Beiträge von Ratzefatz

    Zitat

    Aber Fiebetraum hat mich definitiv so abgeschreckt, dass ich von diesem Autor nichts mehr anfangen werde, weder als Hörbuch, noch in gedruckter Form.


    Das hört sich ja wahrlich nicht gerade nach einer Empfehlung an! Ich selbst habe von George R. R. Martin nur die vier bisher erschienenen Bände (auf Englisch) von "A Song of Ice and Fire" gelesen, die ich trotz des beachtlichen Umfangs sehr empfehlen kann; allerdings ist diese Serie natürlich noch unvollendet und es gibt auch im Internet Spekulationen darüber, dass die zwei Randfiguren unter vielen hundert Charaktere (Dany und Jon) letztendlich das Schicksal der Welt entscheiden und all die politischen Geplänkel, die den Großteil der ersten vier Bände ausmachen, zu überhaupt nichts führen werden.
    Mal sehen also, wie sehr sich der Autor da wirklich verzettelt ...

    Hm, sehe ich nicht ganz so. :-) Wenn alle immer die gleiche Meinung hätten, wär's ja auch langweilig. Aber wahrscheinlich habe ich mich unklar ausgedrückt; mit "Jugend" meinte ich nicht nur das körperliche Alter (wobei zwischen "nicht mal zwanzig" und "noch nicht vierzig" für einen Haudegen wie D'Artagnan schon ein gewaltiger Unterschied bestehen dürfte), sondern eher die gute alte Zeit, der alle nachtrauern: Damals, als der Kardinal ein würdiger Gegner (und nicht bloß ein von allen belächelter Italiener) war; als man keine Sekunde lang zögerte, sich auf die Seite der Königin zu stellen; als der König noch ein König und nicht bloß ein Kind war - damals eben waren die Musketiere jung und für mich scheint sich das durch den ganzen Roman zu ziehen, diese "In unserer Jugend war alles einfacher, besser"-Mentalität.


    Und natürlich war in der Jugend auch alles abenteuerlicher, da gebe ich dir völlig Recht. Vor allem bei Porthos und Aramis ist es sehr interessant zu sehen, dass die Erfüllung ihrer Wünsche (Porthos reich, Aramis ein Geistlicher) sie überhaupt nicht glücklich macht - wobei ich vermute, dass auch beim jungen Aramis in den "Drei Musketieren" die Weihe zum Priester nur den ersten Schritt einer geplanten Karriere darstellte und nicht das eigentliche Ziel. Aramis war schon immer ehrgeizig.


    Und danke, dass du geantwortet hast! Ich freue mich immer, über die Musketiere diskutieren zu dürfen! :-)


    LG
    Ratzefatz

    Ich habe das Buch auf einem Bücherei-Flohmarkt erstanden; im Handel ist es vermutlich nicht mehr erhältlich, aber falls es mal jemand erspäht ...


    Klappentext:
    Marie-Louise will Schauspielerin werden. Sie stellt sich gegen ihre Eltern, die für eine Bürokarriere plädieren; verlässt das Elternhaus, quartiert sich in einem schäbigen Frauen-Wohnheim ein und nimmt allerlei Entbehrungen in Kauf, um an einer renommierten Schauspielschule zu studieren. Ihr Verlobter unterstützt die Entscheidung und da Marie Talent hat, schafft sie es wirklich, nach dem Abschluss eine Stelle am Theater zu finden; doch auch dort ist nicht alles wie erträumt.


    Eigene Meinung:
    Obwohl das Buch aus den Siebzigern stammt, liest es sich heute noch flüssig und flott. Maries Sehnsucht nach einem anderen Leben als dem, das sich ihre Eltern vorstellen, und zugleich ihre Zweifel, ob sie mit dem Ausbruch aus der bürgerlichen Existenz die richtige Entscheidung getroffen hat, sind bestimmt auch heute noch aktuell; und der anschaulich beschriebene Alltag an der Schauspielschule sowie die Charaktere der anderen Schüler gefielen mir sehr gut.
    Was mir absolut und überhaupt nicht gefällt, ist die Entscheidung, die Marie am Schluss des Buches trifft. Sie passt nicht zum Rest der Geschichte, sie ist für mich weder verständlich noch nachvollziehbar, und sie ruiniert meiner Meinung nach alles Vorhergehende. Vielleicht sehen andere Leser das anders, aber mir hat dieser Schluss - ohne zu viel verraten zu wollen - jede Sympathie für Maries Charakter genommen. Daher kann ich das Buch auch nicht uneingeschränkt empfehlen, obwohl es in vielerlei Hinsicht sehr interessant ist.

