Da ist er also, der mit Spannung erwartete dritte und letzte Teil der Victoria Bergman Trilogie.
Wie schon beim zweiten Band hatte ich auch zu Beginn des dritten Bandes Einstiegsschwierigkeiten durch die zwangsbedingte Pause, weil die Nachfolgebände noch nicht erschienen waren. Ich hätte die drei Bücher gerne am Stück gelesen und wer sich auf diese Geschichte einlassen möchte, dem empfehle ich das ausdrücklich. So musste ich erstmal wieder sortieren, wer ist wer, wo passiert was, was war gleich noch mit dem passiert usw. Das macht den Anfang immer etwas mühselig, aber auch im dritten Band hat mich der Erzählstil der Autoren wieder absolut mitgerissen. Wieder ist Schweden düster, die Atmosphäre dicht.
Wo allerdings einige Protagonisten (wie z.B. die Ermittler) in diesem Band sympathischer und glaubwürdiger herüberkamen, schossen die Autoren bei anderen (Victoria, Viggo) ganz schön über das Ziel hinaus, was ich sehr schade fand, da mich bei den vorherigen Bänden immer wieder fasziniert hat, wieviel Recherchearbeit die Autoren in psychologischer Hinsicht da geleistet haben. Was ist den ersten beiden Bänden realistisch war (auch wenn in der Realität üblicherweise nicht alles so geballt auftritt), wird im letzten Band leider zu abstrus und oft nicht mehr nachvollziehbar. Und auch das Ende zählt für mich in gewissem Maße dazu. Ich hatte die ganze Zeit befürchtet, dass mich das Ende enttäuschen wird und leider war es auch - zumindest teilweise - so. Dass die Geschichte kein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende haben würde, das war klar und das ist sicher kein Spoiler. Es geht um geschundene Kinderseelen in jeder Facette, da will man am Ende nicht mit einem Lächeln aus der Geschichte gehen. Leider sorgt aber das abstruse Ende dafür, dass man als Leser bei diesem wichtigen Thema nicht mit dem Gefühl aus der Geschichte geht, dass es sich um etwas Reales, sondern doch nur um eine Gebäude von Autoren mit zuviel Fantasie handelt. Das ist schade, da es in der Geschichte wirklich gute Ansätze gibt, die den Leser aufrütteln und aufregen.
Warum zudem auch noch Handlungsstränge eröffnet werden (Bruder des Gerichtsmediziners, Schuhe des Polizisten), die dann nicht zu Ende geführt werden, sorgt dann zusätzlich dafür, dass der Leser unbefriedigt ist.
Wer dennoch nicht davor zurückscheut, diese Trilogie zu lesen, dem empfehle ich, die drei Bände auf jeden Fall direkt hintereinander zu lesen. Und der Leser wird belohnt mit einem Schreibstil, der einen in düstere Abgründe zieht und einer Geschichte, die schockieren will und die nachdenklich stimmt.
Allerdings möchte ich ganz dringend die Warnung aussprechen, dass diese Bücher im Hinblick auf Kindesmissbrauch und Gewalt gegenüber Kindern ein einziger Trigger sind. Betroffenen und sehr sensiblen Menschen würde ich ganz dringend von der Lektüre abraten.
Für diesen Band würde ich 6 Punkte vergeben. Die gesamte Trilogie würde ich insgesamt aber immer noch mit 8 Punkten vergeben, weil mich einfach der Schreibstil der Autoren mitgenommen hat und ich den Aufbau der Geschichte als sehr ungewöhnliches Leseabenteuer empfunden habe. Und tatsächlich würde ich mir wünschen von dem Autorenduo noch ein Buch lesen zu dürfen (auch wenn es diesmal ein in sich abgeschlossenes sein dürfte).