Zitat
Original von woelfchen
Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, ist die Entscheidung für mich unverständlich:
Wenn ich in der Talkelage rumklettere, kenne ich das Riskio und ich kann mir vorstellen, dass alles Mögliche zur Sicherung unternommen werden. Zudem lässt man sich als Soldat für einen Kriegseinsatz ausbilden, wenn die Psyche schon bei einem Unglück kapituliert, dass frage ich mich, ob die Kadetten den richtigen Beruf gewählt haben.
Hallo Wölfchen...
Da hast Du m.E. unrecht.
Erstens kann nicht "alles Mögliche" zur Sicherung unternommen werden. Das Auf- und Abklettern in den Wanten kann nur frei und ungesichert erfolgen, weil gleichzeitig pro Want, also Pro Jakobsleiter auf jeder Mastseite, etwa 25-30 Leute hochklettern müssen. (Einzelne Klettersicherungen, wie z.B. beim Sportklettern irgendwo in der Halle sind daher nicht möglich...) Erst wenn man auf seiner Rah angekommen ist, kann man sich mit den Karabinerhaken des Klettergurtes in ein Sicherungsseil einklinken...
Zweitens darfst Du, was die "Ausbildung für den Kriegseinsatz" angeht, die Marine nicht in einen Topf mit dem Heer werfen, wo inzwischen verstärkt mit echten Kampf- und Kriegsszenarien geübt wird, die auch die Annahme von Tote und Verwundeten beinhalten.
Die Marine ist dagegen eher strategisch orientiert. Sie wird vermehrt zur Logistik, Aufklärung und Sicherung der Seewege eingesetzt, weniger im direkten Gefecht. (Es gibt allerdings auch Seenot- und Gefechtsübungen, die die Bergung von Verletzten und Toten simuliert...)
Und drittens hätte ich mir die Frage, ob die Kadetten den richtigen Beruf gewählt haben, an Deiner Stelle verkniffen.
Zum einen gehört das schwindelfreie Klettern in der Takelage eines Rahseglers heute nicht mehr unbedingt in das zu erwartende Berufsbild eines Marineneueinsteigers. (Von daher muss die Ausbildung auf der GF tatsächlich hinterfragt werden...)
Zum anderen sind Kadetten, das ist die eigentliche Bezeichnung, nautische Berufsanfänger. Der tödliche Unfall passierte bei den ersten Kletterübungen eines neuen Lehrganges. Ich finde es mehr als verständlich, dass nachdem eine Kameradin neben ihnen zu Tode gestürzt ist, einige der Kadetten "psychisch kapituliert" haben, wie du es nennst. Ebenso menschlich und achtenswert finde ich es, dass die Schiffsführung nicht stur darauf beharrt hat, sie wieder in den Mast zu prügeln und so ebenfalls zu gefährden. Das hätte man vor noch nicht allzu langer Zeit nämlich getan!
Vor dem Hintergrund Deiner sensiblen Beiträge in diesem Thread vor allem zum Thema Gewalt gegen Tiere muss ich mich über Deine doch ziemlich handfeste Aussage im Bezug auf die Jungs und Mädels auf der Gorch Fock schon sehr wundern.
P.S.: Zur Erklärung... Ich bin 1987 als Wehrdienstleistender auf der Gorch Fock gefahren: Meine Position war die oberste Rah im Fockmast. Ich weiß also wie hoch das ist. Soldat sein und Krieg spielen waren mir immer herzlich schnuppe. Die Seefahrt auf diesem Schiff war es nicht.