nur ungefähr 40 km gewesen. Umgewöhnen musste sie sich nicht wegen der Entfernung, sondern weil sie von einer Kleinstadt in eine Großstadt gezogen ist und ihr kleines Städtchen fehlt ihr schon – es war dort halt alles übersichtlicher, die Wege waren kürzer, die Leute kannten sich, Kleinstadtcharakter eben.
    Eingelebt hat sie sich mittlerweile, aber eine Umstellung war es natürlich. Aber sie war noch nie unflexibel, sie hat auch schon früher im Leben einige Neustarts gewagt.
    Ich denke, der größte und schlimmste Einschnitt in letzter Zeit im Leben meiner Mama war nicht so sehr der Umzug, sondern der Tod ihres Mannes.


    Hm, also gerade, wenn Du noch beide Eltern hast – meinste nicht, dass die zwei das noch stemmen können? Ich weiß ja nicht, wo genau das Problem liegt, aber vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten ohne gleich weit weg zu ziehen. Also z. B. Haus umbauen, Umzug vom Haus in eine kleine Wohnung in der Nähe, betreutes Wohnen, gemeinschaftliche Nachbarschaftshilfe, Hausnotrufsystem, Pflegedienst, Rollator oder E-Mobil für die Mobilität …

    @ DraperDoyle


    Das kommt auf die Art der Rente an.


    Auf die Höhe der Altersrente wirkt sich ein Umzug nicht aus. Die Altersrente errechnet sich aus den während des Erwerbslebens erworbenen Entgeltpunkten (für Zeiten im Beitrittsgebiet Entgeltpunkte Ost, für Zeiten in den alten Ländern Entgeltpunkte West). Ein Wohnortwechsel innerhalb Deutschlands nach Rentenbeginn ändert an dieser Berrechnung nichts mehr.


    Da Du noch beide Eltern hast, geht es ja zum Glück darum erstmal nicht, aber ich will es trotzdem erwähnen:
    Ein Umzug von West nach Ost (und umgekehrt) wirkt sich auf Renten wegen Todes, also z. B. Witwen- bzw. Witwerrente aus. Bei einer Witwen-/Witwerrrente wird eigenes Einkommen (und hierzu zählt auch die eigene Altersrente) abzüglich eines Freibetrages angerechnet. Der Freibetrag ist jedoch bei einem Wohnsitz im Osten geringer, weil er sich aus dem geringeren Rentenwert Ost errechnet. Aufgrund des geringeren Freibetrages erfolgt eine höhere Einkommensanrechnung und im Osten wird daher i. d. R. weniger Witwenrente gezahlt als bei einem Wohnsitz im Westen.
    Dass bei der Einkommensanrechnung bei Renten wegen Todes der Rentenwert Ost maßgeblich ist, wenn der Berechtigte seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort im Beitrittsgebiet hat, steht in § 228 a Abatz 3 Sozialgesetzbuch Sechstes Buch. <klick>


    Auch bei im Ausland erworbenen Rentenansprüchen, z. B. nach Fremdrentengesetz, kann ein Umzug von West- nach Ostdeutschland die Rentenhöhe verringern. (Da hab ich aber jetzt keine Lust, mich einzulesen, weil das bei Deinen Eltern womöglich eh nicht der Fall ist?)


    Es gibt bei der Deutschen Rentenversicherung auch fähige (und kostenlose) Rentenberater. Du kannst auch da noch mal nachfragen, entweder online, telefonisch oder bei einer Beratungsstelle vor Ort. <klick>


    So, nach diesen laaangen Ausführungen ein persönliches Schlusswort:
    Ich finde es gut, dass Ihr Euch Gedanken darüber macht, wie es weiter gehen soll, wenn die Eltern älter werden. Nach dem Tod meines Papas hat es meine Mama noch ein Weilchen alleine probiert, das ging nicht so gut. Und seit anderthalb Jahren wohnen wir jetzt zusammen – das war unsere Lösung und es klappt sehr gut. :-]

    Zitat

    Original von Herr Palomar


    Hast du da mal einen Link?


