Beiträge von homosapiens

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    Original von magali
    Wie sonst erklärst Du Dir KZ-Wärterinnen? Folternde Soldatinnen?



    Da hatte ich ein sehr persönliches Erlebnis. Als junge Studentin war ich auf einem mehrtätigen Seminar über die Gräuel der Nazizeit in Mauthausen. Wir bekamen Gelegenheit Überlebende zu hören und mit ihnen zu sprechen.


    So wie Du konnte ich mir nicht vorstellen, wo die KZ Wärterinnen hergekommen sein mögen. "Wie", fragte ich den Vortragenden Kurt Langbein, selbst KZ Insasse, "konnte man so viele Psychopahten finden, die bereit waren KZ Wärter zu werden." Er sagte, die KZ Wärterinnen (er war als Schreiber in einem Frauenlager gewesen) seien Mädels gewesen aus der Umgebung, ganz normale Mädels, so wie ich. Die ersten Wochen hätten sie schon geweint und hätten Mitleid gehabt (trotz der massiven Propaganda gegen sog. unwertes Leben, das den "Volkskörpe" vergiftet). Doch nach diesen Wochen hätten sie geprügelt wie alle anderen auch.


    Was war geschehen? Man hatte sie überzeugt. Die Insassinnen der KZs durften sich nicht waschen, sie waren schmutzig und stanken gegen den Wind. Der Hunger und die Entbehrungen hatte ihnen einen wilden, irren Blick verliehen, sie sahen nicht mehr menschlich aus. Dagegen wirkten die adretten und gut genährten Wärterinnen wie normale Menschen. Also fiel die Wahl nicht schwer.


    Langbein erzählte dann auch was passierte, als die Amerikaner das Lager befreiten. Die einfachen Soldaten saßen demselben Trugschluss auf, wie die jungen Mädchen vom Lande. Auch sie hielten die adretten Wärter für die aufrechten "Guten" und die zerlumpten, stinkenden, wild dreinblickenden Insassen für den "Abschaum". Die Offiziere, so Langbein, hatten alle Mühe die eigenen Leute davon zu überzeugen, wen sie hier eigentlich befreit hätten.


    Da rinnt einem doch die Gänsehaut was? Ich bin daraufhin sehr demütig geworden und bin nur froh, dass ich damals nicht leben musste. Auch ich wäre jedenfalls als junges Mädchen jeder beliebigen Doktrin aufgesessen. Ob ich eine gute KZ Wärterin gemacht hätte? Wer weiß? Ich getraue mich das nicht zu sagen.


    Die Milgram Experimente werden Dir vielleicht ein Begriff sein? Er hat ja lange Zeit nach dem Krieg in einem phänomenalen Experiment nachgewiesen, dass so etwas jeder Zeit und unter viel geringerem psychischem Druck vorkommen kann (er ließ Versuchspersonen, vermeintlichen anderen VP, die in Wirklichkeit Schauspieler waren, tödliche Stromdosen verabreichen; es genügte offenbar seine "Autorität" als Versuchsleiter um die Folternden alle Hemmungen fallen zu lassen).


    Die folternden Soldatinnen sind wieder ein anderes Kapitel. Ich bin überzeugt, dass diese männlicher sein müssen als die Soldaten um ihre Existenz beim Heer zu rechtfertigen. Wenn Du Lindy English konkret meinst, so war ihr unmittelbarer Vorgesetzter ihr Freund, schon alleine ihm wollte sie beweisen wie tough sie ist. Und außerdem war sicher auch ihm befohlen worden...nur das sprengt nun wirklich diesen Rahmen.


    LG Barbara

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    Original von magali
    Daß Frauen seltener morden, hängt für mich nur mit ihrer untergeordneten Stellung zusammen. Sklaven ermorden auch nicht ihre Herren.
    Gib Frauen die Möglichkeit, die perverse Freiheit dazu und sie tun es. Wie sonst erklärst Du Dir KZ-Wärterinnen? Folternde Soldatinnen?


    Okay, das sind eigentlich zwei Fragen in einem.


    Zunächst zu den Mörderinnen. Mit einer Sache hast Du recht: gleichgestellte Frauen morden eher als unterdrückte. Jedoch lange noch nicht so oft wie Männer. Und vor allem aus sehr unterschiedlichen Gründen!


    Die höchste Rate von Mörderinnen gibt es in den USA, ich glaube, dass da Frauen schon sehr nahe an den Männer dran sind. Erinnere mich nicht ganz genau an die Zahlen, jedenfalls schätze ich, dass auf 100 Mörder etwa 70 Mörderinnen kommen. In Indien hingegen ist die Frauenquote bei Mord gleich 0.


    Interessant ist aber der Grund, warum Männer und Frauen morden. Der psychopatische Massenmörder und der Mörder, der Wildfremde überfällt ist ausschließlich männlich.


    Der Gattenmord ist der häufigste Mord überhaupt. Männer moden, wenn sie sich betrogen fühlen, oft den Nebenbuhler gleich mit. Sitzen sie ein, beweinen sie ihr Schicksal und bedauern vor allem sich selbst.


