Da ich auf der Suche nach Erfahrungsberichten über Ebook-Reader vor einiger Zeit überhaupt erst auf dieses interessante Forum aufmerksam geworden bin, möchte ich gerne meine Erfahrungen mit dem Thema beisteuern.
Als begeisterter Leser und Büchersammler stand ich den Readern zu Anfang natürlich eher ablehnend gegenüber. Wie sollte ein solches Gerät mit dem Erlebnis, ein Buch zu lesen, mithalten können?
Aus Neugierde und vor dem Hintergrund restlos ausgenutzter und nicht mehr erweiterbarer Bücherregale entschied ich mich angesichts der Abverkaufsaktion für die Sony-Reader bei Thalia dafür, mich einmal an das Thema heranzuwagen. Also erstand ich einen Sony Pocket-Edition für 99 €. Einige Zeit später kam dann noch bei der Abverkaufsaktion bei Hugendubel einer der handgearbeiteten Ledereinbände von proporta für geradezu lächerliche 15 € hinzu.
Nach nunmehr einigen Wochen Nutzung bin ich begeistert. Der weiche, nach Leder duftende Einband, die Aluminiumoberfläche des Readers und die präzisen Tasten vermitteln schon rein sensorisch ein sehr angenehmes Nutzungserlebnis. Es ist mir unverständlich, warum andere Hersteller nicht mehr Wert auf die Materialanmutung der Geräte legen. Ungeachtet seiner technischen Ausstattung fände ich persönlich den Oyo z.B. weit weniger reizvoll.
Mein Lesekonsum hat sich durch den Reader noch einmal deutlich ausgeweitet. Es ist herrlich, morgens und abends im Zug, auf Geschäftsreisen, in der Mittagspause, eigentlich jederzeit eine kleine Bibliothek dabei zu haben, die nicht größer als ein kleineres Taschenbuch ist.
Wirtschaftlich hat sich der Reader fast jetzt schon für mich gerechnet. Da ein Großteil meiner Lektüre ohnehin aus englischsprachigen Klassikern besteht, ist das Angebot an legalen, kostenlosen ebooks riesig. Sofern es sich um keine besonders schön gestaltete Ausgabe handelt, gibt es aus meiner Sicht gar keinen Grund mehr, rechtefreie Bücher überhaupt noch zu kaufen.
Für die Autoren, Verlage und Buchhandlungen zeichnet sich m.E. ein ähnlicher Umbruch ab, wie für die Musikbranche mit den mp3 und für die Fotobranche mit der Umstellung von Film auf Digitalkameras.
Obwohl sie keine optimalen Lesegeräte sind, werden die "Pads" von Apple, Samsung & Co. den Umbruch forcieren. Die Buchbranche hat immerhin noch den Vorteil, daß die Reader bislang noch kleinformatig und monochrom sind. Für das "gemeine Taschenbuch" spricht außer seiner Robustheit aber nur noch wenig.
Für die Buchbranche steht jetzt eine Richtungsentscheidung an. Die Leser mit hohen Preisen, DRM und der regionalen Abschottung von Märkten zu schikanieren, wird nicht funktionieren. Entweder wird man den Lesern ein attraktives Angebot machen, wie es Apple mit dem iTunes Store geschafft hat, oder ein großer Teil der Leser wird auf illegale Downloadangebote ausweichen. Man stolpert jetzt schon geradezu über diese Angebote im Netz. Selbst aktuelle Bestseller scheinen einfacher als Raubkopie, denn als reguläres Angebot zu finden zu sein. Wenn erst einmal ein erheblicher Anteil der potentiellen Kunden resigniert auf die illegalen Angebote ausgewichen ist, wird es für die Branche schwer sein, wieder gegenzusteuern.