    Hier ist die amerikanische Seite zur Original-Wand: <klick> Dort gibt’s auch eine Fotogalerie, wenn man die einzelnen Fotos zur Vergrößerung anklicken will, erscheint bei mir allerdings eine Maleware-Warnung!
    Ansonsten ist auch dieser deutschsprachige Wikipedia-Artikel interessant: <klick>
    Weitere Links stehen am Ende dieses Artikels.

    So, ich hab Teil 4 jetzt auch gelesen.


    Gefreut habe ich mich darüber, dass Lester wieder mit dabei war – die Szenen mit ihm sind die intensivsten des Buches.
    Bei dem Besuch des Chinesischen Restaurants hab ich um die Angestellten richtig Angst gehabt. Ich dachte, dass Lester jeden Moment aufspringt und in dem Restaurant ein Massaker veranstaltet, so eindringlich war die Situation geschildert. Eine Konfrontationstherapie gegen das Vietnam-Trauma, das noch nach Jahren (der Vietnamkrieg endete 1975) so tief sitzt.
    Auch den Besuch der reisenden Wand fand ich interessant – ich wusste bisher nicht, dass es ein solches Denkmal und eine reisende Nachbildung davon gibt. Hab gleich mal gegoogelt und mir Fotos angschaut.
    Nach den Szenen im Restaurant und an der Wand war ich allerdings über den im Vergleich hierzu doch recht harmlosen Unfalltod Colemans und Faunias enttäuscht. Ich hatte die absolute Action-Knaller-Szene erwartet – Lester dreht durch und metzelt die beiden blutrünstig nieder, am besten an einem belebten öffentlichen Ort … so was in der Art. Aber denkste, er fährt ihnen nur auf derselben Straßenseite entgegen, Coleman weicht aus, rutscht in den Straßengraben und Ende. Nicht ein kleiner Chrash. :cry


    So, und Delphine hat sich ja erst entpuppt. Sie plagt also nicht nur verweigerte Anerkennung sondern – viel schlimmer – verschmähte Liebe zu Coleman. (Das hat mich echt überrascht.) Eine hochintelligente Frau, die mit ihren Gefühlen nicht klar kommt. Und sie kann ganz schön ausschlagen, alle Achtung.


    Zur Erläuterung des menschlichen Makels. Das erfolgt ja im Zusammenhang mit der Krähe Prince. Könnte daher damit nicht auch gemeint sein, dass der Mensch im Vergleich zu den Tieren mit Makeln (Schuld, schlechte Eigenschaften) behaftet ist? Und dass der Mensch mit seinem Kontakt zu den Tieren selbst die Tiere ins Verderben stürzt, dass die Tiere, wäre kein Mensch da, aber makellos blieben. Nur so ein Gedanke.


    Das Buch nähert sich dem Ende, die Kreise beginnen sich zu schließen (Tod von Coleman und Faunia, Delphines Motive bzgl. Coleman). Es wird Zeit – mir ist das Buch zu langatmig. Ich denke, ohne diese Leserunde hätte ich es schon im 3. Teil abgebrochen. :[ Sorry, aber mir schreibt Mr. Roth zu ausufernd – obwohl, einen knackigen Satz gab es, während des Schlangenfütterns (S. 271):
    "Die Schlange erwog eine achte Maus." :grin


    :wave

    Mich hat das Ende von "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque richtig umgehauen. Obwohl das gesamte Buch ja schon so wuchtig war.


    Ich spoilere mal die letzten Sätze:


    Zitat

    Original von buzzaldrin
    Schon in diesem Abschnitt bekommt man als Leser einen Hinweis darauf, dass auch Faunia ein Geheimnis verbirgt - sie gibt nur vor Analphabetin zu sein:



    Ähnlich wie Silk, lügt Faunia über ihren Status, um einer anderen Gruppe angehören zu können. Das finde ich interessant und es hat mich auch ein wenig überrascht.