    Frauen hingegen morden ihren Partner meist erst nach jahrelangem Martyrium. Nach einer endlosen Kette von Demütigungen, Prügel, Vergewaltigungen reicht es irgendwann. Auslöser ist meist, wenn der Gatte sich an den Kinder vergreift, da erkennen die meisten misshandelten Frauen, dass nun endlgültig eine Grenze überschritten wurde.


    Sie handeln dann auch nicht im Affekt, sondern warten bis der Gatte (betrunken) schläft und erschlagen ihn dann (Baseballschläger). Sitzen diese Frauen ein, fühlen sie sich erleichtert, ja das erste Mal richtig frei (und das hinte Gittern!).


    Wenn ich durch eine finstere Garage gehen muss, habe ich weniger Sorge, dass eine Frau hinter einer Säule lauert.


    MFG Barbara

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    Original von magali
    Sie weist nun in Untersuchungsreihen weiblicher Säuglinge nach, daß diese von der ersten Minute an anders behandelt werden als Jungen. Mädchen werden kürzer gestillt und über einen weniger langen Zeitraum, die Sauberkeitserziehung setzt weit früher ein, wie die Erziehung zur Selbständigkeit. Sie werden eher zum Sprechen angeregt, eher auf Klänge und Emotionen erzogen, während Buben eher z.B. zum Greifen und Sehen gebracht werden.


    Also all die Eigenschaften, die man gemeinhin 'weiblich' nennt, sind durch Rollenerwartungen schon festgelegt und werden unablässig weitergegeben, und zwar - das ist wichtig - ohne daß sich die Mütter dessen bewußt sind.


    Hallo magali,


    Auch mich haben Berichte dieser Art immer fasziniert, ich war auch lange Zeit davon überzeugt, dass ausschließlich die Gesellschaft die Geschlechterrollen macht.


    Bis ich selbst Kinder bekam (meine Tochter ist heute 12 mein Sohn 7 Jahre alt). Seitdem weiß ich, dass die Kinder selbst es sind, die mit ihren Anlagen ihre Eltern zu bestimmten Handlungen veranlassen. Es erscheint mir heute nahezu lachhaft, dass irgend jemand der Meinung sein kann, dass man Kindern etwas aufzwingen könnte, was sie nicht selbst wollen.


    Als emanzipierte Mutter hätte ich gerne rosa Tüll und Barbies dümmlich-liebliche Idylle von meiner Tochter ferngehalten. Es war nicht möglich. Zu meinem Entsetzen drehte sie sich mit drei bis fünf Jahren putzsüchtig vor dem Spiegel, probierte Schleifchen im Haar und posierte in Kleidchen. Es gab durchdringendes Gebrüll, wenn ich mich mit einer Hose näherte. Also gab ich auf. Mit 6 Jahren war der Spuk plötzlich vorbei. Plötzlich waren nur mehr Hosen gefragt, jedoch mit glitzernden Applikationen und immerhin noch rosa Oberteilen.


    War ich glücklich, als mein Sohn sich eine Puppe wünschte. Meine Tochter spielte inzwischen mit "My Scene" Puppen und er wollte offenbar mitspielen. Also bekam er eine Puppe. Doch wenn ich erwartet hatte, er würde sie nun kleiden und Rollenspiele spielen, wie die gleichaltrigen Mädchen, so wurde ich herb enttäuscht. Kopflos flog sie bald durch die Gegend und wurde als Hammer misbraucht.


    Also machte ich mich auf die Suche und fand in der Literatur ein Heer von bestätigenden Untersuchungen. Eine der interessantesten ist eine Untersuchung an Israelischen Kibbuzim.


    Diese hatten die absolute Geschlechtergleichheit einzuführen versucht. Kinder wurden gemeinschaftlich betreut um durch individuelle elterliche Betreuung erst gar keine Unterschiede aufkommen zu lassen (oder gar Rollenklischees). Die Kinder wurden als Säuglinge in den Betreuungsanstalten abgegeben. Die Gleichheit aller war das Wichtigste. Also trugen alle Kinder dieselbe Kleidung. Mädchen und Jungen wurde absolut gleich behandelt. Sie aßen und schliefen und duschten gemeinsam.


    Trotz aller Mühe kamen trotzdem nach einigen Generationen die verhassten Rollenklischees wieder zum Vorschein. Die ersten 12 Jahre Gleichbehandlung war für Jungen und Mädchen in Ordnung. Doch mit der Pubertät entwickelten die Mädchen zunächst Schamgefühl, wollten nicht mehr mit den Jungen duschen und Mädchen wie Jungen entwickelten solche Aggressionen gegen das andere Geschlecht, dass schließlich getrennte Schlafräume eingeführt werden mussten.


    Später kamen sich die Jungen und Mädchen wieder näher, hatten Sex (Mädchen und Jungen gleich häufig, immerhin) und dennoch ergab sich auch dabei ein typischer Geschlechtsunterschied. Mädchen legten bei diesen Beziehungen wert auf aufrichtige, intensive Gefühle, Jungen war das weniger wichtig. Selbst die Erziehung in völliger Gleichheit hatte das nicht ändern können.


