Ich musste mal ein paar andere Bücher dazwischen schieben, zu Erholungszwecken ;-), aber jetzt bin ich mit dem menschlichen Makel auch am Ende.
Im letzten Teil waren wieder einige interessante Szenen dabei, z. B. die Beerdigungen von Faunia und Coleman, das Gespräch von Lester und Nathan beim Angeln und das Gespräch zwischen Ernestine und Nathan.
Aufgefallen ist mir, dass es bei beiden Beerdigungen viel um den Beruf der Verstorbenen ging. Okay, Colemans Beerdigung wollten seine Kinder dazu nutzen, den Verstorbenen beruflich zu rehabilitieren, aber selbst bei Faunia wurde in der Grabrede sehr herausgestellt, was für eine gute Putzfrau sie war. Ich fand das schon ein wenig merkwürdig.
Bei Lester fiel mir auf, dass er im ganzen Buch nie auch nur einen Moment an seine eigene Schuld bzgl. seiner beiden Einsätze in Vietnam gedacht hat. Vielleicht würde ihm das helfen, sein Trauma mal von einer anderen Seite aus zu bearbeiten, aber nee, sind ja immer die anderen (die Regierung, die ist am weitesten weg) Schuld.
Colemans Schwester Enrestine hat mir gut gefallen und dass man durch sie noch etwas über die politische Bewegung der Schwarzen erfahren hat (z. B. der schwarze Arzt, der an einer Verletzung starb, für die er eine Heilungsmethode entdeckt hatte, aber als Schwarzer in dem Krankenhaus nicht behandelt wurde, unglaublich!) Ernestine hatte auch ganz vernünftige Ansichten, finde ich.
Jaaa, mit den Anspielungen auf die griechische Mythologie – hatte das denn überhaupt irgendeine Funktion, frag ich jetzt mal ganz ketzerisch. Ich meine nämlich, wenn dieses ganze griechische Zeugs nicht im Buch vorgekommen wäre, wäre das Buch auch nicht auseinander gefallen. *hust*
Alles in allem hat mich das Buch leider nicht begeistern können. Ich fand’s oft zu langatmig – z. B. Roth’ "Masche", vor einer spannenden Stelle schnell noch zwei Seiten Familiengeschichte o. ä. einzufügen, um den Spannungsbogen zu verlängern, fand ich irgendwann … na ja … wenn man das als Leser schon kannte, war’s leider nicht mehr spannend. (Zum ersten Mal fiel mir das auf, als Coleman seine weiße Freundin mit zu seinen Eltern nimmt, man weiß, das wird gleich ganz spannend, wie werden alle aufeinander reagieren, die beiden stehen schon an der Haustür und schwupps, gibts noch mal zwei Seiten Exkurs zur Familengeschichte, bis sie endlich an der Tür läuten.)
Ich fürchte, ich bin für Hochliteratur nicht so ganz der geeignete Leser.