    Was? Faunia ist gar keine Analphabetin?? :yikes Das hatte ich glatt überlesen. Die Andeutung folgt ja unmittelbar auf die Szene, in der sich Coleman Faunia als kleines Mädchen im Förderkurs seiner Tochter vorstellt (diese Szene fand ich übrigens sehr gelungen, solche surrealen Sachen lese ich gerne mal zwischendurch, wenn sie phantasievoll gemacht sind und gut passen, lockern solche Szenen enorm auf). Und da die Sequenz vorher so surreal war, hab ich wohl die Anspielung darauf, dass Faunia doch lesen kann, auch nicht ernst genommen …
    Ja aber – wieso macht jemand denn so was? Sich freiwillig abqualifizieren? Es bleibt spannend …

    Zitat

    Original von Herr Palomar


    Das Gespräch war wirklich ziemlich krass, und es hatte einen unangenhemen Beigeschmack, als würden die Leute den Skandal sogar richtig genießen. Aber ich zweifle nicht daran, dass solch ein Ton zu dem Zeitpunkt in den USA an der Tagesordnung war. Jedenfalls klingt es ziemlich authentisch.


    Mmh, ich weiß nicht, auf mich wirkte das nicht authentisch, sondern gewollt vulgär. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Akademiker auf dem Campus tatsächlich so reden, ich finde das nicht glaubhaft. Ich hätte so ein Gespräch eher in einer Kneipe nach dem x-ten Bier verortert.

    Zitat

    Original von Saiya
    Ich mag die Vielschichtigkeit des Charakters von Silk sehr. Er hat gute und schlechte Eigenschaften aber der Autor schafft es immer wieder, daß ich seine Entscheidungen und sein Denken verstehe. Philip Roth läßt ihn sehr menschlich wirken mit Schwächen, Fehlern aber auch großen Stärken.


    Das finde ich auch!
    Roth beschreibt alle Charaktere sehr differenziert und ohne je in Klischees oder in einfaches Gut-Böse-Denken zu verfallen. Die Figurenentwicklung ist bisher das, was mir an diesem Buch am meisten gefällt. Sehr gekonnt, einfühlsam, nachvollziehbar, glaubhaft … :anbet

    Zitat

    Original von Macska
    Das Buch macht mich einfach fertig :bonk


    :knuddel1


    Ja, das Buch nimmt mittlerweile epische Ausmaße an *uff*
    Aber Du fasst den Inhalt immer sehr schön zusammen, Macska. Da muss ich gar nicht mehr überlegen, was in dem jeweiligen Kapitel alles so passiert ist. :-]


    Für mich war dieser Abschnitt bisher der schwierigste. Es wird viel Widersprüchliches erzählt und einiges hab ich auch, ehrlich gesagt, schlicht nicht verstanden.
    Der Krähen-Exkurs (S. 188 – 193) bspw. bleibt mir rätselhaft.
    Und Delphine Roux ist ja der Widerspruch in Person. Sie giert nach Anerkennung in jeder Hinsicht (als Wissenschaftlerin, als Frau …) und wenn ihr die Anerkennung versagt wird, schlägt sie aus. Außerdem scheint sie extreme Ansichten zu haben, wenn’s um Frauenrechte und Rechte sozial Benachteiligter geht. Und Colemans Überlegungen, weshalb er Delphine Roux ans College geholt hat, begreif ich auch überhaupt nicht, Zitat von S. 216:
    "Er wollte sie nicht am College haben. Und darum stellte er sie ein. Und so begannen sie ersthaft, schlecht miteinander zurecht zu kommen." ?(

    Zu Colemans drei Frauen:


    Ich denke auch, dass Steena Colemans große Liebe war, die dann aber an den Umständen und den Auffassungen der damaligen Zeit zerbrochen ist. Coleman hat ja z. B. Steenas Brief, den sie ihm nach einem zufälligen Wiedersehen ans College geschrieben hat, jahrelang aufbewahrt … so etwas macht man nicht, wenn einem der Briefeschreiber gleichtgültig (geworden) ist.