    Aber es kommt noch dicker: die jungen Frauen führten wieder schöne Kleider ein (statt der Einheitstracht) und benutzen Makeup.


    In der dritten Generation ergaben sich sogar wieder typisch "Frauen-" und "Männerberufe". Z.B. kam in der Landwirtschaft auf 7 Männer nur eine Frau (noch extremer bei Installationen, Elektrotechnik und Tischlerei) , dafür erwärmten sich ausschließlich Frauen für die Säuglingspflege und den Beruf der Volksschullehrerin.


    Was ist daraus zu lernen? Es gibt Geschlechtsunterschiede, die biologische Wurzeln haben, also in unserer Veranlagung verankert sind, ob uns das passt oder nicht.


    Ich verstehe die Panik der Frauenbewegung, denn bisher sind die Geschlechtunterschiede dazu benutzt worden Frauen den schwarzen Peter zuzuschieben. Die Gleichmacherei der 70er Jahre ist daher ein erster notwendiger Schritt gewesen um aufzuzeigen, dass Frauen auf keinen Fall schlechter ausgerüstet sind als Männer. Gut, das unterschreibe ich.


    Ich gehe aber noch einen Schritt weiter. Frauen sind von der Natur nicht nur nicht schlechter sondern sogar besser ausgerüstet als Männer. Die Natur bevorzugt immer jenes Gschlecht, dass in die nächste Generation mehr investiert. Die Natur bevorzugt also die Frauen. Warum tut die Gesellschaft das nicht?


    Weil wir zu lange von männlichen Vorstellungen dominiert wurden. Nur so konnte es passieren, dass die Anhäufung von leblosen Gütern mehr wert sein kann als das gesamte Lebenswerk eines Menschen, dass Egoisten, die sich selbst zu etablieren und abzusichern wussten mehr Ansehen genießen als Menschen die für andere da sind. Dass immer noch Domänen für die Frauen sich hauptsächlich interessieren, schlechter bezahlt werden.


    Die neuen Vorstellungen müssen jedoch auch in den Köpfen der Menschen ihren Niederschlag finden. Die Gesellschaft sind wir, wir können uns also nicht auf sie ausreden. Jeder von uns prägt die Vorstellungen dieser Gesellschaft.


    Ich bin aber zu ungeduldig (so wie Du - lol). Der Schritt, den ich mit diesem Buch und seinen beiden Vorgängern gehen möchte ist der, naturgegebene Geschechtsunterschiede als etwas begrüßenswertes darzustellen (vor allem die Anlagen der Frau wieder salonfähig zu machen). Keine Angst vor Unterschieden. Wir müssen uns nicht verstecken, ganz sicher nicht wir!


    MLG Barbara

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    Original von magali
    Ist es wirklich wahr, daß Frauen das 'Verständnis für Statussymbole' fehlt?
    Vieleicht für die bestimmte Details, aber was anderes als Statussymbole sind Eigenheim mit Designer-Ausstattung, teure Kleider, Markenartikel, über die man mit den Freundinnen tratscht?
    Der Vergleich von Urlaubsorten? Wofür steht ein Wort wie 'Toskana' oder 'Udo Walz'? Oder der Besuch von Restaurants, die bestimmte Zeitschriften nennen?
    Und zwar gleichgültig, ob die Frauen das Geld dafür selber erarbeiten oder einen Ernährer gefunden haben.
    ...


    Ein junger Schimpanse fand einen Blechkanister und bemerkte, dass man darauf herrlich Krach schlagen konnte. Sofort avancierte der zum Alphaaffen, denn so herrlichen Lärm vermochte niemand nachzuahmen. Bis er einmal den Belchkanister unbeobachtet ließ und die anderen Männchen dahinter kamen, wie das "Statussymbol" funktioniert. Sogleich war der "Hochstapler" seine hohe Rangposition los.


    Weibliche Hierarchien funktionieren ganz anders (ich beschreibe sie gerne als konzentrische Kreise, nicht als Pyramiden). Es gibt mindestens eine zentrale Figur in der Beliebtheitsskala, dann folgen die nächsten Freudninnen, die weniger guten usw. Die Beziehungen in der weiblichen Affengruppe laufen über "grooming relationships", also wer krault wen und wie oft. Beim Menschen ist aus dem körperlichen Fellkraulen übrigens ein verbales Fellkraulen geworden.


    Frauen arbeiten an ihrer Beliebtheit, beliebte Frauen, zentrale Figuren im Frauenkreis sind gut informiert. Man fragt sie, man erzählt ihnen etwas, man möcht in ihrer Nähe sein.


    Bei Männern ist das anders. Nicht aus Sympathie wird der ranghöchste Mann umworben, sondern aus Berechnung. Zeigt er Schwäche wird sofort an seinem Sessel gesägt.


    Hochrangige Männer brauchen "Insignien der Macht" um in der Massengesellschat sogleich von jedermann als "wichtig" erkannt zu werden. In unseren Breiten ein Heer von Adabeis die nickend und dienernd den Alphaaffen umschwirren.


