ZitatOriginal von Enchantress
Ich hab allerdings ein bisschen was zu meckern - auf hohem Niveau. Jake wird als harter Kerl dagestellt, als straffällig gewordener Jugendlicher aus einem benachteiligten Stadtteil von L.A. Naja, die Musik, die er da hört, passt da so gar nicht dazu. Coldplay, Linkin Park, Taio Cruz ... das hört sich eher so an als hätte sich ein deutlich erwachsener Mensch darüber Gedanken gemacht, welche Musik die Jugend von heute so hört und das ist alles sehr sehr Mainstream und garantiert keine Musik, die die Kids in L.A. so hören (zu wenig "Ghetto"), zumal Coldplay und Taio Cruz auch noch Briten sind. Für mich als Leser fortgeschrittenen Alters ist das zwar nicht so verkehrt. Ich kann mit der Musik mehr anfangen als wenn da Künstler wie Eazy-E, T-Wayne, Mobb Deep o.ä. erwähnt wären, aber ich könnte mir vorstellen, dass es sich für die junge Leserschaft irgendwie schräg anhört.
Mir ging's gar nicht darum, welche Musik die Kids im realen Green Meadows tatsächlich hören - so wie es in L.A. zwar einen Stadtteil mit diesem Namen gibt, an dessen demographischen Fakten ich mich ein bisschen orientiert habe, das Green Meadows im Buch jedoch ein fiktiver Ort ist. So wie ich mir die Welt vorstelle, aus der Jake eben kommt und die ihn geprägt hat.
Keiner der Stadtteile, in denen man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße kann, weil einem sonst Kugeln um die Ohren fliegen und an jeder Ecke Drogen verkauft werden. Sondern die "ganz normale" weiße Unterschicht, in der Gewalt mehr hinter den Hausfassaden stattfindet als davor und dort auch eine gewisse "Normalität" hat.
Über die Musik wollte ich Jake und seine Kumpels und ihr Leben, ihr Lebensgefühl charakterisieren. Und das sind keine schweren Jungs, die aus Frust und Langeweile losziehen und Leute verprügeln oder jüngere Kids erpressen - sondern Jungs, die mal ein krummes Ding drehen, wenn sich's anbietet, ansonsten aber Party machen resp. bei Bier, Zigaretten, Gras &. Co. chillen, um sich vom sonstigen trostlosen Dasein abzulenken.
Da passte diese Musik einfach für mich - auch ein bisschen im Abgleich mit dem, was die Jugendlichen in meinem Umfeld hören (von denen jeder auch nicht das gleiche hört und mag). Und in der Hoffnung, dass der eine oder andere Leser etwas davon im Ohr hat oder sich zumindest vage etwas darunter vorstellen kann - und darüber auch die Jungs von Green Meadows.
Hardcore-Ghetto-Rap hätte für mich nicht zu den Jungs um Jake gepasst - und ich hätt's auch einfach zu klischeehaft gefunden.
ZitatOriginal von Knoermel
Das ist mir aber auch aufgefallen. Grade Coldplay passt so gar nicht zu Jake.
Deshalb musste es für mich Coldplay sein - gerade dieser Song.
Das verrät ein bisschen, was unter Jakes Oberfläche schlummert.
Es ist schon so gemeint, wenn er sagt:
Ich wurde mutiger und pickte ein paar meiner Lieblingstracks heraus
(S. 67)
SEINE Lieblingstracks. Im Gegensatz zu dem, was die Kumpels hören, wenn sie zusammen sind oder was sie laufen lassen, wenn Mädchen dabei sind.
Vermutlich wissen siene Kumpels nicht mal, dass er klammheimlich Coldplay mag.