    Deutscher Titel: "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone"


    Klappentext:
    Der fünfzehnjährige Christopher, aus dessen Sicht (Ich-Form) der Roman erzählt wird, ist autistisch (bitte um Verzeihung, falls das medizinisch nicht ganz stimmt, ich bin kein Doktor) und lebt allein mit seinem Vater. Als der Pudel der Nachbarin, Wellington, ermordet aufgefunden wird, beginnt Christopher zu ermitteln und erfährt sehr viel mehr über die Nachbarschaft und über seine Familie - insbesondere seine tote Mutter -, als er je wissen wollte.


    Eigene Meinung:
    Das Buch ist wirklich toll! Selten wurde ein Roman aus solch einer fremden Perspektive geschrieben, die total Absurdes als gewöhnlich und total Gewöhnliches als völlig absurd betrachtet. Christopher ist mit all seinen Eigenheiten ein sehr liebenswerter und sympathischer Junge und es ist wirklich spannend, ihm auf seinem Weg zu folgen. Daher eine uneingeschränkte Empfehlung!

    Ich liebe das Buch und kann es - auf Englisch - sehr empfehlen; Barries Stil ist wunderbar witzig und eigenwillig und allein der Anfang, in dem die Liebe der Eltern und die Gründung ihrer Familie beschrieben werden, hat mich in seinen Bann gezogen. Da kommt Neverland noch mit keinem Wort vor!


    Den bisherigen Warnungen über die Diskrepanzen zu Disney kann ich mich allerdings nur anschließen: Peter und Tinkerbell sind sehr viel mordlustiger, als man das erwarten könnte. Eine von Barries Stärken liegt darin, dass er seine Charaktere sehr kritisch betrachtet und immer wieder Kommentare wie "Peter war leider furchtbar eitel" oder "Geschähe den herzlosen Kindern recht, wenn ihre Eltern inzwischen nicht mehr auf sie warten würden" einwirft, die dem erwachsenen Leser klar machen, wie schlimm die Situation eigentlich ist, obwohl die kindlichen Helden das nicht so sehen. Auch das bittersüße Ende finde ich perfekt.

    "Shirley" war meines Wissens Charlotte Brontes letzter Roman, verfasst nach dem Tod ihrer Schwestern Anne und Emily, deren Charaktere jenen von Caroline und Shirley sehr geähnelt haben müssen. Man merkt beim Lesen, wie schwierig und schmerzhaft das Schreiben für sie gewesen sein muss, und angesichts der Umstände ist es, finde ich, eine tolle Leistung.


    In literarischer Hinsicht hat mir das Buch nicht sonderlich gut gefallen. Caroline fand ich langweilig und Shirley unverständlich; der einzige Charakter, mit dem ich mich wirklich identifizieren konnte und dessen Schicksal mich interessierte, war Gerard Robert Moore. Und obwohl das Buch anfangs versprach, "as unromantic as Monday morning" zu sein, musste der Leser wenig später Carolines Ausführungen darüber erdulden, wie die Lektüre von Shakespeares Werken Robert Moore dabei helfen würde, seine Seele zu reinigen. Die Details sind oft verwirrend - beispielsweise sieht Louis einerseits nicht annäherend so gut aus wie Robert, sieht ihm andererseits aber zum Verwechseln ähnlich. Man merkt dem Roman auch an, dass die Gedanken der Autorin sehr mit dem Tod beschäftigt waren; vom Schicksal der kleinen Jessie bis hin zu der Episode mit dem möglicherweise tollwütigen Hund taucht das Thema immer wieder auf.


    Wie gesagt, es ist ein offenbar schmerzvolles und, wie ich finde, seher tapferes Buch; was die literarische Qualität angeht, würde ich "Villette", ebenfalls von Charlotte Bronte, sehr viel eher empfehlen.

    Ich fand "Villette" ziemlich ... hm, eigenwillig, wäre vielleicht ein guter Ausdruck. Bis zur Hälfte war ich absolut fasziniert, dann hatte ich genug davon und rührte das Buch gut ein Jahr nicht mehr an, bis ich mich doch aufraffen konnte, es fertigzulesen. Und ich bin froh, es getan zu haben. Ich fand Lucy Snowe eine wirklich liebenswerte Heldin und ihre Geschichte spannend; gut gefallen hat mir auch, dass jede Frau ihre eigene Art von Liebe entdeckte, von Lucy mit Paul Emanuel bis hin zu ihren Schülerinnen.


    Etwas irritiert hat mich die Tendenz der Hauptpersonen, immer zuerst an eine übernatürliche Erklärung zu glauben, wenn's eine natürliche auch getan hätte; und vor allem Paul Emanuels Charakter schien mir nicht immer ganz schlüssig, obwohl ich ihn zum Schluss auch ziemlich lieb gewonnen hatte.

    Da ich erfahren habe, dass zB der "Hund von Baskerville" als Kinderbuch verkauft wird, würde mich interessieren, ob jemand von euch eine offenbar für Kinder gedachte Ausgabe des "Zeichens der Vier" gelesen hat - und wenn ja, wie Holmes' Kokainsucht da abgehandelt wird. Irgendwie kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass die als passend für jugendliche Leser erachtet wird; möglicherweise hat man die Stellen einfach weggelassen?