    Natürlich hat das Patriarchat seine Spuren auch an uns Frauen hinterlassen. So übernehmen viele auch die Bedeutung der Statussymbole. Schließlich bleibt einer Frau, die weder etwas lernen noch besitzen durfte nichts anderes übrigen, als auf einen Mann zu hoffen, der es in der unvermeidlichen Hierarchie weit nach oben gebracht hat. Und das lässt sie sich dann gerne als "Erfolg" bestätigen.


    Wobei mich immer der Verdacht beschleicht, dass Frauen, die einander mit Statussymbolen kommen, nicht wirklich an Sympathie gewinnen. Obwohl es vielleicht ganz egal ist worüber man spricht beim verbalen Fellkraulen.


    MLG Barbara

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    Original von magali
    Ihr schreibt an einer Stelle, daß man zum Mann wird, Frau aber [i] ist]/i].
    Was ist aus den Erkenntnissen von Ursula Scheus Klassiker geworden:
    Wir werden nicht als Mädchen geboren, wir werden dazu gemacht?


    Liebe magali,


    Sakra (auch ich liebe dieses Wort ;-)), gebrauche auch dazu gerne den Terminus Haxn - da ist mir doch glatt was entgangen ich kenne das Werk von Frau Scheus gar nicht, habe aber eine Reihe von anderen Werken zu diesem Thema gelesen und denke hier ist etwas anderes gemeint - korrigiere mich, wenn ich mich irre.


    In den meisten Werken zu dem Thema wie man zur Frau wird, geht es beim näheren Hinsehen um Verrenkungen und Pervertierungen der weiblichen Persönlichkeit Aufgrund von männlicher Dominanz (z.B. Julia Onkens Vatermänner, mit den 3 Töchtertypen oder Marianne Grabruckner "typisch Mädchen"). Es geht eigentlich um die Verbiegung der natürlichen Weiblichkeit. Nicht die Weiblichkeit an sich wird dabei in Frage gestellt, sonder die Geschlechterrolle soll mit allen Mitteln appliziert werden.


    In unserer westlichen Kultur, da hast Du recht, ist der Unterschied zwischen der Verbiegung von Männern und Frauen im Dienste ihrer jeweiligen Rollen wirklich ein gradueller. Aber diese Abstufung hat es in sich! Wobei es nicht nur damit zusammenhängt, dass Frauen mit Außenseiterrollen besser umgehen können als Männer.


    Einer Frau, die männliches Gehabe an den Tag legt, sich männlich kleidet und ausdrückt wird eher mit Achtung begegnet (nicht selten erreicht sie auch höhere Positionen in der Gesellschaft, weil sie von den bestehenden Männerhierarchien eher als eine der ihren akzeptiert wird). Hingegen werden Männer, die sich weiblich kleiden, gelinde gesagt auffallen, Männer die sich weiblich benehmen werden von anderen Männern sofort als "schwul" abgestempelt und das ist keineswegs ehernhaft gemeint, sondern soll ausdrücken, dass deren Männlichkeit in Frage gestellt wird.


    LG Barbara

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    Original von magali
    Aber muß man nicht eher sagen, daß die Verrenkungen der Massengesellschaft durch Frauen aufgefangen werden?
    So daß das, was für den Nachwuchs von Vorteil ist, heute eigentlich zum Nachteil wird? Weil Frauen verpflastern (müssen), was Männer verbocken?


    Ja, das ist ganz genau der springede Punkt! Frauen sind das Herz dieser Gesellschaft ohne ihr (unbezahltes) emotionales Investment wäre es schlecht bestellt um das gemütliche Zusammenleben. Frauen sind es die Beziehungen anbahnen, die sie aufrechterhalten (Beziehungspflege, Streitkultur) und nötigenfalls auch abbrechen, wenn nicht mehr zu machen ist (80% der Scheidungen werden von Frauen eingereicht).


    Wer macht die sozialen Jobs in der Hauptsache? Und wie gut sind sie bezahlt? Hat die Kindergärtnerin einen Dienstwagen und eine Entourage von Wichtigtuern im Gefolge um ihren Status hervorzuheben? Und dennoch meine ich, dass gerade diese Frauen die wichtigste Arbeit in der Gesellschaft überhaupt leisten: der nächsten Generation auf den Weg zu helfen. Gerade, wo heute die Familien selbst weniger Zeit für den Nachwuchs haben, weil Mutter und Vater berufstätig sind kommt den Betreuungseinrichtungen der Kleinsten die ganze schwere Aufgabe zu.


    Aber gerade diese Menschen werden nicht ordentlich bezahlt (oder zumindest nicht gemäß ihrer Verantwortung).


    Sehen wir uns an was in unserer Gesellschaft hoch honoriert wird. Es sind Manager großer Firmen, die Kapitalflüsse lenken (wenn es wahr ist und diese sich inzwischen nicht schon längst verselbständigt haben). Und das wird bewundert!?


