Tja, warum tut man was man tut Ich versuche es mal:
Also, zunächst verhält es sich so: Der Roman ist nicht nach Leser- oder Verlagsbedürfnissen geschrieben. Als ich die Idee dazu hatte und ihn schrieb, hätte ich noch nicht ernsthaft gedacht, dass er eine Heimat bei einem großen Publikumsverlag finden wird. Tatsächlich ist es aber so, dass ich ähnliche Thriller selbst sehr gerne lese. Da liegt es nahe, dass man dann auch in dieser Richtung selbst schreibt.
Proportional gibt es natürlich nicht in der Fülle Serien- oder Ritualmörder mit so ungewöhnlichen Tatmustern wie in dem Genre gesamt bzw. im Purpurdrachen. Wenn man sich allerdings einmal anschaut oder recherchiert, was derartige Täter da wirklich machen, verschlägt es einem schon die Sprache - und auf manches kommt man auch in einem Killer-Thriller nicht. Da ist die Realität weitaus fürchterlicher. Man bekommt es in der Öffentlichkeit nur nicht so mit - mal abgesehen von einigen spektakulären Ausreißern. Und operative Fallanalyse oder das so genannte Profiling befassen sich ja durchaus mit einer Menge Dinge, die auch Rückschlüsse auf Täter durch seine "Sprache" zulassen. Das kommt also nicht von ungefähr.
Als Autor bzw für den Leser erachte ich es einerseits als interessant, in einem solchen Thriller mehrere Morde statt nur einen zu haben. Ich finde das bildhafte von fiktiven Taten und Zusammenhänge sinnvoll, damit der Leser gut miträtseln kann, Verbindungen zu Figuren des Romans und deren Bio herstellt und sich zusammen mit dem Ermittlerteam Pfade sucht, die man als Autor beeinflussen kann, um Spannung aufzubauen oder falsche Fährten zu legen. Und da ist man dann sehr schnell bei einem solchen Tätertyp.
Das menschliche Gehirn sucht ja gerne nach Mustern - wenn da jetzt ein Mörder einfach nur wen erschießt, fragt man sich beim Romanpersonal - vereinfacht gesagt: Wer hat ein Motiv und Zugang zu Waffen? Ermordet da einer aber nur Rothaarige und das mit einer sehr speziellen Waffe wie einem Degen und legt zu jedem Opfer ein Gedicht - dann hat der Leser schon sehr viel mehr Parameter, um sich sein eigenes Bild vom Mörder zu entwerfen und beim Romanpersonal zu gucken: Mag da wer Lyrik, sammelt da wer spezielle Waffen oder ist Fechter und hatte eventuell eine rothaarige Mutter? Dann kann da jemand auftauchen, der Sportfechter ist, jemand anders hatte eine verstorbene Gattin mit langen roten Haaren, ein anderer zitiert gerne Schiller - zack, hat man ein ganzes Pokerblatt von Verdächtigen für den Leser auf der Hand...
Zudem sind heute Horror-Roman und Thriller sehr verwoben. Es sorgt natürlich für mehr Gänsehaut, eine inszenierte Ritualtat wie etwa den Mord im Buffalos oder im Kornfeld zu zeigen - als einfach ein Opfer zu zeigen, das einen Messerstich hat. Wobei das letztere wiederum unrealistischer wäre - denn es ist nicht leicht, einen Menschen zu töten, und nicht selten sind tatsächlich erstochene Menschen mit 30 bis 50 oder mehr Messerstichen übersäht, weil es mit einem Mörder bei der Tat regelrecht mit ihm durchgeht bzw. er Panik schiebt, weil er feststellt: Das Opfer wehrt sich ja und schreit und stirbt gar nicht mit einem Stich, oder es geht um Mord aus Leidenschaft und so genannte Übertötung aus Rache. Im Ergebnis wäre man dann im Roman wieder bei der Darstellung einer sehr brutalen und extrem blutigen Tat.
Weiter glaube ich auch, dass unsere Sehgewohnheiten heute anders geprägt sind - durch Filme, Serien, CSI... Da werden schon krasse Dinge im Vorabendprogramm gezeigt, die früher im Kino ab 18 gelaufen wären. Solche Bilder hat man als Leser und auch als Autor im Kopf. Man muss sie natürlich nicht im Roman generieren oder Erwartungen erfüllen, dazu gibt es keine Verpflichtung. Man kann auch Dinge sehr offen lassen. Oder auch nicht
So etwas lang, aber ich hoffe, es kommt so in etwas rüber