    Vielleicht ist bei Coleman auch etwas zerbrochen, denn seine nächste Freundin Ellie wird nur als "fünfmonatiges Zwischenspiel" (S. 153) bezeichnet – nach Liebe klingt das nicht.


    Eine gute Beschreibung davon, was Ellie und Iris für Coleman sind, steht auf S. 157:
    "Und dann lernt er Iris kennen, und die Sache ist gelaufen. Mit Ellie hat es Spaß gemacht, und es macht auch weiterhin Spaß, aber es fehlt eine bestimmte Dimension. Es fehlt der Ehrgeiz: Diese Beziehung nährt nicht die Vorstellung von sich selbst, die ihn sein Leben lang getrieben hat. Und dann kommt Iris, und er steht wieder im Ring."


    Mir kommt es so vor, als habe Coleman irgendwann nach Steena den Pragmatismus-Hebel bis zum Anschlag durchgedrückt.

    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich finde es beeindruckend, wie gut Philip Roth die Figuren alle entwirft, […]


    Das finde ich auch. Er entwirft die Figuren einschließlich der jeweiligen Familiengeschichte. Sehr aufwändig das Ganze.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Coleman Silk hatte eine große, weitreichende Entscheidung getroffen, die sein weiteres Leben sehr stark beeinflussen wird. Ob er als junger Mann schon wusste, was das bedeuten wird? immerhin zieht er es konsequent durch und scheint es auch nie zu bereuen.


    Na ja, am Anfang ist er da durch seinen Boxlehrer so hineingeschlittert, dann hat er sich bei seiner Bewerbung für die Navy aktiv dafür entschieden, mit Ellie hätte er noch mal die Chance gehabt, wieder ehrlich zu werden … und im übrigen bin ich gespannt, wie das Buch in dieser Hinsicht noch weiter geht. Eine erste Konsequenz war ja bereits die Lossagung von seiner Familie.
    Ich glaub, alle Konsequenzen überblickt man an einer Weggabelung nie.

    Ich bin mit Teil 2 jetzt auch durch. Tja, ich weiß nicht, aber so richtig zufrieden bin ich mit dem Buch nicht, denn es liest sich zuweilen doch recht langatmig und ausführlich und der Autor schildert auch alles Mögliche, aber alles hat mich eben dann auch nicht interessiert. Die Ausführungen über’s Boxen, Iris’ Familiengeschichte und auch das Gespräch Colemans mit seinem Anwalt fand ich recht unspannend.


    Spannend zu lesen fand ich hingegen zu lesen, wie Coleman so langsam dazu kam, sein Leben als Weißer zu leben. Dieses "Ich geh dann mal als Weißer" hat sich ja Schritt für Schritt entwickelt und das hat der Autor m. E. sehr gut dargestellt, wie ihn der Boxtrainer auf die Idee brachte, die falsche Vermutung der anderen einfach nicht zu korrigieren über die falsche Angabe bei den Papieren für die Navy u. s. w. Das war richtig gut und nachvollziehbar beschrieben.


    Ich kann auch sehr gut verstehen, dass jemand versucht, seiner "Randgruppe" zu entkommen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Dazu fand ich die Ausführungen des Vaters über die Diskriminierung Schwarzer sehr gut, Zitat von Seite 121 f.:
    "Jedesmal, wenn ein Weißer mit einem spricht, […] setzt er, ganz gleich, wie wohlmeinend seine Absichten sind, voraus, dass er es mit jemandem zu tun hat, der ihm intellektuell unterlegen ist. Irgendwie, und zwar nicht unbedingt durch seine Wortwahl, sondern vielleicht durch seinen Gesichtsausdruck, seinen Tonfall, seine Ungeduld oder auch durch das Gegenteil, nämlich durch seine Nachsicht, seine Zurschaustellung wunderbarer M e n s c h l i c h k e i t, vermittelt er den Eindruck, dass er mit jemandem spricht, der dumm ist, und wenn er merkt, dass es sich nicht so verhält, ist er höcht erstaunt."
    Die jeweilige Randgruppe kann man auch austauschen, man lese also bspw. "Jedesmal, wenn ein junger Mensch mit einem alten spricht, …" oder "Jedesmal, wenn ein Nichtbehinderter mit einem Behinderten spricht, …"


