Zitat
Original von crycorner
Weisst Du, warum das E-Book vernachlässigt wurde? Hast Du einen Einblick in die Daten, die der möglicherweise damaligen Fehlentscheidung zu Grunde lagen?
Wieso sollten die Verlage verhindern, dass Amazon in Deutschland die E-Books pusht? Und wo hat Amazon die Verlagsbranche an die Wand gedrückt? Fakten, bitte. Vielleicht können wir dann gemeinsam Dein wirtschaftliches Verständnis ein bisschen anregen.
Es ist in Internetforen ja nicht unüblich, daß fehlender Sachverstand durch agressives und überhebliches Auftreten kompensiert werden soll. Was von Leuten wie Dir hier geboten wird, ist aber selbst für ein Forum bemerkenswert.
Hier ein paar kurze Eckpunkte zu der Lage in den USA, die einem Kenner wie dir aber sicher bekannt sein dürften:
Nach informierten Schätzungen entfällt ca. 60% des amerikanischen ebook-Marktes auf Amazon. Der Wettbewerb ist fragmentiert, der wichtigste Wettbewerber B&N ist finanziell massiv angeschlagen. Die Kundenbindung von Amazons Kindle ist extrem hoch, da er ein proprietäres Format verwendet und ebooks anderer Anbieter nicht lesen kann.
Die ebook-Preise werden aktuell noch künstlich über das sog. Agency 6 Modell hochgehalten, doch besteht diesem gegenüber der Vorwurf, es handele sich um ein unzulässiges Kartell. Die Aufsichtsbehörden haben deshalb eine offizielle Untersuchung eingeleitet (übrigens nicht nur in den USA, sondern auch in der EU):
http://online.wsj.com/article/…04577084331269336926.html
Die Verlage sehe sich also der Gefahr ausgesetzt, daß nicht nur der massiv wachsende ebook-Markt von einem Vertrieb dominiert wird, die Abhängigkeit von diesem Vertrieb somit stetig wächst, sondern das Preisgefüge könnte aufgrund behördlichen Enschreitens auch noch unter Druck geraten.
Zu allem Überfluss greift Amazon die Verlage auch noch in ihrem Kerngeschäft an.
Die Situation ist für die Verlage also alles andere als rosig. Für den britischen Markt scheint sich bereits eine ähnliche Dominanz Amazons anzubahnen.
Es wäre von Seiten der Verlage also zu bedenken gewesen, ob man Amazon gestattet, auch in Deutschland die Kunden in dieser Form an sich zu binden. Man hat es zugelassen, also kann man sich in Zukunft nicht darüber beschweren, daß man in diesem Marktsegment auf Amazon angewiesen ist.
Natürlich gibt es Verluste durch Raubkopien, doch andererseits gibt es für Autoren auch die Möglichkeit, plötzlich mit Werken wieder Geld zu verdienen, die als Print gar nicht mehr im Sortiment sind. Bei all dem Geschrei über die Verluste der Branche könnte man als Konsument auch die Frage stellen, warum die VG Wort an Stellen die Hand aufhält, an denen gar keine Leistung erbracht wird. Warum soll ich als Käufer eines Drucker/Scanner-Multifunktionsgerätes eine Abgabe an die VG Wort entrichten, wenn ich diesen nur zum Drucken von Familienfotos und einscannen der Zeichnungen der Kinder verwende? Man sollte von Seiten der Unternehmen den Ball also ruhig etwas flacher halten.
Man kann zu den o.g. Punkten natürlich gerne eine andere Meinung vertreten, dieses dümmliche Heissluftgeblase bitte ich aber zu unterlassen.