    MNG Barbara

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    Original von magali
    Ich bin noch mal auf S. 111/112 hängengeblieben, wo doch gesagt wird, daß die moderne hoch entwickelte Massengesellschaft ohne den Ausbau der 'Fürsorgeschiene' der Frau über die Jahrtausende nicht möglich gewesen wäre.
    Das ist nun wieder eine diese Verkürzungen, denn das wäre sicher das Thema für eine gesonderte Untersuchung.
    Die Massengesellschaft ist ja nun nicht gerade ein Segen für die Menschheit - da habt Ihr es schriftlich! :-]



    Hi magali!


    Ich stimme völlig überein, die Massengesellschaft ist eine echte Plage (die schlimmste der "8 Todsünden der zivilisierten Menschheit", laut Konrad Lorenz), nur wie auskommen?


    Wir müssen uns arrangieren, es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Nur dass es überhaupt möglich ist, verdanken wir unseren verbesserten sozialen Eigenschaften. Die natürlich auch der Mann besitzt, das will ich gar nicht bestreiten, nur eben noch nicht in dem ausgefeilten Maße wie die Frau.


    Und die menschliche Art als solche verdankt diese verbesserten sozialen Eigenschaften dem verstärkten Mutterinstinkt und dem Partnerwahverhalten der Frau, die jene Männer zu Vätern machte, die dazu taugen. Der Typ Raubaffe eignete sich weniger zum Familienvater und blieb daher am Regal. Das hoffte ich in Teil 2 herauszuarbeiten.


    MFG Barbara

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    Original von magali
    Es gab doch diese These, daß zuerst das Gehirn entwickelt gewesen mußte, um dem 'Menschen' auf die Füße zu verhelfen. Das wurde doch dann widerlegt durch diese 'Lucy'-Funde. oder bin ich da durcheinander?


    magali


    Früher dacht man in der Tat, die Vergößerung des Gehirns sei vor dem aufrechten Gang gekommen (oder zumindest hätte es eine Parallelentwicklung gegeben) und dann fand Donald Johanson 1974 Lucy, die einen offenbar sehr menschlichen Körper und einen kleinen affenartigen Kopf hatte. Lucy revolutionierte sämtliche Vorstellungen über die Evolution des Menschen. Niemand hätte gedacht, dass unsere Vorfahren vor 3 Mio Jahren bereits aufrecht gingen, die Gehrinentwicklung jedoch noch auf sich warten ließ.


    Lucy zählt allerdings nicht zu unseren direkten Vorfahren. Sie gilt auch noch nicht als "Hominide" sondern als "Australopithecus" (Südaffe), ihr Gehrinvolumen (400-530ccm) ist klein und liegt deutlich in der Variantionsbreite der Schimpansen. Erst Homo habilis (der Handwerker) von 2 Mio Jahren galt als Hominide, sein Gehirnvolumen ist bereits 600-700ccm groß und anatomisch modern wirkt erst Homo erektus (der Aufgerichtete, der erste Weltbürger vor ca. 1 Mio Jahren), der bereits 750-1250ccm Gehirnvolumen erreichte. Der moderne Mensch hat heute zwischen 1300 und 1500 ccm Gehirnvolumen.


    Ganz darf man sich jedoch nicht auf das Gehirnvolumen verlassen, es alleine garantiert noch keine Besserstellung. Homo sapiens neanderthalensis (der Neanderthaler) hatte rund ein Viertel Liter Gehirnvolumen mehr als Homo sapiens sapiens (wir) und ist trotzdem ausgestorben.


    MFG Barbara

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    Original von magali


    Tierpaare scheinen ja offenbar bei einem oder einer zu bleiben. Gibt es Studien über verwittwete Tiere?


    Hallo magali,


    Tierpaare sind, was ihre Treue anlangt, den Menschen verblüffend ähnlich. Im Vogelreich kommen uns manche Paare so viel treuer vor, als Menschenpaare (unsere gemeinsamen Lieblinge die Pinguine z.B.) und doch gibt es neue Studien die belegen, dass 10% aller Nachkommen nicht vom Helfer am Nest stammen. Derselbe Prozentsatz findet sich übrigens bei Menschen. Auch bei uns sind 10% der ehelich geborenen Kinder nicht von ihrem Vater. Die Möglichkeiten der Männchen hatten wir ja schon. Betrug durch den Bau mehrerer Nester z.B. - das Männchen mimt den Junggesellen, obwohl es bereits verpaart ist - klingt doch auch irgendwie menschlich.


    Selbst bei unseren Pinguinen, wo das Männchen so viel investiert, sind 10% der Jungen nicht vom Papa.


    Auch bei der Trauer verhält es ich bei paarbildenden Tierarten ähnlich wie beim Menschen. Sie trauern, suchen sich aber nach einer Weile wieder neue Partner. Das ist bei Vögeln in Käfighaltung (Papageien) genauso zu beobachten, wie bei freilebenden Vögeln (Graugänse). Partnerverlust bedeutet Stress, das merkt man den Tieren an.