    Auch die Beziehung und deren Ende zu Steena fand ich spannend und traurig zu lesen. Und auch Colemans Familienhistorie war spannend.
    Schlimm fand ich die Szene, in der er sich von seiner Familie lossagt. Hier hab ich mit der Mutter richtig mitgefühlt.


    Ich glaube, ich weiß jetzt auch, worum es in diesem Buch generell geht, was uns der Autor sagen will: Philip Roth präsentiert uns ein schillerndes Kaleidokop der amerikanischen Gesellschaft. Und packt da eben alles Mögliche an geschichtlichen, politischen und soziologischen Themen hinein.
    Tja, ich weiß nicht. Mir ist das ein bisschen zu viel Kessel Buntes. Bisher hat mich Lester Farley am meisten interessiert – ihn und seine Geschichte könnte ich mir gut als eigenen Roman vorstellen.


    Aber gut, ich lese mal weiter. :-]


    Hallo koob,


    das ist ja eine Überraschung, dass das Leipzig-Gedicht von einer (noch!) Nicht-Leipzigerin war. Freut mich sehr zu hören, dass Du die Stadt so magst! Leipzig ist auch meine Lieblingsstadt, und ich hab das Glück hier wieder zu wohnen, nach ein paar Jahren in der Fremde (in NRW übrigens), weil ich hier keine Arbeit gefunden hab. An die Zeit außerhalb kann ich mich noch gut erinnern – wenn ich dann nach ein paar freien Tagen oder am Urlaubsende wieder weg musste, auf dem Weg durch die Stadt zum Bahnhof war’s immer am schlimmsten, ein Elend, aber wirklich.
    Und der Rückumzug dann, die Umzugskisten haben sich praktisch von alleine gepackt. :lache


    Und ja, Buchmesse ist hier die schönste Jahreszeit!


    Und mit dem Leibzschor Dialekt kommst Du klar? ;-)


    Dann wünsch ich Dir, dass es mit dem Studienplatz hier klappt!


    Gruß aus Leipzig! :wave

    Zitat

    Original von Ronja


    Interessant, dass es dir auch so geht! Ich dachte, das liegt heute an meiner Müdigkeit und Faulheit, dass ich es kaum schaffe, so langsam zu lesen, wie ich es üblicherweise mache. Ich werde das mal weiter beobachten. Liegt es daran, dass man vermeintlich überflüssiges schneller überliest?


    Es könnte auch daran liegen, dass man bei solchen Bandwurmsätzen wissesn will, wie der Gedanke vom Satzanfang denn nun endet und man also aus Neugier ungeduldiger liest. Außerdem markieren ja Punkte größere Verschnaufpausen als Kommas, da aber seltener als üblich Punkte gesetzt werden, holt man auch weniger Luft beim Lesen. :gruebel

    Zitat

    Original von Ronja
    Die Passage, in der Coleman seine Beziehung zu seiner Geliebten schildert, war mir etwas zu lange.