    Soeben habe ich den "Hound of the Baskervilles" gelesen und ihn sehr kurzweilig gefunden. Vor allem die stimmungsvollen und zugleich gruseligen Beschreibungen des Moors haben es mir angetan, und obwohl ich mehr ein Fan von Holmes als von Watson bin, fand ich auch den Mittelteil, in dem Watson mehr oder weniger allein ermittelt, gut zu lesen.


    Das Buch eignet sich auch zum Mitdenken; ich wusste jeweils kurz vor den Charakteren, dass



    Allerdings war ich etwas verdutzt, zu erfahren, dass das Buch auf Deutsch als Kinderbuch (für 10- bis 11-Jährige) verkauft wird: mit dem Höllenhund und zwei brutalen Morden? Mich würde interessieren, ob jemand von euch das Buch als Kind gelesen hat (ebenso andere Sherlock-Holmes-Abenteuer) und wie da euer erster Eindruck war.

    Der Film ist ganz, ganz anders.


    Zum Teil wurden Handlungsstränge hinzugefügt (etwa der Krieg gegen das Nachbarland), zum Teil Charaktere komplett verändert (zB Michael als niedlicher kleiner Junge statt als Teenie) und/oder zusammengefügt (Suliman im Film scheint zB ein Komposit aus dem Zauberer Ben Suliman und Howls ehemaliger Zauberlehrerin zu sein und hat eine völlig andere Agenda als beide), und die Haupthandlung des Buches - betreffend Sophies Schwester und Sophies Versuche, Howl daran zu hindern, ihr Herz zu stehlen - fehlt völlig.


    Obwohl ich an sich ein großer Fan derartiger Filme bin ("Chihiros Reise ins Zauberland" ist einer der besten, die ich kenne) finde ich es in diesem Fall schade, dass so viel verändert wurde; insbesondere Howl ist im Buch ein wesentlich interessanterer Charakter als im Film, wo er eher dem klassischen Helden entspricht.

    Ich hoffe, es ist gestattet, hier auch Kurzgeschichten zu rezensieren!? Das Hörbuch wird von Neil Gaiman selbst gelesen und ist gratis bei Audibles erhältlich; Dauer: 49 Minuten.


    Die Kurzgeschichte erschien gedruckt in der Sammlung "Shadows Over Baker Street" und, soviel ich weiß, auch in Neil Gaimans "Fragile Things". Eine Warnung vorab: Es handelt sich um ein Sherlock-Holmes/Cthulhu-Crossover; wer also mit beiden Universen nichts anfangen kann, wird vermutlich nicht viel Freude daran haben. Von Sherlock Holmes sollte man zumindest "A Study in Scarlet" kennen - je mehr man kennt, desto besser fürs Lesevergnügen, denn es sind ziemlich viele Insider-Gags enthalten.


    Die Handlung (sehr viel kann ich leider nicht vorwegnehmen, um Spoiler zu vermeiden):
    Die Geschichte beginnt sehr ähnlich wie "Study in Scarlet": Der Detektiv und sein treuer Freund werden von Polizeiinspektor Lestrade gebeten, bei der Aufklärung eines Mordes behilflich zu sein. Der Mörder hat das Wort "Rache" hinterlassen und seine Spur führt in eins der schlimmsten Viertel von London, zu einer Schauspieltruppe in einem schäbigen kleinen Theater ...


    Eigene Meinung:
    Obwohl ich vom Cthuluh-Mythos nur die allergröbsten Grundzüge kenne, kann ich dieses Crossover sehr empfehlen: Es ist eine wirklich spannende und sehr überraschende Geschichte in einem alternativen Universum, die den Leser (oder Zuhörer) darüber nachdenken lässt, was aus Holmes und Watson geworden wäre, wenn ... Neil Gaiman liest mit offenbarem Spaß an der Sache und schafft es sehr gut, den einzelnen Charakteren unterschiedliche Stimmen und Akzente zu verleihen; für die dazwischen eingestreuten Reklamen versucht er sich auch mal als Marktschreier.

    Sir Arthur Conan Doyle - The Hound of Baskerville


    Holmes und Watson werden vom Landarzt Dr. Mortimer engagiert: Sein Freund, Sir Charles Baskerville, kam auf merkwürdige Weise ums Leben und nun bangt Dr. Mortimer um die Zukunft des jungen Erben, Sir Henry. Watson begibt sich als Holmes' Vertreter ins malerische Dartmoor und muss sich zwischen einem Schmetterlingsfänger, einem entflohenen Verbrecher und diversen anderen skurrilen Gestalten auf die Suche nach der Wahrheit machen, die hinter der Legende vom Hund von Baskerville steckt.