    Gestern gab es eine Doku über Pinguine im ORF. Da wurde gezeigt was passiert, wenn nach dem langen Winter in dem Papa Kaiserpinguin das Ei bebrütet, Mama Kaiserpinguin es nicht schafft den langen Weg zurück (60km) über das Eis zu kommen. Der Vater kann zwar eine Weile noch das Junge mit Kropfmilch füttern, doch dann muss er selbst Futter suchen.


    Die glücklichen Paare, die wieder zusammen gefunden haben (das Weibchen ruft das Männchen) machen eine rituelle Begrüßung (drehen den Kopf und schlängeln den Hals, Brust and Brust). Das Männchen rückt gar nicht so gerne das Junge heraus. Doch dann siegt der Hunger und das Junge wird der Mutter übergeben, die es mit Krillresten füttert.


    Die armen Männchen deren Weibchen nicht zurückgekommen sind, müssen irgendwann ihre Jungen verlassen, wenn sie nicht selbst verhungern wollen. Da einige Weibchen auch ihre Partner und Jungen nicht mehr vorgefunden haben, gibt es einen regelrechten Kampf um die verlassenen Jungen.


    Das wäre ja wunderbar, wenn das Männchen nun zu dieser Ersatzmutter zurückkommen würde. Das tut es aber offenbar nicht und das Junge wird, wenn das Weibchen wieder gehen muss um zu fressen, dann eindgültig verlassen. Grausig! Hier zeigt sich wieder, wie wichtig die Paarbindung für das Überleben des Jungen sein kann.


    LG Barbara

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    Original von Hazel
    andererseits gibt es mir die Hoffnung, dass diese Themen noch mehr und noch ausführlicher in einem anderen Buch behandelt werden - oder?


    Hallo Hazel,


    Jetzt habe ich Dich sträflich vernachlässigt, ich hoffe Du kannst mir verzeihen.


    Danke für das Stichwort. In der Tat arbeiten wir bereits am nächsten Buch. Es wird ein Buch über Frauen und ihr "natürliches" Verhalten, das in meinen Augen durch das Patriarchat ziemlich pervertiert worden ist.


    Es steckt noch in der Phase den Entwurfes, ich recherchiere gerade Fälle von aggressiver weiblicher Gattenwahl im Tierreich. Eine afrikanische Antilopenart z.B. kämpft tatsächlich um begehrte Männchen, sie stören auch deren Paarung mit anderen Weibchen. Hoch interessant! Wenn jemand Literatur dazu kennt, oder Ideen hat, freue ich mich sehr über Anregungen.


    Diesmal gibt es auch noch keinen Titel á la Mimosen in Hosen. Auch hier freue ich mich über Ideen :-)


    Liebe Grüße


    Barbara

    Hallo Heaven,


    Ich liebe das Zitiat mit dem Frosch! Ich fühle mich als solcher und krabble ständig an glitschigen Wänden ringsum und wenn ich es endlich geschafft habe und meine Saugnapffinger krallen sich an den Brunnenrand, ich könnte also gleich einen Blick über diesen Rand werfen, haut mir jemand aus dem Nachbarbrunnen auf die Finger und ruft: das ist mein Revier! Und ich sage - während ich zurückplatsche - aber du könntest doch bei mir auch mal reinschauen. Das interessiert den Nachbarfrosch aber nicht - anderer Brunnen? Uninteressant!


    LG Barbara

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    Original von magali
    Ein bißchen fragwürdig ist für mich der durchgängige Gebrauch des Wortes 'Ehe', weil das dann, wenn man diese Erkenntnisse auf menschliche Gesellschaften überträgt, eben 'Ehe' assoziiert (Standesamt, Kirche), wobei doch die eheähnlichen Gemeinschaften sicher die gleiche Bedeutung haben.


    Erwischt, ich bin hoffnungslos anthropolmorphistisch - das heißt ich sehe ständig menschliches in tierischem Verhalten und umgekehrt. Ich kann nur wieder Konrad Lorenz zitieren: wir verstehen die Tiere nur deshalb, weil ihr und unser Verhalten denselben Ursprung hat.


    Daher ist es für mich völlig legitim von Ehe im Tierreich zu sprechen, da bin ich ganz unbelehrbar und unverbesserlich. Obwohl ich den Einwand natürlich rational verstehe :-) Vielleicht sollte ich eher von Lebensgemeinschaft sprechen? Das ist halt so ein langes Wort....


    LG Barbara

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    Original von magali
    S. 83 -93
    die Forscher waren Japaner, die Enten sind wohl international


    Die Enten heißen tatsächlich Japanische Enten, das ist wie mit den Wiener Würstchen (die bei uns Frankfurter heißen). Es gibt auch Türkenenten (das sind die mit den roten Köpfen, deren Männchen als einziger Vogel einen Penis besitzt - lol).


    MFG Barbara

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    Original von magali
    Unvernunft, fragwürdiges Heldentum und überindividualisiertes Verantwortungsbewußtsein enthalten.
    Ja, ich weiß, Mütter sind so. Und sie erinnern mich fatal an Männer, die bei dickem Nebel segeln gehen müssen oder ohne Sauerstoff irgendeine Bergspitze erklimmen.