    Mir war die Beschreibung von Faunias Aussehen bei der Szene im Kuhstall zu lang. Hier hätte sich der Autor doch ein bisschen Arbeit sparen können, wenn er nur kurz erwähnt hätte, dass Faunia wie Nicole Kidman aussieht. *scherz*

    Mit dem ersten Teil bin jetzt durch. Bisher kommt mir das Buch wie ein großer Eintopf vor, in den der Autor immer noch weitere Zutaten hineinschnippelt: es werden immer neue Themen eröffnet, z.B. der Vietnamkrieg, das Verhältnis von Coleman zu seinen Kindern …


    Jaaa, und dann sind mir da noch die beiden Anspielungen darüber aufgefallen, dass Coleman und Faunia in wenigen Monaten sterben werden, S. 64 f. Oh, da wird das Ganze wohl in einer großen griechischen Tragödie enden? Ich bin gespannt.

    Zitat

    Original von Clare
    Die langen, verschachtelten Sätze sind mir als Erstes aufgefallen, schon auf den ersten zwei Seiten. Ich liebe lange, komplexe Sätze, wenn sie fließen und mich voranbringen im Buch, wenn sie treffend eine Person oder die Lebensumstände entwickeln und ein Bild entstehen lassen. Viele Autoren versuchen das, aber nicht alle können es. Philip Roth kann es meisterlich! :anbet


    Da stimme ich Dir zur, die langen Sätze bekommt Philip Roth gut hin. (Ich musste nur manchmal an den armen Übersetzer denken und ihn bedauern.) ;-)
    Allerdings habe ich den Eindruck, dass man aufgrund der langen Sätze schneller als üblich durch den Text liest. Irgendwie hastiger und atemloser. Ein paar Mal hab ich versucht, bewusst langsamer zu lesen, wurde dann aber bald automatisch wieder schneller. Absolut passend fand ich dieses hastige Lesen bei der Darstellung von Farleys Vietnam-Trauma – dazu passten die Schachtelsätze ideal, weil das dann noch eindringlicher auf mich gewirkt hat. Farleys Geschichte war für mich bisher die beste Stelle des Buches. (Nur frage ich mich, wer uns dies alles so genau erzählen kann, war doch bisher Nathan die Stimme des Autors. War das ein Perspektivwechsel? Nehm ich das alles zu genau?)


    Tja, aber wenn das ganze Buch so kompakt und hastig ist … Ich würde mir auch mal langsamere, beschreibende Passagen wünschen – zur Erholung. :-)

    Zitat

    Original von buzzaldrin
    Ich habe erst einmal versucht etwas von Joseph Roth zu lesen und bin gnadenlos gescheitert ... vielleicht sollte ich mich daran noch einmal versuchen. :wave


    Ich hab von Joseph Roth bisher nur ein Buch gelesen: "Hiob". Das hat mir allerdings gut gefallen. Der Roman spielt in einem ostjüdischen Schtetl zu Beginn des letzten Jahrhunderts und die Hauptfigur Mendel Singer ist ein frommer Mann, der vom Schicksal (bzw. von Gott) schwer geprüft wird, wie schon Hiob in der Bibel. Ich fand es echt witzig zu lesen, wie Mendel sich gegen Gott auflehnt – z. B. lässt er sich für die Teilnahme beim Gottesdienst bezahlen, wenn er als noch fehlender 10. Mann gebraucht wird. Als ob Gott das kratzen würde. ;-)


    Vielleicht ist das ja eine Leseempfehlung für Dich, falls "Hiob" nicht genau das eine Joseph-Roth-Buch ist, an dem Du gescheitert bist … *hüstel*

    Ich kann dieses dicke Buch empfehlen. Es war damals ein Bestseller, wurde in 25 Sprachen übersetzt und über sieben Millionen mal verkauft (laut "Buch der 1000 Bücher").
    Erzählt wird die Geschichte dreier Frauen aus drei Generationen in China, beginnend in der Kaiserzeit bis zu den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989. Das Buch liest sich weg wie nichts und man erfährt nebenbei viel über chinesische Geschichte und Tradition und über die Zeit unter dem Kommunistenführer Mao Zedong.


    Jung Chang, Wilde Schwäne
    Deutsche Erstausgabe 1991
    Droemer Knaur Verlag
    768 Seiten


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