ZitatOriginal von Lese-rina
So gings mir in diesem Abschnitt (endlich) jetzt auch. Das hat mir im 1. Abschnitt gefehlt und ich bin froh, dass dieses Burow-typische jetzt zum Vorschein kommt. Seltsamerweise aber viel mehr in den Abschnitten, in denen es um Anna geht. Bei Bärbel empfinde ich das exotisches Land viel mehr als Hintergrundkulisse, sie ist nicht so mittendrin wie Anna. Interssanterweise wird ihr (Bärbel) genau diese Empfindung auch in den Mund gelegt. Ist das jetzt Absicht, damit sich der Leser mehr auf die Liebesgeschichte konzentiert und weniger auf das Umfeld oder interpretiere ich da zu viel hinein? Bei Tara ist es wieder anders, sie als Einheimische nimmt ihre Umgebung zu recht nicht so bewusst war wie ein Reisender.
Ich mache mir grundsätzlich Gedanken darüber, wie die Umgebung auf meine Protagonisten wirkt, und genauso beschreibe ich sie auch: Durch die Augen der Personen. In Nepal wirst du zu einer Stelle kommen, an der das besonders deutlich wird: Anna und Tara sehen dasselbe, empfinden es aber völlig anders, beinahe gegensätzlich.
Insofern sind deine Beobachtungen ein schöner Beweis für mich, dass ich meine gewünschte Wirkung auch erreicht habe: Anna als Neuling sieht natürlich erstmal die Oberfläche - mehr kann sie durch fehlendes Wissen ja auch gar nicht sehen - und vermittelt den Lesern erste Eindrücke eines fremden Landes, die ihr auch hättet (und die ich hatte), wenn ihr zum ersten Mal dort hinreistet.
Tara wiederum nimmt vieles als gegeben hin, da es ihr Alltag ist. So wie wir unsere Heimatorte erleben. (Selbst das tolle Rathaus von Hamburg fällt mir nur alle Jubeljahre auf, weil ich den (windigen) Rathausplatz meistens mit in den Jackenkragen verstecktem Gesicht überquere.) Tara nimmt beispielsweise ihren Heimathof erst richtig wahr, als sie im Begriff ist, ihn zu verlassen. Und wenn sie dann an fremde Orte kommt, ist ihre Wahrnehmung trotzdem eine ganz andere als die Annas, unter anderem natürlich auch deshalb, weil Tara die Sprache versteht.
Bärbel, für die, wie 30 Jahre später ihrer Tochter, alles neu ist, ist wiederum zu verstrickt in ihre eigenen Befindlichkeiten, um sich wirklich für ihre Umgebung zu interessieren. Sie gefällt ihr, aber sie ist Kulisse für ihr ganz persönliches Drama.
ZitatOriginal von Lese-rina
Ich finde die Hippiekultur sehr faszierend, aber ich grüble schon dauernd darüber nach, was sie eigentlich in ihrem Leben wollten. Anders leben als ihre Eltern. Ja, aber wie? Dieses planlose "in den Tag leben" ist sicher eine Zeitlang ganz schön, aber dauernd? Oder hatten sie keine Ziele, Pläne für den Rest ihrer Lebens? Was sie an Indien/Nepal so faszinierte (außer billigem Hasch) kann ich teilweise nachvollziehen. Da gab es wohl viele "ausgeflippte" Typen, die komplett anders lebten (wie den schön beschriebenen aschebedeckten Asketen).
Auch hier hast du den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Hippies wussten eigentlich nicht, was sie wollten. Klar, anders leben als die Eltern, aber das Wie war beileibe nicht definiert. Deshalb auch Indien und Nepal, in der Hoffnung, dort etwas zu finden, was die Leere ausfüllte, die die Ablehnung aller in Deutschland herrschenden Werte hinterlassen hatte. Die Hippies waren ja eher unpolitisch, und ihr gesellschaftlicher Einfluss ist mehr darauf zurückzuführen, dass sie - zumindest für einige Jahre - ihr Hippieleben einfach gelebt haben, ohne sich um ebendiese Ablehnung zu kümmern. Trotzdem haben sie mitgeholfen, die starren 50-er Jahre-Normen langsam zu zersetzen und Raum für neue Ideen, Ideale und eine neue Moral zu schaffen.
Und wie üblich: Zu deinen Spekulationen sage ich gar nix
SteffiB