    Dazu als Illustration eine (anekdotische :-)) Geschichte über eine Löwin, die zwei Junge transportieren will. Sie trägt zunächst ihr erstes Junges an den neuen Ort. Als sie umdrehen will, sieht sie einen Jaguar auf einem Ast sitzen. Was tun? Geht sie und holt das zweite Kind, wird das erste inzwischen gefressen. Bleibt sie beim ersten Kind, ist das zweite vielleicht in Gefahr. Ohne Möglichkeit einer übergeordneten Instanz (á la menschliche Vernunft) ist die Löwin nicht in der Lage das Problem zu lösen.


    Sie beginnt einen Pendelgang, entfert sich einige Schritt von Kind 1, nur um wieder zurückzukehren und das über einen langen Zeitraum. Schließlich überwiegt ihr Bedürfnis das zweite Kind zu holen, sie geht und das erste Kind wird gefressen.


    Wie hätte man als Mensch entschieden? Mit Sicherheit hätte man Kind 1 wieder zurückgetragen zu Kind 2 und von dort aus einen neuen sichereren Platz erkundet.


    Nur manchmal gibt es einfach keine vernünftige Lösung und dann siegt die Verantowrtung für das Kind bei den meisten Müttern.


    Das Beispiel mit den tollkühnen Männern hinkt etwas, denn diese bringen sich in Gefahr um sich etwas zu beweisen. Das liegt einer Mutter fern, die trotz Krankheit ihr Kind abholen fährt. Sie will dafür sicher keine Bewunderung sondern dem Kind einen grausigen Schrecken ersparen wenn es an einem fremden Ort plötzlich alleine ist und nicht abgeholt wird. Das hat eher mit dem Löwinnedilemma zu tun.


    MFG


    Barbara

    Zitat

    Original von magali
    S. 83 -93
    Der Einstieg ist anekdotenhaft.


    Hallo magali,


    Konrad Lorenz hat für seine sogenannte "Anecdotical Science" den Nobelpreis bekommen - lol.


    Nein, im Ernst. Antropologie liegt methodisch genau an der Schnittlinie zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften, daher wird mal die eine mal die andere Methode bevorzugt. Aus der Philosophie (Erhard Oeser, 1976) wissen wir, dass der Schluss von einem Fall auf das Gesetzt (Induktion) durchaus zulässig ist, vorausgesetzt dieses Gesetz wurde bereits anhand von Erfahrung (Deduktion) an vielen Fällen erstellt.


    So lüftet sich auch das Geheimnis um Konrad Lorenz' "Anecdotical Science", der aufgrund seiner Erfahrung tatsächlich nur eine Beobachtung brauchte um das Gesetz darin zu erkennen. Natürlich setzt das ein Leben an Erfahrung voraus.


    Das will ich für mich nicht in Anspruch nehmen. Ich habe das Beispiel hauptsächlich als Illustration gebracht, als Auftakt sozusagen. Anekdoten vor dem Hintergrund fachlicher Erfahrung (so bescheiden die meine auch sein mag) kann aber unter Umständen auch ganz lehrreich sein :-)


    LG Barbara

    Zitat

    Original von magali
    Bei Hexenverfolgung geht es nicht um Vernichtung von Wissen, sondern, so krude das klingt, um einen Generalangriff auf das Geschlecht Frau.


    Liebe magali,


    Danke für die tolle Zusammenschau über Hexenverbrennungen, ich habe in dieser Perspektive noch keine Abhandlung zu diesem Thema gelesen - ich vermute Du bist Historikerin, jedenfalls Geisteswisssenschaftlerin (brauchst darauf nicht antworten ;-)). Ich würde gerne darüber lesen, kannst Du was Einschlägiges empfehlen? Schon für das nächste Buch wäre das ganz wichtig.


    Liebe Grüße


    Barbara

    Zitat

    Original von magali
    Widersprechen muß ich bei den Hexen. Das war keine organisierte Form der Vernichtung des Wissens um Schwangerschaftsverhütung.
    Von einem sogenannten 'geheimen Wissen der Frauen' kann man nicht ausgehen.
    Verhütung war immer problematisch, Frauen in der Schwangerschaft und bei der Geburt eine höchstgefährdete Gruppe und Opfer gab es genug.
    Hebamme war zudem immer ein angesehener und staatlich geförderter wie kontrollierter Beruf vom Ende des 15. bis weit ins 17. Jahrhundert, also eben zu Zeiten der Hexenverbrennung.


    Hi magali,


    Die Sache mit den Hebammen unterschreibe ich, aber neben den Hebammen brauchte man sicher auch Ärzte und Apotheker (so wie heute auch). Die Hexenverfolgungen galten kräuterkundigen Frauen, also Frauen die heilkundliches Fachwissen hatten und die gerufen wurden, wenn jemand erkrankte. Es wurden also sehr absichtsvoll gebildete Frauen umgebracht. Es sollte nicht sein, dass neben der katholischen Kirche anderes Fachwissen existierte. Diese Rechnung ist aufgegangen.


