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Original von SiCollier
Was mich gleich zu Beginn irritiert hat, ist die Bemerkung, daß der Gräfin Viktoria ihr Kleid so eng geschnitten ist. Mich hat nun Mode noch nie sonderlich interessiert noch hätte ich Wert darauf gelegt, aber durch meine Jane Austen Lektüre weiß ich (zumindest für England), daß zu ihrer Zeit (also um 1800) die Kleider der Frauen noch relativ weit geschnitten waren, Korsetts wurden erst später Mode.
Wir befinden uns Anfang des 18. Jahrhunderts, da ließen sich die Frauen mit Korsetts schmale Taillen schnüren und trugen über Gestellen weite Röcke.
https://www.was-war-wann.de/mode/mode_1700_1799.html
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Alina schafft es also in der Tat zu fliehen - das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Und Matteo ergreift die Gelegenheit beim Schopf, sich gesellschaftlich - ohne Arbeit versteht sich - zu etablieren und ein paar Stufen empor zu steigen. Er will sogar den Segen ihrer Eltern haben und setzt ganz auf seinen Charme. Bei der Gräfin hätte er wohl auf Granit gebissen, aber muß dem eigentlich alles gelingen?
Gute Frage, SiCollier. Ich habe mir hier die Freiheit genommen, diesen Windhund nicht auf die Nase fallen zu lassen, wobei mir durchaus bewusst war, dass ich dadurch mit den Erwartungen der Leser spiele. Kennt nicht jeder von uns solche Typen, denen durch ihre Ausstrahlung alles zufliegt, obwohl sie charakterlich wenig zu bieten haben?
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Francesco heiratet schließlich doch noch Chiara, auch wenn diese immer noch Matteo nachtrauert. Mit seinem Tod habe ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht gerechnet. Und - das sei offen vermerkt - der brachte für mich auch einen düsteren Schatten über das Buch. Marion Zimmer Bradley hat einmal zum Tod einer Hauptfigur in ihrem Darkoverbuch „Hasturs Erbe“ geschrieben, das sei ihr größter Fehler in den Darkover-Büchern gewesen. An diese Äußerung mußte ich denken, als Francesco starb, denn es erschien mir falsch.
Dass du um Francesco trauerst, ehrt mich als Autorin. Ich will ja Gefühle wecken. Und ich hoffe, du nimmst es mir persönlich nicht übel Nein, ich denke nicht, dass ich es im Nachhinein bereue, dass ich ihn habe sterben lassen. Für mich war die Szene rund mit dem Moment, in dem er erfährt, dass Chiara ihn endlich liebt.
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Willem erkennt, was er für einen Fehler gemacht hat. Am Ende des letzten Kapitels heißt es, er will es bei Paula versuchen. Im Epilog steht als Aussage des Zaren auf Seite 501, daß Dr. Albrecht seine Töchter hervorragend verheiratet habe. Auf Seite 507 ist jedoch von Willem bzw. einem Ehemann von Paula keine Rede. Ich will mal hoffen, daß Willem sich beim Rundblick des Zaren nur gerade gebückt hatte, so daß der ihn nicht sehen konnte.
Okay, ich hätte Willem und Paula noch einmal in der jubelnden Menge extra hervorheben können, aber ich bin davon ausgegangen, dass es nach der Aussage des Zaren auf S. 501, dass Dr. Albrecht seine Töchter erstklassig verheiratet hat, keinen Zweifel mehr am Glück der beiden gibt.
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Der Zar ist eine widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits ganz Kind seiner Zeit und Tradition (Peitsche und Knute), andererseits (für seine Zeit) hochmodern. Der Umgang mit ihm muß schwierig gewesen sein. Jedenfalls eine schillernde Person, mit der ich mich sicher noch einmal näher befassen werde.
Kennst du den DVD-Vierteiler "Peter der Große"? Großartige Unterhaltung und historisch sehr genau! Leider lässt der Film die Gründung St. Petersburgs aus. Aber für mehr Informationen über den Zaren ist der Film ideal. Er basiert übrigens auf dem Buch von Robert K. Massie, das als erzählendes Sachbuch auch überaus unterhaltsam zu lesen ist.
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ich habe einige von Tinas Romanen gelesen, dieser hier - wie formuliere ich das jetzt diplomatisch, wenn mir Diplomatie nicht liegt? - erscheint mir aber von allen, ohne daß ich das rational begründen könnte, als der stilistisch am meisten entwickelte. Relativ bald beim Lesen hatte ich das Gefühl, daß sich der Verlagswechsel (und damit vermutlich auch Lektoratswechsel) gelohnt und dem Buch gut getan hat. Ich empfinde den Schreibstil wesentlich „runder“ und (für mich) besser und flüssiger lesbar als etwa in der Wolga-Trilogie. Ich habe es gerne „ausufernd“ in Büchern, diesem meinem Lesebedürfnis hat das Buch weitgehend entsprochen. Wie gesagt, ich kann es weder rational begründen noch an irgend etwas genau festmachen. Aber ich analysiere einen Stil beim Lesen ohnehin nicht, sondern warte ab, wie das Gelesene auf mich wirkt. Und das tat es hier sehr gut.
Obwohl ich alle meine historischen Romane mit großer Sorgfalt geschrieben und auch stets gut mit dem Lektorat zusammengearbeitet habe, übertrifft die Arbeit, die ich in "Die Stadt des Zaren" gesteckt habe, alles bisherige für mich. Hinzu kommt, dass sich wohl jeder Autor, jede Autorin weiter entwickelt.
Ich habe die Überarbeitungsgänge nicht gezählt (und es dauert, bis man 530 Seiten überarbeitet hat!), und die Lektoratsdurchgänge kamen dann noch dazu. Nie zuvor war ich von solchem Ehrgeiz gepackt, und die Lektorin wurde nicht müde, mich bis an meine Grenzen zu treiben.
Ich lese das jetzt mit großer Freude, dass man dieses Herzblut spürt, das ich in den Roman gesteckt habe, SiCollier.
Auch dir, Lumos, ein herzliches Dankeschön