    Heute staunen wir über das Fachwissen der Amazonas Indianer, Ärzte und Chemiker rücken aus um die Heilkräfte der Pflanzenwelt zu studieren unter Anleitung der eingeborenen Heiler. Ob es bei uns nicht auch so ein Fachwissen gegeben hat? Das ist aber - ich gebe es zu - eine ganz private Theorie die ich auch nicht publiziert habe, weil ich keine Belege dafür finden konnte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden :-)


    LG Barbara

    Zitat

    Original von magali
    Der Umstand, daß man Männer regelrecht dazu prügeln muß (in Heeren so ab dem späten 17. und im ganzen 18. Jahrhundert wurde vor der Schlacht Branntwein ausgeschenkt und hinter den Soldaten, die da auf Schlachtengemälden so männlich vorwärtsstürmen, standen Feldwebel, die sie vorwärts geprügelt haben!) spricht aber doch gegen die genetisch/hormonell angelegt männliche Gewalt, oder nicht?


    Liebe magali,


    Um richtig zornig zu werden braucht es eben einen triftigen Grund, die Habgier irgendwelcher Potentaten des 17. und 18. Jhd. mag für den einzelnen Sodalten nicht immer ausgereicht haben.


    Mein Großvater väterlicherseits war K&K Offizier im ersten Weltkrieg, er bekam als Akademiker ein polnisches Regiment zugeteilt. Sie wurden nach Osten and die Front geschickt. Es gab keine Probleme mit Deserteuren und keiner der Soldaten musste angetrieben werden - ganz im Gegenteil. Einmal verlor er sogar die Kontrolle über sein Regiment, weil die Fuhrwerke mit den Gulaschkanonen davonfahren wollten, bevor die Soldaten gegessen hatten. Die Männer verfolgten die Kutscher und prügelten sie von den Böcken. Es gab kein Halten mehr. Gib einem Mann einen guten Grund (Hunger) und seine Aggression stellt sich ganz selbstverständlich ein. Ist ein lebenserhaltendes Prinzip.


    Für jene, die nachlesen wollen, mein Großvater, Josef Maria Riedl, hat seine Lebenserinnerungen schriftlich festgehalten und letztes Jahr wurden sie publiziert im Peter Lang Verlag "Josef Riedl. Künsterlbiographie". Opa war nämlich Bildhauer im zivilen Beruf :-) Gerade die Geschichten über die Kriesgjahre sind sehr aufschlussreich. Immerhin hat er zwei Kriege erlebt, wobei er zu seinem Glück im zweiten Weltkrieg schon zu alt für den Wehrdienst war. Da musste mein Vater ran (er war 17) und er hat nie etwas erzählt. Nur bei dem Lied "ich hat' einen Kameraden..." fing er regelmäßig zu weinen an. Ihn musste man wohl prügeln zum Dienst mit der Waffe.


    Auf der anderen Seite habe ich lebhaft seine Zornausbrüche in Erinnerung, sie waren legendär, entluden sich aber immer an Gerät, nie an Personen. So hat er einmal ein Telephon an der Wand zerschellt nach einem unangenehmen Anruf und als dann der Reparaturdienst kam mit Schraubenzieher und anderem Werkzeug um das schadhafte Gerät zu begutachten, sah er ungläubig in eine Schuhschachtel gefüllt mit Scherben.


    Vater hat gelernt mit seinem Zorn umzugehen. Man sah ihm immer an, wenn es mit ihm durchging, dann wurde er ganz weiß um die Nase. Aber er wandte sich ab, ging in den Keller und dort hörte man dann Dinge zu Bruch gehen. Für mich als Kind sehr amüsant. Heut habe ich Hochachtung dafür. Er hat ein Ventil gefunden für seine Aggressionen und hat es geschafft nie gegen Menschen Gewalt anzuwenden.


    Übrigens sind Aggressionen auch Frauen angeboren, ganz klar. Frauen drücken nur all ihre Gefühle leichter verbal aus als Männer. Während Vater sich im Keller austobte, konnte Mutter endlose Schimpfkannonanden loslassen.


    LG Barbara

    Zitat

    Original von moonlight
    Wollte eigentlich sagen, dass Männer, die eigentlich keine bösen Absichten haben, ihr Verhalten in einer Gruppe schlagartig ändern (können). Mir sind sie auf jeden Fall als Einzelperson lieber, als in ihrer Horde, wo sie sich gegenseitig etwas beweisen müssen.



    Dazu gibt es ein ganz tolles Buch von Lionel Tiger "Men in Groups". Machthaber wissen um dieses Gruppenphänomen bei Männern und machen es sich gezielt zunutze. Die Panik die aufkommt, wenn gefordert wird, dass Frauen zum Heer dürfen, ist nicht rein sexistischen Ursprungs. Es wird gefürchtet, dass durch das Mitwirken von Frauen die gezielte Kanalisation von männlicher Gruppen-Aggression auf einen völlig unbekannten Gegener nicht mehr so richtig funktionieren will.


    LG Barbara